Leichlingen, 28.12.2003
Predigt: Versuchung
Einleitung
Ich war vor kurzem mit meiner Frau in einem Film, der unter Christen sehr umstritten ist:
„Der Herr der Ringe“
Wir waren dabei in einer Filmnacht und haben alle drei Filme hintereinander gesehen.
Es soll
hier keine Filmkritik werden, aber eines der Hauptthemen dieses Films
ist auch ein wichtiges Thema im Reich Gottes und ich möchte
diese Geschichte „Der Herr der Ringe“ so ein bißchen
als Aufhänger dazu nehmen.
Zu Anfang möchte ich ein
paar ganz allgemeine Worte vorwegschicken, bevor ich in das
eigentliche Thema einsteige..
Der
Geschichte „Der Herr der Ringe“ von J.R.R. Tolkien ist
ein Märchen für Erwachsene, nicht mehr und nicht weniger.
Und es kommt darin auch gute und böse Magie vor – auch
wenn es nicht das Hauptthema ist –, wobei wir von der Bibel her
wissen, das letztendlich alle Magie übernatürliche Macht an
Gott vorbei verschaffen soll und damit letztendlich alle Magie vom
Bösen ist, ob sie nun weiß oder schwarz aussieht.
Von
daher kann ich Christen gut verstehen, die sagen, daß sie
Geschichten, in der ein solches Magieverständnis vorkommt,
generell ablehnen.
Für mich zählt bei allem, was ich lese oder mir ansehe, die Frage:
Was macht das mit mir?
Das beinhaltet die weiteren Fragen:
Nützt es mir?
Bringt es mich von Gott weg?
Läßt es sich mit meinem Stand als Christ vereinbaren?
Und natürlich als unwichtigste Frage am Ende dieser Reihe:
Habe ich
dadurch einen Genuß?
Diese Frage stellt man sich immer, aber
es ist eigentlich die unwichtigste von allen.
Natürlich
überlegt man nicht immer so genau, wenn man etwas liest oder
etwas sich ansieht.
Aber prinzipiell sollte man diese Fragen im
Auge haben.
Es sind allerdings in erster Linie individuelle Fragen, die jeder für sich persönlich beantworten muß.
Wenn ich
mich im nachfolgenden öfters auf den „Herrn der Ringe“
beziehe, dann denkt daran, daß ich es nur als Märchen, als
eine Art Fabel sehe, aus der man etwas lernen kann – und nur
auf diese Punkte möchte ich mich beschränken.
Ähnlich
ist es auch z.B. mit den Geschichten vom kleinen Prinzen von Antoine
de Saint-Exupéry, wo es z.B. eine sprechende Blume gibt, was
ja auch irgendwie nach Magie aussieht. ;-)
Diese
Predigt soll auch nicht als Werbung für den Film oder das Buch
'rüberkommen.
Man muß ihn nicht gesehen haben.
Ich
möchte es so sehen, wie Paulus die griechischen Dichter gesehen
hat, die er in Apostelgeschichte 17, 28 in seiner Predigt in Athen
zitiert hat.
Er hat sie nicht zitiert, weil er wollte, daß
seine Zuhörer sie lesen, sondern er hat sie zitiert, weil sie
wahrscheinlich allgemein bekannt waren.
Von der Bibel her
betrachtet war manches sicherlich gut, was diese Dichter sagten,
manches war aber sicherlich unsinnig.
Mit dem „Herrn der Ringe“ ist es nicht anders, aber nahezu jeder hat zumindest schon von diesem Film gehört, weil ja die Merchandising-Maschinerie auf Hochtouren läuft.
Mich hat eines der zentralen Themen dieser Geschichte „Der Herr der Ringe“ angesprochen und das ist die
Versuchung
Ein kurzer Überblick über die Handlung:
Ein böser Herrscher hat einen Ring geschmiedet, der unheimlich
viel Macht verleiht. Gleichzeitig wird aber jeder, der diesen Ring
für sich einsetzen will, irgendwann selbst böse.
