Leichlingen, 3.5.2009

Samuel

Einleitung

Heute wollen wir uns mal mit der Person „Samuel“ beschäftigen.

Dazu gibt es im AT zwei Bücher Samuel, die nach dieser Person benannt sind.

Samuel selbst wird wohl nicht beide Bücher geschrieben haben, denn sein Tod ist in 1. Samuel 25, 1 beschrieben und die Bücher enthalten keine zukunftsprophetischen Beschreibungen sondern erzählen einen Zeitabschnitt der Geschichte Israels.

Interessant ist dabei, daß in der Septuaginta, eine sehr alte Übersetzung des alten Testaments ins Griechische, diese Bücher als „1. und 2. Buch der Königreiche“ bezeichnet werden.
Und das ist auch ein sinnvoller Name, denn im 1. Samuelbuch wird eine wichtige Zeit des Umbruchs beschrieben, in dem der erste israelitische König an die Macht kommt und damit das Königtum etabliert wird.

Dieser Samuel wird in der Bibel sehr hochgehalten:

Er war der letzte Richter und er war ein guter Richter, davon werden wir später noch hören.

Dann steht in Apostelgeschichte 3, 24a:

Genauso haben auch Samuel und alle Propheten, die auf ihn folgten,

Hier wird Samuel als erster Prophet bezeichnet.

Dazu hat er auch priesterliche Aufgaben wahrgenommen.

Er war also ein Universaltalent: Richter, Prophet und priesterliche Dienste.

Auf heute übertragen wäre er wohl der ideale Gemeindemitarbeiter.

Richter hört sich für uns vielleicht wie Gemeindesheriff an, aber ein damaliger Richter auf heute übertragen ist  jemand, der Probleme und schwierige Situationen richtig beurteilen kann und der Konflikte lösen kann.
Er erkennt sicher, was richtig und falsch ist und welche Maßnahmen in bestimmten Situationen angemessen sind.

Dazu kommt noch, daß er als Prophet Gottes Worte hört und daß er Gottes Reden in die konkrete Situation der Gemeinde mitteilen kann.

Diese Gabenkombination ist doch super, oder?

Nun sind die meisten von uns – mich eingeschlossen – nicht mit so einer Gabenkombination ausgestattet, aber vielleicht können wir trotzdem was von Samuels Leben lernen.

Samuels Geburt

Wie war Samuels Herkunftsfamilie?

Sein Vater hieß Elkana und der hatte zwei Frauen: Hanna und Penina.

Penina hatte Kinder, aber Hanna konnte keine Kinder haben.

Die Situation ist in 1. Samuel 1, 4-8 so beschrieben:

4 Und es geschah immer an dem Tag, wenn Elkana opferte, dann gab er seiner Frau Peninna und all ihren Söhnen und Töchtern die ihnen zukommenden Anteile; 5 aber Hanna gab er einen besonders großen Anteil. Denn Hanna hatte er lieb; aber der HERR hatte ihren Mutterleib verschlossen. 6 Und ihre Gegnerin reizte sie mit vielen Kränkungen, um sie zu demütigen, weil der HERR ihren Mutterleib verschlossen hatte. 7 So geschah es Jahr für Jahr, immer, wenn sie zum Haus des HERRN hinaufzog, reizte jene sie. Dann weinte sie und aß nicht. 8 Aber Elkana, ihr Mann, sagte zu ihr: Hanna, warum weinst du? Und warum isst du nicht? Und warum ist dein Herz betrübt? Bin ich dir nicht mehr wert als zehn Söhne?

Nun muß man wissen, daß es in der damaligen Kultur im alten Israel für Frauen unheimlich wichtig war, Kinder zu haben, insbesondere mindestens einen Sohn.
Die fühlten sich nicht als richtige Frau, wenn sie keine Kinder hatten.

Das ist gut, daß das bei uns heute nicht mehr so ist, aber damals in Israel war das so und das muß man wissen, damit man verstehen kann, wie Hanna sich fühlte.

