Leichlingen, 26.6.05

Gemeinde im Dialog

Auftrag der Gemeinde

Wir werden heute unter anderem darüber reden, was wir als Gemeinde für einen Auftrag haben.

Als Zusammenfassung dafür möchte ich folgenden Vers vorlesen:

Matthäus 28, 18-20;

„Und Jesus trat zu ihnen und redeten mit ihnen und sprach: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden. Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie alles zu bewahren, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollenden des Zeitalters.”

Wenn man sich diesen Auftrag so ansieht, ergeben sich viele praktische Fragen, über die wir heute zusammen nachdenken wollen.

Zu Jüngern machen

Um Leute zu Jüngern zu machen, müssen sie erst einmal erreicht werden.

Dazu gibt es einen Vers in Markus 16, 15 :

„Geht hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung“

Denn, wie wir aus dem Römerbrief wissen, kommt der Glaube aus der Predigt.

Mit Predigt ist für uns natürlich zu allererst, natürlich nicht nur, die gesprochene Predigt gemeint, hier bei uns im Gottesdienst.

Ist unser Gottesdienst anziehend für Außenstehende, so daß sie kommen wollen, um die Glauben-bringende Predigt zu hören? Was müssen wir ändern? Oder brauchen wir mehr Spezialveranstaltungen für Außenstehende?

Aber die gesprochene Predigt ist nicht die einzige Predigt.
Wie leben wir? Ist unser Leben anziehend? Unterscheidet es sich von anderen? Sind wir ein Licht? Ist es einladend?
Ist unser sichtbares Zusammenleben hier einladend?

Es ist ja kein Geheimnis, daß Leute dann zu Jüngern werden, wenn sie das Leben anderer Jünger sehen und sich von der Praxis überzeugen lassen.

Wir haben im Rahmen von „Leben mit Vision“ über unser Leben nachgedacht.
Hat sich was geändert?

Taufe

Die Taufe steht für mich für die verbindliche Mitgliedschaft hier in der Ortsgemeinde.

In wieweit sind wir als Gemeinde in der Lage, eine Heimat für Christen zu sein?
Kann uns Gott Leute anvertrauen? Wie verbindlich sind wir selber?

Unsere Gemeinde sollte von unseren Mitgliedern als Heimat empfunden werden, wo man gerne hingeht und wo man auftanken kann.

Ist es so? Wie empfindet Ihr unsere Gemeinde? Als Last oder Lust?
Was müssen wir ändern? Auch das wird heute ein Thema sein.

Lehren

Es muß weiter gehen. Jedes Gemeindeglied muß in seiner Beziehung zu Jesus wachsen und eigentlich müssen wir auch als Gemeinde insgesamt qualitativ und auch quantitativ wachsen. Beides sollte für uns ein Ziel sein.

Sind wir bereit, dazu zu lernen?

Das eine ist, das Wissen und die Erkenntnis zu vermehren.

Wir werden uns ja demnächst mit dem Römerbrief beschäftigen und das finde ich eine gute Sache. Da können wir viel lernen.

Das andere, was dazu gehört, ist es, das Gelesene und Gelernte anzuwenden.

Lesen wir persönlich in der Bibel? Vergleichen wir das mit unserem gelebten Leben und versuchen an den Punkten zu arbeiten, die nicht stimmen?

Hierbei spielen auch die Hauskreise eine wichtige Rolle.

Abschließende Betrachtungen

Ich habe Euch jetzt mit Fragen bombardiert, die uns als Gemeinde und viele auch persönlich von uns bewegen.

Aber nur Fragen zu stellen scheint mir zu wenig.

Ich muß dazu sagen, daß ich diese Andacht erst vorhin nach dem Mittag gemacht habe, weil ich gestern im Hitze-Koma – obwohl ich genug Zeit gehabt hätte – das irgendwie vergessen hatte.

Ich habe mit meinen Jungs stattdessen „Robbie, Tobbie und das Fliewatüüt“ geguckt.

Aber ich war am Abend auf einer faszinierenden Veranstaltung, und zwar auf meinem 20-jährigen Abi-Treffen.

Es war faszinierend die Leute, zum Teil nach 20 Jahren wieder zu sehen. Es waren auch einige Lehrer da und das war schon Klasse.

Alle hatten damals scheinbar nachdem Abi dieselben Startchancen. Aber die Leute haben zum Teil ganz unterschiedlich etwas daraus gemacht.

Einer – er war leider nicht da – ist Assistenzprofessor in Amerika und forscht an neuartigen Krebstherapien. Dann hatten wir einen Pastor, einen Komponisten, BWL-er, VWL-er, eine Indologin, einen Cinesologen (chinesisch), zwei Informatiker, einen Lehrer, und viele mehr.

Andere waren dagegen scheinbar nicht so erfolgreich.

Vielleicht haben sie am Anfang falsche berufliche Weichenstellungen vorgenommen, vielleicht haben sie persönliche Schicksalsschläge erlitten, vielleicht hatten sie auch einfach nur Pech.
Andererseits irrt sich auch oft der menschliche Augenschein, denn eigentlich gibt es keine schlechten Berufe, von Extremfällen wie Prostituierte, Henker, usw. abgesehen.
Wenn man mit seinem Beruf zufrieden ist und sein Auskommen hat, dann ist der Job gut, egal ob er im Ansehen in der Gesellschaft hoch oder niedrig ist.

Aber eine Sache ist mir auf dieser Veranstaltung besonders wichtig geworden.

Damals hatten wir alle die gleichen Startchancen, jeder hatte sein Abitur. Heute, mit knapp 40, ist das nicht mehr so einfach. Man steht in wirtschaftlichen und familiären Zwängen, wo man nicht so einfach ausbrechen und sagen kann, ich mach jetzt was ganz anderes und fange vollkommen neu an.

Vergleichen wir die Situation von meinen Mitabiturienten mit unserer Gemeinde:

Stehen wir auch in bestimmten Zwängen, so daß wir nicht alles vollkommen neu machen können?

Was haben wir für Hindernisse, wenn wir Dinge verändern wollen? Was für Veränderungen sind überhaupt sinnvoll und praktikabel?

Aber einen Vorteil gegenüber den meisten meiner Schulkollegen haben wir.

Wir wollen unseren Weg mit Jesus Christus gehen und Jesus hat gesagt, daß wir immer zu ihm kommen können und neu anfangen können.

Jeder persönlich kann sein Leben neu zu Jesus bringen und dann wir er uns verändern, wenn wir es zulassen und dann kann man die äußeren Zwänge, die ja dann immer noch da sind, ganz neu mit Jesu Hilfe angehen.

Und auch wir als Gemeinde können mit Jesu Hilfe die vorne genannten Fragen vielleicht in einer ganz neuen Art und Weise angehen. Jesus Christus kann ganz neue Wege und Veränderungen schenken. Er kann aber auch Menschen, jeden von uns, so erneuern, so daß alte Verfahren und Vorgehensweisen mit einem neuen Geist getan werden und ganz neu wirken werden.

Und damit ich das heutige „Gemeinde im Dialog“ eröffnen:

Egal wir kompliziert und schwierig die Fragen sein werden, die vor uns liegen, mit Jesu Hilfe können wir einen Weg finden, die Fragen anzugehen, um seinen Auftrag an uns als Gemeinde so zu erfüllen, wie er es möchte.

AMEN