Leichlingen-Weltersbach, 6.9.2009

Sicher im Sturm

Einleitung

Es gibt ja unterschiedliche Stürme, mit starkem Wind immer aus einer Richtung oder mit wechselnden Winden. Es gibt trockene Stürme, regnerische Stürme, Schneestürme und ich denke, wir haben alle schon einmal diverse Stürme mit erlebt.

Ich habe sogar schon einmal als Kind eine ganz kleine Windhose mit erlebt.

Überlicherweise mögen wir Stürme nicht, wir finden es höchstens gemütlich, wenn wir irgendwo drinnen sind und der Sturm draußen ist.

Dazu fiel mir auch eine Geschichte aus dem Struwelpeter ein, die ich als Kind viel gelesen habe, und zwar die Geschichte vom fliegenden Robert, die so anfängt:

„Wenn der Regen niederbraust,
Wenn der Sturm das Feld durchsaust,
Bleiben Mädchen oder Buben
Hübsch daheim in Ihren Stuben. -“

Aber dieser Robert geht in dieser Geschichte dann trotzdem 'raus und wird dann vom Wind erfaßt, durch die Luft getragen und weg geweht.

Heute würde man so etwas Kindern wahrscheinlich nicht mehr vorlesen, weil sie eher zu wenig als zu viel draußen sind, aber ich kann mich noch erinnern, daß ich als kleiner Junge ein paarmal bei starkem Wind in den Himmel geguckt habe, um zu sehen, ob der Robert da nicht irgendwo vorüber fliegt.

Bei manchen Stürmen, bei großen tropischen Wirbelstürmen – sogenannte Hurricans –, gibt es in der Mitte eine relativ windstille Stelle, das sogenannte Auge.
Dieses Auge ist sehr tückisch, weil der Wirbelsturm sich als ganzes bewegt und am Rand des Auges die heftigste Windgeschwindigkeit ist.

Früher dachten die Menschen im Auge oft, daß der Sturm vorbei sein und sie verließen ihre sichere Unterkunft und dann kehrte der Sturm heftig zurück.

Kommen wir nur zur

Bedeutung des Sturms

Matthäus 14, 24 (NGÜ)

Das Boot befand sich schon weit draußen auf dem See und hatte schwer mit den Wellen zu kämpfen, weil ein starker Gegenwind aufgekommen war.

Dieser Sturm in unserem Bibeltext hat für uns heute natürlich eine sinnbildliche Bedeutung.

Er steht für Umstände, die wir nicht beherrschen können und die uns bedrohen oder die wir bedrohlich finden.

Das Boot der Jünger hatte schwer mit den Wellen zu kämpfen und sie hatten starken Gegenwind.
Sie drohten die Kontrolle über ihr Boot zu verlieren.

Was für Umstände bedrohen uns, was können wir nicht beherrschen, wo verlieren wir die Kontrolle, was haben wir nicht im Griff, was macht uns Angst?

Da ist vielleicht die Krankheit, die chronisch geworden, oder einfach das Alter, wo man merkt, daß man immer mehr in der Bewegung eingeschränkt ist.

Oder wir sind arbeitslos geworden oder von der Arbeitslosigkeit bedroht und man ist nicht mehr der Jüngste und ältere Menschen werden ja nicht so gerne eingestellt.
Oder man arbeitet in einem Beruf, der nicht mehr so gefragt ist, und man merkt das.

Vielleicht sind wir auch einfach bitter über unser Leben geworden und trauern verpaßten Gelegenheiten hinterher, die nie wieder kommen.

Oder wir sind von Freunden und Verwandten enttäuscht.
Da hat man solange mit Menschen zu tun gehabt, sich gekümmert, war für sie da und nichts scheint zurückzukommen und man ist dann vielleicht auch noch einsam.

Es gibt viele solcher Stürme, die uns Angst machen, die unser Lebensboot fast zum Kentern bringen.

Als Christ hätte man es lieber, daß man im Auge des Sturms leben kann und das der Sturm sich auch immer so bewegt, daß wir immer mitten im ruhigen Auge sind.

Wir sehen dann um uns herum, wie die Nicht-Gläubigen umhergewirbelt werden und rufen ihnen zu: Kommt zu Jesus, dann seid ihr auch hier im Auge des Sturms und ihr habt Ruhe und Frieden und alles ist in Ordnung.

Aber leider, leider ist das nicht so, daß wir immer im Auge der Stürme unseres Lebens leben.

Es ist natürlich richtig, andere auf Jesus Christus hinzuweisen, aber uns kann dasselbe wie den Jüngern passieren, nämlich, daß unser Lebensboot ganz schon wackelt und zu sinken droht.

