Vorgeschichte
Ich möchte heute mit euch einen Text aus dem Propheten Hosea betrachten, und schauen wir uns dazu die Vorgeschichte an (Hosea 1):
2 Als der Herr zum ersten Mal zu Hosea sprach, sagte er ihm: »Geh und heirate eine Hure. Mit ihr sollst du Hurenkinder zeugen. Das ist ein Sinnbild dafür, dass das Land zur Prostituierten geworden ist: Es hat den Bund mit mir gebrochen und ist vom Herrn abgefallen.« 3 Da heiratete Hosea Gomer, die Tochter Diblajims. Sie wurde schwanger und schenkte Hosea einen Sohn. 4 Und der Herr sprach zu ihm: »Nenn das Kind Jesreel, denn schon bald werde ich die Nachkommen Jehus bestrafen wegen der Blutschuld, die Jehu in Jesreel begangen hat. Dann werde ich auch dem Königtum des Hauses Israel ein Ende machen. 5 An diesem Tag will ich im Tal von Jesreel die militärische Macht Israels brechen.« 6 Zum zweiten Mal wurde Gomer schwanger. Dieses Mal schenkte sie einer Tochter das Leben. Der Herr sprach zu Hosea: »Nenn deine Tochter Lo-Ruhama. Denn ich will mich meines Volkes Israel nicht mehr erbarmen und will ihm seine Schuld nicht mehr vergeben. 7 Stattdessen will ich dem Volk Juda Erbarmen entgegenbringen und es retten. Ich selbst, der Herr, ihr Gott, will ihnen die Rettung schenken. Sie wird nicht durch ihre Bogen oder ihre Waffen errungen werden; auch nicht durch Krieg, Streitrösser oder berittene Soldaten.« 8 Nachdem Gomer ihre Tochter Lo-Ruhama entwöhnt hatte, wurde sie wieder schwanger und brachte einen Sohn zur Welt. 9 Und der Herr sprach: »Nenn ihn Lo-Ammi. Denn ihr seid nicht mein Volk und ich will nicht mehr für euch da sein.«
(Jesreel: Gott pflanzt; Lo-Ruhama: Nicht-Erbarmen; Lo-Ammi: Nicht-mein-Volk)
Hosea lebt wohl im Nordreich Israel, denn alle seine Prophetien richten sich an die Einwohner des Nordreichs. Er hatte von Gott ein schwieriges Los aufgetragen bekommen, er sollte eine Hure heiraten. Und es ging hier nicht um eine Frau mit einer schwierigen Vergangenheit, sondern diese Frau hat weiter als Hure gearbeitet, wie wir in Kapitel 2 sehen werden.
Beim ersten Kind steht ja noch explizit dabei „schenkte Hosea einen Sohn“, während bei den anderen Kindern nur noch die Geburt und nicht mehr Hosea genannt wird. Hosea konnte nicht einmal sicher sein, daß ihre Kinder auch seine sind, bei ihrem Lebensstil.
Das war ein hartes Los, das Gott ihm zugemutet hat.
Über die Namen der Kinder kündigt Gott so einiges an.
Mit „Jesreel“ wird das Ende der aktuellen israelitischen Königsdynastie angekündigt, welche von Jehu begründet wurde. Eigentlich hat Jehu vieles von dem umgesetzt, was Gott wollte, aber er hat weit übers Ziel hinausgeschossen und viele Menschen umgebracht. Dazu haben er und seine Söhne später Israel wieder von Gott abgewendet.
Von daher hat Gottes Erbarmen hier ein Ende, wie es auch der Name von Hoseas Tochter „Lo-Ruhama“ aussagt: Nicht-Erbarmen. Interessanterweise kündigt Gott aber Erbarmen für das Südreich „Juda“ an. Allerdings endet Juda viele Jahre später genauso wie Israel.
Und dann kommt da noch „Lo-Ammi“: Nicht mein Volk! Das ist die Aussage: Ich will nicht mehr für euch da sein.
Diese Aussage gilt aber nicht für ewig, denn im 2. Kapitel von Hosea (V1-3) kündigt Gott für die ferne Zukunft an:
Also es heißt dann „Gott pflanzt“, „Erbarmen“ und „Mein Volk“. Aber das ist die Zukunft.
Dann spricht Gott über die Gegenwart.
Geistliche Prostitution
Hurerei ist eine Schande, oder?
Es geht übrigens nicht darum, die heutigen Prostituierten als böse Menschen zu verurteilen. Da könnte man eher den Freiern die Schuld zuweisen, denn gäbe es keine Nachfrage, dann gäbe es auch kein Angebot.
