Leichlingen, 7.6.2009
Vaterschaft
Wir wollen uns heute mit dem Thema „Vaterschaft“ beschäftigen.
Eine der bekanntesten Bibelstellen ist ja das „Vater unser“ aus Matthäus 6, 9-13:
Unser Vater, der du bist in den Himmeln...
Dies ist ja das Gebet, daß Jesus uns als eine Art Vorbild dafür gegeben hat, wie wir beten sollen, und wir merken hier ganz deutlich, daß wir durch Jesus Christus „Vater“ zu Gott sagen können.
Aber was heißt denn das überhaupt, jemanden „Vater“ zu nennen?
Darüber möchte ich mit Euch heute nachdenken.
Ich habe in einem Online-Lexikon drei verschiedene Typen von Vätern gefunden:
Der biologische Vater ist der Erzeuger, ganz klar.
Der soziale Vater ist der, der mit dem Kind eine Beziehung hat und sich um das Kind kümmert.
Der juristische Vater ist – juristisch
gesehen – für das Kind verantwortlich.
Er muß ggf. Unterhalt zahlen und das Kind ist ihm gegenüber auch
erbberechtigt.
Er ist also vor dem Gesetz der Vater.
Idealerweise handelt es sich bei den Vätern um die selbe Person.
Leider ist das heute oft nicht immer der Fall.
Schlimm ist es, wenn der soziale Vater
fehlt bzw wenn der Mann, der eigentlich der soziale Vater sein
sollte, diese Aufgabe nur schlecht oder gar nicht ausfüllt.
Dann hat das Kind ein Problem.
Wir wollen uns heute mal mit diesen drei Aspekten des Vater-Seins beschäftigen.
Der biologische Vater wird in der Bibel an vielen Stellen als wichtig angesehen.
Wir finden in 1. Mose 5 zum ersten Mal einen Stammbaum oder besser – eine Abstammungslinie – und dort steht bei jedem Generationsübergang der Ausdruck „zeugte“.
Ich lese einmal V.1-3:
Dies ist das Buch der Generationenfolge Adams. An dem Tag, als Gott Adam schuf, machte er ihn Gott ähnlich. 2 Als Mann und Frau schuf er sie, und er segnete sie und gab ihnen den Namen Mensch, an dem Tag, als sie geschaffen wurden. - 3 Und Adam lebte 130 Jahre und zeugte einen Sohn ihm ähnlich, nach seinem Bild, und gab ihm den Namen Set.
An diesen großen Lebensalter wie hier bei
Adam 130 Jahre will ich mich nicht lange aufhalten.
Die Bibel berichtet uns im 1. Buch Mose davon, daß anfangs die
Menschen nach heutigen Maßstäben sehr alt wurden und erst ab der
Zeit Jakobs die Menschen nicht mehr so alt wurden und die
Lebensalter ungefähr wie die heutigen sind.
Interessant ist in diesem Vers die Aussage „zeugte einen Sohn ihm ähnlich, nach seinem Bild“.
Hier wird ziemlich am Anfang in der Bibel schon beschrieben, daß ein Sohn seinem Vater sehr ähnlich sein kann.
Und wir finden hier auch eine Parallele zu
Gott und Mensch, denn in V. 1 steht ja, daß auch Gott den Menschen
Adam nach seinem Bild geschaffen hat.
Hierbei ist es wichtig festzustellen, daß nicht nur der Mann nach
Gottes Bild geschaffen wurde, sondern auch die Frau; das wird in 1.
Mose 1, 26 deutlich.
Wenn man mal das biologische Verhältnis von Adam zu seinem Sohn Set mit dem Verhältnis von Gott zu Adam vergleicht, dann findet man einige Gemeinsamkeiten.
Z.B. ist Adam Gott ähnlich, genauso wie Set Adam ähnlich ist.
Der Vergleich hinkt natürlich beim
Vergleich Zeugungsakt und Schöpfungsakt, weil das beides etwas
völlig verschiedenes ist.
Das wird ja hier auch im Text deutlich:
Adam (und Eva) wurden erschaffen und alle weiteren Nachfahren
wurden gezeugt.
Warum ich da jetzt so ein bißchen darauf
herumreite:
Es ist ja manchmal die Rede davon, daß wir Menschen ja alle Gottes
Kinder sind.
