Altenheim Haus Vogelsang, 6.3.99

Glaube / Vertrauen


Markus 11,

12 Und als sie am folgenden Tag von Bethanien weggegangen waren, hungerte ihn. 13 Und er sah von weitem einen Feigenbaum, der Blätter hatte, und er ging hin, ob er wohl etwas an ihm fände, und als er zu ihm kam, fand er nichts als Blätter, denn es war nicht die Zeit der Feigen. 14 Und er begann und sprach zu ihm: Nimmermehr in Ewigkeit soll jemand Frucht von dir essen! Und seine Jünger hörten es.

...

20 Und als sie frühmorgens vorbeigingen, sahen sie den Feigenbaum verdorrt von den Wurzeln an. 21 Und Petrus erinnerte sich und spricht zu ihm: Rabbi, siehe, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt. 22 Und Jesus antwortete und spricht zu ihnen: Habt Glauben an Gott! 23 Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berg sagen wird: Hebe dich empor und wirf dich ins Meer! und nicht zweifeln wird in seinem Herzen, sondern glauben, daß geschieht, was er sagt, dem wird es werden. 24 Darum sage ich euch: Alles, um was ihr auch betet und bittet, glaubt, daß ihr es empfangen habt, und es wird euch werden. 25 Und wenn ihr steht und betet, so vergebt, wenn ihr etwas gegen jemand habt, damit auch euer Vater, der in den Himmeln ist, euch eure Übertretungen vergebe. 26 Wenn ihr aber nicht vergebt, so wird euer Vater, der in den Himmeln ist, auch eure Übertretungen nicht vergeben.

Es geht hier um Glauben.
Diese Begebenheit wirkt auf den ersten Blick ziemlich absurd. Man ist ja normalerweise auch nicht im Winter darüber böse, wenn ein Apfelbaum keine Äpfel trägt.
Aber ich denke, daß Jesus uns hier eine ganz bestimmte Botschaft uns sagen will:
Wer glaubt, dem wird nichts unmöglich sein.
Es geht hier um den Glauben, der Berge versetzen kann.
Doch, was bedeutet hier das Wort „Glauben“ ?
Bedeutet „Glauben“ nur so etwas wie ungefähr wissen ?
Ich glaube, es ist ungefähr 11 Uhr, oder : Ich glaube, zum Kaffee gibt es heute Käsekuchen.
Das kann nicht damit gemeint sein.
„Glauben“ kann aber auch den Sinn „Vertrauen“ haben, wenn man z.B. seinen Ehepartner bei der beruflichen Karriere unterstützt und sagt: „Ich glaube an Dich und an Deine Idee.“
Aber auch im Alltag bedeutet „Glauben“ oft Vertrauen. Wenn man z.B. der Diagnose seines Arztes glaubt, dann vertraut man ihm auch, ja man legt in gewisser Weise sein Leben in dessen Hand.
Und diesen Sinn hat das Wort „Glauben“ in fast allen Fällen auch in der Bibel.
Dann wird der Sinn des vorhin gelesenen Textes deutlicher:
Habt Vertrauen auf Gott! 23 Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berg sagen wird: Hebe dich empor und wirf dich ins Meer! und nicht zweifeln wird in seinem Herzen, sondern vertraut, daß geschieht, was er sagt, dem wird es werden. 24 Darum sage ich euch: Alles, um was ihr auch betet und bittet, vertraut, daß ihr es empfangen habt, und es wird euch werden.
Vertrauen ist so eine Sache. Manche Menschen sind ja äußerst mißtrauisch, wenn sie schlechte Erfahrungen mit anderen Menschen gemacht haben. Sie vertrauen nur sehr ungern anderen Menschen.
Aber ich habe vorhin ja schon angedeutet, daß Vertrauen etwas Selbstverständliches im Alltag ist.
Wenn ich zum Arzt gehe, dann muß ich dem vertrauen, was er sagt, weil ich kaum die Möglichkeit habe, es zu überprüfen. Wenn ich in einen Bus steige, muß ich dem Busfahrer vertrauen, daß er fahren kann. Wenn ich in eine Apotheke gehe, muß ich darauf vertrauen, daß mir der Apotheker das richtige Medikament und kein Gift verkauft. Und es gibt unzählige, weitere Beispiele, wo man fremden Leuten vertrauen muß, es bleibt einem gar nichts anderes übrig.
Doch Jesus spricht hier von Glauben an Gott oder Vertrauen auf Gott.

Viele Menschen betrachten Gott als so eine Art Rettungsring. In ihrem Alltag denken sie nicht an Gott, es interessiert sie auch nicht, ob Gott etwas will und was er will. Aber er soll wie ein Rettungsring verhindern, daß etwas schiefgeht. Wenn etwas schiefgeht, fragen sie : Wo ist Gott ?
Aber
Gott ist mit dieser Rolle als Rettungsring nicht zufrieden. Er will diese Täuschung über Gott als Täuschung entlarven, deshalb läßt er zu, daß viele Menschen ent-täuscht werden und deshalb sind so viele von Gott ent-täuscht, weil sie einfach falsche Vorstellungen von Gott haben.

Doch wie ist richtiges Vertrauen zu Gott ?
Zum Ersten ist es freiwillig. Die Vertrauensverhältnisse, die ich vorhin aufzählte – mit dem Arzt, Busfahrer, usw –, sind ja zwangsweise, weil einem ja gar nichts anderes übrigbleibt.
Ein freiwilliges Vertrauensverhältnis zu einem Menschen entsteht nur durch eine Beziehung.
Und eine Vertrauensbeziehung entsteht nur, wenn beide Partner es wollen.
Und Gott will. Er hat Jesus auf die Erde geschickt, um uns zu sagen :
„Ich möchte eine Vertrauensbeziehung zu jedem einzelnen Menschen aufbauen. Ich möchte euch meinen Willen anvertrauen, ich möchte euch meine Geheimnisse mitteilen. Und ich möchte, daß ihr mir vertraut. Ich möchte Eure Gebete hören und erfüllen.“
So eine Vertrauensbeziehung ist möglich, ich habe es selbst erlebt und erlebe es immer noch.
Viele Menschen verstehen das nicht. Sie denken, es ist doch egal, wie man an Gott glaubt, Hauptsache, man glaubt. Aber wenn man eine intensive Vertrauensbeziehung einmal hat, dann kommt einem das „irgendwie glauben“, so wie es vorher war, schal und leer vor.
Man kann Gott alles sagen und er hört. Er tanzt natürlich nicht nach der Pfeife eines Menschen, aber man lernt in so einer Vertrauensbeziehung, was wirklich wichtig ist und man wird verändert und das Vertrauen wächst. Und Gott erhört Gebete, aber nur, wenn man eine Vertrauensbeziehung zu ihm hat.
Ich möchte diejenigen von Ihnen, die so eine Vertrauensbeziehung noch nicht haben, einladen, mit Gott zu beginnen. Bitten Sie Jesus, daß er Sie in so eine Vertrauensbeziehung hineinführt.

AMEN