Einleitung
In den letzten Tagen habe ich häufig darüber nachgedacht, ob ich schwerhörig geworden bin, schwerhörig in dem Sinne, ob ich die wichtigen Sachen noch bemerke, oder ob das unwichtige in meinem Leben dominiert.
Euch wird es ähnlich wie mir gehen, ich habe so viele Themen, die mich beschäftigen.
Da ist der Krieg in der Ukraine, über den ich viel nachdenke. Ich beschäftige mich auch viel mit der beruflichen Zukunft meiner Kinder, die wohnen ja noch alle bei uns. Dann, wie geht es weiter mit der Wirtschaft, kommen wir als Familie bei 5% Inflation mit dem Geld aus? Ich habe keine Lohnerhöhung von 5% bekommen. Wird Autofahren noch bezahlbar sein?
Wie geht es mit der Gemeinde weiter? Wie wird dieses Revitalisierungsprogramm anlaufen?
Dann nehme ich manchmal Probleme von der Arbeit mit in den Feierabend. Ich versuche das zu vermeiden und trenne ziemlich eindeutig Arbeit von Privatleben, aber manche Probleme nimmt man trotzdem manchmal mit und denkt weiter darüber nach.
Dann habe ich einige Baustellen am Haus, die zum Teil sehr langwierig sind und wo ich auch nicht so richtig mit voran komme.
Viele Themen, die einen häufig überfordern und ich glaube, dass geht den meisten von uns so. Manch einer hat vielleicht auch Gesundheitsthemen, die ihm sogar Angst machen.
Einerseits bleiben diese Themen alle irgendwie, andererseits stellt man manche Dinge auch irgendwann beiseite.
Es gibt in Jesaja 6, 9.10; ELB eine Gerichtsbotschaft an das Volk Israel, an die musste ich denken, als ich mich mit dem Umgang mit diesen vielen Themen beschäftigt habe. Ich nehme bewusst eine ältere Übersetzung, weil da so schöne bildhafte Ausdrücke drinnen sind.
Ich möchte diesen Text heute nicht auslegen aber diese Metapher einmal betrachten.
Nehmen wir als Beispiel den Ukrainekrieg. Als er begann, lag ich krank auf dem Sofa und habe jeden Tag die Sondersendungen darüber in den Mediatheken gesehen. Inzwischen sind meine Ohren etwas schwerhöriger geworden. Ich verfolge noch Nachrichten im Internet, aber meine Aufmerksamkeit lässt nach. Für den Jemen-Krieg habe ich mich nie so interessiert, der ist ja auch weiter weg, obwohl es Leuten dort wahrscheinlich noch dreckiger als in der Ukraine geht.
Der Bibeltext aus Jesaja bezieht sich natürlich auf das Verhältnis von dem damaligen Israel zu Gott, aber trotzdem finde ich diese Ausdrücke wie „fettes Herz“, „schwerhörig“ und „verklebte Augen“ auch in meinem Leben wieder, nicht nur gegenüber Gott sondern auch gegenüber Themen, die meine Mitmenschen betreffen.
Wie soll es denn sein?
Der Basisauftrag
Ich glaube, dass wir als Christen einen Basisauftrag hier auf Erden haben. Ich finde das in Jeremia 29, 4-7; NL sehr gut beschrieben. Es geht hier im Text eigentlich um das verbannte Israel, aber es ist ein gutes Bild für uns, weil unsere Heimat als Christen eigentlich der Himmel ist, wir aber auf der Erde wohnen.
Ältere Übersetzungen schreiben hier „Suchet der Stadt Bestes“, oder „sucht den Frieden der Stadt“.
Letzendlich kann man diesen Text so zusammenfassen: Lebt hier, genießt das Leben und versucht die Situation hier am Wohnort zu verbessern. Betet für Euren Wohnort. Für uns als Christen beinhaltet das sehr wohl, dass wir von Jesus Christus weiter erzählen, denn Jesus ist das Beste, was einem Menschen passieren kann.
Dieser normale Auftrag zu leben beinhaltet natürlich viele diese Themen, die ich am Anfang aufgezählt habe. Vielleicht gab es z.B. damals auch in Babylon eine Inflation, dann mussten sich die Israeliten auch mit diesem Thema beschäftigen. Komme ich mit meinem Einkommen aus?
