Einleitung
Die folgenden Predigtteile sind in ein Krippenspiel eingeschlossen. Zur Erläuterung ist kurz beschrieben, was vor dem Predigtteil passiert ist.
Würden wir Jesus hereinlassen?
Maria und Josef haben bei der Herberge angeklopft und der Herbergsvater hatte ihnen einen Schlafplatz im Stall angeboten, weil alles andere voll war.
„Die Herberge ist voll, aber im Stall ist noch ein Platz frei“, sagte der Herbergsvater.
So stellt man sich die damalige Situation üblicherweise vor. Im Bibeltext steht ja nur (Lukas 2, 6.7; NGÜ):
Vielleicht war es auch eine Herbergsmutter und kein Herbergsvater. Aber offensichtlich wurde das Paar in die Unterkunft aufgenommen, obwohl nicht mehr so richtig Platz da war.
Wir können ein bisschen raten, warum sie aufgenommen wurden.
Es kann Mitleid gewesen sein, denn Maria war ja sichtbar hochschwanger.
Vielleicht war es auch eine Art jüdischer Solidarität. Durch dieses römische Zählgesetz mussten ja auch in Judäa alle möglichen Leute eigentlich eher nutzlose Reisen führen und wahrscheinlich war es ein riesiges Chaos. Und Landsleute halfen sich halt.
Oder der Herbergsvater war einfach nur geschäftstüchtig. Für Unterkünfte lag ja damals in dem Ort offensichtlich ein Angebotsmarkt vor. Vielleicht hat der Herbergsvater jedes Kämmerchen in seiner Bruchbude zu Geld gemacht. Warum nicht also auch den Stall?
Was hätten wir eigentlich gemacht, wenn wir der Herbergsvater gewesen wären?
Welches Motiv wäre unseres gewesen?
Oder wir hätten sie mit den Worten zurückgewiesen: „Es ist voll, es geht nicht, denn das ist gegen die Vorschriften.“
Wenn man jetzt vorher wüsste, dass das Kind der Sohn Gottes ist, dann hätte wohl jeder sogar sein eigenes Zimmer zur Verfügung gestellt.
Der Herbergsvater wäre vielleicht sogar selber in den Stall gezogen und hätte Maria und Josef sein eigenes Zimmer gegeben.
Wenn er es denn geahnt hätte!
Diese Frage wird später von Jesus, als er erwachsen war, in einer Predigt noch einmal aufgegriffen, als er über Gerechte und Ungerechte spricht (Matthäus 25, 34-40; NL):
Freude allgemein
Die Hirten entscheiden, nach Bethlehem zu gehen, nach dem sie den Engel gehört hatten.Danach singt die Gemeinde die Lieder: „Freue dich Welt, der Herr ist da“ und „The first Noël“.
Der Engel hat eine gute Botschaft für alle Menschen verkündet. Andere Bibelübersetzungen schreiben z.B. „Ich verkündige Euch große Freude“ oder „Ich bringe euch eine gute Nachricht, über die sich das ganze Volk freuen wird“.
Letztens habe ich bei einem Gespräch von Kollegen mitangehört, und da sagte einer, dass er den Eindruck hat, dass es in Kirche immer um Tod geht. Er selbst lebt halt gerne, wie er sagt, und findet diese düstere Atmosphäre in manchen Kirchen seltsam.
Ich hoffe, dass geht Ihnen hier bei uns nicht so. Es geht heute um große Freude, die damals für alle Menschen, auch für Sie, für jeden, der heute hier ist, angekündigt wurde.
Was ist Freude überhaupt?
Freude ist der Gemütszustand oder die primäre Emotion, die als Reaktion auf eine angenehme Situation oder die Erinnerung an eine solche entsteht. Je nach Intensität äußert sie sich als Lächeln, Lachen, Freudenschrei oder in einem Handeln.
So steht es in Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Freude), aber angenehme Situation? Trifft es das?
Sicherlich gibt es solche situationsbedingte Freude, wenn einem z.B. irgendetwas schwieriges gelingt. Oder wenn man ein Kind bekommt? Oder der Fan freut sich, wenn der Fußballverein ein Spiel gewinnt. Manchmal ist man halt mit wenig zufrieden.
