Einleitung
Tja, immer diese Erwartungen zu Weihnachten... man erwartet ein leckeres Essen und manche hoffen, dass es kein Fisch ist (Überleitung vom Sketch „Wie schmeckt Weihnachten?“).
Erwartungen und Hoffnungen spielen ja auch zur Weihnachtszeit eine große Rolle. Ich erwarte heute abend ein Geschenk und hoffe, dass es eine Drohne ist.
Das war ein kleiner Scherz, ich habe schon eine Drohne, die habe ich mir vor zwei Jahren zusammengespart.
Das Gegenteil von Hoffnungen sind Befürchtungen. Ich erwarte heute abend ein Geschenk und befürchte, dass es eine Krawatte ist.
Aber lassen wir diese Albernheiten -- obwohl ich ja vielleicht bei manchen ganz reale Hoffnungen und Befürchtungen angesprochen habe -- und schauen uns einen Weihnachtstext aus dem alten Testament an (Jesaja 9, 1-6; NL):
Hoffnung für ein Volk in Dunkelheit
Der erste Vers wird im neuen Testament in Matthäus 4, 15.16 zitiert, wo der Umzug von Jesus Christus nach Kapernaum beschrieben wird, im Nordwesten des See Genezareths, im damaligen Land der Stämme Sebulon und Naftali.
Das heißt, dass dieses helle Licht aus dem Text im neuen Testament auf Jesus bezogen wird.
Man muss dazu wissen, dass im Kapitel davor, in Jesaja 8, eine Zeit der Dunkelheit für das Volk Israel beschrieben war, die durch die Abwendung von Gott kam. Es gab die Angst vor einem übermächtigen Feind, es gab okkulte Praktiken, die ja auch häufig mit Angst einhergehen.
Und nun ist ein Licht angekündigt. Ich habe einfach so Dunkelheit mit Angst gleich gesetzt, was vielleicht nicht immer passt. Aber in der Dunkelheit sieht man kein Ziel, man sieht nicht, was auf einen zukommt, und das wirkt ganz schön bedrohlich und angsteinflößend.
Das helle Licht zeigt einem das Ziel und den Weg.
Auf der Nordhalbkugel fällt ja Weihnachten in die dunkle Jahreszeit und man sieht ja immer viel weihnachtliche Beleuchtung überall. Hin- und wieder überkommt mich der böse Gedanke, dass Strom noch nicht teuer genug ist, aber ich verstehe schon, dass viele Mensche unter der Dunkelheit irgendwie auch leiden und das die Weihnachtsbeleuchtung dabei hilft. Und mit LEDs ist das ja nicht mehr so teuer und so dränge ich diesen bösen Gedanken wieder weg.
Jesus Christus ist unsere Hoffnung, unser Licht. Wenn man diesen schon wahrscheinlich tausendmal gehörten Satz wieder neu mitnehmen kann, dann ist dieses Jahr schon ein wertvolles Weihnachten.
Freude
Der zweite Vers wird etwas konkreter:
„vermehrst das Volk“: Man gehört nicht mehr nur zu wenigen, man ist nicht mehr allein. In der Dunkelheit fühlt man sich oft allein, weil man die anderen nicht sieht. Das Licht zeigt uns auch unsere Nächsten, unseren Mitbruder, unsere Mitschwester.
„Freude über Gott wie...“: Wie zur Ernteezeit, wie Leute, die Beute unter sich aufteilen.
Bei „Beute“ muss ich kurz zucken, denn das hört sich irgendwie kriminell an, wie Piraterie oder Diebstahl, aber es geht hier um das Gefühl. Stellt Euch vor, Ihr findet mit anderen zusammen einen Schatz und dürft ihn behalten. Man kann nun seine Schulden bezahlen, man kann für seine Familie etwas gutes tun, man kann sich vielleicht endlich einmal etwas, wie z.B. einen Urlaub, gönnen. Und diese Freude teilt Ihr mit den anderen, die mit Euch den Schatz gefunden haben, und es reicht für alle.
