Geht es Euch auch so, daß ihr am Abend manchen Tages denkt, daß der Tag irgendwie nicht so gelungen war?

Man hat verschlafen, manches vergessen, falsche Entscheidungen getroffen, vielleicht war man den Kindern gegenüber zu nachgiebig und bekommt dafür einen Abriß bei einem Lehrer, weil man nicht konsequent genug bei den Hausaufgaben war.

Dann war da ein böses Wort gegenüber der Frau, dem Nachbarn, den Kindern oder sonst wem.

Auf der Arbeit kommt man nicht richtig voran.

Irgendwie geht alles schief, so kommt es einem vor.

Tja, wenn man alles richtig machen würde, dann würde viel weniger schief gehen.

Ich habe mich gefragt, ob so einem wie Paulus auch so gegangen ist.

In Römer 7, 14-25 schreibt er etwas dazu:

17 Nun aber vollbringe nicht mehr ich es, sondern die in mir wohnende Sünde. 18 Denn ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; denn das Wollen ist bei mir vorhanden, aber das Vollbringen des Guten nicht. 19 Denn das Gute, das ich will, übe ich nicht aus, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich. 20 Wenn ich aber das, was ich nicht will, ausübe, so vollbringe nicht mehr ich es, sondern die in mir wohnende Sünde. 21 Ich finde also das Gesetz, dass bei mir, der ich das Gute tun will, nur das Böse vorhanden ist. 22 Denn ich habe nach dem inneren Menschen Wohlgefallen am Gesetz Gottes. 23 Aber ich sehe ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das dem Gesetz meines Sinnes widerstreitet und mich in Gefangenschaft bringt unter das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist. 24 Ich elender Mensch! Wer wird mich retten von diesem Leibe des Todes? - 25 Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn! Also diene ich nun selbst mit dem Sinn dem Gesetz Gottes, mit dem Fleisch aber dem Gesetz der Sünde.

Paulus scheint dieselben Probleme gehabt zu haben.

Man stelle sich so einen mißlungenen Tag im Leben des Paulus einmal vor:

Er wacht morgens um 10 Uhr auf, weil er (unvernünftigerweise ?) noch bis tief in die Nacht gelesen hat.

Dadurch verpaßt er eine Verabredung und läuft sofort aus dem Haus, um den anderen noch zu erreichen. Telefon gab es ja damals noch nicht.

Dadurch schafft er es auch nicht mehr, sich Zeit zum Bibellesen zu nehmen.

Der Mensch, mit dem er verabredet war, hat 1 Stunde gewartet und ist dann sehr erzürnt weggegangen, weil er durch die Warterei selber in Zeitdruck gekommen ist.

Paulus läuft schnell zurück und ist ganz erschöpft, um seinen nächsten Termin nicht zu verpassen.

Es ist Teambesprechung und es gibt einen harten Streit im Team, den Paulus als Teamleiter auch nicht entschärfen kann. Alle sind geschockt und unzufrieden, als das Treffen zu Ende ist.

Am Nachmittag hat Paulus ein paar Gespräche über den Glauben.

Weil er durch den Vormittag noch sehr gestreßt ist, läßt er es an Feingefühl missen und einige seiner Gesprächspartner gehen -- sich unverstanden fühlend -- weg.

Abends ist eine Veranstaltung, wo Paulus sprechen soll und wo Menschen aus den umliegenden Dörfern eingeladen sind.

Das Wetter ist so schlecht (Sturm), daß kaum einer kommen kann und daß in dem großen Saal nur ganz wenige sich verirren.

Die Leute, die da sind, gehören fast alle zur Gemeinde.

So, daß war jetzt ein (fiktiver) mieser Tag im Leben des Paulus'.

Meistens empfinden wir ja einen Tag als mißlungen, wenn eine Kombination aus eigenen Fehlern und ungünstigen Umständen den Tag bestimmt.

Aber machen wir uns nichts vor: Wenn wir keine Fehler machen würden, dann würde es schlechte Tage fast nicht geben.

Dem Paulus ging sein eigenes Versagen so nahe, daß seine Problembetrachtung in den Worten mündet:

„Ich elender Mensch! Wer wird mich retten von diesem Leibe des Todes?“

Als moderne Menschen würden wir es vielleicht anders ausdrücken:

„Warum mache ich immer nur so einen Mist?“

Allerdings ist in Paulus' Ausruf schon ein Blick von sich weg mit drinnen.

„Wer wird mich erretten?“

Es reicht nicht festzustellen, daß man ein Versager ist, sondern es ist noch wichtiger den Blick auf den zu bekommen, der einem im Versagen helfen und verändern kann.

Paulus antwortet auf die Frage, die er selbst gestellt hat:

Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn.

Jesus ist die richtige Adresse für unser Versagen. Er wird uns helfen.

Wir werden, glaube ich, in dieser Welt immer wieder versagen, aber es gibt trotzdem Hilfe und auch Fortschritte in Jesus Christus, die man erleben kann.