Bist du wert, was Du verdienst?

Verdienen und bekommen, da sind die Perspektiven von Vorgesetzem und Mitarbeiter manchmal unterschiedlich.

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Herr Meier: Herr Meier, Mitarbeiter
Frau von Aalen: Frau von Aalen, Vorgesetzte

Frau von Aalen sitzt in einem Büro. Herr Meier kommt rein, Frau von Aalen nickt ihm zu und deutet an, dass Herr Meier sich setzen kann.

Frau von Aalen (schaut ihn wartend an und sagt nichts)

Herr Meier (unsicher) Also, vielen Dank Frau von Aalen, dass Sie Zeit für mich gefunden haben...

Frau von Aalen (schaut weiter wartend und sagt nichts)

Herr Meier (noch unsicherer) ... äh, also ich wollte mit Ihnen über ... mein Gehalt sprechen.

Frau von Aalen (nickt leicht und sagt nichts)

Herr Meier (zögernd) Ich denke ... ich hätte gerne eine Erhöhung.

Frau von Aalen Aber das hätten wir doch alle gerne (lacht übertrieben) ha, ha, ha.

Herr Meier So meine ich das nicht. Sehen Sie, ich denke ... ich habe mich in der Vergangenheit sehr eingebracht ... erfolgreich eingebracht, gerade was die Vorbereitung und Umsetzung der Preiserhöhung angeht...

Frau von Aalen Ja das stimmt. Das hatte sich die Geschäftsführung viel einfacher vorgestellt. Aber Ihre Kollegen und Sie haben trotz teilweiser gravierender Schwierigkeiten erfolgreiche Arbeit geleistet.

Herr Meier (wartet kurz, ob noch mehr kommt; setzt zögerlich fort) Ja, und dann bekommt meine Frau ihr drittes Kind und wir würden daher gerne ein Haus bauen...

Frau von Aalen Das verstehe ich sehr gut, aber Sie werden auch verstehen, dass wir als Unternehmen uns bei den Gehältern nach rein betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten leiten lassen müssen. Und so schön eine Familie und ein eigenes Haus ist, es ist ihre Privatsache. Wir können aber gerne einen Teil Ihres Gehalts in vermögenswirksame Leistungen umwandeln lassen, so dass Sie staatliche Zulagen mitnehmen können.

Herr Meier Das sind 20 Prozent von knapp 40 Euro im Monat. Das nützt mir nicht viel.

Frau von Aalen 8 Euro zusätzlich im Monat haben oder nicht haben!

Herr Meier Ich dachte eher an eine Erhöhung von 3% auf mein monatliches Gehalt. Schließlich war die Preiserhöhung eine 10%ige auf alle unsere laufenden Verträge. Das sind doch 3% für mich nicht zu viel.

Frau von Aalen Aber die zusätzlichen Einnahmen müssen wir alle ins Marketing stecken, damit die Kunden uns nicht abspringen (lacht übertrieben) ha, ha, ha.

Herr Meier Was ist denn jetzt mit einer Erhöhung?

Frau von Aalen Aber Herr Meier. Dann müsste ich Ihren Kollegen ja auch eine Erhöhung geben, das wäre sonst unfair.

Herr Meier Die Kollegen hätten auch eine Extraerhöhung verdient. Aber wir dürfen laut Arbeitsvertrag eh nicht mit unseren Kollegen über das Gehalt sprechen. Können Sie nicht wenigstens die übliche Erhöhung zum Jahresende schon zumindest teilweise vorziehen?

Frau von Aalen Also mir ist das zum Jahresende lieber. Dann kann man rückblickend sehen, was Sie für die Firma geleistet haben, wie Ihr Wert für unsere Firma war. Und dann wird über eine evt. Erhöhung entschieden. (wohlwollend) Ein Inflationsausgleich ist dabei sowieso immer drin.

Herr Meier Aber wir müssen ein neues Kinderzimmer einrichten und das ist nicht billig. Das Kind kam äh etwas unerwartet und wir hatten schon alle alten Kindersachen verschenkt. Und außerdem würden wir, was den Hausbau angeht, gerne Nägel mit Köpfen machen und in zwei Wochen beginnen. Warum können Sie denn nicht die Erhöhung vorziehen? Ich arbeite seit sechs Jahren hier, habe mich immer voll reingehängt und hatte am Jahresende immer gute Bewertungen in den Mitarbeitergesprächen.

Frau von Aalen Zu schnelle Lohnerhöhungen führen üblicherweise zu einer Demotivation des Mitarbeiters.

Herr Meier Bitte?

Frau von Aalen Ja, denn dann bleibt Ende des Jahres keine Erhöhung mehr für Sie übrig und Sie sind enttäuscht, während Ihre Kollegen voller Elan ins neue Jahr starten.

Herr Meier Na, ob der Inflationsausgleich den Elan der Mitarbeiter so entfacht!

Frau von Aalen Nun seien Sie mal nicht undankbar! Sie haben hier einen tollen Job in einer tollen Firma, was in der heutigen Zeit nicht so selbstverständlich ist. Die Firma zahlt Ihnen Weiterbildungen, Gesundheitschecks und einmal im Jahr eine tolle Betriebsfeier in einer tollen Location. Das ist ja fast wie eine große Familie hier. Geld ist eben nicht alles! Ich habe das Gefühl, Sie wissen gar nicht zu schätzen, was die Firma alles für Sie tut!

Herr Meier Reden Sie so auch, wenn Sie mit Ihrem Vorgesetzten über Ihr Gehalt verhandeln?

Frau von Aalen Ich denke, das Gespräch ist hiermit beendet! (dreht sich weg) Frohes Schaffen noch!