Transparenz

Wieviel sehen wir, wenn wir uns anschauen? Sind wir durchschaubar? Ist Gott durchschaubar?

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Einleitung

Manche von Euch wissen ja, dass vier Jahre lang in der Firma, wo ich arbeite, Vertrauensmann war.

Wir Vertrauensleute, ein Team von vier Personen, hatten regelmäßige Termine mit dem Personalchef, mit der Geschäftsführung und standen als Ansprechpartner für alle Kollegen zur Verfügung.

Wir wurden natürlich vielfach mit Unzufriedenheit konfrontiert, denn die Zufriedenen sind nur selten gekommen und haben Ihrer Zufriedenheit Ausdruck verliehen. Man beschwert sich halt lieber, als dass man darüber redet, was alles gut ist.

Aber das war schon in Ordnung, diese Zeit war auch ganz sinnvoll. Wir konnten Themen platzieren und manches auch durchsetzen. Über ein Thema haben wir öfter von unzufriedenen Kollegen gehört. Das war das Thema der Transparenz. Es ging häufig weniger darum, dass man mit Entscheidungen von Führungskräften nicht einverstanden war, sondern dass man verstehen wollte, warum.

Und über dieses Thema „Transparenz“ möchte ich mit Euch heute nachdenken.

Bei uns in der Firma wurden mit der Zeit Formate geschaffen, wo regelmäßig Entscheidungen kommuniziert und erklärt wurden und wir sind da auf einem guten Weg, denke ich. Und das sage jetzt nicht nur, falls eine Führungskraft aus unserer Firma vielleicht einmal diese Predigt hört oder liest ;-)

Manch einer denkt vielleicht, dass der Wunsch nach Transparenz unangemessen ist. Der Cheffe zahlt und bestimmt und die Mitarbeiter haben zu spuren.

Das funktioniert nur in Branchen, wo es mehr Arbeitssuchende als Beschäftigte gibt.

Die meisten Mitarbeiter wollen den Sinn ihrer Arbeit verstehen, wo es hingehen soll und wollen mitdenken. Und das geht nur, wenn man die Strategie und das Ziel des eigenen Arbeitsbereiches kommuniziert bekommt und versteht. Irgendwie muss die Arbeit sinnstiftend sein, denn dann macht sie mehr Spaß. Und fehlende Transparenz von Entscheidungen der Führungskräfte kann den Spaß ziemlich schnell killen.

Und gerade engagierte Leute, die etwas bewegen wollen, gehen dann, was für die Firma meistens nicht so gut ist.

Transparenz in der Bibel allgemein

Das Wort „Transparenz“ habe ich in keiner deutschen Bibelübersetzung gefunden. Das ist ja häufig ein Problem, dass sich die Sprache teilweise schnell weiter entwickelt und neue Wörter eine Wichtigkeit bekommen, die dann in Bibelübersetzungen noch nicht enthalten sind.

Ich habe mich darüber mal mit dem ChatGPT unterhalten. Ihr habt vielleicht in den Medien darüber gehört; das ist eine KI, eine künstliche Intelligenz, die mit vielen Daten trainiert wurde und mit der man sich per schriftlichem Chat fast wie mit einem Menschen unterhalten kann.

Es ist faszinierend, teilweise auch gruselig, aber man kann ihn als Sparringspartner für ein Thema nutzen, der einem in einigen Fällen neue Gesichtspunkte zu diesem Thema zeigen kann. Als eine Quelle der Wahrheit würde ich ihn nicht nutzen.

Ich habe ihn mal nach Wörtern gefragt, die eine ähnliche Bedeutung wie Transparenz haben und in der Bibel vorkommen.

Es kam von dem Chat-Bot der Satz:

Es gibt jedoch viele Bibelverse, die sich mit ähnlichen Konzepten wie Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, Integrität, Offenheit und Verantwortung beschäftigen, die eng mit der Idee von Transparenz verbunden sind.

Es passt so einigermaßen. Ich habe ihn auch noch im Zusammenhang mit politischer Führung und Transparenz befragt, diesen Zusammenhang gibt es in den Medien ja oft, und da kamen dann als verwandte Begriffe „Rechenschaft“ und „Verantwortung“.

Ich möchte ein paar Begriffe davon mit Euch einmal betrachten.

Rechenschaft

Es ist ähnlich, aber nicht dasselbe. Betrachten wir noch einmal das Beispiel „Firma“. Man hat nicht das Recht, von den Entscheidern (Besitzer, Geschäftsführung) Rechenschaft zu verlangen.