Da gibt es ja auch noch diesen uralten Karnevalsschlager „denn wir
sind ja Gottes Kinderlein“.
Wenn man nun das Schöpfer-Geschöpf-Verhältnis mit der biologischen Vaterschaft gleich setzt, dann ist das sogar nicht einmal falsch.
Wir stammen von Gott ab und sind daher – im Sinne einer biologischen Vaterschaft – Gottes Nachkommen.
Bleiben wir noch etwas bei Adam und seinen Söhnen.
Die meisten von Euch kennen ja die Geschichte von seinen ersten Söhnen, von Kain und Abel.
Interessant ist, daß Adam in diesem Abschnitt, 1. Mose 4, 1-16, nur im ersten Vers auftaucht (GNB):
Adam schlief mit seiner Frau Eva, und sie wurde schwanger.
und danach tritt er nicht mehr in Erscheinung.
Die Frau dagegen sagt nach der Geburt:
Ich habe einen Mann hervorgebracht mit dem Herrn.
Es wirkt ein bißchen so, als könnte Adam
mit seinen Jungs nichts anfangen.
Er hat sie gezeugt und ansonsten hält er sich raus.
Das kommt einem leider sehr bekannt vor, weil es das heute immer noch gibt.
Wir wissen natürlich nicht, ob das diesen tödlichen Streit zwischen Kain und Abel mit begünstigt hat, aber es ist zumindest bemerkenswert.
In V. 25, nach Abels Tod und Kains Flucht, steht folgendes:
Adam schlief wieder mit Eva, und sie gebar noch einmal einen Sohn. Sie nannte ihn Set, denn sie sagte: »Gott hat mir wieder einen Sohn geschenkt! Der wird mir Abel ersetzen, den Kain erschlagen hat.«
Die Frau freut sich und von Adam lesen wir wieder nichts, als das er nur gezeugt hat.
Aber wir wollen Adam nicht zu negativ bewerten, denn es steht zu wenig in der Bibel über Adam und die Beziehung zu seinen weiteren Kindern.
Vielleicht hat er sich bei Set nicht mehr rausgehalten sondern eine Beziehung zu seinem Sohn aufgebaut, aber das wissen wir nicht.
Und damit kommen wir zu
Wir finden in der Bibel viele Beispiele für Väter, die sich um ihre Kinder gekümmert haben, ohne das die Bibel dabei Fehler, die diese Väter machten, ausblendet.
Ein Beispiel dafür ist z.B. Isaak. In 1. Mose 5, 24-28 wird die Geburt seiner beiden Söhne beschrieben:
24 Und als ihre Tage erfüllt waren, dass sie gebären sollte, siehe, da waren Zwillinge in ihrem Leib. 25 Und der erste kam heraus, rötlich, ganz und gar wie ein haariger Mantel; und man gab ihm den Namen Esau. 26 Und danach kam sein Bruder heraus, und seine Hand hielt die Ferse Esaus. Da gab man ihm den Namen Jakob. Und Isaak war sechzig Jahre alt, als sie geboren wurden. 27 Und die Jungen wuchsen heran. Esau wurde ein jagdkundiger Mann, ein Mann des freien Feldes; Jakob aber war ein gesitteter Mann, der bei den Zelten blieb. 28 Und Isaak hatte Esau lieb, denn Wildbret war nach seinem Mund; Rebekka aber hatte Jakob lieb.
Moderne Pädagogen würden sicherlich sagen, daß so eine Konstellation zu Problemen führen kann, was ja auch logisch ist und was im Falle von Esau und Jakob ja auch zu Problemen geführt hat.
Wenn man so etwas als Elternteil liest, dann kann man sich schon einmal selber hinterfragen:
Habe ich alle meine Kinder gleich lieb,
oder ziehe ich eines unbewußt vor, weil es mir ähnlich ist oder
weil ich mich besonders gut mit ihm verstehe?
Wie ist das mit den Kindern, deren Gedanken ich vielleicht kaum
verstehe, weil sie vielleicht eher dem anderen Elternteil ähnlich
sind?
Isaak hatte nun ganz primitive Gründe, warum er den einen Sohn dem anderen vorzog und das hört sich für mich ziemlich negativ an.
War er ein guter sozialer Vater?
Für mich – ich gebe zu, daß das etwas spekulativ ist – hört sich das so an, als interessiert er sich nur dann für den Sohn, wenn er etwas für ihn leistet, also lecker Wildbret heranschafft.