Aber dieses Gewerbe als falsch, schädlich und menschenverachtend zu beurteilen, ist ganz und gar biblisch und ich glaube, daß diese Verurteilung universell richtig ist.
Es gibt ja Stimmen, die wollen Prostitution als normalen Beruf sehen, z.B. um die schwammigen Rechtsverhältnisse für Prostituierte zu klären. Ich finde das echt gruselig, denn wenn Prostitution ein normaler Beruf wird, kann man dann auch vom Arbeitsamt auf diesen „Beruf“ verwiesen werden? Muß man dann eine Weiterbildungsmaßnahme wahrnehmen, weil einem sonst Hartz 4 gekürzt wird? Hoffen wir, daß es nie so weit kommt.
In anderen Ländern gibt es ja sehr wohl Elendsprostitution, wo Menschen sich prostituieren, um nicht zu verhungern: Erst kommt das Fressen und dann die Moral (Bert Brecht, Dreigroschenoper).
Die richtige Weg ist natürlich nicht, solche Menschen zu verurteilen, sondern für eine Gesellschaft zu sorgen, wo Menschen nicht mehr verelenden.
Aber Prostitution an sich ist ja hier eigentlich gar nicht das Thema, sondern die reale Prostitution von Hoseas Frau ist hier Sinnbild für die geistliche Prostitution vom damaligen Israel. Und für uns heute gilt es jetzt, unser Leben zu betrachten, ob es bei uns, bei Dir und mir, auch geistliche Prostitution gibt.
Was ist das nun? Damals war es häufig üblich, daß die Israeliten neben Gott noch anderen Götter angebetet haben. Erwähnt ist in dem Text der Baalskult. Sie haben Baal um Hilfe gebeten, sie haben Geld und Gut in den Kult gegeben, denn der Betrieb des Tempels und die Versorgung der Priester kostete einiges. Und sie haben sogar Kinder geopfert.
Wir haben üblicherweise heute nicht so eine weitere Religion in unserem Leben, wie es der Baalskult im alten Israel war.
Aber was ist dann geistliche Prostitution für uns heute? Diese Frage ist ganz zentral, damit dieser Text auf unser Leben heute hin ausgelegt werden kann.
Um uns dieser Frage zu nähern, betrachten wir zuerst einmal, was die Prostituierte, Hoseas Frau, überhaupt von ihrer Prostitution erwartete. Sie sagt in V.7b:
Das erste ist also die Befriedigung der Grundbedürfnisse. Das hat sie auch von Ihrem Mann bekommen bzw im Zusammenleben mit ihrem Mann hätten sie das auch gemeinsam alles erwirtschaftet. Üblicherweise hatten die Israeliten immer auch eine kleine Landwirtschaft mit dran, dazu wurden handwerkliche Erzeugnisse von den meisten erzeugt und verkauft. In Sprüche 31, 10-31 wird das beschrieben. Man darf ja nicht den Fehler machen, das Rollenmodell „Werktätiger Mann“ und „reine Hausfrau“ auf die Bibel so einfach zu übertragen, aber hier in dem Bild geht es wohl schwerpunktmäßig darum, daß ihr Mann die Versorgung ihrer Grundbedürfnisse auf alle gewährleistet hat und - rein materiell gesehen - die Prostitution nicht nötig war. Und nicht nur das, sie hat auch viel mehr bekommen, Gold und Silber.
Das hat sie nicht erkannt, oder wollte es nicht erkennen.
Was haben wir für Grundbedürfnisse, und wo denken wir, daß Gott nicht für sie sorgen kann?
Essen, Trinken, Kleidung? Wie heißt es in Matthäus 6, 24-25;
Für uns heute ist sicherlich das Geld, der Mammon, eine mögliche Konkurrenz für Gott. Aber wie dient man dem Mammon? Arbeiten, Geld verdienen, sich mit den eigenen Finanzen beschäftigen ist anscheinend nicht an sich das Problem, denn wir wissen aus anderen Bibelstellen, daß das auch zu einem Leben als Christ dazugehört.
Das Problem ist das Sorgen und die Behebung der Sorgen allein mittels Geld, denn dabei wird Gott ausgeblendet ( Matthäus 6, 31-34; NGÜ):
Es geht hier nicht um Faulheit, Blauäugigkeit oder darum, daß einem die gebratenen Tauben in den Mund fliegen, sondern es geht darum, sich gewiß zu sein, daß Gott unsere Bedürfnisse kennt und Wege aufzeigt und wirkt, daß sie gestillt werden.