Aber wenn es möglich ist, verlangt man eine gewisse Transparenz. Denn man will wissen, wie es mit der Firma weitergeht, ob man dort eine wirtschaftliche Zukunft hat, ob dort Themen behandelt werden, die einen selber auch fachlich im Beruf weiter bringen.

Ansonsten wird man sich oder sollte man sich überlegen, die Firma zu wechseln.

In der Bibel steht in den Sprüchen sehr simpel (Sprüche 8, 4; NEÜ):

Denn das Wort eines Königs hat Macht. Wer könnte ihm denn sagen: "Was machst du da?"

Niemand wird einen König, oder modern gesprochen, einen Diktator, einen autoritären Herrscher, zur Rechenschaft ziehen. Man hofft ja drauf, dass es vielleicht doch passiert, aber meistens passiert es nicht. Selbst in demokratischen Ländern kommt es manchmal vor, dass manche Leute, die Rechenschaft verdient hätten, irgendwie davon kommen. Wenn ich mir überlege, wieviel hohe Nazis in der jungen Bundesrepublik ihre politische Karriere geräuschlos fortgesetzt haben, das waren nicht wenige.

Wenn man sieht, dass ein autoritärer Herrscher ein Land vor die Wand fährt, kann man nur auswandern.

Aber das Wort „Rechenschaft“ wird in der Bibel auch im Zusammenhang mit Rechenschaft des Einzelnen vor Gott verwendet. Und vor Gott müssen alle Rechenschaft über ihr Tun und Handeln abgeben, auch Diktatoren und Könige.

In Hebräer 4, 13; NGÜ ist das ganz markant beschrieben:

Kein Geschöpf ist vor Gott verborgen; alles liegt offen und ungeschützt vor den Augen dessen da, dem wir Rechenschaft geben müssen.

Vor Gott kann man nichts verbergen, wir sind quasi volltransparent vor ihm.

In Matthäus 12, 35-37; NEÜ steht sogar, dass die Menschen über ihre Worte Rechenschaft abgeben müssen:

35 Der gute Mensch bringt Gutes hervor, weil er mit Gutem angefüllt ist. Der böse Mensch bringt Böses hervor, weil er Böses in sich hat. 36 Ich sage euch: Am Tag des Gerichts werden die Menschen Rechenschaft über jedes nutzlose Wort ablegen müssen, das sie gesagt haben. 37 Denn aufgrund deiner eigenen Worte wirst du freigesprochen oder verurteilt werden.

Das könnte einem fast Angst machen, aber zumindest die, die zu Jesus Christus gehören, sind von ihm schon freigesprochen. Lasst uns solche Verse als Ansporn und nicht als Druck empfinden.

Es gibt den Begriff „Rechenschaft“ auch in dem Zusammenhang, dass wir Rechenschaft über unsere Hoffnung anderen geben sollen.

Hier geht es nicht nur um freiwillige Transparenz, sondern die anderen haben ein Recht darauf, Rechenschaft über unseren Glaube zu bekommen. So verstehe ich zumindest 1. Petrus 3, 15; NEÜ:

Lasst vielmehr Christus, den Herrn, die Mitte eures Lebens sein! Und wenn man euch nach eurer Hoffnung fragt, seid immer zur Rechenschaft bereit!

Das muss jeder für sich persönlich in einer eigenen authentischen Weise umsetzen, das ist klar. Aber ich denke, das ist unsere Verantwortung.

Und auch der Begriff „Offenheit“ passt hier.

In 2. Korinther 3, 12; NEÜ steht es auch besonders betont:

Weil wir eine solche Hoffnung haben, treten wir mit großer Offenheit auf.

Da habe ich tatsächlich noch einen weiten Weg vor mir, denn mit so einer großen Offenheit über meine Hoffnung trete ich nicht immer auf. Aber nehmen wir solche Verse als Herausforderung an und hinterfragen uns auch: Teilen wir unser Leben ein Stück weit, dass andere auch sehen können, dass wir Hoffnung haben und worauf wir Hoffnung haben?

 

Was haben wir noch für ähnliche Wörter zu Transparenz?

Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, Integrität

Diese drei gehörigen irgendwie zusammen. Man kann diese Begriffe kaum trennen. Das Wort Integrität kommt aus dem Lateinischen „integer“, was „unversehrt“, „unverletzt“, „ganz“, „vollständig“ und ähnliches bedeutet.

Leute, die man mit solchen Attributen in Verbindung bringt, wirken vertrauenswürdig.

Das Gegenteil wie „unehrlich“, „unaufrichtig“ beinhaltet ja auch irgendwie ein gewissen Vertuschen und damit auch Intransparenz.