Es ist hier beschrieben, wie die ganze Familie zum Tempel nach Silo gezogen ist, um dort Gott anzubeten.

Das war so eine Mischung aus Gottesdienst und Familienausflug.

Elkana hat Hanna seiner anderen Frau vorgezogen und die andere Frau war sicherlich deswegen eifersüchtig und hat es Hanna heimgezahlt, indem sie ihr immer wieder ihre Kinderlosigkeit vorgehalten hat.
Die hat also immer wieder in Hannas Wunde gebohrt.

Alleine diese Episode zeigt, daß es gut ist, daß es bei uns keine Polygamie mehr gibt.

Hannas Kummer war sehr groß und sie schüttet ihn V. 10+11 ihr Herz vor Gott aus:

10 Und sie war in ihrer Seele verbittert, und sie betete zum HERRN und weinte sehr. 11 Und sie legte ein Gelübde (das ist ein Versprechen) ab und sprach: HERR der Heerscharen! Wenn du das Elend deiner Magd ansehen und meiner gedenken und deine Magd nicht vergessen wirst und deiner Magd einen männlichen Nachkommen geben wirst, so will ich ihn dem HERRN alle Tage seines Lebens geben. Und kein Schermesser soll auf sein Haupt kommen.

Wenn man das so mit heutigem Denken liest, dann ist einem das völlig fremd.

Man denkt, daß es doch nicht richtig sein kann, sein Lebensglück so sehr auf eigene Kinder auszurichten.

Ich habe ja vorhin schon gesagt, daß durch die damalige Kultur diese starke Ausrichtung auf eigene Kinder für Frauen schon vorgegeben war, aber trotzdem:
Ist das so richtig?

Kummer kann etwas sehr Individuelles sein und Hanna litt besonders unter ihrer Kinderlosigkeit und die besondere Liebe ihres Mannes konnte sie nicht darüber trösten.

Sie bringt ihren individuellen Kummer zu Gott, sie schüttet ihr Herz vor Gott aus.

Die andere Frau von Elkana, Penina, hätte das ja auch machen können, z.B. „Herr wirke, daß mein man Mann mich so liebt wie Hanna“, aber davon lesen wir hier nichts.

Und dann legt sie noch ein Gelübde für das erbetene Kind ab.
Das ist unserem Denken auch eher fremd und erinnert uns vielleicht eher in die Situation in manchen katholischen Ländern vor ein paar 100 Jahren, wo viele Familien einen ihrer Söhne perse in ein Kloster geschickt haben, um vor Gott gut da zu stehen.
Diese Zeiten sind – Gott sein dank – vorbei.

Aber darf natürlich nicht einfach mit unseren modernen Maßstäben an die damalige Situation gehen.
Kinder wurden damals nur selten gefragt und es wurde sehr viel für sie vorgegeben.

Und dazu kommt noch, daß das Kind dort ja wirklich in der Nähe Gottes groß wurde, was ja eigentlich für das Kind gut ist, im Gegensatz zu manchen Klöstern.

Gott hat dieses Gebet erhört und Hanna wurde schwanger und bekam Samuel.

Nachdem Samuel geboren wurde, erzählt Hanna ihrem Mann von ihrem Gelübde und der Mann stimmt zu.

Als Samuel abgestillt war – ich vermute, daß das damals erst beim dritten Lebensjahr so weit war, wie es heute noch in vielen Entwicklungsländern üblich ist –, bringen sie ihn zum Tempel und übergeben ihm dem Priester Eli (V.24-27).