Dieser
Ring soll nun zerstört werden, aber das geht nur an einer ganz
bestimmten Stelle, im sogenannten Schicksalsberg.
Nun gibt es verschiedene Situation, wo bestimmte Leute dieser Versuchung begegnen, den Ring an sich zu nehmen und für sich zu nutzen.
Manche widerstehen der Versuchung, andere nicht.
Ein kleiner Hobbit, welches ein kleines Fabelwesen ist, ähnlich wie ein Mensch aber nur halb so groß, namens Frodo, trägt den Ring während der ganzen Geschichte bei sich.
Während dieser Zeit möchte der böse Herrscher den Ring
zurückhaben, um alles Schöne zu vernichten und in die
Dunkelheit zu ziehen. Er hat schon Armeen aufgebaut, und fängt
an, die umliegenden Länder mit seinen Armeen anzugreifen
Die
ganze Geschichte ist auch vom Klima der Angst vor diesem bösen
Herrscher gekennzeichnet; es ist auch ein Klima der Hilflosigkeit vor
den mächtigen Armeen dieses bösen Herrschers.
Wenn der
böse Herrscher den Ring bekommen würde, dann wäre
alles verloren.
Am Ende kommt Frodo zu diesem Schicksalsberg, wo der Ring vernichtet wird.
Dieser Hobbit ist der eigentliche Held der Geschichte, weil er während der ganzen Zeit der Versuchung widersteht, den Ring für sich zu nutzen. Er hat natürlich auch schwache Momente, wo ihm andere helfen.
Wie ist das im Reich Gottes?
Sind nicht auch im Reich Gottes die wahren Helden diejenigen, die der Versuchung widerstehen?
Menschliches Versagen am Anfang
In unserem Märchen wird auch die Vorgeschichte des Rings erzählt, bei der ein tapferer Krieger den Ring dem bösen Herrscher von der Hand schlägt. Aber anstatt den Ring zu vernichten, ist er von dem Ring ganz gefangen und behält ihn und wird später von einem anderen umgebracht, der diesen Ring auch haben will.
Schauen wir uns die erste Versuchung in der Menschheitsgeschichte an (1. Mose 3, 1-7), quasi die Mutter aller Versuchungen:
„1 Und die Schlange war listiger als alle Tiere des Feldes, die Gott, der HERR, gemacht hatte; und sie sprach zu der Frau: Hat Gott wirklich gesagt: Von allen Bäumen des Gartens dürft ihr nicht essen? 2 Da sagte die Frau zur Schlange: Von den Früchten der Bäume des Gartens essen wir; 3 aber von den Früchten des Baumes, der in der Mitte des Gartens [steht], hat Gott gesagt: Ihr sollt nicht davon essen und sollt sie nicht berühren, damit ihr nicht sterbt! 4 Da sagte die Schlange zur Frau: Keineswegs werdet ihr sterben! 5 Sondern Gott weiß, daß an dem Tag, da ihr davon eßt, eure Augen aufgetan werden und ihr sein werdet wie Gott, erkennend Gutes und Böses. 6 Und die Frau sah, daß der Baum gut zur Speise und daß er eine Lust für die Augen und daß der Baum begehrenswert war, Einsicht zu geben; und sie nahm von seiner Frucht und aß, und sie gab auch ihrem Mann bei ihr, und er aß. 7 Da wurden ihrer beider Augen aufgetan, und sie erkannten, daß sie nackt waren; und sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze.“
Die Schlange wurde hier natürlich vom Satan benutzt.
Satan schafft es hier innerhalb von kürzester Zeit, das Denken der Frau zu verdrehen und für die Versuchung vorzubereiten. Später werden wir noch sehen, daß der Satan in der Bibel auch direkt als „Versucher“ bezeichnet wird.
1. Lüge: Hat
Gott wirklich gesagt: Von keinem Baum dürft ihr
essen?
Hier versucht Satan das Denken einzuimpfen, daß Gott
immer alles verbietet.
Dieses Gedankengut hat es ja in
verschiedenen christlichen Kreisen immer wieder gegeben:
Alles,
was Spaß macht, ist verboten.
