Leichlingen, 23.1.2000

Predigt : Weisheit und Verstand

0. Einführung

Heute soll es um Weisheit und Verstand gehen.

Weisheit ist ja ein etwas unklarer Begriff.
In manchen Filmen werden ja entscheidende Lebensweisheiten häufig von herumsitzenden, alten Leuten von sich gegeben, bei denen man sich oft nicht sicher ist, ob sie jemals gearbeitet haben ;-).

Aber anscheinend besteht Bedarf an Leuten, die Weisheiten von sich gegeben.
Viele Sekten und sektenähnliche Vereinigungen sind um einen einzelnen Menschen herum entstanden, die irgendwelche Weisheiten von sich gaben.
Man denke z.B. an die Scientologen, die den Lehren des zweitklassigen Science Fiction Autors Ron Hubbard folgen. Oder an die christliche Wissenschaft, wo die Worte der Gründerin das einzig wahre Verständnis der Bibel ermöglichen sollen und viele, viele mehr.

„Oho“, werden da einige einwerfen: „Ihr seid doch auch nichts anderes. Ihr versammelt Euch, um die Weisheiten eines Zimmermanns namens Jesus aus dem alten Israel zu hören.“

Man könnte noch einen draufgeben und sagen, das machen alle so.
Das Volk Israel hat sich nach den Weisheiten des Mose gerichtet, die Moslems richten sich nach Mohammed, die Buddhisten nach Buddha, usw.
Wir machen es also genauso wie die anderen, oder ?

Wenn man sich die Anzahl der Lehrer in der Bibel ansieht, die, die die Weisheiten weitergegeben haben, dann merkt man schon, dass nicht wie so häufig alles nur von einer einzigen Person kommt, obwohl Jesus natürlich die zentrale Hauptperson ist.

Heute soll die Weisheit in erster Linie anhand von Sprüche 1 - 9 betrachtet werden.

Auch den Verstand möchte ich dabei mit Euch betrachten und auch hier scheinen gewisse Missverständnisse über den Verstand vorhanden zu sein.

Der bekannteste Vers über den Verstand dürfte Sprüche 3, 5.6 sein:
Vertraue auf den Herr mit deinem ganzen Herzen und stütze dich nicht auf deinen Verstand.“
Dieser Vers scheint den Verstand etwas abzuwerten.
Aber ich möchte mit euch einige weitere Stellen aus der Bibel betrachten, die den Wert, die Funktion und die Stellung des Verstandes deutlich machen.

1. Was ist Weisheit und Verstand ?

Um über etwas zu reden, muss man wissen, worüber man redet.
In der heutigen Zeit ist man oft mit Schlagworten und Lautstärke zufrieden und man verachtet Details, die häufig den wahren Sinn von etwas aufdecken.

Was ist Weisheit und was ist Verstand ?

Beginnen wir mit Weisheit. Was stellen wir uns darunter vor ?
Wir haben in unserem Hausbibelkreis uns öfter darüber Gedanken gemacht und haben versucht, das Wort „Weisheit“ zu definieren.
Das war nicht leicht und irgendwie haben wir auch nicht so die kernige Formulierung gefunden.
Weisheit bedeutet irgendwie einen Blick für Zusammenhänge des Lebens, hinter die Kulissen des Lebens zu haben. Dazu gehört sicherlich auch Menschenkenntnis.
Weisheit ist auch die Fähigkeit, aus Erfahrungen, aus dem eigenen Leben zu lernen und die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Aber alles in allem bleibt das Wort „Weisheit“ auch mit solchen Erklärungen eher unklar.

Um Wortbedeutungen zu verstehen, hilft es häufig, sich verwandte Worte anzusehen.
Zu „Weisheit“ verwandt wäre z.B. „Weisung“ oder „anweisen“.

Eine Weisung nimmt man entgegen. Und so ähnlich ist es auch mit Weisheit.
Auch Weisheit nimmt man entgegen.
Man kann Weisheit nicht lernen. Es kann z.B. nur schwerlich ein Schulfach „Weisheit“ geben und es wird wohl auch keine Volkshochschulkurse „Wie werde ich weise ?“geben.

In Sprüche 1-9 steht eine ganze Menge über Weisheit.
Z.B. steht in Kap. 2, 1.2 ;
Mein Sohn, wenn du meine Reden annimmst und meine Gebote bei dir verwahrst, indem du der Weisheit dein Ohr leihst, dein Herz dem Verständnis zuwendest

Das bedeutet, dass Weisheit von den Eltern an die Kinder gegeben wird.
Höre deinen Eltern zu, dann wirst du weise.

