Der neue König

Ein Weihnachtsstück: Auf der Suche nach dem neuen König

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Simon: Simon
Halum: Halum
Cora: Cora
Salome: Salome
Diener: Diener der Weisen
1. Weise: 1. Weise
2. Weise: 2. Weise
3. Weise: 3. Weise
1. Kind: 1. Kind
2. Kind: 2. Kind
3. Kind: 3. Kind
Kind(4): 4. Kind
Erzähler: Erzähler

Auf dem Marktplatz

(Simon, Halum, Diener)

Simon und Halum stehen beieinander

Simon Hey, hast Du es schon gehört?

Halum Was denn?

Simon Da ist heute morgen eine große Karawane nach Jerusalem gekommen. Die sollen von ganz weit weg herkommen und sehr exotisch aussehen.

Halum Aha. Und was wollen die hier?

Simon Keine Ahnung. Guck mal da (zeigt auf Diener, der gerade auf die Bühne kommt) , der sieht ja komisch aus.

Diener (kommt herbei) Guten Tag, werte Herren. Meine Herren suchen den neugeborenen König. Können Sie mir sagen, wo ich ihn finde?

Halum (schaut Simon fragend an) Neugeborener König? Hat Herodes einen neuen Sohn?

Simon Hm, Herodes hat zwar zahllose Kinder von zahllosen Frauen, aber mir ist kein neuer Sohn bekannt. Dann hat dieser neugeborener König also nichts mit Herodes zu tun. Das wird ihm nicht gefallen.

Halum Hey, sei vorsichtig. (schaut sich um) Der hat seine Spione überall.

Simon (an Diener) Sagen Sie: Warum suchen sie diesen König hier bei uns überhaupt? Sie haben doch im Morgenland auch Könige.

Diener Meine Herren sagen, dass das ein ganz besondere König sein muss, weil dieser Stern seine Geburt angekündigt. Ein König, größer als alle anderen Könige, so groß, dass sie ihn sogar anbeten wollen.

Auf dem Marktplatz

(Cora, Salome)

Cora und Salome stehen vor einem Haus

Cora Hast Du schon gehört? Ein neuer König! Und es soll nicht Herodes Sohn sein. Das hat mir Josepha erzählt, die mir immer die Haare macht.

Salome Ja, bei der bin ich ja auch. Sie hat mir letztens genau aufgezählt, dass der König jetzt die zehnte Frau hat und sechzehn Kinder!

Cora Na ja, ob man von allen Kindern weiß! Und ein paar hat er ja auch schon selber hinrichten lassen.

Salome Er ist halt der König, er wird schon wissen, was er tut.
Die jetzige Frau Elpis war jedenfalls nicht schwanger, das hätte der Hof laut verkündet.

Cora Mit dem neuen König kann es jedenfalls nur besser werden. Hoffentlich ist er ein richtiger Jude, im Gegensatz zu Herodes!

Salome (deutet an, leise zu sein) Psst, nicht so laut. Du weißt doch nie, wer mithört. (lauter) Und außerdem ist Herodes gar nicht so schlimm. Durch den neuen Tempel kommen so viele Pilger wie nie zuvor in unsere Stadt und unser Geschäft läuft super dadurch.

Cora Ja, ja, Hauptsache das Geschäft brummt. Aber was mit der Angst, mit der Willkür? Zwei meiner Brüder hat er schon ermorden lassen. Angeblich zählt im römischen Reich das Recht, aber Herodes macht sowieso, was er will.

Salome Deine Brüder gehörten aber auch zu den Pharisäern, die das Ende von Herodes Herrschaft angekündigt hatten. Ich halte mich lieber aus allem 'raus, dann passiert mir auch nichts.

Cora Und wenn das alle machen, passiert nie etwas. Ob dieser neue König etwas ändert? Ob er wirklich für die einfachen Leute da ist? Ob er ehrlich ist, gütig und hilft?

Salome Das wäre schön! (zuckt vor ihrer eigenen Courage zusammen und schaut sich ängstlich um)

Auf dem Marktplatz

(Simon, Halum)

Simon und Halum stehen beieinander

Simon Das war ja ein Typ. „Ein König, größer als alle anderen Könige“. Das wird Herodes wirklich nicht gefallen, zumal er sich „der Große“ nennt.

Halum Was kann er damit meinen? Noch reicher, noch mächtiger als.. als der Augustus in Rom?

Simon Ich glaube, so eine Vermutung würden die römischen Spione auch nicht gut finden.

Halum (blickt sich entsetzt um) Hast Du einen gesehen?

Simon Entspann Dich. Aber Du hast schon recht. Wann ist ein König überhaupt ein großer König? Vor Herodes habe ich nur Angst und versuche nicht in sein Blickfeld zu kommen. Und Anbetung? Der römische Kaiser läßt sich anbeten, vor dem werfen sich alle auf den Boden. Aber das ist nur doch auch nur ein Mensch!

Halum (blickt sich wieder entsetzt um) Hey, jetzt sei doch 'mal vorsichtiger. (reckt sich) Guck mal ganz dahinten, zwischen den Häusern hindurch. Da ist die Karawane.

Simon Oja, und man sieht diese Magier. Die haben ja schon einiges an Gefolge dabei. Eins, zwei, drei, ... Och nöh.

Halum Jetzt hat der Depp tatsächlich sein Kamel zwischen die Häuser gestellt. Wieviele Magier waren das jetzt?

Simon Na ja, bis das Kamel das Kamel zwischen die Häuser führte, habe ich drei gesehen. Aber vielleicht können wir die Karawane ja noch einmal sehen.