Und das beinhaltet aber auch, daß Gottes Reich und seine Gerechtigkeit - und damit ist natürlich Jesus Christus gemeint - für uns an erster Stelle stehen. Wir haben so viel von Gott bekommen, Gaben, Talente, Möglichkeiten und das wollen wir nicht für ihn und sein Reich verwenden?
Aber nicht nur das Geld ist eine mögliche Konkurrenz für Gott. Auch an sich gute Dinge wie Anerkennung, Beziehungen, usw können zu einem Götze werden, wenn man von ihnen Erfüllung all seiner Bedürfnisse erwartet und dabei Gott ausblendet.
Wer Ehre nur für sich selber sucht und sich mit Gottes Federn schmücken will, läuft in die Irre. Auch manche Beziehungen, z.B. ehebrecherischer Art oder uneheliche, sexuelle Beziehungen funktionieren auf Dauer mit Gott nicht.
Es ist schwer hier, allgemeingültige Aussagen für uns alle zu machen, weil man von außen nicht so einfach sehen kann, ob jemand sich geistlich für den Mammon oder sonst irgendetwas prostituiert. Aber Jesus liebt jeden von uns und wird uns das sicher persönlich klar machen.
In dem Text von vorhin, Hosea 2, 14, steht auch, daß die Prostituierte auch Weinberge und Obsthaine von ihren Freiern bekommen hat. Das geht ja über die Grundbedürfnisse hinaus und Wein ist in der Bibel ja häufig ein Symbol der Freude.
Z.B. kann man mit viel Geld doch einiges machen, was sonst nicht ginge. Ich hätte z.B. nichts gegen das Hobby, mit einer eigenen Yacht um die Welt zu fahren. Aber wird damit auch das tiefere Bedürfnis nach Lebensglück gestillt? Vielleicht mutiert man auch zu einem Arsch, der nach dem Motto lebt: „Eure Armut kotzt mich an“?
Gott sagt auch, daß er die Weinberge und Obsthaine der Freier verwüsten wird. Freude und Erfüllung an Gott vorbei ist nichts wirklich Dauerhaftes. Die tiefen Fragen und Sehnsüchte, die Ewigkeit im Herzen, die Prediger 3, 11 beschrieben ist, wird nicht gestillt.
Wüste
Wie kommt man jetzt zu Gott zurück?
„Ich will sie in die Wüste führen.“ Schauen wir uns dazu einen Film an (asharen.avi). (Beim Abspielen kommentieren).
Die Wüste: Sie ist sandig, trocken und einsam. Es gibt Stürme, die alles Vorhandene zur Unkenntlichkeit verändern.
Manchmal muß man alleine über sein Leben nachdenken, um zu erkennen, wo man steht. Man merkt dann auch, daß man mit niemanden darüber reden kann oder möchte. Sprüche 14, 10 deutet das an (NL):
Man hat auch nicht mehr so richtig Spaß an allem, das Leben fühlt sich irgendwie trocken an.
Gott möchte uns den richtigen Ausweg zeigen, er möchte zu unserem Herzen sprechen. Und das wichtigste, er möchte freundlich zureden. Er meint es gut mit uns.
Er wird vielleicht Menschen schicken, die uns verstehen, vielleicht gehen uns auch die Augen auf, wenn wir in der Bibel lesen, oder wenn wir eine Predigt hören, ein Buch lesen oder uns ein bestimmtes Lied anspricht.
Ich weiß nicht, wie lange man in der Wüste sein muß und auch nicht alles, was sich wie Wüste anfühlt, muß von Gott gewirkt sein. An dieser Stelle ist es wieder schwierig, allgemeine Aussagen zu machen. Wollen wir das freundliche Reden hören? Verschließen oder öffnen wir uns? Hier ist jeder persönlich gefragt, denn Gottes Ansprache kann sehr individuell sein.
Gott setzt mit Israel im Buch Hosea so fort (V.18-25)
Es gibt Frieden, Gewißheit von Gottes Nähe, die Verführungskraft der Götzen wird schwinden und Erfüllung und Freude wird es geben.
Jesus Christus drückt es in Johannes 4, 14; NGÜ so aus:
Zusammenfassung
Ich fasse zusammen:
- Geistliche Prostitution: Parallel zu Gott einem oder mehrern Götzen nachlaufen. Man sucht die Erfüllung seiner Bedürfnisse nicht mehr bei Gott, sondern woanders, z.B. beim Geld. Das Vertrauen auf Gott ist weg.
- Auch scheinbare Erfüllung durch die Götzen ist nicht dauerhaft
- Gott läßt sich das nicht bieten und führt in die Wüste, wo er freundlich zuredet.
- Er sagt Frieden, Gewißheit, Erfüllung und Freude zu.