Das erinnert mich an solche Geschichten, wie Kinder sich ein Leben lang die Zuneigung ihrer Eltern erarbeiten wollen, weil die Eltern zumindest zum Teil als soziale Eltern versagen.
Es ist sicherlich interessant, die Ehe von
Isaak und Rebecca zu studieren, gerade im Zusammenhang mit ihren
Beziehungen zu ihren Kindern, um daraus zu lernen, wie man es nicht
macht.
Aber das würde heute zu weit führen.
Ich habe zu Hause überlegt, ob es Beispiele in der Bibel für soziale Väter gibt, die nicht gleichzeitig biologische Väter sind.
Zuerst fiel mit Abram und Lot ein.
Lots Vater war ja der Bruder von Abram und
der ist schon gestorben, als Abrams Vater Terach, also Lots
Großvater, noch lebte.
Und zuerst hat sich Terach, der Großvater, um Lot gekümmert.
Nach dem Terach gestorben ist, wurde Abram ja von Gott berufen, in ein fremdes Land zu ziehen (1. Mose 12, 1).
Dabei nimmt er Lot mit.
Wir wissen nicht, wie alt Lot da war, aber Abram scheint ein
gewissen Verantwortungsgefühl für Lot gehabt zu haben.
Mehr erfahren wir da aber nicht.
Ein besseres Beispiel ist Elia und Elisa.
In 1. Könige 19, 1 beruft Elia Elisa als seinen Schüler, indem er seinen Mantel über ihn wirft.
Danach ist Elisa wohl immer bei Elia dabei, aber er wird bis zur Himmelfahrt von Elia nicht mehr in der Bibel erwähnt, was in 2. Könige 2, 1-14 beschrieben ist.
In diesem Kapitel besucht Elia die
Prophetenschulen in verschiedenen Orten und überall wird Elisa
zuerst von Elia aufgefordert, nicht mit zu kommen, was Elisa
ablehnt.
Z.B. V. 2 (ELB)
Und Elia sagte zu Elisa: Bleib doch hier! Denn der HERR hat mich nach Bethel gesandt. Elisa aber sagte: So wahr der HERR lebt und deine Seele lebt, wenn ich dich verlasse! Und sie gingen nach Bethel hinab.
Das passiert ein paar mal.
Zum anderen wird er von den Prophetenschülern dieser Schulen, die sie besuchen, auf die baldige Heimholung von Elia hingewiesen (z.B. V. 3):
3 Da kamen die Söhne der Propheten, die in Bethel waren, zu Elisa heraus und sagten zu ihm: Hast du erkannt, dass der HERR heute deinen Herrn über deinen Kopf hin wegnehmen wird? Er sagte: Auch ich habe es erkannt. Seid still!
Ich habe über diesen Text schon einmal eine Predigt von Wilhelm Busch gehört und er hat aus diesem Text hervorgehoben, daß Elisa zum einen seine Treue mit seinem Verhalten zeigt und zum anderen auch deutlich wird, daß er gelernt hat, ein Prophet zu sein.
Das stimmt auch, aber es gibt hier aber noch eine weitere Komponente, was in der Beschreibung der Heimholung Elias deutlich wird (V. 11.12):
11 Und es geschah, während sie gingen, gingen und redeten, siehe da: ein feuriger Wagen und feurige Pferde, die sie beide voneinander trennten! Und Elia fuhr im Sturmwind auf zum Himmel. 12 Und Elisa sah es und schrie: Mein Vater, mein Vater! Wagen Israels und sein Gespann! Dann sah er ihn nicht mehr. Da fasste er seine Kleider und zerriss sie in zwei Stücke.
Er schreit hier „Mein Vater, mein Vater“.
Er hätte auch „Mein Meister, mein Meister“ oder „Mein Lehrer, mein Lehrer“ oder „Mein Herr, mein Herr“ schreien können, aber er schreit „Mein Vater“ und es wird deutlich, wie Elisa sein Verhältnis zu Elia empfunden hat.
Ich bin sicher, daß ist auch ein Grund, warum er Elia nicht verläßt und warum er so giftig auf die Prophetenschüler reagiert, die ihn auf die bevorstehende Heimholung von Elia hinweisen.
Es geht ihm einfach nahe.
Hier wird deutlich, wer letztendlich beurteilt, ob man ein guter Vater war.