24 Und als sie ihn entwöhnt hatte, nahm sie ihn mit sich hinauf nach Silo - dazu drei Stiere und ein Efa Mehl und einen Schlauch Wein - und brachte ihn in das Haus des HERRN. Der Junge aber war noch jung. 25 Und sie schlachteten den Stier und brachten den Jungen zu Eli. 26 Und sie sprach: Bitte, mein Herr! So wahr du lebst, mein Herr, ich bin die Frau, die hier bei dir stand, um zum HERRN zu beten. 27 Um diesen Jungen habe ich gebetet, und der HERR hat mir meine Bitte erfüllt, die ich von ihm erbeten habe. 28 So habe auch ich ihn dem HERRN wiedergegeben. All die Tage, die er lebt, soll er dem HERRN gehören. Und sie beteten dort den HERRN an.

In den folgenden Versen ist ein Lobpreis der Hanna beschrieben, wie sie sich freut, daß Gott ihr geholfen hat.
Trauer über den Abschied zu Samuel kommt gar nicht vor.

Ich muß gestehen, ich finde das ganz schön hart, einen drei- vielleicht auch vierjährigen einem Fremden zu übergeben, aber Hanna hält sich an ihr Versprechen Gott gegenüber.

Das kann man so auf uns heute nicht direkt übertragen.

Wir haben keinen Tempel und auch keinen Priester mehr, denn Jesus Christus ist unser Priester und durch ihn haben wir eine direkte Verbindung zu Gott.

Aber ich bin ein bißchen an diesem Gelübde, an diesem Versprechen hängengeblieben, das Hanna Gott gegeben hat.
Mir ist nicht ganz klar, in welchen Situationen man solche Versprechen Gott gegenüber heute geben sollte.

Aber Gott stellt sich zu dem Gelübde.

Dem Jungen geht es gut im Tempel und Hanna, seine Mutter, bekommt nachher noch mehr Kinder, 3 Söhne und 2 Töchter.

Mir kommt diese ganze Episode so bißchen wie eine Umsetzung des Spruches vor:
Gott schreibt auf krummen Linien gerade.

Hanna hat sich in meinen Augen irgendwie eigenartig verhalten, aber sie hat ehrlich von Gott Hilfe erwartet, hat ihm alles ehrlich ausgebreitet und Gott hat eingegriffen und geholfen.
In der Hinsicht kann uns Hanna sicherlich ein Vorbild sein.

Kommen wir zu

Samuels Kindheit

Der Priester Eli, der Samuel aufzog, hatte zwei Söhne, die auch schon als Priester arbeiteten.

Diese Söhne mißbrauchten ihr Priesteramt und bereicherten sich an den Opfergaben und hielten sich überhaupt nicht an die Opfergesetze.

Und sie taten noch mehr (1. Samuel 2, 22-26):

22 Und Eli war sehr alt geworden. Und er hörte alles, was seine Söhne ganz Israel antaten und dass sie bei den Frauen lagen, die am Eingang des Zeltes der Begegnung Dienst taten. 23 Und er sprach zu ihnen: Warum tut ihr dergleichen Dinge? Denn ich höre diese eure bösen Taten von dem ganzen Volk. 24 Nicht doch, meine Söhne! Denn das ist kein gutes Gerücht, von dem ich im Volk des HERRN reden höre. 25 Wenn jemand gegen einen Menschen sündigt, so entscheidet Gott über ihn; wenn aber jemand gegen den HERRN sündigt, wer wird dann für ihn eintreten? Aber sie hörten nicht auf die Stimme ihres Vaters, denn der HERR war entschlossen, sie zu töten. 26 Der Junge Samuel aber nahm immer mehr zu an Alter und Gunst bei dem HERRN und bei den Menschen.

Eli hat hier sicherlich versagt, denn er war ja nicht nur der Vater sondern auch der Chef seiner beiden Söhne.

In so einer Atmosphäre wuchs Samuel auf, aber er machte den Mißbrauch nicht mit.

Das ist auch ein Vorbild für uns.
Wir bewegen uns auch oft in Umgebungen, wo Dinge passieren, die wir nicht für gut halten.
Trotzdem machen wir sie nicht mit.