Es gibt keinen Neid und alle freuen sich miteinander.
Befreiung und Frieden
Dann wird noch einmal auf die Dunkelheit eingegangen:
Zuerst geht es hier um Befreiung. Der Norden Israels, zumindest die vorhin schon erwähnten Stämme Sebulon und Naftali, waren unter assyrischer Herrschaft und die hier angekündigte Befreiung wurde in Jesaja 37 dann auch umgesetzt.
Aber wir persönlich leiden vielleicht auch unter einem Joch und sind unter Druck. Mehr als die vielleicht etwas platt wirkende Aussage, dass man durch Jesus frei werden kann, kann ich im heutigen Rahmen nicht bieten. Der Weg dahin ist immer ein sehr individueller und persönlicher. Aber wie vorhin schon erwähnt sind andere Mitgeschwister da, man ist nicht alleine unterwegs.
Und dann geht es um Frieden. Ich finde es irgendwie erschreckend, dass der erste Teil des vierten Verses „Alle dröhnend marschierenden Stiefel“ eine Aussage ist, die nahezu alle Menschen in allen Zeiten verstehen. Hier muss man nichts kulturell erklären, diese Aussage ist völlig zeitlos.
Man kommt an dem Krieg nicht vorbei. Es gab zwar in den vergangenen Jahrzehnten auf der Welt immer irgendwo Krieg, aber diesmal ist er so nah.
Es haben ja einige Kirchenleute auf den sogenannten Weihnachtsfrieden 1914 im ersten Weltkrieg als Vorbild verwiesen, ob das in der Ukraine nicht auch möglich wäre.
Ich habe den Wikipedia-Artikel dazu
(https://de.wikipedia.org/wiki/Weihnachtsfrieden_(Erster_Weltkrieg))
gelesen, sehr spannend, kann ich nur empfehlen. Dieser Weihnachtsfrieden spielte sich hauptsächlich zwischen deutschen und britischen Soldaten im belgischen Flandern und in angrenzenden französischen Gebieten ab. An einer Stelle haben die Soldaten sogar einen gemeinsamen Gottesdienst gefeiert, wo Psalm 23, erst auf Englisch dann auf Deutsch, gelesen wurde.
Das war schon toll, aber man verklärt es heute doch ein bisschen sehr. Die Franzosen und Belgier hatten sich kaum daran beteiligt, weil der Krieg auf ihrem Land statt fand und sie von den Zerstörungen der deutschen Besatzer direkt betroffen waren. Es war also eher eine Geschichte ohne die unmittelbar Betroffenen, wie das heute bei diversen Diskussionen über den Ukrainekrieg auch manchmal ist.
Wenn man die beide Verse jetzt politisch betrachtet, dann merkt man, dass die Befreiung vom Joch und die Zerstörung von Waffen irgendwie zusammengehört. Frieden in Unterdrückung kann also nicht die Lösung sein. Frieden und freiheitliches Leben muss zusammengehören. Der Begriff „Freiheit“ ist zwar von der Politik oft schon komisch ausgelegt worden, aber Ihr versteht, was ich meine, denke ich.
Das Kind
Kommen wir zum Entscheidenden:
Das ist doch jetzt richtig weihnachtlich.
Allerdings nervt es mich persönlich, wenn die Rede auf das Christkind kommt, dass die Geschenke bringen soll. Der Weihnachtsmann ist ziemlich eindeutig so im Universum der Zahnfee verortet, aber das Christkind, dass man sich je nach Kulturkreis als blond gelocktes Baby-Engelchen vorstellt, welches die Geschenke bringt, das kann schon ganz schön den Blick auf den realen Jesus Christus verstellen, der als hilfloses Baby auf die Welt kam und unser wunderbarer Ratgeber, starker Gott, ewiger Vater und Friedensfürst geworden ist.
