Weihnachten mit der Schnecke

Jim (jammernd) Oh Mann, blöde Schule, freu' ich mich auf die Ferien. Der blöde Lehrer wollte wissen, wie lange der 30 jährige Krieg gedauert hat. Ist mir doch egal. Und dann noch die Strafarbeit....

Lucie (kommt auch auf die Bühne) Hallo Jim, was ist los? Du machst ja ein Gesicht...

Jim Hallo Lucie. Ach, der blöde Lehrer hat mir eine Strafarbeit aufgebrummt, weil ich einen einzigen Fleck in meinem Heft hatte.

Lucie Was? Für nur einen einzigen, winzigen Fleck? Eine Strafarbeit? Das ist aber gemein!

Jim Ja nicht wahr? Aber wie gut, dass ich aus den vielen kleinen, einen großen Fleck gemacht habe, sonst hätte ich ja noch mehr schreiben müssen.

Lucie Genau, Lehrer sind ja manchmal so doof. Einmal sagen sie zum Beispiel, zum Lernen ist es nie zu spät... und als ich dann am nächsten Morgen gaaaaanz gemütlich zur Schule komme, so gegen 11 Uhr, meckert diese Ziege rum, ich wär zu spät gekommen.

Jim Zum Glück sind bald Ferien!

Lucie Oh ja, darauf freue ich mich total, vor allem auf Weihnachten und die Geschenke. Ich wünsche mir ein Fur-real Stoffpanda, ein Legofriends Pferdeschau-Set, die neue Hanni-und-Nanni-DVD und einen neuen Schlitten. Was wünscht du dir zu Weihnachten?

Jim Lego Mind Storm, ein großes Trampolin, so für draußen, den Legotechnik-Abschlepptruck und eine Zeitmaschine im Laptop-Design.

Lucie Toll! Das wünsch ich mir auch! Gibt es denn sowas? Und ist das teuer?

Jim Papa hat da so einen Katalog und da sind ganz tolle Sachen drin, sogar richtiges Agentenzeug. Kugelschreiber oder Feuerzeuge mit versteckter Kamera.

Lucie Super! Cool was es nicht alles gibt..

Jim Wenn es sowas da gibt, dann doch bestimmt auch eine Zeitmachine im Laptop-Design.

Lucie Wir können doch so spielen, als hätten wir so ein Ding schon. Hast du Lust?

Jim Ja, das machen wir!. In welche Zeit sollen wir denn? Vor oder zurück?

Lucie Ich möchte lieber zurück – da weiß ich besser Bescheid. Wir hatten doch in der Schule das Thema Weihnachten, weißt du, so mit Maria und Josef und das Christkind.

Jim Och, ich wäre aber lieber in die Zukunft gefahren. Da ist viel mehr Action drin und lauter Sachen, die noch nie dagewesen sind.

Lucie Das spielen wir dann morgen, o.k.? Guck mal, ich hab in meinem Verkleidekorb einen Umhang gefunden (greift hinter sich und holt einen Umhang für sich und einen Turban für Jim, damit seh ich doch bestimmt genau so aus wie die Leute damals, als dieser, wie hieß er doch gleich... Herodes noch König war. So wie Frau Müller uns das erzählte.

Jim Also, ich war in dem Thema auch ganz gut. Wer sind wir denn? Die Hirten, die Wirtsleute oder Josef und Maria?

Lucie Ich finde die Wirtsleute, die waren in der Geschichte irgendwie die Bestimmer..

Jim OK, ich bin der Wirt, der sagt, es gäbe keinen Platz mehr im Haus.

Lucie Gut dann bin ich die Wirtsfrau, die dir sagt, dass wir noch etwas Platz bei den Kühen haben. Denn das Maria dringend Ruhe braucht, könnt ihr Männer ja nicht immer so sehen.

Jim Na gut sag ich dann. Für ein paar Tage dürfen die dann bleiben, bis sie was anderes gefunden haben.

Lucie Du, als die Hirten aber kommen und alle da stehen, da wird mir dann aber komisch, wollen die alle hier übernachten? Und dann erst die drei Weisen!

Jim Frau Müller sagt, es wären drei, aber Papa hat gesagt, in der Bibel steht gar nicht, wieviele es waren. Und bis das die dagewesen sind, haben Maria und Josef längst in einem Haus gewohnt. Lucie Ist das denn so wichtig?

Jim Weiß nicht, egal wir spielen jetzt weiter. Guck mal, was ist denn das da hinten? Ist das eine Schnecke?

Lucie Kriecht die direkt auf uns zu oder sieht das bloß so aus?

Jim Die beeilt sich aber. Will die ein Rennen gewinnen?

Lucie Hallo, Schnecke! Was bist du denn für eine? Ist irgendwas los? Komm, wir tun dir nichts.

Schnecke (außer Atem) Hallo Kinder! Ihr ahnt ja nicht, was ich auf meinem Weg hierher alles erlebt hab! Mich hätten die vielen Füße beinahe plattgetreten! Ein paar Mal wäre ich sogar unter die Räder gekommen. Auf der langen Reise wollte ich doch nur jedem erzählen, was ich Supertolles gesehen hab! Vielleicht könnt ihr das ja auch nicht glauben, aber es ist wirklich, wirklich wahr!

Lucie Ja, echt, Schnecki? Ruh dich einen Augenblick aus und erzähl uns davon.