Der reiche Kornbauer
Ich möchte dazu noch ein weiteres Beispiel betrachten (Lukas 12, 16-20; NL):
OK, der Kornbauer hatte jetzt kein Problem mit Inflation. Aber er hatte ein Unternehmen, das sehr erfolgreich war und er musste sich damit beschäftigen. Wahrscheinlich hat er den Zehnten gegeben und vielleicht auch zusätzlich für wohltätige Zwecke gespendet.
Und er musste eine unternehmerische Entscheidung treffen. Was macht er mit dem Ertrag? Die Lagerkapazitäten zu erhöhen ist ja in so einem Fall nicht falsch.
Aber er hat bei allen Themen in seinem Leben das Wichtigste ausgeblendet. Das Ziel seines Lebens war anscheinend ein materielles, sorgenfreies Leben. Da träumen auch heute noch viele davon.
Wenn ich den Text richtig verstehe, ist es sogar gar nicht falsch, auf der Erde Reichtümer anzuhäufen, sondern es ist dann falsch, wenn man dabei nicht nach dem Reichtum bei Gott fragt.
Wie ist das bei all unseren Themen, die uns beschäftigen? Welche Rolle spielt dabei unser Reichtum bei Gott? Ich glaube, dass man diese Fragen sich nur persönlich stellen kann.
Reichtum bei Gott
Was ist eigentlich Reichtum bei Gott?
Ich habe einmal die ganze Bibel nach dem Wort „Reichtum“ durchgescannt, über mehrere Übersetzungen. Mittels bibleserver.com ging das ganz gut. Dabei habe ich natürlich nach Stellen gesucht, wo es nicht um irdischen Reichtum geht.
Einsicht, Verständnis, Weisheit
Als erstes ist mir der König Salomo dabei aufgefallen. In 1. Könige 3, 9 bittet Salomo um ein verständiges Herz, damit er richtig handeln kann. Das bekommt er und er bekommt noch Reichtum dazu und ich glaube, dass Gott damit ausdrücken will, dass Verständnis und Weisheit so gut oder sogar besser wie Reichtum sind.
Wissen an sich ist auch schon ein Schatz, aber Verständnis und Einsicht, das ist ein wirklicher Reichtum.
Dann ist da die
Gottesfurcht
In Jesaja 33, 6b; GN ist eine Prophetie für Israel beschrieben und dort ist der Wert der Gottesfurcht oder der Ehrfurcht vor Gott beschrieben:
Warum ist Ehrfurcht vor dem Herrn, oder Gottesfurcht, ein Reichtum?
Es geht hier nicht um Angst, sondern es geht darum, dass man sich bewusst wird, dass da noch jemand über mir ist.
Ich weiß nicht alles, ich mache Fehler und möchte daher demütig bleiben und auch demütig mit den Fehlern anderer umgehen. Und vieles habe ich auch unverdient bekommen und möchte dafür auch dankbar sein.
Wenn ich immer glaube, genau Bescheid zu wissen, wenn ich meine Fehler verschweige und verdränge, wenn ich glaube, alles im Griff zu haben und alles mir nur selber erarbeitet zu haben, dann führe ich ein sehr armes Leben, weil die Fehler ja irgendwann auffallen, weil ich dann schwierig werde und weil mich dann ein Scheitern richtig aus der Bahn werfen kann.
Mit dem Schatz der Gottesfurcht kann ich mit meinem Scheitern zu Gott kommen. Ich weiß, dass er über allem steht und mir helfen wird.
Das ist der wahre Reichtum der Gottesfurcht.
Gottes Gnade
Dann habe ich den Begriff „Reichtum“ im Zusammenhang mit „Gnade“ gefunden (Epheser 1, 7.8; ELB):
Durch Jesus Christus ist unsere Schuld vergeben. Wir können vor Gott von vorne auf anfangen und das gibt uns auch die Kraft, diejenigen um Vergebung zu bitten, bei denen wir in irgendeiner Form schuldig geworden sind.
Auch das ist wahrer Reichtum.