Ein weiteres Kennzeichen dieser Zeit ist in Kap. 3, 1 beschreiben:

1 Und der Junge Samuel diente dem HERRN vor Eli. Und das Wort des HERRN war selten in jenen Tagen; Visionen gab es nicht häufig.

Gott hat in dieser Zeit wenig gesprochen.

Samuel wurde nun zum Propheten berufen.

1. Samuel 3, 4.5

4 da rief der HERR den Samuel. Und er antwortete: Hier bin ich! 5 Und er lief zu Eli und sagte: Hier bin ich! Du hast mich gerufen. Er aber sagte: Ich habe nicht gerufen. Leg dich wieder schlafen! Und er ging hin und legte sich schlafen.

Samuel verwechselt Gottes Rufen mit dem Rufen eines Menschen.

Auch wir müssen Gottes Rufen lernen zu hören.
Die meisten von uns werden Gottes Rufen nicht in der Weise wie Samuel hören, aber Gott spricht heute durch die Bibel, durch andere Christen, aber auch durch Eindrücke, wobei des Gehörte oft nicht immer so klar ist, sondern man oft eine Zeitlang braucht, bis man verstanden hat, was Gott von einem will.

Eli erklärt Samuel, was er tun muß, und Samuel tut es dann:

10 Und der HERR kam und trat herzu und rief wie vorher: Samuel, Samuel! Und Samuel antwortete: Rede, denn dein Knecht hört! 11 Da sprach der HERR zu Samuel: Siehe, ich will etwas tun in Israel, dass jedem, der es hört, beide Ohren gellen sollen. 12 An jenem Tage werde ich über Eli alles kommen lassen, was ich gegen sein Haus geredet habe: Ich will es anfangen und vollenden. 13 Denn ich habe ihm mitgeteilt, dass ich sein Haus für ewig richten will um der Schuld willen, denn er hat erkannt, dass seine Söhne sich den Fluch zuzogen, aber er hat ihnen nicht gewehrt. 14 Und darum habe ich dem Haus Elis geschworen: Wenn jemals die Schuld des Hauses Elis gesühnt werden soll durch Schlachtopfer oder durch Speisopfer, ewig!

Der arme Samuel, das muß er seinem Pflegevater sagen.

Er hat Angst davor, sagt es ihm aber doch und Eli nimmt es ihm nicht übel.

 

19 Und Samuel wuchs heran. Und der HERR war mit ihm und ließ keins von allen seinen Worten auf die Erde fallen. 20 Und ganz Israel, von Dan bis Beerscheba, erkannte, dass Samuel zum Propheten des HERRN bestellt worden war. 21 Und der HERR fuhr fort, in Silo zu erscheinen; denn der HERR offenbarte sich dem Samuel in Silo durch das Wort des HERRN.
1 Und das Wort Samuels erging an ganz Israel.

Samuel war jetzt ein richtiger Prophet und konnte dem Volk Gottes Reden mitteilen.

 

Dann hört man erstmal einige Kapitel nichts mehr von Samuel.

Es ist Krieg mit den Philistern, bei dem auch die Söhne von Eli umkommen.

Israel ist generell mit der Situation unzufrieden und hat Angst vor den Philistern, die wieder erneut angreifen.

Und hier taucht Samuel wieder auf.

Samuel als Erwachsener

1. Samuel 7, 2a-4;

Und das ganze Haus Israel wehklagte hinter dem HERRN her. 3 Da sprach Samuel zu dem ganzen Haus Israel: Wenn ihr mit eurem ganzen Herzen zu dem HERRN umkehren wollt, dann tut die fremden Götter und die Astarot aus eurer Mitte weg! Und richtet euer Herz auf den HERRN und dient ihm allein! So wird er euch aus der Hand der Philister retten. 4 Und die Söhne Israel taten die Baalim und die Astarot weg und dienten dem HERRN allein.

Man merkt, was für eine Autorität Samuel inzwischen hat.
Er sagt dem Volk, wie ihre Lage ist und was sie tun können, und sie hören auf ihn.