Schnecke Also, ich muss von vorne anfangen. Ich wohnte auf der großen Wiese, so groß und weit weg. Und wie ich da so vor mich hin krieche und mal hier und da abbeiss und es dunkel wurde, legten sich die Schafe hinter den Gittern hin und es wurde ruhig und friedlich. Ich zog mich in mein Haus zurück und schlief auch. Es waren natürlich auch Menschen dabei, aber die störten mich nicht. Und dann plötzlich...!!!

Jim Schnecki, ich weiß schon, was da passierte! Da wurde es plötzlich so hell wie am Mittag und oben über dir war ein Gerufe, Gebrause und Gedusche.

Schnecke Hey. Wer hat dir das denn erzählt?

Jim Frau Müller! Aber trotzdem, Schnecki erzähl doch einfach weiter. Wie war das mit dem Licht? Hat es die Nacht lange hell gemacht?

Schnecke Ach einer der Hirten hieß Frau Müller? Oh ja, es war ganz wunderbar! Die riesige Gestalt mitten in dem Licht hat von einem Kind gesprochen, das geboren wurde und das in einer Krippe liegt. Auch wenn ich nicht genau weiß, was eine Krippe ist, aber auf einmal fühlte ich mich so sicher, als könnte niemand mein Haus kaputt machen, als brauchte ich nie mehr meine Fühler einzuziehen, wenn ein Vogel über mir schwebt oder ein Igel in der Nähe ist. Es fühlte sich so an, als wären alle Tiere lieb zueinander und keins hätte mehr Angst vor dem anderen. Könnt ihr das verstehen? Als das große Licht wieder fort war, da war auch das gute Gefühl weg. Wenn auch nur für diese kurze Zeit, dieses Gefühl war so schön... (die Schnecke wiegt sich bei dem Gedanken wohlig) Warum die Menschen es dann plötzlich so eilig hatten – also, das musste wirklich ganz besonders wichtig sein, was die vielen, freundlichen Wesen da oben zwischen den Sternen gesagt haben. Und weil ich ja so furchtbar neugierig bin, habe ich mich gleich auf die Spur dieser Zweibeiner in Bewegung gesetzt. Wohin sie verschwunden waren, das konnte ich ja mit meinem Geruchssinn feststellen.

Lucie Schön hast du das erzählt, liebe Schnecki. Darf ich dir mal jetzt erzählen, was die Frau Müller, äh die Schafhirten danach gemacht haben? Sie sind so schnell, wie sie konnten, dahin gelaufen, wohin der Engel sie geschickt hat. Und tatsächlich fanden sie das Kind in der Futterschüssel für den Esel.

Schnecke Wirklich? In der Futterschüssel? Hat es das arme Kind den da nicht gepieckt, vor lauter Heu? Jim Nein, seine Mama hat das Baby ja in Tücher gewickelt und die Krippe sicher vorher mit sauberem Stroh ausgelegt. Damit es das Kind schön weich und gemütlich hat. Schnecke So wie bei mir im Schneckenhaus!

Lucie Stimmt! Ich stell mir das ganz gemütlich und romantisch vor: Letztens war ich mal im Stall auf dem Ponyhof ganz alleine in Stall. Alle anderen waren schon weg, das war so schön. Die Pferde haben ihr Heu gefressen und man hörte nur das leise, zufriedene Mahlen der Zähne. Schnecke Das hört sich wirklich toll an. Sind die Hirten dann in dem Stall geblieben? Lucie Nein, danach sind sie in das Städtchen, in der Nähe, gelaufen und haben allen, die sie getroffen haben, davon erzählt. Und es sind bestimmt noch andere gekommen, um sich das anzugucken. Jim Ja, genau. Frau Müller hat uns auch noch erklärt, dass es sehr wichtig war, dass die Hirten als erstes davon erfahren haben. Weil Gott wollte, dass alle Menschen gerettet werden, von den ärmsten bis zum reichsten.

Schnecke Ich will auch das Kind sehen, wenn ich doch bloß schneller vorankäme! Bis ich an diesem Haus bin, geht es ja schon zur Schule.

Jim Ach was, Schnecki! Ganz so langsam bist du doch nicht! Und so schnell wird ein Baby auch nicht groß.

Schnecke Dann will ich mal los, denn wenn wir hier noch eine Weile quatschen, geht der nicht nur zur Schule, bis ich da bin, sondern ist sogar schon ausgezogen.

Jim (und Lucie) Tschüüüß! Mach's gut, Schnecki

Schnecke Macht`s gut und Tschüß (kriecht von der Bühne)

Lucie Och, das spielen ist ja schön, aber eine echte Zeitmaschine wäre noch viel cooler, also eins weiß ich , die setze ich jetzt ganz hoch auf meine Wunschliste.

Jim Ja, ich auch! Ob's das wohl wirklich schon gibt? Komm mit zu mir und wir gucken mal im Internet mal!

Lucie Ja, Super Idee und wenn es das noch nicht gibt, dann finden wir bestimmt noch andere tolle Sachen.

Jim Au ja, dann kann ich mir noch einmal die neue PS4 anschauen Die kostet aber fast 400 Euro, 4 Euro hab' ich schon, dann fehlen mir nur noch hundert.

Lucie Das hast du ja ruckzuck zusammen, komm wir gehen schnell an deinen Computer.

Jim Genau, laß uns gehen.

(Beide gehen ab (eventuell verabschieden sie sich noch von Publikum). Alle kommen wieder zum Verbeugen. )