Also passen diese drei Worte „Aufrichtigkeit“, „Ehrlichkeit“, „Integrität“ folglich irgendwie zu Transparenz.

Es gibt in 2. Könige 12 eine interessante Episode, wo ein König mit dem Namen Joasch den Tempel wieder instand setzen will. Dazu ließ ein Priester einen Kasten am Tempeleingang aufstellen, wo das Geld, dass in den Tempel gebracht wurde, abgelegt wurde. War der Kasten voll wurde unter Aufsicht ein Beutel gefüllt und gewogen. Dann wurde es den verantwortlichen Meistern ausgehändigt, die damit die Handwerker bezahlten und die Baustoffe wie Holz und Steine damit kauften.

So weit, so normal.

Doch dann kam 2. Könige 12, 16; NEÜ folgender Satz:

Von diesen Männern wurde keine Rechenschaft über die Ausgaben verlangt. Sie handelten auf Treu und Glauben.

Hier scheint fehlende Transparenz etwas positives zu sein. Aber man sieht hier deutlich einen Unterschied zwischen Rechenschaft und Transparenz. Rechenschaft beinhaltet Kontrolle und muss vielfach auch sein, weil ja auch durch unabsichtliche Fehler Geld verschwendet werden kann.

Transparent waren diese Männer aber, vermute ich. Sie haben mit den Priestern besprochen, was und wie ausgebessert werden muss, wie es nachher aussieht und was das Ziel einzelner Arbeiten ist.

Ideal ist es, wenn man so handelt, dass Rechenschaft kein Problem ist. In 1. Petrus 2, 12; NEÜ steht es so beschrieben:

12 Euer Leben muss gerade unter Menschen, die Gott nicht kennen, einwandfrei sein. Wenn sie euch als Böse verleumden, sollen sie eure guten Taten sehen, damit sie ‹zur Einsicht kommen und› Gott preisen, wenn er einmal in ihr Leben eingreift.

„Einwandfrei“ ist natürlich ein harter Maßstab. In anderen Übersetzungen steht „rechtschaffendes Leben“, „vorbildlich“, „guter Wandel“, was auch nicht einfacher klingt. Es geht hier weder um Perfektionismus noch um das Vorspielen von heiler Welt. Man sollte eher transparent sein und sein Scheitern auch einmal zugeben. Ich wurde letztens bei einer roten Ampel geblitzt, weil ich unkonzentriert und spät dran war. Das war doof, ich hätte es nicht probieren sollen, noch über die Kreuzung zu kommen.

Ein einwandfreies Leben sollte schon unser Ziel sein, aber nicht ein Ziel, dass man in einigen Wochen erreichen kann, sondern eher als Wegweiser, als Lebensgesamtrichtung. Und „einwandrei“ heißt nicht, dass man alles richtig macht, sondern dass man Jesus Christus ähnlicher wird.

Transparenz in Beziehungen

Auch für Beziehung ist „Transparenz“ ein Thema.

Ich lese aus Epheser 4, 23-25; NGÜ:

23 Und ihr wurdet gelehrt, euch in eurem Geist und in eurem Denken erneuern zu lassen 24 und den neuen Menschen anzuziehen, der nach Gottes Bild erschaffen ist und dessen Kennzeichen Gerechtigkeit und Heiligkeit sind, die sich auf die Wahrheit gründen. 25 Darum legt alle Falschheit ab und haltet euch an die Wahrheit, wenn ihr miteinander redet. Wir sind doch Glieder ein und desselben Leibes!

In anderen Übersetzungen steht statt „legt alle Falschheit ab“ krasser formuliert: „legt die Lüge ab“, oder „hört auf zu lügen“. Vor vielen Jahren, wir hatten im Flur noch Fächer für jedes Gemeindemitglied, hat mal jemand eine Karte mit diesem Bibelvers in der Übersetzung „Legt die Lüge ab..“ in jedes Fach gelegt und einige waren da echt angepisst, weil sie sich als Lügner beschimpft sahen. Manche erinnern sich vielleicht noch an diese Begebenheit.

Man darf diesen Vers nicht zu platt sehen. Ziel dieser Anweisung ist ja die Verbundenheit untereinander.

Und da sind wir bei dem Thema „Transparenz“. Zeigen wir einander, wie es uns geht und was uns beschäftigt?

Man muss sich natürlich nicht vor jedem quasi nackig machen, aber wir sollten schon voneinander mitbekommen, was einen so beschäftigt, welche Krisen jemand durchlebt, welche Sorgen, welche Aufgaben und so können für einander beten und beistehen.