Diese Lüge erkennt Eva, aber ihr Denken ist schon verschoben.
Sie stellt den
verbotenen Baum in die Mitte des Gartens, obwohl in der Mitte des
Gartens der Baum des Lebens steht (1. Mose 2, 9).
Das ist auch
eine häufige Strategie vom Satan. Er will das Verbotene –
und manches ist von Gott tatsächlich verboten worden – in
die Mitte unseres Denken rücken, denn wenn uns das Verbotene
nicht interessiert, dann sind wir auch nicht versucht es zu tun.
Außerdem
verschärft Eva Gottes Verbot. In 1. Mose 2, 16.17; ist nur die
Rede davon, daß sie nicht von dem Baum der Erkenntnis essen
dürfen.
Sie hätten auch auf dem Baum herumklettern
können, sich aus den Früchten Männchen bauen, usw.
Nur
das Essen war verboten, aber Eva fügt noch das Verbot des
Berührens hinzu.
Die Pharisäer hatten das ja zur Zeit
Jesu auf die Spitze getrieben und einen riesigen Wust an Ge- und
Verboten erschaffen, damit ja nicht irgendwie aus Versehen ein Gebot
Gottes überschritten wurde. Und das wurde von Jesus in Matthäus
23, 4 in den Weherufen an die Pharisäer auch als Knechtschaft
beschrieben.
Was natürlich durchaus sinnvoll sein kann, ist,
daß sich z.B. Eva sagt: Ich bin so leicht verführbar, am
Besten fasse ich diese Früchte auch gar nicht an. Aber das ist
eine individuelle Entscheidung und man kann da kein allgemeingültiges
Verbot daraus machen.
Dann folgt Satans
zweite Lüge: Ihr werdet nicht sterben, sondern ihr werdet sein
wie Gott, alles erkennend.
Und dies ist schon eine große
Versuchung: Der Wunsch nach Wissen, nach Erkenntnis, ist in dem
Menschen drinnen, und alles zu erkennen, was Gott erkennt, das ist
doch gigantisch.
Und laut Satans Lüge gab es auch kein Risiko
dabei.
Aber als erstes
haben sie ihre eigene Nacktheit erkannt, ihre eigene
Armseligkeit.
Und nachher kam durch diese Tat der Tod in diese
Welt.
Einzelne Versuchungen
Kommen wir nun zu unserem Märchen zurück:
Die Hauptperson der Geschichte, dieser Frodo, bekommt am Anfang den Ring und trägt ihn während der ganzen Geschichte bei sich.
Dabei begegnet er verschiedenen Leuten, die mit der Versuchung konfrontiert werden, den Ring an sich zu nehmen.
Die erste
Person ist ein Mann namens Gandalf, der in diesem Märchen so
eine Art guter, alter, weiser Mann ist, mit einer gewissen
Macht.
Frodo bietet ihm den Ring in seiner Hilflosigkeit an, doch
Gandalf weist ihn mit dem Argument zurück, daß er
einerseits versuchen würde, ihn zum Guten einzusetzen, aber
andererseits weiß, daß es nicht funktionieren kann.
Das
spricht diese uralte Frage an:
Kann ich mit etwas Bösem
etwas Gutes schaffen?
Kann man durch Finsternis Licht schaffen?
Es gibt
zum Beispiel auch in unserem Kulturkreis Menschen, die mit
„magischen“ Formeln heilen, die z.B. Warzen oder
Geschwüre mit irgendwelchen Formeln besprechen und diese dadurch
heilen.
Ich rede jetzt nicht von bisher noch unentdeckten
Naturkräften, die z.B. in irgendwelchen Kräutern sind. Man
darf ja nicht den Fehler vergangener Zeiten wiederholen, wo man
alles, was man nicht versteht, als „okkult“ brandmarkt.
Denn dann würde man seine eigene Erkenntnis zum Maßstab
von allem machen.
Aber es
gibt laut Bibel okkulte Praktiken, echte Zauberei damönischen
Ursprungs, die Gott ein Greuel sind.