Halum Ich glaube (schaut sich um, leise) , ich würde lieber den neugeborenen König einmal sehen.

Drei Weise und einige Kinder

(1. Weise, 2. Weise, 3. Weise, 1. Kind, 2. Kind, 3. Kind, Kind(4))

1. Weise, 2. Weise und 3. Weise bewegen sich nebeneinander, als würden sie auf einem Kamel reiten.

1. Weise Jetzt haben wir schon fast ganz Jerusalem durchsuchen lassen und nichts gefunden!

2. Weise Nach dem, was dieser alte Mann vorhin gesagt hat, soll der neugeborene König ja gar nicht hier sein, sondern in einem kleinen Nest namens Bethlehem.

3. Weise Das ist schon seltsam. Also ich hätte auf die Hauptstadt als Geburtsort des neuen Königs getippt.

1. Weise Ich auch. Aber obwohl wir schon solange unterwegs sind, wird mir die Zeit für die Suche nicht zu lang. Um nichts in der Welt möchte ich verpassen, diesen neuen König zu finden.

3. Weise Das geht mir genauso.

2. Weise Mein Diener hat mir gesagt, dass die Leute hier ihren König nicht besonders mögen.

1. Weise Du kennst doch diese Provinzkönige. Abhängig von einem übergeordneten König wollen sie doch immer zeigen, wie groß sie sind, und versetzen ihre Untertanen in Angst und Schrecken.

2. Weise Der neue König ist sicher ganz anders. Ich habe irgendwie das Gefühl, als würde ich bald finden, was ich schon immer gesucht habe.

3. Weise (Kinder erscheinen auf der Bühne) Guck mal, die Kinder.

Kind(4) (zu 1. Kind) Frag Du, ich trau mich nicht. (schubst 1. Kind leicht zu den Weisen hin)

1. Kind (fasst sich ein Herz und spricht zu 1. Weise) Seid Ihr ein Zauberer?

1. Weise (lächelt) Wir sind Sterndeuter. Wir beobachten die Himmelskörper und lesen darin.

2. Kind (Guckt nach oben) Da sind doch gar keine Buchstaben!

2. Weise (zeigt in den Himmel) Seht ihr da oben diesen hellen Stern? Das ist der Stern des neuen Königs der Juden. (alle Kinder gucken nach oben)

Kind(4) Boah, ist der hell!

2. Kind Aber wir haben doch schon einen König, Herodes.

3. Weise Dieser neue König wird noch viel größer sein. Wir suchen ihn, um ihn anzubeten.

3. Kind Warum?

1. Weise (lächelt) Wir glauben, dass dieser König von Gott zu uns gesandt wurde.

1. Kind Ist dieser neue König wie König David? Der Lehrer hat uns in der Schule von ihm erzählt.

2. Weise Es tut uns leid, wir kennen diesen König David nicht.

2. Kind Er hat als kleiner Junge schon Gott vertraut und einen gefährlichen Riesen getötet. Und als er groß war, hat er sich um unser Volk gekümmert und es beschützt.

3. Kind Unser Lehrer sagt, dass David der beste König war, den Israel jemals hatte.

2. Weise (lächelt) Ich glaube, dass der neue König noch viel größer und gütiger als euer König David sein wird.

Die Weisen unterwegs

(1. Weise, 2. Weise, 3. Weise)

1. Weise, 2. Weise und 3. Weise bewegen sich nebeneinander, als würden sie auf einem Kamel reiten.

1. Weise Das war eine seltsame Einladung gestern, bei dem König Herodes.

2. Weise Ja, wir sollen uns sorgfältig nach dem Kind erkundigen und ihm dann Bescheid gaben, damit er auch selber dem Kind die Ehre erweisen kann.

1. Weise Glaubst Du das?

2. Weise Ich weiß nicht. Vielleicht hat ihn das ja auch gepackt, so wie uns. Und außerdem sind wir Gäste hier in diesem Land. Wir sollten den König nicht hintergehen.

3. Weise Der neue König muss schon fast zwei Jahre alt sein.

2. Weise Das stimmt. Solange sind wir also schon unterwegs! Und trotzdem würde ich noch viel weiter ziehen, nur um diesen König zu finden.

3. Weise Der Stern leitet uns, er zieht wirklich vor uns her. So etwas habe ich noch nie erlebt!

1. Weise Aber seit einiger Zeit scheint er zu stehen. Er ist jetzt fast senkrecht am Himmel. Das Haus dahinten, dass muss sein!

2. Weise Wir sind am Ziel. In diesem Haus ist er, ich bin ganz sicher!

Kurzer Schlußmonolog

(Erzähler)

Erzähler Als sie den Stern sahen, kam eine sehr große Freude über sie, steht in der Bibel.

Wenn die Sterndeuter Diener dabei hatten, was zu vermuten war, dann war es auch für die Diener ein besonderes Erlebnis. Denn wahrscheinlich hatten sie ihre Herren noch nie wie Kinder laut jubelnd und herumtanzend gesehen, was bei einer sehr großen Freude zu vermuten ist. Vielleicht und hoffentlich haben auch die Diener verstanden, wer dieser neue König war.

Die Sterndeuter gingen in das Haus und fanden das Kind mit seiner Mutter Maria. Da warfen sie sich vor ihm nieder und erwiesen ihm die Ehre. Dann holten sie ihre mitgebrachten Schätze hervor und legten sie dem Kind hin: Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Als sie dann im Traum eine göttliche Weisung erhielten, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren, reisten sie auf einem anderen Weg in ihr Land zurück.