Das beurteilen die Kinder, nicht die Freunde, die Ehepartner, die Nachbarn, sondern die Kinder.
Elia war ursprünglich nur Lehrer, aber er ist zu einem sozialen Vater für Elisa geworden.
Es gibt ein weiteres Beispiel für einen sozialen Vater, der nicht der biologische Vater ist, und das ist im neuen Testament.
Dazu möchte ich aus dem Philemon-Brief lesen (V. 8-21; NGÜ), wo Paulus an Philemon schreibt:
8 Aus diesem Grund ´möchte ich dich nun um etwas bitten`. Ich könnte dir zwar auch befehlen, das zu tun, was ich für angemessen halte; unter Berufung auf Christus hätte ich die volle Freiheit dazu. 9 Doch um der Liebe willen werde ich nur eine Bitte äußern. Ich tue es als der Ältere von uns beiden; ich tue es als der Paulus, der jetzt sogar für Jesus Christus im Gefängnis ist. 10 Es geht bei meiner Bitte um jemand, den ich als mein Kind betrachte, jemand, dessen Vater ich geworden bin, weil ich ihn hier im Gefängnis zum Glauben an Christus geführt habe; es geht um Onesimus. 11 Er, ´der »Nützliche«,` war dir früher zu nichts nütze, doch jetzt ist er sowohl dir als auch mir von großem Nutzen. 12 Diesen Onesimus schicke ich nun zu dir zurück – ihn, der mir so ans Herz gewachsen ist, 13 dass ich ihn, wenn es nach mir ginge, am liebsten hier bei mir behalten hätte. Denn er könnte mir, solange ich noch wegen des Evangeliums im Gefängnis bin, gute Dienste leisten – genau wie du selbst es tun würdest, wenn du hier wärst. 14 Doch ohne deine Zustimmung wollte ich keine Entscheidung treffen; schließlich sollst du das, was gut ist, nicht gezwungenermaßen tun, sondern aus freien Stücken. 15 Und wer weiß? Vielleicht ist er deshalb eine kurze Zeit von dir getrennt gewesen, weil du ihn nun für immer bei dir haben sollst – 16 nicht mehr als einen Sklaven, sondern als etwas weit Besseres: als einen geliebten Bruder. Wenn er das schon für mich in so hohem Maß ist, wie viel mehr wird er es dann für dich sein! Denn mit dir ist er sowohl durch die irdischen Verhältnisse als auch durch die Zugehörigkeit zum Herrn verbunden. 17 Wenn du mich nun als deinen Gefährten und Mitarbeiter ansiehst, dann nimm Onesimus so auf, wie du mich aufnehmen würdest. 18 Und sollte er dir irgendein Unrecht zugefügt haben oder dir etwas schulden, stell es mir in Rechnung! 19 Ich, Paulus, werde die Schuld begleichen; ich schreibe es hier mit eigener Hand. (Eigentlich schuldest auch du mir etwas – nämlich dich selbst; aber davon will ich jetzt nicht sprechen.) 20 Ja, lieber Bruder, lass mich ein Nutznießer deiner Liebe sein; wir sind doch durch den Herrn miteinander verbunden. Erfülle mir meinen Herzenswunsch, tu es Christus zuliebe! 21 Ich habe dir das alles im Vertrauen auf deine Einwilligung geschrieben, und ich bin sicher, du wirst sogar noch mehr tun als das, worum ich dich bitte.
Mit diesem Text hatte ich früher Schwierigkeiten.
Das fing damit an, daß in der Elberfelder
Übersetzung in V. 10 sehr wörtlich übersetzt steht:„mein Kind, daß
ich gezeugt habe in den Fesseln“ und mich beim ersten Lesen gefragt
habe, ob Onesimus Paulus uneheliches Kind war, was er natürlich
nicht war.
Er war nicht der biologische Vater von Onesimus, was in der
moderneren Übersetzung ja klar wurde.
Weiterhin hörte sich für mich dieser Text
so an, daß Paulus zu Philemon schreibt: „Du hast zwar die freie
Wahl, wie Du in bezug auf Onesimus entscheiden kannst, aber es ist
ja klar, wie Du als Christ entscheiden mußt.“
Er setzt ihn unter Druck und läßt ihm nicht so richtig die Wahl, so
hört es sich für mich an.