Jaaa, sagt vielleicht manch einer, wenn mein Vater so schlau wie Salomo, der Autor der Sprüche, wäre, könnte ich das für mich auch in Anspruch nehmen, aber das ist leider nicht der Fall.

Natürlich sind Eltern auch Menschen und machen damit Fehler und erzählen sicherlich auch hin und wieder eine Menge Unsinn. Trotzdem haben sie im Laufe ihres Lebens einiges an Weisheit erworben, was sie ihren Kindern voraushaben und diesen weitergeben können.
Je älter ein Kind ist, desto mehr wird es natürlich prüfen, was von seinen Eltern kommt und das ist auch richtig so.

Weisheit wird aber nicht nur von Eltern an Kinder weitergegeben, sondern auch ganz allgemein von Gott an Menschen und diese Weisheit ist viel wichtiger und wertvoller.
Laut Sprüche 2, 6 gibt der Herr Weisheit und laut Sprüche 9, 10 ist die
Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang.
Furcht heißt hier nicht in erster Linie Angst (kann es aber auch bedeuten), sondern es bedeutet mehr so etwas wie Ehrfurcht, Respekt und ernst nehmen.
Wenn wir Gott wirklich ernst nehmen, als das, was er ist, dann kann uns durchaus zum Fürchten zumute werden, aber wenn uns seine Größe und seine Macht bewusst wird, dann haben wir den ersten Schritt getan, um weise zu werden.
Und zum Ernstnehmen gehört auch, Gottes Gebote zu halten.
Sprüche 10, 8a ; „Wer weisen Herzens ist, nimmt Gebote an,

Zusammenfassend können wir also festhalten, dass wahre Weisheit darin besteht, Weisungen von den richtigen Personen, in erster Linie von Gott, entgegen zu nehmen und umzusetzen.

Dabei begegnet uns auch wieder das Problem vom Anfang, auf wessen Weisheiten wir denn hören sollen.
Die Bibel tritt allgemein in dieser Frage sehr absolut auf und bezeichnet sich an verschiedenen Stellen als Gottes Wort.
Jesus selbst bezeichnet sich als die Hauptperson der Bibel (Johannes 5, 39) :
Ihr erforscht die Schriften, denn ihr meint, in ihnen ewiges Leben zu haben, und sie sind es, die von mir zeugen;“ (Mit Schriften ist im neuen Testament immer das alte Testament gemeint.)

In Römer 1, 30 steht :
„Aus ihm (aus Jesus) aber [kommt es, daß] ihr in Christus Jesus seid, der uns geworden ist Weisheit von Gott und Gerechtigkeit und Heiligkeit und Erlösung;

Gottes Weisheit ist uns in Jesus Christus geben.
In Hebräer 1, 1-3 ist das etwas erklärt:
1 Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten, 2 hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn, den er zum Erben aller Dinge eingesetzt hat, durch den er auch die Welten gemacht hat; 3 er, der Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und Abdruck seines Wesens ist und alle Dinge durch das Wort seiner Macht trägt, hat sich zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt, nachdem er die Reinigung von den Sünden bewirkt hat;

Gottes hat uns in Jesus sein Wesen und seine Weisheit offenbart.
Jesus ist quasi Gottes letztes Wort an uns Menschen.

Alle Religionsstifter, die sonst so ihre Weisheiten verkünden, verbreiten gutes und falsches vermischt an ihre Zuhörer.
Manches kostbare kann durchaus dabei sein, aber es ist überhaupt kein Vergleich zu dem, was wir vom Gott der Bibel in Jesus Christus bekommen können.
Beweisen kann ich das nicht, aber vielleicht wird es deutlich, wenn wir nachher vom Nutzen der Weisheit sprechen.

Zur Bedeutung des Wortes „Verstand“ ist nicht so viel zu sagen, weil die Bedeutung ungefähr klar ist.
Verstand kommt von „verstehen“ und das hängt sicherlich mit der Intelligenz zusammen.
Auch das Wort „Klugheit“ hat eine verwandte Bedeutung zum Wort „Verstand“.

Der Verstand beinhaltet verschiedene Facetten: Kombinationsgabe, Auffassungsgabe, Gedächtnis, und noch manches mehr.
Jeder hat natürlich unterschiedliche Gaben, ist unterschiedlich schnell, hat ein unterschiedlich gutes Gedächtnis.

