Ich möchte Ihnen zu Anfang einen Satz aus der Bibel vorlesen, den Jesus gesagt hat (Lukas 19, 10):
Der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.
Mit Menschensohn meint Jesus immer sich selber. Aber was oder wer ist mit „verloren“ gemeint ?
Ich möchte zuerst ein bißchen mit Ihnen über diesen Begriff „verloren“ nachdenken. Es hat sicherlich jeder schon einmal erlebt, daß er etwas verloren und gesucht hat. Das kann einen ja verrückt machen, wenn sich das verlorene Ding partout nicht finden läßt. Und wenn man es denn dann doch findet, dann ist die Freude groß.
Auch in der Bibel drehen sich einige Gleichnisse von Jesus um dieses Thema:
Lukas 15, 8.9 (NGÜ)
8 Oder wie ist es, wenn eine Frau zehn Silbermünzen hat und eine davon verliert? Zündet sie da nicht eine Lampe an, kehrt das ganze Haus und sucht in allen Ecken, bis sie die Münze gefunden hat? 9 Und wenn sie sie gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt: ›Freut euch mit mir! Ich habe die Münze wiedergefunden, die ich verloren hatte.‹
Lukas 15, 3-6 (NGÜ)
3 Da erzählte ihnen Jesus folgendes Gleichnis: 4 Angenommen, einer von euch hat hundert Schafe, und eins davon geht ihm verloren. Lässt er da nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? 5 Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voller Freude auf seine Schultern 6 und trägt es nach Hause. Dann ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: ›Freut euch mit mir! Ich habe das Schaf wiedergefunden, das mir verloren gegangen war.‹
Nun kann das schon an die Nerven gehen, wenn man irgendeine Sache, die man braucht, oder - noch mehr - ein Tier, an dem man hängt, verliert.
Viel schlimmer ist es aber, wenn man einen Menschen verliert. Ich möchte Ihnen dazu eine Begebenheit, die Jesus erzählte, vorlesen. Sie kennen sie vielleicht, sie ist ziemlich bekannt.
Lukas 15, 11-24 (NGÜ)
11 Jesus fuhr fort: Ein Mann hatte zwei Söhne. 12 Der jüngere sagte zu ihm: ›Vater, gib mir den Anteil am Erbe, der mir zusteht!‹ Da teilte der Vater das Vermögen unter die beiden auf. 13 Wenige Tage später hatte der jüngere Sohn seinen ganzen Anteil verkauft und zog mit dem Erlös in ein fernes Land. Dort lebte er in Saus und Braus und brachte sein Vermögen durch. 14 Als er alles aufgebraucht hatte, wurde jenes Land von einer großen Hungersnot heimgesucht. Da geriet auch er in Schwierigkeiten. 15 In seiner Not wandte er sich an einen Bürger des Landes, und dieser schickte ihn zum Schweinehüten auf seine Felder. 16 Er wäre froh gewesen, wenn er seinen Hunger mit den Schoten, die die Schweine fraßen, hätte stillen dürfen, doch selbst davon wollte ihm keiner etwas geben. 17 Jetzt kam er zur Besinnung. Er sagte sich: ›Wie viele Tagelöhner hat mein Vater, und alle haben mehr als genug zu essen! Ich dagegen komme hier vor Hunger um. 18 Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; 19 ich bin es nicht mehr wert, dein Sohn genannt zu werden. Mach mich zu einem deiner Tagelöhner!‹ 20 So machte er sich auf den Weg zu seinem Vater. Dieser sah ihn schon von weitem kommen; voller Mitleid lief er ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. 21 Vater‹, sagte der Sohn zu ihm, ›ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin es nicht mehr wert, dein Sohn genannt zu werden.‹ 22 Doch der Vater befahl seinen Dienern: ›Schnell, holt das beste Gewand und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an den Finger und bringt ihm ein Paar Sandalen! 23 Holt das Mastkalb und schlachtet es; wir wollen ein Fest feiern und fröhlich sein. 24 Denn mein Sohn war tot, und nun lebt er wieder; er war verloren, und nun ist er wiedergefunden.‹ Und sie begannen zu feiern.
Dieser Sohn war für seinen Vater verloren. Er war abgehauen und hatte alle Brücken hinter sich abgebrochen. Hier handelte es sich ja nicht um die natürliche Ablösung vom Elternhaus; er forderte sein Erbe ein und sagt damit aus: „Du, Vater, bist für mich tot ! Ich habe keinerlei Interesse mehr an dir.“. Was mag wohl in dem Vater vorgegangen sein ? Er ist wahrscheinlich durch eine schwere Zeit durchgegangen, mit viel Schmerz und persönlichem Hinterfragen.
Mit dieser Erzählung verfolgte Jesus aber nicht in erster Linie das Ziel, mit den Zuhörern über Eltern-Kind-Konflikte nachzudenken. Das kann man leicht daran erkennen, daß die drei Geschichten - verlorene Silbermünze, verlorenes Schaf, verlorener Sohn -, die ich bisher vorgelesen habe, in der Bibel hintereinander kommen und die ersten beiden Geschichten werden mit einem erklärenden Satz abgeschlossen, den ich erst einmal ausgelassen hatte. Ich lese die ersten beiden Geschichten noch mal in der richtigen Reihenfolge vor:
Lukas 15, 3-7 (NGÜ)
3 Da erzählte ihnen Jesus folgendes Gleichnis: 4 Angenommen, einer von euch hat hundert Schafe, und eins davon geht ihm verloren. Lässt er da nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? 5 Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voller Freude auf seine Schultern 6 und trägt es nach Hause. Dann ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: ›Freut euch mit mir! Ich habe das Schaf wiedergefunden, das mir verloren gegangen war.‹ 7 Ich sage euch: Genauso wird im Himmel mehr Freude sein über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren.