Gottes Wort
Die Bibel, Gottes Wort, ist ein Reichtum für uns. Neben zahllosen Versen im Psalm 119, wie wertvoll Gottes Wort ist, gibt es eine spannende Erklärung über den Wert von Gottes Wort in Matthäus 13, 10-16; NL:
Es ist ein Geschenk von Gott, den Reichtum der Bibel zu verstehen und zu erkennen. Man wird dabei immer nur Lernender bleiben, aber wir haben die offenen Ohren und Augen, die man dafür braucht. Und das sollte unser Gebet sein, dass unsere Augen sehend und unsere Ohren hörend bleiben.
Gottes Segen
Ein weiterer Reichtum ist Gottes Segen. In Römer 15, 29; NL steht es in einem Satz:
Gott möchte, dass es uns gut geht, dass wir seine Hilfe und Nähe erleben, auch in schwierigen Zeiten.
Dabei hoffen wir natürlich, dass wir viel von diesem Reichtum hier in diesem Haus erleben und empfangen.
In Psalm 36, 9; NEÜ steht
Es geht hier natürlich nicht um ein Gebäude, aber hier ist der Ort, wo wir zusammen Gottesdienst feiern, uns austauschen, gemeinsam singen und gemeinsam darauf hören, was hier jemand aus der Bibel weitergibt.
Ich glaube, dass ist auch ein wichtiges Gebet für uns, dass wir hier immer wieder aus Gottes Reichtum empfangen.
Richtige Priorisierung
Und wie machen wir, dass wir unsere Themen richtig priorisieren, dass wir bei allen Themen nicht vergessen, nach dem Reichtum bei Gott zu fragen?
Das wichtigste ist wohl, sich immer wieder neu zu Gott hinzuwenden. Vielleicht sind wir für manche wichtigen Themen etwas schwerhörig geworden, vielleicht ist unser Herz etwas verfettet.
Ich habe ein paar Formulierungen gefunden, die ich Klasse fand.
In Psalm 40, 7; ELB steht in der Elberfelder „Ohren hast Du mir gegraben“. In anderen Übersetzungen steht, „Ohren hast Du mir gegegeben“, „Ohren hast Du mir geöffnet“, aber diese „gegraben“ drückt eigentlich aus, dass es schon Aufwand für Gott ist, unsere Schwerhörigkeit zu überwinden. Ich möchte immer wieder neu hören, was für Gott wichtig in meinem Leben ist.
Eine weitere ziemlich eindrückliche Formulierung ist aus Jesaja 42, 23; ELB:
„Zu Ohren nehmen“, wer ist überhaupt bereit zu hören?
Sind wir bereit, auch immer mal wieder unsere Herzen entfetten zu lassen?
Nur mit der richtigen Haltung können wir mit all unseren Themen und Probleme richtig umgehen.
Dazu können wir um Gottes Hilfe bitten (1. Petrus 5, 7; NEÜ):
oder (Philipper 4, 6; NL):
Und hier sind wir auch wieder bei der Gottesfurcht. Es hängt alles irgendwie daran. Und nur so gehen wir mit unseren Themen und Problemen richtig um.
Zusammenfassung
Ich fasse zusammen.
- Jeder von uns hat viele Themen, die ihn beschäftigen. Aber hinterfragen wir uns: Sind wir für Themen, die Gott wichtig sind, vielleicht schon schwerhörig geworden? Ist unser Herz fett?
- Unser Basisauftrag ist es, hier zu leben und das Beste für unseren Wohnort zu suchen und für ihn zu beten.
- Bei allen Themen darf man den Reichtum bei Gott nicht vergessen, sonst handelt man dumm.
- Was ist Reichtum bei Gott?
- Einsicht und Verständnis
- Gottesfurcht
- Gottes Wort, die Bibel
- Gottes Segen, denn Gott meint es gut mit uns und hoffentlich erleben wir auch Gottes Reichtum hier im Gemeindehaus.
- Wie priorisiert man richtig? Beten wir darum, dass Gott uns Ohren gräbt und wir uns so Sachen wieder zu Ohren nehmen können. Und unsere Themen, unsere Sorgen können wir alle zu Gott bringen, er wird für uns sorgen. Und so enden wir wieder bei der Gottesfurcht.