Das kann doch irgendwie nicht richtig sein.
Aber tun wir mal so, als wäre Onesimus
wirklich der leibliche Sohn von Paulus.
Dann kann man diesen Druck – den vielleicht nur ich so als Druck
empfinde – nachvollziehen und wir hätten es wohl auch so wie Paulus
geschrieben, für unser Kind.
Daraus folgt, daß es Paulus wirklich ernst
meint, wenn er sich als Vater bezeichnet.
Er will es mit allen Konsequenzen sein.
Beim Gespräch mit meiner Frau über das Thema kam auch der Begriff „Geistlicher Vater“ oder anders formuliert „Vater in Christus“ auf.
Wer ist den das? Ist jetzt ein geistlicher Vater derjenige, der das Bekehrungsgespräch und -gebet mit jemandem zusammen geführt hat?
Das wäre dann eher ein geistlich-biologischer Vater.
Vor vielen Jahren ist mir das mal auf der
Pfingstjugendkonferenz in Wiedenest passiert.
Ich bin mit einer Jugendlichen ins Gespräch gekommen und habe dabei
festgestellt, daß sie eigentlich nichts über Jesus wußte.
Sie war halt von Freunden mitgebracht worden.
Wir haben uns lange unterhalten und dann habe ich mit ihr gebetet und sie hat ihr Leben Jesus übergeben.
Wie ernst sie das letztendlich meinte, kann
ich natürlich nach einem, wenn auch längerem, Gespräch gar nicht
beurteilen.
Ich habe sie auch nie wieder gesehen.
Es war trotzdem ein tolles Erlebnis.
Als ein geistlicher Vater würde ich mich
hier nicht sehen, höchstens als ein geistlich-biologischer Vater,
wobei dieser Ausdruck ziemlich bescheuert klingt.
Ich durfte halt bei der Bekehrung mithelfen.
Als geistlichen Vater würde ich eher einen geistlich-sozialen Vater sehen, der eine Beziehung aufbaut und sich um das geistliche Kind mit allen Konsequenzen kümmert, so wie Paulus das bei Onesimus gemacht hat.
Was wir bisher beim Thema „sozialer Vater“ noch gar nicht berücksichtigt haben, ist die Vaterschaft Gottes.
Wir haben ja vorhin festgestellt, daß wir von Gott abstammen, da unsere Vorfahren, Adam und Eva, von Gott erschaffen wurden.
Gott ist also unser „biologischer“ Vater.
Aber er kann auch noch mehr sein (Johannes 1, 12.13; NGÜ):
12 All denen jedoch, die ihn aufnahmen und an seinen Namen glaubten, gab er das Recht, Gottes Kinder zu werden. 13 Sie wurden es weder aufgrund ihrer Abstammung noch durch menschliches Wollen, noch durch den Entschluss eines Mannes; sie sind aus Gott geboren worden.
Wir merken hier, daß es nicht darum geht, daß wir Geschöpfe Gottes werden, dann das sind wir schon.
Es geht hier also um die soziale und – das werden wir später noch aufgreifen – die juristische Vaterschaft Gottes.
Ich möchte das an einigen Bibestellen deutlich machen:
In Johannes 16, 27 (NGÜ) sagt Jesus Christus über Gott als Vater:
Denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, weil ihr mich liebt und daran glaubt, dass ich von Gott gekommen bin.
Und Liebe bedeutet auch immer
Beziehung.
Also müssen wir nicht nur Gottes Geschöpf sein, sondern können auch
sein Kind sein.
Lukas 12, 29-31; (NGÜ)
29 Lasst euch nicht von der Sorge um Essen und Trinken umtreiben und in Unruhe versetzen! 30 Denn um diese Dinge geht es den Heiden, den Menschen dieser Welt. Euer Vater aber weiß, dass ihr das alles braucht. 31 Es soll euch vielmehr um sein Reich gehen, dann wird euch das Übrige dazugegeben.
Gott hat ein Interesse an uns und er sorgt für uns, wenn wir es möchten.
Römer 8, 14-16; (NGÜ)
14 Alle, die sich von Gottes Geist leiten lassen, sind seine Söhne ´und Töchter`. 15 Denn der Geist, den ihr empfangen habt, macht euch nicht zu Sklaven, sodass ihr von neuem in Angst und Furcht leben müsstet; er hat euch zu Söhnen und Töchtern gemacht, und durch ihn rufen wir, ´wenn wir beten`: »Abba, Vater!« 16 Ja, der Geist selbst bezeugt es uns in unserem Innersten, dass wir Gottes Kinder sind.
