Leichlingen, Geistliches Wort Gemeindebrief, Dezember 2008

Haggai 1

Einleitung

Auf der Suche nach einem Thema für das geistliche Wort bin ich über einen Text gestolpert, der mich nicht mehr so richtig los gelassen hat.

Haggai 1, 2-11 (HFA)

2-3 Im Auftrag des Herrn sollte Haggai verkünden: "So spricht der Herr, der allmächtige Gott: Dieses Volk behauptet, die Zeit sei noch nicht gekommen, den Tempel des Herrn wieder aufzubauen. 4 Aber warum ist es für euch selbst an der Zeit, in Häusern mit getäfelten Wänden zu wohnen, während mein Haus noch in Trümmern liegt? 5 Ich, der Herr, der allmächtige Gott, fordere euch auf: Denkt doch einmal darüber nach, wie es euch geht! 6 Ihr habt viel Saat ausgesät, aber wenig geerntet. Ihr esst und werdet nicht satt, ihr trinkt und bleibt durstig. Was ihr anzieht, wärmt euch nicht, und das sauer verdiente Geld rinnt euch nur so durch die Finger. 7 Darum sage ich, der Herr, der allmächtige Gott: Begreift doch endlich, warum es euch so schlecht geht! 8 Geht ins Gebirge, schafft Holz herbei, und baut den Tempel wieder auf! Das gefällt mir, so ehrt ihr mich, den Herrn. 9 Ihr habt eine große Ernte erwartet, aber es wurde so wenig daraus! Und was ihr noch heimbrachtet, das blies ich fort. Habt ihr immer noch nicht gemerkt, warum ich, der allmächtige Gott, so mit euch umgehe? Dies alles geschieht, weil mein Tempel verwüstet bleibt und jeder von euch nur darauf aus ist, sein eigenes Haus fertig zu bauen. 10 Darum fällt über Nacht nicht einmal mehr Tau auf eure Äcker, und sie bringen nur noch magere Erträge. 11 Darum habe ich diese Dürre über euer Land kommen lassen, über die Berge und Kornfelder, über die Weingärten und Olivenhaine, über alles, was ihr abernten wolltet. Die Hungersnot hat euch und euer Vieh getroffen. Ihr plagt euch ab mit der Arbeit, aber die Mühe lohnt sich nicht."

Man es sich sehr einfach machen und an diesen Text die Aufforderung „Tut mehr in der Gemeinde“ anhängen und dann „Amen“ sagen und fertig.

Bei den meisten von uns ist es nicht schwer, in der Hinsicht ein schlechtes Gewissen zu erzeugen, denn wir könnten ja alle mehr tun, zumindest glauben wir das insgeheim.

Aber damit macht man es sich etwas einfach und wird diesem Text auch nicht gerecht.

Wie wird man diesem Text nun gerecht?

Fangen wir mit einer wörtlichen Auslegung an:

Das Volk sind wir, der Tempel ist unser Gemeindehaus und unsere Häuser und Wohnungen entsprechen den Häusern des Volkes.

Unser Gemeindehaus liegt nun nicht in Trümmern, andererseits sind bei den meisten von uns – zumindest bei mir – auch noch nicht alle Wände vertäfelt.

Aber was für eine Verantwortung haben wir gegenüber unserem Gemeindehaus?

Wir haben alle – nahezu einstimmig – für das Umbauprojekt gestimmt und das wird, wenn es losgeht, eine Menge Arbeit für uns bringen.
Manche Täfelung in unseren Häusern und Wohnungen wird dann warten müssen.
Wir werden wahrscheinlich Phasen des Jammerns erleben und uns manchmal fragen, warum wir uns darauf eingelassen haben, obwohl wir heute wissen, daß es aus verschiedenen Gründen kaum eine Alternative zu diesem Umbau gibt.