Aber freudige Situationen sind auf Dauer doch eher zuwenig. Dann lebt man nur von Event zu Event.
Wie ist das mit „Lebensfreude”? Das ist eher etwas dauerhaftes. Kann es so etwas geben? Das wäre dann bei allen Hochs und Tiefs, die es ja immer gibt, ein grundsätzliches, positives Leben, ein Getragensein vielleicht.
Aber das wirkt alles irgendwie schwammig.
Vielleicht kann man sich dem Thema „Freude“ eher von der anderen Seite nähern.
Was raubt einem denn die Freude? Oder was verhindert Freude?
Neid, Undankbarkeit, Unzufriedenheit, das wären so Gefühle, die mir dazu einfallen.
Meistens hat man solche Empfindungen, wenn man glaubt, dass ein anderer Schuld an der eigenen Situation ist. Und vielleicht machen einem auch andere Menschen das Leben schwer.
Aber ich glaube, dass es auch nicht unwesentlich an einem selbst liegt, ob man Freude hat oder nicht.
Ich möchte eine Bibelstelle dazu betrachten (1. Thessalonich 5, 16-18; NGÜ), wo drei Aufforderungen drinnenstehen:
Beginnen wir einmal mit der dritten Aufforderung: „Dankt Gott in jeder Lage.“
Ich denke nicht, dass das so gemeint ist, dass man für jedes miese Erlebnis sich bei Gott bedanken muss. Das wäre auch ein bisschen gestört und dazu gibt es in der Bibel auch zu viele überlieferte Gebete, wo sich Menschen bei Gott über ihre Situation und Schicksalsschläge beschweren und sogar auskotzen. Ein ganzes Buch in der Bibel heißt z.B. Klagelieder, und da wird herumgemotzt und gejammert.
Ich denke, es ist eher so gemeint, dass bei allen Unwidrigkeiten und Schicksalsschlägen nicht vergessen wird, für was man dankbar sein kann. Der dankbare Blick auf Gott hilft durch Trauer, Leiden und auch Wut hindurch und hilft dabei, dass man auch in extremen Situationen realistisch mit sich selbst sein kann. Und diese grundsätzliche Dankbarkeit hilft auch, Neid zu überwinden und davon freier zu werden. Und das lohnt sich, denn wir wissen ja alle, dass Neid einen verrückt machen kann.
Gehen wir weiter rückwärts zur zweiten Aufforderung: „Hört nicht auf zu beten.“
Viele Menschen stellen sich „Beten“ als ein Ritual vor, wo man auswendig gelernte Sätze herunterspult. So etwas gibt es in der Bibel eigentlich gar nicht. Es gibt gemeinsam gesungene Lieder, die Gebete sein können und es gibt auch das Vater-Unser in zwei Versionen, das so eine Art Blaupause für Gebete ist, eine Orientierung, wenn einem die Worte fehlen.
Ich sehe das eher so, wie es in Psalm 62, 9; NL steht:
Alles, was Dich belastet und auch, was dich freut, kannst Du betend zu Gott bringen. Such Dir eine ruhige Ecke und schütte Dein Herz vor ihm aus. Erzähl ihm alles!
Auch das, was Du verbockt hast, wo Du Menschen verletzt hast, kannst zu ihm bringen und ihn bitten, eine Lösung für die Situation zu finden und um die Kraft bitten, Dich zu entschuldigen.
Gott sein Herz auszuschütten kann auch Unzufriedenheit lösen, weil dann endlich einmal Sachen auch ausgesprochen werden, man wird sich vielleicht auch selber über Dinge klar, die man vorher eher verdrängt hatte.
Selbstverständlich kann man auch zu zweit miteinander reden und auch mit Gott beten, mit einem vertrauten Christen zusammen, wenn man das Gefühl hat, alleine nicht klarzukommen.
