Gedanken zum Thema Sterbehilfe ------------------------------ Sterbehilfe ist ein schwieriges Thema. Das erste Problem ist, daß es schwierig ist, einzugrenzen, wer Sterbehilfe in Anspruch nehmen darf. Sind es gehirntote an Aparate angeschlossene Menschen, oder soll Sterbehilfe auch für depressive Menschen möglich sein, die allen Lebensmut verloren haben ? Für die erste Gruppe gibt es im Prinzip jetzt schon Sterbehilfe; Verwandte entscheiden, wann die Aparate abgeschaltet werden. Natürlich kann man nicht immer sichergehen, ob einer aus dem Koma wirklich nicht mehr erwacht. Noch schwieriger wird es bei der zweiten Gruppe, bei Leuten, die nicht mehr weiter leben wollen, und deshalb um Sterbehilfe bitten. Meiner Ansicht nach gibt es aus allen schwierigen Situationen einen Ausweg und deswegen würde ich, wenn man mich um Sterbehilfe bitten würde, dem nicht nachkommen. Jede Minute bewußt gelebtes Leben ist wertvoll und ein Geschenk Gottes. Der erste Schritt in so einer Situation wäre sicherlich eine Analyse, woher der Sterbewunsch kommt. Bei Liebeskummer und ähnlichem gehört es sicherlich zur normalen menschlichen Reife, daß man da durch muß. Wer einen Liebeskummer überhaupt nie überwinden kann, ist in irgendeiner Form psychisch krank. Zur Liebe gehört nämlich auch loslassen können -auch wenn es schwer ist-, wenn das für den anderen besser ist. Bei der Gruppe der unheilbar Kranken, die voller Schmerzen sind, ist es schon schwieriger. Sterbehilfe, um dem Leiden ein Ende zu machen ? Als Gesunder kann ich hier natürlich nur eingeschränkt etwas zu sagen. Ich meine aber, daß Gesundheit nicht unbedingt Glücklich-Sein hervorruft, genausowenig wie Leiden Unglück bedeutet. Der Umgang damit ist die Frage. Ich kenne kranke, leidene Leute, die in Gott glücklich sind. Ein weiteres Problem ist, daß man sich mit Sterbehilfe an das Denken des "lebensunwertem Leben" annähert. Wenn Sterbehilfe allgemein akzeptiert wird, wird das Leben von (Schwerst)-Behinderten bestimmt nicht angenehmer. Peter Schütt, 10.10.1996