Mich nervt es total, wenn in Filmen Christen als die totalen Vertuscher ihrer Probleme dargestellt werden. Alle Probleme werden weggelächelt. Es gibt sicherlich solche Christen, aber mir sind noch nicht viele begegnet.

Wenn wir die Falschheit wirklich ablegen wollen, dann müssen authentisch und auch ein Stück weit transparent voreinander werden, unser Leben miteinander teilen.

Und ein wichtiger Punkt dabei ist ja auch: Nichts ist gruseliger, wenn man denkt, dass man der einziger Mensch ist, der Probleme hat, weil es ja allen anderen gut zu gehen scheint.

 

Eine Frage bleibt noch:

Wie transparent ist Gott?

Das ist jetzt nicht die einzige Frage, die bleibt, aber interessant ist sie schon.

Es sind einige Stellen überliefert, wo z.B. Jesus offen zu seinen Jüngern gesprochen und sein Leiden, seine Kreuzigung und die Auferstehung angekündigt hat. Die Antwort von Petrus darauf war ziemlich negativ (Markus 8, 32; NGÜ):

Klar und offen redete er (Jesus) darüber. Da nahm Petrus ihn beiseite und versuchte mit aller Macht, ihn davon abzubringen.

Manchmal kommen wir mit Transparenz nicht klar und wollen wir die Wahrheit gar nicht hören.

Und manchmal können wir es auch gar nicht verstehen. Jesus redet in Matthäus 19, 1-12 über Ehelosigkeit und dabei fällt auch der Satz (Matthäus 19, 11; NL):

»Nicht jeder kann dies verstehen«, sagte Jesus. »Das können nur die, denen Gott dabei hilft.«

Ich glaube, diese Aussage gilt nicht nur für das Thema „Ehelosigkeit“. Wir bilden uns oft ein, dass wir so viel wissen, aber für so vieles brauchen wir Gottes Hilfe, damit wir es verstehen.

Eine interessante Stelle dazu ist Johannes 15, 12-17; NL

12 Ich gebiete euch, einander genauso zu lieben, wie ich euch liebe. 13 Die größte Liebe beweist der, der sein Leben für die Freunde hingibt. 14 Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. 15 Ich nenne euch nicht mehr Diener, weil ein Herr seine Diener nicht ins Vertrauen zieht. Ihr seid jetzt meine Freunde, denn ich habe euch alles gesagt, was ich von meinem Vater gehört habe. 16 Nicht ihr habt mich erwählt, ich habe euch erwählt. Ich habe euch dazu berufen, hinzugehen und Frucht zu tragen, die Bestand hat, damit der Vater euch gibt, um was immer ihr ihn in meinem Namen bittet. 17 Ich gebe euch das Gebot, einander zu lieben.

Die meisten hier haben sicherlich diesen Text schon einmal gelesen und diese Aufforderung, einander zu lieben, wie Jesus uns geliebt hat, ist sicherlich eine lebenslange Herausforderung und ein lebenslanges Lernen. Aber dieser Aussage wird wohl jeder Christ zustimmen.

So ein bisschen hakelig finde ich die Aussage in Vers 14:

Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage.

Wenn mir das ein Mensch sagen würde, würde ich wahrscheinlich mit den Worten reagieren: „Dann will ich nicht Dein Freund sein.“

Bei Jesus würde ich mich das nicht trauen ;-) Und wenn man den Vers im Zusammenhang sieht, dann geht es hier ja um die Anweisung einander zu lieben und man kann nur Jesu Freund sein, wenn man die liebt, die er auch liebt. Und dann macht diese Aussage auch wieder Sinn.

Und dann ist da noch der großartige Vers 15, wo Jesus uns als Freunde bezeichnet, und zwar mit der Begründung, dass Diener (oder Knechte, Sklaven) nicht ins Vertrauen gezogen werden, wir aber schon. Also nicht nur Abraham ist ein Freund Gottes, sondern jeder, der zu Jesus Christus gehört. Jesus hat uns alles gesagt, was er von seinem Vater gehört hat. Und diese Transparenz ist ein Zeichen von Freundschaft. Er muss uns keinerlei Rechenschaft abgeben, im Gegenteil, wie wir vorhin schon gehört haben, aber er zieht uns ins Vertrauen. Das ist, glaube ich, auch so eine Geschichte, wo man ein Leben lang lernen muss, zu verstehen, was Gott uns durch Jesus in der Bibel alles anvertraut hat.

Zusammenfassung

Ich fasse zusammen.