Als dann die Philister wieder angreifen, opfert Samuel (V. 9) für Israel und schreit zum Herrn um Hilfe für Israel und der Herr erhört ihn.
Das entspricht einem priesterlichen Dienst, den Samuel hier wahr nimmt.
Ob er wirklich der Priester war, wird hier nicht beschrieben, aber er nimmt zumindest in dieser Situation priesterliche Dienste wahr.

In Psalm 99, 6 wird er auch zusammen mit Mose und Aaron genannt:

Mose und Aaron unter seinen Priestern, und Samuel unter denen, die seinen Namen anriefen, sie riefen zu dem HERRN, und er antwortete ihnen.

Und ab dem Ende des 7. Kapitels wird Samuel als Richter beschrieben:

15 Und Samuel richtete Israel alle Tage seines Lebens. 16 Und er zog Jahr für Jahr umher und kam nach Bethel, Gilgal und Mizpa und richtete Israel an all diesen Orten. 17 Dann kehrte er nach Rama zurück, denn dort war sein Haus, und dort richtete er Israel. Auch baute er dort dem HERRN einen Altar.

Wir finden nur eine indirekte Beschreibung seiner Richterzeit und deshalb greife ich mal vor auf 1. Samuel 12, 3-5, wo Samuel seine Abschiedsrede hält:

3 Hier bin ich, zeugt gegen mich vor dem HERRN und vor seinem Gesalbten! Wessen Rind habe ich genommen, oder wessen Esel habe ich genommen? Wen habe ich übervorteilt? Wem habe ich Gewalt angetan? Aus wessen Hand habe ich Bestechungsgeld genommen, um damit meine Augen zu verhüllen? So will ich es euch zurückgeben. 4 Sie aber antworteten: Du hast uns nicht übervorteilt und uns keine Gewalt angetan und hast von niemandem irgendetwas angenommen. 5 Und er sagte zu ihnen: Der HERR ist Zeuge euch gegenüber, und ebenso ist sein Gesalbter heute Zeuge, dass ihr nichts in meiner Hand gefunden habt! Und sie sagten: Er ist Zeuge!

Samuel hat sein Richteramt korrekt ausgeführt und hat sich nicht von seiner Macht korrumpieren lassen.

Wir sehen also, daß Samuel Prophet und Richter war und auch priesterliche Dienste wahrgenommen hat.

Man kann ihn also als einen Vorläufer von unserem Herrn Jesus Christus betrachten, der ja auch Priester, Prophet und auch Richter ist und sein wird.

 

Als Samuel alt wird, kommt er an seine Grenzen, trotz seiner Universalbegabung, und er steht vor ähnlichen Problemen wie sein Pflegevater Eli.

Einsetzung des Königs

1. Samuel 8;

1 Und es geschah, als Samuel alt geworden war, da setzte er seine Söhne als Richter über Israel ein. 2 Der Name seines erstgeborenen Sohnes war Joel und der Name seines zweiten Abija; sie waren Richter in Beerscheba. 3 Aber seine Söhne wandelten nicht in seinen Wegen und sie suchten ihren Vorteil und nahmen Bestechungsgeschenke und beugten das Recht. 4 Da versammelten sich alle Ältesten von Israel und kamen zu Samuel nach Rama. 5 Und sie sagten zu ihm: Siehe, du bist alt geworden, und deine Söhne wandeln nicht in deinen Wegen. Nun setze doch einen König über uns, damit er über uns Richter sei, wie es bei allen Nationen ist! 6 Und das Wort war übel in den Augen Samuels, dass sie sagten: Gib uns einen König, damit er Richter über uns sei! Und Samuel betete zum HERRN. 7 Der HERR aber sprach zu Samuel: Höre auf die Stimme des Volkes in allem, was sie dir sagen! Denn nicht dich haben sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen, dass ich nicht König über sie sein soll.

Anscheinend hat Samuel ähnliche Erziehungsfehler wie Eli gemacht, oder Macht korrumpiert so stark, daß dem nur wenige widerstehen können.