Und ich weiß von
Gesprächen her, daß dadurch körperlich wirklich
geheilt werden kann.
Aber auch außerhalb von diesem okkulten Bereich, so ganz allgemein gedacht, wirft diese erste beschriebene Versuchung die Frage auf:
Kann
durch Sünde etwas Gutes entstehen?
Oder wirkt die Sünde
wie der Ring in unserem Märchen?
Sie zieht einen immer mehr
auf die dunkle Seite, man verändert sich zum Bösen hin.
Eine
weitere Versuchungsbegegnung in unserem Märchen hat Frodo mit
einer Frau namens Galadriel.
Diese Frau ist so ein bißchen
ein Symbol für Güte, Liebe, Schönheit, Weisheit aber
auch Wahrheit.
Sie führt Frodo und seinen Freunden deren innerste Sehnsüchte und Ängste vor Augen und bietet gleichzeitig Trost.
Als Frodo ihr den Ring anbietet, lenht sie ab und schildert, wie sie mit der Macht des Ringes alle zwingen könnte, sie zu lieben.
Dies ist für mich so ein bißchen ein Bild für die Versuchung geworden, daß Gute mit Zwang durchzusetzen.
Z.B. wenn die
eigenen Kinder noch klein sind, dann muß man ihnen in vielen
Dingen sagen, was sie tun und lassen sollen.
Aber wenn sie älter
sind, dann wird es einen Ablöseprozeß geben, und sie
werden zu eigenen Entschlüssen kommen. Sie werden laut Josua 4,
6 Fragen stellen und sie werden wahrscheinlich vieles von unserem
Glauben und unserem Leben hinterfragen.
Das Konzept Befehl
und Gehorsam würde doch so vieles einfacher machen.
Mach es
so wie ich, denn bei mir hat es auch geklappt.
Aber kann niemanden zwingen, Jesus zu lieben. Man kann niemanden zwingen, Gott aus eigenem Antrieb Gehorsam zu sein. Man kann niemanden zwingen, sich von Gott verändern zu lassen.
Die nächste Versuchungsbegegnung in unserem Märchen ist mit einem tapferen Krieger namens Boromir.
Er ist der Meinung, daß ein tapferer, aufrichtiger Mann, den Ring benutzen kann und gleichzeitig aber der Macht des Bösen widerstehen kann.
Er sieht die Übermacht des Bösen, hat Angst und will den Bösen mit der Macht des Ringes bekämpfen. Er versucht, Frodo den Ring mit Gewalt abzunehmen, aber Frodo flieht.
Boromir ist Bild für die Versuchung des Menschen zu glauben, daß er alles schaffen kann, alles kontrollieren kann.
In den letzten Jahrzehnten hat sich ja in vielen Menschen der Glaube festgesetzt, daß der Mensch alles irgendwie hinkriegt und alle Probleme irgendwie in den Griff kriegt.
Wir haben die
Atomtechnik, Computertechnik, Biotechnologie, Nanotechnik usw. und
alles wurde bisher als Lösung für grundlegende
Menschheitsprobleme angepriesen und wird immer noch angepriesen.
Natürlich gibt es auch Skeptiker, aber letztendlich gilt der
Grundsatz:
Alles, was machbar ist, wird auch irgendwann gemacht
werden.
Ich möchte mal
diese menschliche Überheblichkeit so ganz laienhaft an der
Atomenergie deutlich machen. Ich kenne mich in diesem Thema nicht so
aus, aber fand es immer unheimlich, daß bei Nutzung der
Atomenergie Giftmüll anfällt, der über Tausende von
Jahren hochgiftig ist.
Wie kann man wissen, was es für eine
Gesellschaft in 1000 Jahren gibt, ob die in der Lage ist, mit so
einem Müll ordentlich umzugehen? Man trifft Entscheidungen im
Glauben, daß man in Zukunft alles beherrschen kann.