Also nicht nur Geschöpf oder gar Sklave, sondern Gottes Kind und es ist so, daß man es auch selber merkt und man kann den allmächtigen Gott nun mit „Vater“ anreden.
Gott als sozialer Vater, das ist kaum zu glauben, wenn man sich einmal richtig bewußt macht, was das heißt.
Kommen wir zum letzten Punkt
Zur Wiederholung: Der juristische Vater ist – juristisch gesehen – für das Kind verantwortlich.
Er trifft Entscheidungen für das Kind, er kommt für den Unterhalt auf und das Kind ist ihm gegenüber auch erbberechtigt.
Ein juristischer Vater, der nicht auch sozialer Vater ist, wird irgendwann mit dem Kind aneinander geraten, weil viele Entscheidungen nicht sinnvoll getroffen werden können, wenn keine Beziehung zu dem Kind da ist.
Z.B. die Wahl der weiterführenden Schule wird man zwar nicht einem 10-Jährigen alleine überlassen, aber das zu entscheiden, ohne mit dem Kind darüber zu sprechen, ohne zu verstehen, was das Kind will oder was für das Kind gut ist, muß auf Dauer zu Problemen führen.
So etwas kann passieren, wenn sich der Vater aus der Erziehung heraus hält und kaum eine Beziehung zum Kind aufbaut, dann aber bei Entscheidungen über die Zukunft des Kindes mitreden möchte.
Ich glaube, in der heutigen Zeit tritt das Problem nicht mehr so auf, da man bei der Zukunftsplanung für ein Kind sich schon sehr an den Fähigkeiten und Neigungen des Kindes orientiert und das Kind im Vergleich zu früher eine viel größere Wahlmöglichkeit hat.
Wir finden aber ein positives Beispiel für Paulus als juristischen Vater in dem vorhin gelesenen Text aus dem Philemon-Brief:
17 Wenn du mich nun als deinen Gefährten und Mitarbeiter ansiehst, dann nimm Onesimus so auf, wie du mich aufnehmen würdest. 18 Und sollte er dir irgendein Unrecht zugefügt haben oder dir etwas schulden, stell es mir in Rechnung! 19 Ich, Paulus, werde die Schuld begleichen;
Paulus nimmt seine geistliche Vaterschaft
für Onesimus so ernst, daß er auch die juristische Verantwortung
für Onesimus übernimmt.
Onesimus war ein entlaufender Sklave, der dabei noch etwas hat
mitgehen lassen.
Vielleicht hat er dabei noch etwas kaputtgemacht.
Er hatte jedenfalls nichts, um evt. Schäden ersetzen zu können und Paulus steht für ihn ein.
Genau das machen Väter für ihre Kinder.
Und genauso ist es, wenn Gott unser Vater wird.
Wir haben vorhin in Johannes 1, 12 gehört, daß man, wenn man Jesus Christus aufnimmt, das Recht bekommt, Gottes Kind zu sein.
Das steht auch in Römer 8, 17 (NGÜ)
Wenn wir aber Kinder sind, sind wir auch Erben – Erben Gottes und Miterben mit Christus. Dazu gehört allerdings, dass wir jetzt mit ihm leiden; dann werden wir auch an seiner Herrlichkeit teilhaben.
Gott ist durch Jesus Christus für unsere Schuld am Kreuz eingestanden.
Und wir werden nach unserem Tod ganz bei ihm sein, das ist unser Erbe, das uns als Gottes Kind zusteht.
Also fassen wir zusammen.
Wir habe drei Aspekte der Vaterschaft betrachtet:
Der wichtigste ist der soziale Vater, weil eine soziale Vaterschaft eine Beziehung bedeutet, und das ist der Punkt – wenn wir Kinder haben –, an dem wir uns immer wieder hinterfragen müssen.
Wir sind in jedem Fall ein Geschöpf Gottes.
Aber Gott möchte aber mehr für uns sein, und wenn wir Jesus Christus aufnehmen, dann kann er auch unser sozialer und juristischer Vater werden und wir können „Vater“ zu Gott sagen.
AMEN
Segen: Philemon 3.25 (statt „euch“ „unser“)