Das muß hart sein, wenn die Kinder so auf Abwege kommen, aber vielleicht ist es einfach falsch gewesen, sie ins Richteramt einzusetzen, denn nur weil der Vater ein guter Richter ist, heißt das noch nicht, daß auch die Söhne gute Richter werden.

Aber die Konsequenz, die die Ältesten ziehen, ist nicht, daß die Söhne von Samuel ihrer Ämter enthoben werden, sondern daß man einen König will, einen starken Mann, der alles im Griff hat und zu dem man aufsehen kann.

Der Wunsch nach dem starken Mann hat sich in der Geschichte immer wieder wiederholt und ich glaube auch nicht, daß wir als Deutsche trotz des dritten Reiches grundsätzlich davon geheilt sind.

Ein menschlicher, starker Mann, zu dem wir aufschauen können und der uns sagt, was wir tun müssen, ist halt irgendwie greifbarer als ein unsichtbarer Gott, mit dem wir selbst uns persönlich auseinandersetzen müssen.

Samuel stört sich an diesem Denken, er findet es falsch.

Und das finde ich in richtiger Weise modern.

Jeder von uns, der sein Leben Jesus gegeben hat, hat eine persönliche Beziehung zu Jesus.

Das heißt nicht, daß wir keine Entscheidungshierarchien brauchen, wie z.B. den Leitungskreis oder Grupperleiter, aber wir brauchen keinen Diktator, der alles alleine entscheidet.
Und wenn man mal liest, was für Rechte der König gegenüber dem Volk hat, dann ist das letztendlich ein Diktator.

Samuel erklärt ausführlich dem Volk, welche Rechte ein König hat, und er faßt es in 1. Samuel 8, 17b mit dem Satz zusammen:

Und ihr müßt seine Knechte sein.

Bisher waren die Israeliten frei, obwohl sie sich natürlich an bestimmte Gesetze und Pflichten halten mußten, aber sie waren freie Menschen.

Der König dagegen darf sich am Eigentum seiner Einwohner bedienen, er darf nach Belieben Menschen in seinen Dienst stellen und er wird zusätzliche Steuern erheben.
Wenn man das so hört, was Samuel in Kap 8, 11-18 so beschreibt, dann müssen die Israeliten nicht bei Verstand sein, daß sie sich darauf einlassen.

Bisher sehe ich diese Gefahr in unserer Gemeinde nicht, aber politisch und gemeindlich kann es in Zukunft immer mal wieder zu dem Ruf nach dem Diktator kommen.

 

Gott gibt Samuel den Auftrag, den König einzusetzen, obwohl es beide falsch finden.

Gott läßt es manchmal zu, daß wir unseren falschen Weg gehen und begleitet uns auch dabei, allerdings ist der Schaden größer als der Nutzen unserer falschen Wahl.

Wie wird sich Samuel wohl dabei gefühlt haben?

Er hat sein Leben lang korrekt seine Ämter wahrgenommen und hat zum Nutzen von Israel gewirkt, aber seine Söhne, die er ja als seine Nachfolger eingesetzt hat, wirken als Sargnagel für den Untergang des bisherigen Systems mit.

Er hat sein Leben lang dem Volk gedient und jetzt geht es kollektiv auf einen Abweg.

Ich glaube, daß Samuel durch seinen engen Kontakt zu Gott Trost findet und deshalb nicht verzweifelt.

Er hält in 1. Samuel 12 noch einmal eine öffentlich Rede, wo er sich einerseits für seinen Dienst als Richter rechtfertigt (da haben wir vorhin schon etwas daraus gehört) und andererseits weist er noch einmal darauf hin, daß die Bitte nach einem König falsch war.
Er demonstriert das auch sehr drastisch, indem er Gott um Donner und Regen bittet, der dann auch an dem selben Tag kam.