Aber auch uns persönlich kann diese Versuchung betreffen und dafür gibt es ein ganz einfaches Bibelwort (Jakobus 4, 13 – 16):
„Wohlan
denn, die ihr saget: Heute oder morgen wollen wir in die und die
Stadt gehen und daselbst ein Jahr zubringen und Handel treiben und
Gewinn machen; (die ihr nicht wißt, was der
morgende Tag bringen wird; [denn] was ist euer Leben? Ein Dampf ist
es ja, der eine kleine Zeit sichtbar ist und dann verschwindet;)
statt daß ihr sagt: Wenn der Herr will und wir leben, so werden
wir auch dieses oder jenes tun.
Nun aber rühmet ihr euch in
euren Großtuereien. Alles solches Rühmen ist böse.“
Die nächste Versuchungsbegegnung in unserem Märchen hat Frodo mit seinem Freund Aragorn, welcher ein Kriegsheld und zukünftiger König war.
Aragorn, zusammen mit dem schon erwähnten Boromir und einigen anderen, hatte Frodo eigentlich zu dessem Schutz begleitet.
Aber Frodo war noch von seiner Begegnung mit Boromir ganz geschockt, hält Abstand von Aragorn und fragt ihn: Kannst Du mich vor Dir selbst schützen?
Aragorn widersteht der Versuchung, den Ring für sich zu nehmen und läßt Frodo ziehen.
Er begleitet ihn auch nicht mehr, weil er weiß, daß für jeden die Versuchung, den Ring für sich selbst zu nehmen, irgendwann zu groß wird.
Dies ist ein Bild dafür, daß man sich von manchen Dingen, die vielleicht an sich nicht schlimm sind, einfach fernhalten muß, weil man sonst der Versuchung nicht widerstehen kann.
Dies betrifft wohl in erster Linie Menschen, die sich frisch für Jesus entschieden haben und aus schwierigen Hintergründen wie z.B. einer Sucht kommen.
Aber es kann auch andere betreffen und ich finde es wirklich
heldenhaft, wenn man so ehrlich vor sich selber ist, daß man
sich seine eigene Schwäche eingesteht und sich deswegen vor
bestimmten Versuchungen fernhält.
Das ist nicht leicht, denn
wir Menschen haben ja eher die überhebliche Meinung von uns
selbst, alles im Griff haben zu können.
In dem Märchen tauchen noch mehr Versuchungen auf, aber aus Zeitgründen möchte ich mich auf diese beschränken und zum Abschluß noch das einzigartige Vorbild im Umgang mit Versuchungen ansprechen.
Jesus als Vorbild
Das größte Vorbild im Umgang mit der Versuchung ist uns unser Herr Jesus Christus geworden (Matthäus 4, 1-11):
„Dann
wurde Jesus von dem Geiste in die Wüste hinaufgeführt, um
von dem Teufel versucht zu werden; und als er vierzig Tage und
vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn danach.
Und der
Versucher trat zu ihm hin und sprach: Wenn du Gottes Sohn bist, so
sprich, daß diese Steine Brot werden. Er aber antwortete und
sprach: Es steht geschrieben: "Nicht von Brot allein soll der
Mensch leben, sondern von jedem Worte, das durch den Mund Gottes
ausgeht."
Dann nimmt der Teufel ihn mit in die heilige Stadt und stellt ihn auf die Zinne des Tempels und spricht zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so wirf dich hinab; denn es steht geschrieben: "Er wird seinen Engeln über dir befehlen, und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du nicht etwa deinen Fuß an einen Stein stoßest." Jesus sprach zu ihm: Wiederum steht geschrieben: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen."
Wiederum
nimmt der Teufel ihn mit auf einen sehr hohen Berg und zeigt ihm alle
Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und spricht zu ihm: Alles
dieses will ich dir geben, wenn du niederfallen und mich anbeten
willst.
Da spricht Jesus zu ihm: Geh hinweg, Satan! Denn es steht
geschrieben: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm
allein dienen."
Dann verläßt ihn der Teufel, und siehe, Engel kamen herzu und dienten ihm.“
Jesus muß hier drei Versuchungen widerstehen.