Man kann diesen Stürmen auch nicht immer ausweichen.

Wir können nicht, so wie man es dem fliegenden Robert aus dem Struwelpeter gesagt hat, bei jedem Sturm immer in der gemütlichen, christlichen Stube sitzen.

Auf das Aufkommen der meisten Stürme haben wir keinen Einfluß und manchmal spüren wir – ehe wir es uns versehen – harten Gegenwind und müssen damit umgehen.

Nun ist aber die Überschrift dieses Impulses nicht „Untergang im Sturm“ sondern „Sicher im Sturm“ und wir können

Sicherheit in Jesus

haben.

Wir haben schon gemerkt, daß diese Sicherheit nicht bedeutet, daß es keine Stürme mehr gibt.

Und wir merken auch, daß die Gemeinschaft der Jünger hier nicht ausreicht.

Es ist schon gut, daß die Jünger gemeinsam in diesem Sturm sind und sich gegenseitig helfen können.
Wenn einer alleine in so einem Sturm wäre, daß wäre sicherlich furchtbar.

Genauso haben wir ja eine Gemeinde, wo wir gegenseitig uns beistehen und helfen können.
Wir sind ja nicht alleine.

Aber die Gemeinschaft von Menschen reicht nicht, um diverse Lebensstürme zu überstehen.
Das haben wir sicherlich alle schon einmal erlebt, daß es Situationen gibt, wo kein anderer Mensch uns helfen kann.

Daher ist auch eine Gemeinde, die sich nur als eine Gemeinschaft von Menschen versteht, zu wenig.

Wir brauchen Jesus Christus und er kommt hier über das Wasser zu den Jüngern.

Und das ist der erste Trost:

Jesus Christus kann durch keine Stürme, keine Umstände daran gehindert werden, zu uns zu kommen, wenn wir ihn brauchen.
Er kann sogar über das Wasser gehen.

Manchmal kann das auch erschreckend sein:

25  Gegen Ende der Nacht kam Jesus zu den Jüngern; er ging auf dem See. 26  Als sie ihn auf dem Wasser gehen sahen, wurden sie von Furcht gepackt. »Es ist ein Gespenst!«, riefen sie und schrien vor Angst. 27  Aber Jesus sprach sie sofort an. »Erschreckt nicht!«, rief er. »Ich bin´s. Ihr braucht euch nicht zu fürchten.«

„Wir brauchen uns nicht zu fürchten“, weder vor ihm noch vor dem Sturm; das ist, glaube ich, eine Lektion, die wir das ganze Leben lang lernen müssen.

Jesus sorgt dafür, daß unser Lebensboot nicht sinkt.

Das heißt nicht, daß wir in einer Glasglocke entspannt durch die Stürme unseres Lebens gondeln, sondern das Boot der Jünger wird sicherlich am nächsten Tag an einigen Stellen reparaturbedürftig sein.

Manches Teil war einfach zu kaputt, um im Sturm zu halten und es ist jetzt ganz kaputt gegangen. Ein anderes Teil war vielleicht schon zu alt und morsch und ist dann im Sturm zerbrochen.

Wie ist das mit unserem Lebensboot?

Besteht unser Glauben aus kaputten Elementen, aus selbstgemachten Gottesbildern und Ethiken, die wir uns selber zurecht gestrickt haben?

Oder hinterfragen wir uns regelmäßig anhand der Bibel und anhand von Predigten und Andachten, damit kaputte Teile in unserem Leben wieder in Ordnung kommen können?

Ist unser Glaube lebendig und frisch, oder leben wir Glauben nur aus der Erinnerung an vielleicht lange vergangenen Zeiten?

So ein Sturm kann ziemlich schnell offen legen, wie lebendig und echt unser Glaube ist.
Wahrscheinlich läßt Gott deswegen so manchen Sturm in unserem Leben zu, damit wir selber merken, was mit unserem Glauben los ist.

Ich weiß nicht, warum manche Menschen sehr schwere und andere Menschen weniger schwere Stürme erdulden müssen, ich weiß nur, daß Gott keine Fehler macht.
Und es ist sicherlich nicht der richtige Weg, zu fragen, warum ich und warum ein anderer nicht, das kann nur zur Bitterkeit führen, aber richtig ist es im Sturm zu rufen:

Herr Jesus, hilf mir.

Und Jesus Christus ist da:

»Erschreckt nicht!«, rief er. »Ich bin´s. Ihr braucht euch nicht zu fürchten.«