Trotzdem kann man aber seinen Verstand trainieren. Insbesondere die Schule soll dazu beitragen, dass Menschen lernen, ihren Verstand zu benutzen.

Und auch Gott möchte, dass wir lernen, sein grandioses Geschenk, den Verstand, immer besser zu benutzen. In Sprüche 4, 5a steht : „Erwirb dir Weisheit, erwirb Verstand, vergiss sie nicht !

Wir sollen unseren Verstand vermehren, vergrößern.

Zum Verstand gehört aber auch das verständig sein, die Bereitschaft dazu zu lernen und sich etwas sagen zu lassen. Die Bereitschaft anzuerkennen, dass man selber immer lernen muss, und dass andere häufig mehr wissen, gehört dazu. Nur so kann man „Verstand erwerben“.

Leute, die keine Ahnung haben, von sich aber überzeugt sind und das lautstark kundtun, werden es schwerhaben, ihren Verstand zu vermehren.
Ohne Demut geht es nicht.

Und der Verstand muss den richtigen Stellenwert haben.
Sprüche 3, 5 ; „Vertraue auf den Herrn mit deinem ganzen Herzen und stütze dich nicht auf deinen Verstand.

Unser Verstand ist ein grandioses Geschenk, aber nicht das Maß aller Dinge.

Oft ist in Sprüche 1-9 die Unterscheidung von Weisheit und Verstand nicht immer eindeutig gegeben.
Das Wort „Verständnis“ kann für Weisheit und für Verstand stehen.
Bei beiden geht es ja darum, mehr zu kapieren, zu verstehen, Verständnis zu erwerben.
Aber wir wollen uns jetzt in praktischere Gefilde begeben.

2. Nutzen von Weisheit und Verstand

Sprüche 3, 13-18 ;

13 Glücklich der Mensch, der Weisheit gefunden hat, der Mensch, der Verständnis erlangt! 14 Denn ihr Erwerb ist besser als Silber und [wertvoller] als Gold ihr Gewinn. 15 Kostbarer ist sie als Korallen, und alle deine Kleinode kommen an Wert ihr nicht gleich. 16 Länge des Lebens [ist] in ihrer Rechten, in ihrer Linken Reichtum und Ehre. 17 Ihre Wege sind freundliche Wege, und alle ihre Pfade sind Frieden. 18 Ein Baum des Lebens ist sie für [alle], die sie ergreifen, und wer an ihr festhält, ist glücklich zu preisen.

Weisheit ist also besser als aller materieller Reichtum, besser als Gold, Silber, Korallen und alle Kleinode.

Dazu sagt die ganze Welt „Amen“ und trotzdem träumen viele von oder streben nach Reichtum.
'Ne Million zusätzlich wäre doch nicht schlecht, oder ?
Was macht Reichtum aus ?
Er schafft vermeintliche Sicherheit, gibt Handlungsfreiheit, man hat einfach vielmehr Möglichkeiten mit Reichtum als ohne.
Das Leben wird doch mit Reichtum irgendwie lebenswerter, oder nicht ?
Und das soll Weisheit übertreffen ?

Wenn es nur um irgendeine Weisheit geht, die nicht von Gott ist, dann kann sie zwar hier und da nützliche Gedanken enthalten, aber sie kann nicht das bieten, was Reichtum bietet.
Sicherheit, Handlungsfreiheit, viele Möglichkeiten; falsche Weisheit kann das nicht bieten.

Schauen wir uns mal einige Bibelstellen an:
Sprüche 3, 19.20 ;
Der Herr hat durch Weisheit die Erde gegründet, die Himmel befestigt durch Einsicht.
Durch seine Erkenntnis brachen die Fluten hervor, die Wolken triefen von Tau.

und Sprüche 8, 22-31 , wo die Weisheit (!) redet:
22 Der HERR hat mich geschaffen als Anfang seines Weges, als erstes seiner Werke von jeher. 23 Von Ewigkeit her war ich eingesetzt, von Anfang an, vor den Uranfängen der Erde. 24 Als es noch keine Fluten gab, wurde ich geboren, als noch keine Quellen waren, reich an Wasser. 25 Ehe die Berge eingesenkt wurden, vor den Hügeln war ich geboren, 26 als er noch nicht gemacht die Erde und die Fluren, noch die Gesamtheit der Erdschollen des Festlandes. 27 Als er die Himmel feststellte, war ich dabei. Als er einen Kreis abmaß über der Fläche der Tiefe, 28 als er die Wolken droben befestigte, als er stark machte die Quellen der Tiefe, 29 als er dem Meer seine Schranke setzte, damit die Wasser seinen Befehl nicht übertraten, als er die Grundfesten der Erde abmaß: 30 da war ich Schoßkind bei ihm und war [seine] Wonne Tag für Tag, spielend vor ihm allezeit, 31 spielend auf dem [weiten] Rund seiner Erde, und ich hatte meine Wonne an den Menschenkindern.