Die ersten beiden Versuchungen haben gemeinsam, daß der Satan Jesus einen Befehl gibt: „Mach das.“
Gegenüber Satan dürfen wir uns eine Art christlichen Trotz zu legen, wo wir auf jeden Befehl Satans prinzipiell entgegnen: Ne, mach ich nicht.
In der Praxis ist das natürlich sehr viel schwieriger, da der Satan ein Meister im Begründen ist.
So war das auch hier
in der Wüste.
Der Geist, damit also Gott, hat Jesus in die
Wüste zum Fasten geführt, und Gott wird ihm auch
klarmachen, wann er das Fasten beenden soll. Sich selbst zu helfen,
wäre in diesem Fall nicht richtig gewesen.
Bei der zweiten
Versuchung begründet es Satan noch besser: Stürz Dich
hinab, denn Gott wird nicht zulassen, daß Dir was
passiert.
Erstmal wäre das eine Riesenshow geworden, wenn
Jesus da heruntergeschwebt wäre, weil ja alles voller Menschen
war. Das wollte Jesus schon einmal nicht.
Zum andern steht hier
das schwierige Wort: „Du sollst den Herrn, deinen Gott nicht
versuchen.“ oder in anderen Übersetzungen steht: „Du
sollst Gott nicht auf die Probe stellen.“
Dies ist ein Zitat
aus 5. Mose 6, 16; welches sich wiederum auf 2. Mose 17, 2-7
bezieht.
Dort befand sich das Volk Israel noch in der Wüste
und hatte Durst.
Aber anstand sich auf Gott zu verlassen, fingen
sie an herum zu jammern, mit Mose zu streiten und ihn unter Druck zu
setzen. Dadurch wollten sie Mose und damit Gott zwingen,
Wasser zur Verfügung zu stellen. Sie hätten ihn auch
einfach bitten können.
Und ich denke, das
ist der Fehler.
Man kann sich sehr wohl auf Gott verlassen und
seine Zusagen prüfen, und er wird auch rechtzeitig seine Zusagen
erfüllen und helfen.
Aber wenn man versucht, Gott zum
Handeln zu zwingen, dann handelt man falsch, und nichts anderes wäre
es gewesen, wenn Jesus sich vom Tempel gestürzt hätte.
Bei der dritten
Versuchung zeigt Satan sein wahres Gesicht: Er will Anbetung.
Es
gilt der einfache Zusammenhang: Betest Du mich an, dann geb ich Dir
Macht.
Man könnte ja auf die Idee kommen, daß man die Macht ja auch zum Guten einsetzen könnten.
Hier haben wir eine
interessante Parallele zu unserem Märchen:
Genauso wie der
Ring letztendlich alles ins Böse zieht, genauso zieht alle
Macht, die vom Satan ist – und dazu gehört auch die
sogenannte weiße Magie –, dazu gehören alle
übernatürlichen, okkulten Praktiken, ins Böse.
Jesus widersteht auch hier. Er bekommt nachher alle Macht vom Vater, nachdem er sich selbst erniedrigt hat und den Weg ans Kreuz gegangen ist (Matthäus 28, 18):
„Und Jesus trat herzu und redete mit ihnen und sprach: Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden.“
Und das gilt nicht nur im Zusammenhang mit dem Missionsbefehl, als dessen Einleitung diese Aussage erscheint, sondern auch im täglichen Umgang mit Versuchungen.
Also kann Jesus uns einerseits in unseren täglichen Schwierigkeiten vollkommen verstehen, weil er selber schlimmste Versuchungen erlebt hat, er hat sie aber andererseits auch überwunden und hat auch die Macht, uns bei der Überwindung von Versuchungen beizustehen und zu helfen.
Abschluß
Als Abschluß möchte ich nur ein Wort aus 1. Korinther 10, 13 anführen:
„Keine Versuchung hat euch ergriffen, als nur eine menschliche; Gott aber ist treu, der nicht zulassen wird, daß ihr über euer Vermögen versucht werdet, sondern mit der Versuchung auch den Ausgang schaffen wird, so daß ihr sie ertragen könnt.“
AMEN