Und dann kommen wir zu der ersten Aufforderung: „Seid immer fröhlich.“
Hier geht es natürlich auch nicht darum, die unschönen Dinge des Lebens zu verdrängen. Ich habe es schon gesagt und es ist auch jedem klar, dass es immer Zeiten der Trauer und des Leidens geben wird, vielleicht auch der Wut, und man muss sich dem stellen.
Aber wenn man nicht nur eine Grunddankbarkeit sondern auch eine Grundfröhlichkeit hat, dann haben die schwierigen Zeiten zwar ihren Platz im Leben, nehmen aber nicht überhand.
Und das ist möglich. Davon redet der Engel in der Weihnachtsgeschichte, wenn er von der großen Freude verkündigt. Durch diesen Jesus Christus, dessen Geburt wir jedes Jahr feiern, können wir mit Gott wie mit einem Freund reden, können ihm alle unsere Sorgen, unseren Kummer und unsere Freuden bringen und wir können auch mit unserem Fehlverhalten, ja mit dem Schlechten, dass wir leider manchmal, gewollt oder ungewollt, tun, zu ihm kommen und er wird uns vergeben und sich mit uns auf einen Weg der Veränderung zum Besseren machen.
Freude bis zu uns nach Hause
Die Weisen aus dem Morgenland verlassen Herodes.Die Gemeinde singt zwei Strophen von dem Lied „Stern über Bethlehem“
Wir haben jetzt schon einiges gesehen und auch einiges über Freude gehört. Freut Ihr Euch schon auf zu Hause? Vielleicht auf die Bescherung?
Ich bin ja seit über 20 Jahren verheiratet und schon bevor wir geheiratet hatten, war in der Familie meiner Frau schon geklärt, dass sich die Erwachsenen zu Weihnachten nichts mehr schenken, also von Ehepartnern untereinander abgesehen. Das kann ja auch vernünftig sein, denn wenn man etwas haben will, dann kann man sich auch das einfach kaufen.
Mein Bruder und ich waren uns einig, dass wir das für meine Herkunftsfamilie nicht wollen, und wir schenken uns gegenseitig immer Tinnef zu Weihnachten. Das coolste Geschenk, das ich bisher von ihm bekommen habe, war eine elektrische Nerf-Gun. Ich hatte ihm letztes Jahr eine ferngesteuerte Rakete geschenkt. Die habe ich ganz günstig im Internet gekriegt.
Ich weiß, Geschenke sind nicht der Kern von Weihnachten und das wird ja auch immer kritisiert, dieser Kommerz und diese Geschenkeflut. Und als Kontrast dazu wird ja immer gesagt, dass Weihnachten ein Familienfest ist, dass es darauf kommt, mit anderen Gemeinschaft zu haben, usw.
Mit der Gemeinschaft ist das aber nicht immer so leicht. Es ist ja immer noch Tradition, dass man sich Weihnachten in der erweiterten Familie gegenseitig besucht. Ich persönlich habe da Glück, wir kommen ganz gut miteinander klar, aber das ist wohl nicht in allen Familien so.
Vielleicht überwiegt bei manch einem allein auch schon deswegen der Stress, wenn er daran denkt, wie er all die Verwandten und Gäste während der Feiertage bewirten muss.
Da scheint nicht immer die große Freude sichtbar zu werden, die der Engel uns versprochen hat.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie wirklich schöne Feiertage erleben, dass sich mit Ihrem Besuch gut verstehen und wenn Sie sich beschenken, dass Sie auch wirklich Geschenke bekommen, über die Sie sich freuen.
Und ich wünsche Ihnen, dass Sie dieser Jesus, auf dessen Geburtstag Weihnachten eigentlich zurückgeht, dass Sie dieser Jesus nicht loslässt. Die Freude, die der Engel damals verkündet hat, ist real. Die grundsätzliche Lebensfreude und Dankbarkeit will Jesus Christus schenken und Sie durch gute wie schlechte Zeiten tragen, in Freude, aber auch in Trauer und Leid.
Und, gerade zu Weihnachten, schütten Sie Ihr Herz vor ihm aus, denn er möchte Ihre Zuflucht sein.
Segen
4. Mose, 6, 24-26; NL