Lukas 15, 8-10 (NGÜ)
8 Oder wie ist es, wenn eine Frau zehn Silbermünzen hat und eine davon verliert? Zündet sie da nicht eine Lampe an, kehrt das ganze Haus und sucht in allen Ecken, bis sie die Münze gefunden hat? 9 Und wenn sie sie gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt: ›Freut euch mit mir! Ich habe die Münze wiedergefunden, die ich verloren hatte.‹ 10 Ich sage euch: Genauso freuen sich die Engel Gottes über einen einzigen Sünder, der umkehrt.
Und dann kommt das gerade gelesene Gleichnis vom verlorenen Sohn.
Sie erinnern sich an den Satz vom Anfang: Der Menschensohn, Jesus, ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist. Jesus sucht also Sünder, die verloren sind.
Ich möchte erst noch bei dem Wort „verloren“ stehenbleiben. Der verlorene Sohn war verloren für den Vater, er war weit weg. Der Vater konnte auch keinerlei Einfluß mehr auf ihn nehmen, weder ihm helfen, noch ihn zu etwas zwingen. Er hätte ja auch viel Geld investieren können und Leute auf die Suche nach ihm schicken können, um dann Druck auf ihn auszuüben. Das hat er nicht gemacht. Er ließ ihn gehen. Und hierin liegt der Schlüssel, um zu verstehen, was „verloren“ bedeutet.
Gott läßt Menschen ihre Wege gehen. Er zwingt niemanden seine Hilfe auf. Diese Menschen sind für Gott verloren, er kann ihnen nicht mehr helfen. Sie leben ohne Gott, sie werden ohne Gott sterben und sie werden ohne Gott in der Ewigkeit sein und laut Bibel muß das furchtbar sein.
Wer sind solche verlorenen Sünder heute ? Gibt es sie überhaupt noch heute in unserem christlichen Abendland ? Viele sind ja der Meinung, daß keiner verlorengeht, weil man das heute ja alles nicht mehr so sehen könne. Ich bin davon überzeugt, daß die Aussagen von Jesus zu diesem Thema zeitlos sind. Was hat sich denn geändert? Damals wie heute hat jeder gemacht, was er will. Die Meisten waren nicht gegen Gott. Viele sind irgendwo zu irgendwelchen religiösen Veranstaltungen regelmäßig hingegangen, andere nur zu besonderen Gelegenheiten. Gott sollte in gewissen Punkten durchaus berücksichtigt werden. Viele waren sogar der Meinung, daß Gott das ganz toll findet, was sie nach eigenen Idealen und nach eigenem Gutdünken machen.
Stellen wir uns den verlorenen Sohn vor: Vielleicht hat er hin und wieder an zu Hause gedacht. Manche denken ja hin und wieder an Gott, aber ist das eine Beziehung ? Was hat man denn mit Gott zu tun, wenn man ab und zu, in bestimmten Momenten oder Stimmungen, an ihn denkt ? Ob nun der verlorene Sohn ab und zu an seinen Vater denkt oder nicht, er hat doch trotzdem keine Beziehung zu ihm. Er ist verloren für den Vater..
Jesus ist hier auf diese Erde gekommen, weil er solche Verlorenen suchen will. Er hat am Kreuz dafür bezahlt, daß wir verlorenen Menschen uns prinzipiell nicht Gott unterwerfen wollen. Die Frage ist, wollen wir das verstehen, oder erscheint es uns unnötig, uninteressant oder unsinnig?
In 1.Kor.1, 18 steht:
Das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Dummheit, uns aber, die wir gerettet werden, ist es Gottes Kraft.
Wenn wir Gott nicht bitten, daß er uns das Wort vom Kreuz aufschließt, erklärt, dann können wir es nicht verstehen (2.Kor.4, 3):
Wenn aber unser Evangelium doch verdeckt ist, so ist es nur bei denen verdeckt, die verlorengehen
Man kann es verstehen, aber dazu muß man wie der verlorene Sohn zu Gott zurückkehren. Man muß eingestehen, daß man ohne Gott gelebt hat. Und man muß zur richtigen Stelle gehen. Der verlorene Sohn wußte, wo sein Vater wohnte. Er hätte ja auch nach Rom fahren können, aber da hätte er seinen Vater nicht gefunden. Gott hat Jesus geschickt, als Weg zu ihm selbst. Es ist nicht leicht zu verstehen, aber in der Bibel steht, daß Gott sich finden läßt, wenn man ihn sucht. Ich möchte Sie einladen, sich die Bibel zu nehmen und nach Gott zu suchen. Sie haben sicherlich noch viel Zeit dazu, aber bedenken Sie, irgendwann gibt es ein zu spät.
Wenn der verlorene Sohn fern vom Vater gestorben wäre, wäre er nie wieder nach Hause gekommen, genauso ist ein Mensch, der fern von Gott stirbt, auf ewig von Gott verloren.
Zum Abschluß möchte ich Ihnen noch einen Satz aus der Bibel vorlesen (2. Petrus 3, 9):
Der Herr ist geduldig euch gegenüber, da er nicht will, daß irgendwelche verloren gehen, sondern daß alle zu ihm umkehren.
Er wartet auf sie.