Aber er findet versöhnliche Worte zum Abschied:

20 Samuel aber sagte zum Volk: Fürchtet euch nicht! Ihr habt zwar all dieses Böse begangen, doch hört nicht auf, dem HERRN nachzufolgen, und dient dem HERRN mit eurem ganzen Herzen! 21 Und weicht nicht ab und folgt nicht den nichtigen Götzen nach, die nichts nützen und nicht retten können, weil sie nichtig sind! 22 Denn der HERR wird sein Volk um seines großen Namens willen nicht verlassen. Denn es hat dem HERRN gefallen, euch zu seinem Volk zu machen. 23 Auch was mich betrifft - fern sei es von mir, dass ich mich an dem HERRN versündigen und aufhören sollte, für euch zu bitten; sondern ich will euch den guten und richtigen Weg lehren. 24 Fürchtet nur den HERRN und dient ihm in Wahrheit mit eurem ganzen Herzen! Denn seht, wie große Dinge er an euch getan hat! 25 Wenn ihr aber dennoch böse handelt, so werdet ihr und euer König weggerafft werden.

Samuel ist also nicht nachtragend, sondern will weiter dem Volk dienen und für das Volk beten und hier zeigt sich seine wahre Größe.

Dazu ist mir eine Parallele für heute eingefallen.
Ich habe auf einem christlichen Büchertisch mal ein Buch mit dem Titel „Wenn mir meine Gemeinde fremd wird“ oder so ähnlich gesehen und es handelte davon, daß für manche Christen, die langjährig in einer Gemeinde sind, diese Gemeinde ihnen fremd geworden ist, weil sich so vieles verändert hat.
Wie geht man damit um?

Samuel wird es ähnlich gegangen sein.
Vieles, wofür er gearbeitet hat, wird auf einmal vom Volk verworfen.
Aber er springt über seinen Schatten und will dem Volk weiter hin dienen, in Lehre und Gebet.

Ich hoffe, daß ich in 30 Jahren, wenn ich dann noch hier bin, das auch so machen kann, auch wenn der Gottesdienststil mir dann vielleicht sehr fremd sein wird.
Vielleicht werden die Lobpreislieder nur noch gerappt, keine Ahnung, das könnte hart werden, für uns, die wir jetzt so um die 40 sind.
Vielleicht gibt es dann Instrumente, die uns ganz dubios vorkommen werden, so wie früher das Schlagzeug und die E-Gitarre.

Laßt uns hier auch Samuel ein Vorbild sein.

 

Man könnte meinen, daß, nachdem Samuel den König Saul gesalbt und eingesetzt hat, jetzt der Ruhestand auf ihn wartet, aber Samuel war mit seinem Dienst noch nicht fertig.

Nun hat Saul durch sein Fehlverhalten das Recht auf sein Königtum verspielt und Samuel hatte die undankbare Aufgabe, es ihm mitzuteilen.

Und das nimmt Samuel echt mit (1. Samuel 15, 35; GNB):

Samuel mied Saul für den Rest seines Lebens, denn er trauerte um ihn. Dem Herrn aber tat es Leid, dass er Saul zum König über Israel gemacht hatte.

Und danach salbt Samuel David zum König, allerdings bleibt Saul bis zu seinem Tod König und erst danach übernimmt David das Amt.

David tritt erst in den Dienst von Saul und Saul fängt an ihn zu hassen und zu verfolgen.

Und als David vor Saul fliehen muß, flüchtet er zuerst zu Samuel (1. Samuel 19, 18-24), welcher ihn eine Zeit lang aufnimmt.

Und das war die letzte Episode vom Leben Samuels, über die uns in der Bibel berichtet wird.

In 1. Samuel 25, 1 steht dann nur noch:

Und Samuel starb. Und ganz Israel versammelte sich und hielt ihm die Totenklage, und sie begruben ihn in seiner Heimat in Rama.

 

Zusammenfassung

Was können wir nun aus Samuels Leben lernen?

 

AMEN