Schauen wir uns diese vier Begriffe doch etwas genauer an.
- Wunderbarer Ratgeber: Wenn man Rat braucht, wenn man nicht mehr weiter weiß, dann kann man sich an ihn wenden. Irgendwie wird er helfen: Durch Dinge, die einem klar werden, durch einen Bibeltext, durch Türen, die auf oder zu gehen, manchmal auf wunderbare Weise.
- Starker Gott: Durch Jesus Christus sind wir mit dem allmächtigen Gott verbunden. Gott ist stark, stärker als wir uns vorstellen können. Nichts ist für ihn unmöglich.
- Ewiger Vater: Unsere irdischen Eltern oder sonstigen Bezugspersonen verlassen uns irgendwann oder können uns zumindest irgendwann nicht mehr helfen. Durch Jesus Christus bleibt Gott unser Vater, für jeden ganz persönlich, egal, wie alt man wird und wohin uns unser Weg tragen wird.
- Friedensfürst: Im Frieden mit Gott, mit sich selbst und mit dem Nächsten zu leben ist eine wichtige Basis für ein erfülltes Leben. Und diesen Frieden hat uns Jesus versprochen.
Und dann ist noch die Rede von der endlosen Herrschaft, in Frieden, Recht und Gerechtigkeit.
Hier handelt es sich natürlich nicht um eine Theokratie, wo einige wenige Menschen in seltsamen Gewändern und Kopfbedeckungen bestimmen, wo es lang geht.
Das Reich Gottes hier auf Erden fängt in uns persönlich an. Wenn wir uns Jesus Christus anschließen, unser Leben ihm geben, dann kann sein Friede in uns wachsen und sich ausbreiten. Dazu gehört auch seine Gerechtigkeit und auch seine Barmherzigkeit.
Vielleicht kommt einem dieser Satz doch zu weihnachtlich-kitschig vor, insbesondere, wenn man an sein eigenes Versagen denkt. Hier war ich garstig, dort habe ich durch meine Art jemanden verletzt, an anderer Stelle habe ich einen Streit vielleicht nicht geschlichtet sondern eher befeuert.
Das erlebt ja, denke ich, manchmal jeder von uns, aber es ist trotzdem wahr, dass das Friedensreich von Jesus Christus in uns persönlich beginnt.
Und im letzten Satz von unserem Text taucht wirklich, zumindest in der Übersetzung „Neues Leben“, das Wort „nachhaltig“ auf. Dieses Wort wird einem ja heutzutage gefühlt überall bei jeder Gelegenheit um die Ohren gehauen, eigentlich zurecht, weil wir in vielen Bereichen in der Vergangenheit die Nachhaltigkeit eher ignoriert haben.
Ich lese den Vers noch einmal:
Das ist natürlich ein Blick auf die Ewigkeit, aber, wie gesagt, es beginnt auch schon hier bei uns persönlich.
Und ich glaube, dass Gott ein nachhaltiges Interesse an Dir persönlich hat und er setzt sich nachhaltig für Dich ein und dafür, dass Du seinen Frieden erleben kannst.
Zusammenfassung
Ich komme zum Schluss und führe die einzelnen Punkte noch einmal kurz auf:
- Hoffnung in Dunkelheit: Jesus Christus, das Licht, zeigt einem den Weg und man sieht, dass man nicht allein ist.
- Gemeinsame Freude über Gott
- Es gibt Frieden mit Gott, Frieden mit einem selbst und Frieden mit dem nächsten und es fängt persönlich in uns an.
- Das Kind der Hoffnung, Jesus Christus, als wunderbarer Ratgeber, starker Gott, ewiger Vater und Friedensfürst, ist für uns. Und Gott hat ein nachhaltiges Interesse an Dir und mir persönlich, dass wir seinen Frieden erleben und weitergeben können.