Wenn diesen Text so wörtlich auslegt, dann kann man V.8 als Zusage für diesen Umbau betrachten:

„Besorgt euch das Material und baut das Gemeindehaus um. Das gefällt mir, so ehrt ihr mich, den Herrn.“

Spätestens hier werden viele Leser mit dieser Auslegung nicht mehr so richtig einverstanden sein, denn dann müßte man ja sagen: Findet der Umbau nicht statt, so nimmt Gott auch den (bei ganz wörtlicher Auslegung: den materiellen) Segen von unserer Gemeinde. Und das ist natürlich nicht so.

Eine korrekte Auslegung dieses Textes ist es, wenn man ihn in unsere geistliche Wirklichkeit hin auslegt.

Der Tempel ist unsere Gemeinde und damit ist nicht das Haus gemeint, sondern die Gemeinschaft der Menschen, die Gott hier bei uns zusammengestellt hat.
Dies wird auch in dem bekannten Lied „Jesus will uns bauen zu einem Tempel“ deutlich gemacht.

Das Volk sind immer noch wir und die Häuser des Volkes sind unsere Hausstände, wozu nicht nur die Wohnungen sondern auch die Familien gehören.

Beim Segen gehört zwar der materielle Segen mit dazu, er spielt aber im Vergleich zum Frieden, den nur Gott geben kann, eine untergeordnete Rolle.

Ein erfülltes Leben und gefühltes Glück ist unabhängig vom Besitz und ist ein Geschenk Gottes.

Und dazu paßt der Rest des Textes auch viel besser:

Wenn unsere Gemeinde in Trümmern liegt, dann nimmt Gott den Segen von uns.

Was heißt nun „Gemeinde in Trümmern“?

Die Gemeinschaft ist kaputt, es findet keine Lehre statt, Jesus steht nicht mehr im Mittelpunkt, er ist vielleicht nur noch ein Zuschauer, einer von vielen.

Wie kann etwas in Trümmer gehen?

Manchmal passiert es durch einen plötzlichen Schlag, wie eine Bombe, ein Wirbelsturm oder ein Tsunami bei einem normalen Haus.

Hierbei wissen wir aus Matthäus 6, 24-27, daß es in entscheidener Weise vom Fundament abhängt, ob eine Gemeinde solchen plötzlichen Schlägen widerstehen kann.

Ist sie auf Sand gebaut, dann wird ein Sturm sie umwerfen, ist sie auf Felsen gebaut, dann hält sie stand, und der Felsen entspricht dem, wie wir auf Jesu Worte hören und sie tun.

Die meisten Häuser werden aber zu Trümmern, weil man nichts mehr dran macht.

Ein Haus verfällt über die Jahre, wenn man keine Instanthaltung betreibt.

Und das gilt auch für unsere Gemeinde.

Macht man immer alles so wie bisher, hat man nicht acht aufeinander, ist man nicht bereit, über Änderungen nachzudenken, dann werden immer mehr weg bleiben und die Gemeinde wird zu Trümmern verfallen und daß wird dann verhindern, daß Gott uns segnen kann.

Jeder von uns ist dann natürlich immer im Konflikt, seine Familie nicht zu vernachlässigen, seinen Beruf nicht zu vernachlässigen und auch die Gemeinde nicht zu vernachlässigen und ich denke nicht, daß man durch allgemeine Regeln das irgendwie fassen kann.

Jeder muß individuell seine Zeit verteilen und das vor Gott verantworten.

Aber es steckt Segen in der Zeit, mit der man die Gemeinde „repariert“ bzw mit der man verhindert, daß die Gemeinde zu Trümmern verfällt.

Dann hört sich der Vers 8 so an:

„Kümmert euch um die Gemeindeglieder und -besucher. Das gefällt mir, so ehrt ihr mich, den Herrn.“

Und auch der Umbau unseres Gemeindehauses paßt dazu.

Wir haben uns ja auf diesen Umbau eingelassen, weil wir glauben, daß wir nach dem Umbau viele Dinge einfach besser tun können und so der Umbau dem Aufbau der Gemeinde dient.

AMEN