Gott hat nach seiner Weisheit die Erde gemacht, er hat nach seiner Weisheit alles erschaffen, die ganzen physikalischen Prinzipien, Gesetze.
Und er hat nach seiner Weisheit den Menschen erschaffen.

Wenn man sich an diese Weisheit hält, dann lebt man passend zu dieser Welt, auf der wir uns befinden.
Hierbei muss man natürlich festhalten, dass diese Welt eine gefallene ist; d.h. dass die Menschen hier grundsätzlich gegen Gottes Weisheit und Gebote eingestellt sind.
Von daher kann es hier auf dieser Welt schwierig werden, sich an Gottes Weisheit zu halten.

Aber schauen wir uns noch einmal die „Leistungen“ des materiellen Reichtums an:
Sicherheit, Handlungsfreiheit, viele Möglichkeiten.
Sicherheit: Man sagt ja immer, dass Reichtum nicht wirklich sicher ist. Es gibt Inflation, Wirtschaftskrisen, Börsenkräche, usw und man kann ruckzuck auch wieder arm werden.
Da ist was dran, aber wenn ich mir z.B. überlege, ich müsste mein Haus nicht finanzieren, sondern könnte es bar bezahlen, das Gefühl wäre irgendwie besser.

Oder auch die vielen Möglichkeiten, die Reichtum bietet.
Mit meiner Familie nach Australien in den Urlaub zu fliegen wäre doch irgendwie reizvoller als mit einem alten VW Bus in einen Freizeitpark zu fahren.
Wir sind uns doch hoffentlich bewusst darüber, dass Reichtum schon seinen gewissen Reiz hat.

Interessanter Weise warnt die Bibel vor dem Reich-werden-wollen: (1. Timotheus 6, 9.10)
Die aber reich werden wollen, fallen in Versuchung und Fallstrick und in viele unvernünftige und schädliche Begierden, welche die Menschen in Verderben und Untergang versenken. Denn eine Wurzel alles Bösen ist die Geldliebe, nach der einige getrachtet haben und von den Glauben abgeirrt sind und sich selbst mit vielen Schmerzen durchbohrt haben.

Man müsste irgendwie ohne Geldliebe reich werden können, dann hätte man das Problem nicht ;-)

Warum steht das in der Bibel ?
Warum macht Gott nicht einfach alle reich ? Das wäre doch toll. Und es gibt ja auch Prediger, die Reichtum für alle verkündigen.

Gott hat die Erde und uns Menschen nach seiner Weisheit gemacht.
Und er weiß, wie wir glücklich werden können.
Gott warnt ja nicht vor der Geldliebe, weil er neidisch wäre.
Er spricht hier von Versuchung, Fallstrick, schädliche Begierden und Schmerzen.

Dagegen verheißt Gottes Weisheit, wie wir vorhin in Sprüche 3, 13-18 gelesen haben, langes Leben, Reichtum, Ehre, freundliche Wege, Frieden und Glück.

Aha, so wird man reich und das alles ohne Schmerzen ;-)

Es geht hier um Qualität und nicht um Quantität.
Betrachten wir einmal die einzelnen Verheißungen der Weisheit:

Langes Leben : Nun wird nicht jedes Gottes Kind 110 Jahre.
Aber zum einen lebt jedes Gottes Kind ewig bei Jesus und das ist wirklich lang und gut.
Und zum andern hat auch das irdische Leben eines Gottes Kindes, wenn es sich an Gottes Gebote hält, normalerweise auch lange Auswirkungen nach seinem Tod hier auf der Erde.
Und diese beiden Sachen kann man durchaus als langes Leben betrachten.

Reichtum : Aha, endlich geht es um Kohle ;-)
Was ist denn Reichtum wirklich ?
Der gutbürgerliche Mensch sagt: Mein wirklicher Reichtum liegt in meiner Familie. Und da ist auch was dran.
Wer glücklich verheiratet ist und/oder Kinder hat, wird bestätigen, dass darin ein ungeheurer Reichtum liegt.
Aber ich denke, man macht einen Fehler, wenn man alleine in der Familie nicht-materiellen Reichtum finden will.

