Leichlingen, 16.8.06 

Hesekiel 17, 1-10; 

 

1 Der Herr sprach zu mir: 2 «Sterblicher Mensch, gib dem Volk Israel ein Rätsel auf, erzähl ihnen ein Gleichnis! 3 Denn sie sollen erkennen, was ich, der Herr, ihnen zu sagen habe. Erzähl ihnen: Ein großer Adler mit riesigen Flügeln und weiten Schwingen, mit dichtem und buntem Gefieder flog auf den Libanon. Dort riß er den Wipfel einer Zeder ab, 4 brachte den obersten Zweig in ein Land, in dem es viele Kaufleute gab, und dort in eine Händlerstadt. 5 Dann holte er aus der Erde Israels ein Samenkorn und flog damit zu einem fruchtbaren Feld an einem Fluß. Dort pflanzte der Adler das Samenkorn am Ufer ein. 6 Aus ihm sollte ein breit wuchernder, aber niedrig wachsender Weinstock werden. Seine Ranken sollte er dem Adler entgegenstrecken und seine Wurzeln tief in die Erde wachsen lassen. So wurde aus dem Samenkorn ein Weinstock, der kräftige Ranken und immer neue Triebe bildete. 7 Doch dann kam ein anderer großer Adler mit riesigen Flügeln und dichtem Gefieder. Und siehe da: Der Weinstock drehte seine Wurzeln diesem Adler zu und streckte ihm seine Ranken entgegen. Er hoffte, der Adler würde ihm Wasser geben - mehr als das Feld, in das er gepflanzt worden war. 8 Dabei hatte er doch guten Boden und reichlich Wasser. Er hätte Zweige treiben und Früchte tragen können und wäre zu einem prächtigen Weinstock geworden. 9 Ich, der Herr, frage euch Israeliten: Wird der Weinstock jetzt noch gedeihen? Wird man ihn nicht mitsamt den Wurzeln ausreißen und seine Trauben abpflücken, so daß alle grünen Triebe verdorren? Dazu braucht man nicht viel Kraft, und nicht viele Menschen müssen mit anpacken! 10 Der fruchtbare Boden hilft dann auch nichts mehr! Der Weinstock wird dort vertrocknen, sobald der heiße Ostwind ihn trifft, ja, völlig verdorren wird er.»

 

Ein eigenartiges Rätsel. In den folgenden Versen wird es erklärt.  

Kurz vorher war der König von Babylon in Jerusalem einmarschiert und hatte die Obrigkeit deportiert und einen neuen König eingesetzt, um das Königtum schwach zu halten. Mit diesem König ist er einen Bund eingegangen, damit es keinen Aufstand gibt und der israelitische König hat einen Eid darauf geschworen. 

 

Aber der israelitische König hat heimlich Boten nach Ägypten gesandt, um mit der Hilfe von Ägypten gegen Babel zu rebellieren. 

 

Gott fällt in Vers 15b ein scharfes Urteil über den Eidbruch: 

Soll er ungestraft davonkommen? Nein! Er kann sich nicht über seinen Treueeid hinwegsetzen und dann ohne Strafe bleiben! 

 

Er sagt dem König den Untergang voraus. 

 

Was bedeutet das nun für uns? Dazu muß man verstehen, was die Elemente des Bildes bedeuten. 

 

Der erste Adler im Rätsel entspricht Gott. Warum es sich hier nicht um den König von Babel handelt, möchte ich später erklären. 

 

Der Same und der Weinstock entspricht dem König und seinem Volk. 

Der Weinstock sollte breit wuchernd, tief verwurzelt und kräftig werden, aber niedrig wachsend. 

Das reichte dem König aber nicht, er wollte hoch hinaus. Er richtet sich nach dem zweiten Adler aus, der Ägypten entspricht. 

 

Die Welt bietet auch uns Christen viele Möglichkeiten und es ist nicht alles schlecht. Aber wir laufen dann ins Verderben, wenn wir die Flügel Gottes und das gute Land, wo er uns hingesetzt hat, verlassen. 

Mit dem guten Land meine ich jetzt nicht einen speziellen Ort, sondern die Nähe Gottes.
Wer in Jesus tief verwurzelt ist, der wird kräftig und bringt viel Frucht.

 

Allerdings lernt man dabei auch Demut (niedrig wachsend), man lernt seine eigene Beschränktheit erkennen und muß immer wieder mit seinem Versagen zu Gott kommen. 

 

Doch der Mensch ist im Kern stolz auf sich und meistens auch ein bißchen größenwahnsinnig. Er greift nach den Sternen, aber dabei glaubend, nicht auf Gott angewiesen zu sein.
Besser ist es, mit Gott über jede Mauer springen zu können und wirklich anzukommen, während die Sterne ja doch nie erreicht werden.

 

Das Problem ist dabei der Mensch selber. 

Der Same für den Weinstock ist aus Israel selber. Und alles was aus dem Menschen selber kommt, führt auf Dauer immer zu Problemen. 

 

Der irdische Weinstock richtet sich nach dem falschen Adler aus und kann daher weder für sich noch für andere auf Dauer überleben. 

Genauso kapiert der normale Mensch nicht, daß er Gott braucht, und rennt ins Verderben, wenn Gott nicht selber eingreift. 

 

In den letzten drei Versen des Kapitels, wo die Bedeutung des Zedernzweigs erklärt wird, wird das deutlich: 

 

22 Aber nun verkünde ich, der Herr: Ich selbst werde einen zarten Zweig aus dem Wipfel einer hohen Zeder brechen und ihn auf einem hohen Berg einpflanzen. 23 Ja, auf Israels höchstem Berg setze ich ihn in die Erde. Dort treibt er neue Zweige, trägt Früchte und wird zu einer großen Zeder. Vögel aller Art werden in seinen Zweigen wohnen und dort Schatten finden. 24 Dann werden alle Bäume in Israel erkennen, daß ich, der Herr, den hohen Baum niedrig mache, den niedrigen aber hoch. Ich lasse den grünen Baum verdorren, den dürren aber lasse ich grün werden. Darauf gebe ich, der Herr, mein Wort, und ich halte mich daran.» 

 

Gott selbst pflanzt etwas „Hohes“ in Israel ein, etwas, was nicht aus Israel selbst kommt. 

Und dieses Hohe wird Schutz geben, Frucht bringen und eine Heimat geben. 

 

Und damit ist Jesus Christus gemeint. Jesus wurde vom Himmel von Gott hier hin gesandt, damit wir der Tretmühle unserer Irrwege entkommen können. 

Genauso bekommt man Jesus durch den Heiligen Geist persönlich eingepflanzt, wenn man sein Leben Jesus Christus gibt, und kann sich auf den Weg machen, sich dem richtigen Adler unterzuordnen und dabei Leben in Fülle haben. 

Egal, ob wir uns jetzt vielleicht zu unbedeutend oder niedrig fühlen: 

Mit Jesus Christus können wir über jede Mauer springen. 

 

AMEN