Der wichtigste Schatz, den man finden kann, ist Gott selbst.
Für die Leviten, den Priestern vom alten Israel, sollte Gott selbst der Lohn sein. Sie konnten nicht viel materiellen Reichtum anhäufen, sie mussten sich mit Gott begnügen.
Wenn sich ein Christ bewusst macht, was für ein Reichtum es ist, zu Gott, zu dem Schöpfer des Universums,
eine persönliche Beziehung zu haben, dann bekommt er eine Ahnung davon, warum materieller Reichtum nicht so wichtig ist.
Jemand, der kein Gotteskind ist, kann das natürlich gar nicht nachvollziehen, aber auch ein Christ vergisst es oft im alltäglichen Stress.
Es geht nicht darum, dass man ergriffen irgendwelche Weisheiten liest und sich sagt, „Arm sein ist toll.“, sondern es geht darum, dass gegenüber der Beziehung zu Gott alles andere verblasst, auch die Familie.
Hier werden sicherlich einige aufschreien, hey, man kann doch für die Religion nicht die Familie vernachlässigen. Gott wird es niemals zulassen, dass die Familie vernachlässigt wird, wenn man ihm dient; er verbietet uns auch, die Familie zu vernachlässigen.
Aber trotzdem ist die Familie nicht die Nr. 1, sondern Gott.

Ehre : Ehre ist gleich Anerkennung ?!?? Anerkennung sucht doch irgendwie jeder und mit materiellem Reichtum kann man sich doch Anerkennung kaufen, oder ?
Es gibt echte und vordergründige Ehre vor Menschen und es gibt Ehre vor Gott.
Wenn man reich ist, dann sagen einem die Leute, was man gerne hören möchte.
Wenn man echte Ehre vor Menschen hat, dann reden die Menschen manchmal auch hinter dem Rücken positiv über einen.
Für die Ehre vor Gott ist nur wichtig, dass man seine Sünden bekannt hat und Jesus angenommen hat, was andere Menschen von uns halten, interessiert ihn nicht besonders.
Und Gottes Weisheit liegt darin, das Opfer von Jesus Christus für uns anzunehmen.

Es bleiben noch freundliche Wege, Frieden und Glück :
Na, das wünscht sich mit Sicherheit jeder.
Hier geht der Vergleich von materiellem Reichtum und Gottes Weisheit eindeutig für Gottes Weisheit aus. Diese drei Dinge kann nicht kaufen, höchstens unechte Kopien und das ist jedem klar.

Gottes Weisheit verheißt also langes Leben, Reichtum, Ehre, freundliche Wege, Frieden und Glück.

Es gibt noch weitere Nutzen, die in Gottes Weisheit liegen.

Z.B. verhilft Gottes Weisheit laut Sprüche 8, 15 zu gerechten Entscheidungen.
Das ist natürlich für Politiker wichtig – der Autor der Sprüche, Salomo, war ja König – aber auch für Eltern. Es tut doch normalerweise einem Vater oder einer Mutter weh, wenn man sein Kind aus Versehen ungerecht behandelt.
Da kann Gottes Weisheit schon helfen.

Es gibt noch weitere Nutzen, die man in den Sprüchen nachlesen kann.

Ich möchte noch etwas zum Verstand sagen.
Ursprünglich wollte ich den Schwerpunkt dieser Predigt auf den Verstand legen.
Aber bei der Vorbereitung habe ich gemerkt, dass das mit der Weisheit viel schwieriger als mit dem Verstand ist.
Dass Verstand nützlich ist, ist irgendwie jedem klar.
Wer seinen Verstand benutzen kann, kommt meist besser im Leben klar, er bekommt meistens gute Jobs und er hat in vielen Sachen einfach Durchblick.
Wenn man seinen Verstand allerdings zum obersten Maßstab macht, dann erhebt man ihn quasi in den Rang der Weisheit. Man lebt dann nach dem Motto: „Nur wie ich es verstehe ist es richtig, denn ich bin viel klüger und gebildeter als ihr. Hört auf das, was ich sage, dann geht es euch gut.“

Dazu äußert sich Gott in einigen Versen (Römer 1, 20-23) :
20 Denn sein unsichtbares [Wesen], sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, wird von Erschaffung der Welt an in dem Gemachten wahrgenommen und geschaut, damit sie ohne Entschuldigung seien; 21 weil sie Gott kannten, ihn aber weder als Gott verherrlichten noch ihm Dank darbrachten, sondern in ihren Überlegungen in Torheit verfielen und ihr unverständiges Herz verfinstert wurde. 22 Indem sie sich für Weise ausgaben, sind sie zu Narren geworden 23 und haben die Herrlichkeit des unverweslichen Gottes verwandelt in das Gleichnis eines Bildes vom verweslichen Menschen und von Vögeln und von vierfüßigen und kriechenden Tieren.

Menschen und Tiere kann ich verstehen, Gott aber nicht. Was ich aber nicht verstehe, kann nicht sein, also muss Gott irgendwie wie ein Mensch oder ein Tier sein.
Die heutigen Gottesvorstellungen sind zwar abstrakter als früher, aber sie sind genauso dem Verstand untergeordnet wie früher.
Was fast alle gutbürgerlichen Gottesvorstellungen gemeinsam haben, ist der Gedanke :
„Gott ist mit meinem Leben einverstanden, solange ich keine Omas beklaue und hin und wieder mich karitativ betätige.“ Warum sollte Gott sonst etwas gegen mein Leben haben ? Das kann ich mir gar nicht vorstellen, das kann nicht sein.

Dazu möchte ich noch 1. Korinther 1, 17-21 lesen:

17 Denn Christus hat mich nicht ausgesandt zu taufen, sondern das Evangelium zu verkündigen: nicht in Redeweisheit, damit nicht das Kreuz Christi zunichte gemacht werde. 18 Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verlorengehen, Torheit; uns aber, die wir errettet werden, ist es Gottes Kraft. 19 Denn es steht geschrieben: `Ich will die Weisheit der Weisen vernichten, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen. 20 Wo ist ein Weiser? Wo ein Schriftgelehrter? Wo ein Wortstreiter dieses Zeitalters? Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht? 21 Denn weil ja in der Weisheit Gottes die Welt durch die Weisheit Gott nicht erkannte, hat es Gott wohlgefallen, durch die Torheit der Predigt die Glaubenden zu erretten. 22 Denn während Juden Zeichen fordern und Griechen Weisheit suchen, 23 predigen wir Christus als gekreuzigt, den Juden ein Ärgernis und den Nationen eine Torheit; 24 den Berufenen selbst aber, Juden wie Griechen, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit. 25 Denn das Törichte Gottes ist weiser als die Menschen, und das Schwache Gottes ist stärker als die Menschen.

Was die Menschen hier auf dieser Erde üblicherweise für Weisheit halten und was sie für richtig halten, ist in den Augen Gottes oft falsch.
Z.B. die Wissenschaft und Forschung ist eine wichtige und tolle Sache, aber sie als Antwort auf alle Menschheitsprobleme zu betrachten ist eine Torheit.
Der menschliche Verstand ist begrenzt und die menschliche Weisheit auch.
Daher wirkt Gottes Weisheit, insbesondere Jesus Christus am Kreuz, auf den gewöhnlichen Menschen töricht.

Gott wählt den Weg, durch eine Predigt, seine Weisheit, sein Wort weiterzugeben und sogar durch die Predigt zu retten, auch durch diese Predigt, obwohl es durchaus sein kann, dass ich in dieser Predigt mich hier und da vertan habe. Aber die Gemeinde soll ja schließlich auch alles prüfen.
Aber wenn sich jemand heute morgen hier von Gott angesprochen weiß, dann hat Gott die Predigt dazu benutzt, um denjenigen anzusprechen.

3. Schluss

Wir haben jetzt viel über Weisheit und Verstand gehört und vielleicht ist jemandem die alltägliche Praxis etwas zu kurz gekommen.
Gerade in Sprüche 1-9 sind einige praktische Beispiele angesprochen, was es praktisch heißt, weise zu leben. Aus Zeitgründen kann ich nicht mehr darauf eingehen.
Für das alltägliche Umsetzen von Gottes Weisheit möchte ich aber eines mitgeben:
Jak. 1, 5; „
Wenn aber jemand
von euch Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der allen willig gibt und nichts vorwirft, und sie wird ihm gegeben werden.

Und als Abschluss, als Zusammenfassung, möchte ich wiederholen:

Sprüche 9, 10;
Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang; und Erkenntnis des allein Heiligen ist Einsicht.


AMEN