Leichlingen, 18.9.05

Gerechtigkeit aus Glauben (Römer 4 – 5,11;)

Einführung: Gerechtigkeit

Es geht hier im Text um Gerechtigkeit durch den Glauben an Gott.

Es geht hier darum, wie man vor Gott gerecht wird.

In Kapitel 4 wird als Beispiel Abraham angeführt und da steht in V. 3 „Abraham glaubte Gott, und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet.
Oder in V. 2 steht, daß er „für gerecht erklärt wurde“.

Was heißt denn das überhaupt?

Was heißt überhaupt „gerecht“?

Laut der Wikipedia, einer Online-Enzyklopädie, bedeutet „gerecht“ von der ursprünglichen Bedeutung her „angemessen“, „richtig“. Und „Gerechtigkeit“ wird heute oft als Versuch definiert, jedermann fair und moralisch angemessen zu behandeln.

Wenn man die Bibelverse anhand dieser Erklärung einfach mal so umsetzt, dann würde es so heißen, daß Abraham für „richtig“ erklärt wurde.
Das bedeutet, daß Abraham in Gottes Augen genau richtig ist und damit das von Abrahams Leben und Verhalten, was vielleicht nicht OK war, von Gott nicht gesehen wird.

Dabei geht es hier nicht um den liebenden Vater, der gütig die Macken seiner Kinder übersieht, so wie wir das vielleicht als Eltern machen.

Hier geht es um Gott als unbestechlichen Richter, der jeden fair und angemessen beurteilt.
Und laut Kapitel 3 – wie wir ja letzte Woche gehört haben – haben wir da vor Gott ziemlich verloren.

Wenn ein Mensch bei einem anderen alle Fehler sieht und verurteilt, dann bezeichnen wir solche Menschen als selbstgerecht, überheblich, heuchlerisch, denn jeder Mensch hat Fehler und tut oft die Dinge, die er an anderen kritisiert (Kap. 1).

Aber ihr dürft jetzt trotzdem mal – nur ganz kurz – so tun, als wärt ihr selbst ohne Fehler, als würdet ihr nie etwas falsch machen. Und nun überlegt euch mal – so als perfekter Mensch –, was z.B. die Person neben Euch oder vor euch oder jemand, der Euch weh getan hat, so alles falsch gemacht hat bzw. noch falsch macht. Wenn diese Person ein Verwandter, Freund oder Nachbar ist, fällt Euch bestimmt eine Menge ein.

Und wenn Euch Sachen eingefallen sind, was wäre für diese Person die gerechte Strafe oder Wiedergutmachung? Für viele Sachen wird man keine passende Strafe finden.

Wenn jemand einem das Leben dauernd sauer macht, ob in der Schule oder im Beruf, was soll es da für eine gerechte Antwort auf so ein Verhalten geben? Tod, Unfall, schlimme Krankheit?

Vielleicht denkt ihr auch manchmal „Ich könnt ihn...“ oder vielleicht kommt auch manchmal der Gedanke auf, daß das Leben viel leichter wäre, wenn der Quälgeist nicht mehr da wäre.

Aber was ist in dem Zusammenhang gerecht?

Genauso wie Du jetzt mal den perfekten Menschen und unbestechlichen Richter über einen anderen spielen durftest, warst Du vielleicht auch derjenige, über den ein andere in seinen Gedanken mehr oder weniger gerecht gerichtet hat.

Und ich habe bewußt hier die Worte „Mitleid“, „Barmherzigkeit“ vermieden, weil ich alles nur aus dem Blickwinkel der Gerechtigkeit betrachten wollte.

Wenn wir als Menschen unter dem Blickwinkel der Gerechtigkeit unseren Mitmenschen betrachten, können wir nicht voreinander bestehen.

Und vor Gott können wir erst recht nicht bestehen, weil er wirklich vollkommen unbestechlich gerecht ist.
Ihr kennt sicherlich die Bezeichnung „Gerechtigkeitsfanatiker“.
Obwohl in dem Wort „Fanatiker“ vorkommt, was eigentlich einen negativen Klang hat, hat das Gesamtwort einen eher positiven Klang. Als „Gerechtigkeitsfanatiker“ bezeichnet man Menschen, die Gerechtigkeit nahezu über alles stellen und die es sich was kosten lassen, gerecht zu sein.
Sie nehmen für gerechtes Verhalten auch Nachteile in kauf und lehnen persönliche Vorteile durch faule Kompromisse ab. Sie legen oft auch einen sehr hohen Maßstab an sich selbst. Und das ist an sich etwas sehr gutes, so lange es nicht mit Hartherzigkeit verbunden ist.

Auch Gott kann man als Gerechtigkeitsfanatiker bezeichnen, obwohl bei Gott natürlich die Liebe im Vordergrund steht.
Aber ihm ist die Gerechtigkeit unheimlich wichtig und auch er hat dafür einiges in Kauf genommen.

So, Ihr könnt jetzt übrigens aufhören, von einem anderen die Fehler in Euren Gedanken auszubreiten ;-)

Ich möchte auch die Themen „Umgang mit den Fehlern anderer“ und „Vergebung untereinander“ nicht weiter vertiefen. Wenn Dir persönlich zu viel an Fehlern bei anderen aufgefallen ist, dann mußt Du vielleicht an dem Thema „Vergebung“ arbeiten.

Ich möchte an dem Thema „Gerechtigkeit“ bleiben, weil es ja um „Gerechtigkeit aus Glauben“ geht.

Gottes Gerechtigkeit

Bevor ich Kap. 4, 1-5 mit Euch als ersten Abschnitt betrachte, möchte ich noch ein paar Worte zu Abraham sagen.

Abraham war der Stammvater der Juden und über sein Leben ist im 1. Mose viel berichtet. Er wurde unter anderem „Gottes Freund“ genannt und daher war er für die Juden ein Vorbild.
Offensichtlich gab es in der Gemeinde in Rom auch Judenchristen und daher verwendet Paulus hier Abraham als Beispiel

Nun zum ersten Abschnitt: Kap. 4, 1-5;

Wie war es denn bei Abraham, unserem Stammvater? (Wir Juden sind ja seine leiblichen Nachkommen.) Was hat dazu geführt, daß er für gerecht erklärt wurde? Sein eigenen Leistungen? Dann hätte er allen Grund, stolz zu sein. Aber sie sind nicht das, was vor Gott zählt. Und warum nicht? Die Schrift sagt: 'Abraham glaubte Gott, und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet.'

Wenn jemand durch eigene Leistungen für gerecht erklärt werden will, ist er wie ein Arbeiter, dessen Lohn auf der Grundlage das Geleisteten berechnet wird, Was er bekommt, bekommt er nicht aus Gnade, sondern weil man es ihm schuldet. Wenn hingegen jemand, ohne irgendwelche Leistungen vorweisen zu können, sein Vertrauen auf Gott setzt, wird sein Glaube ihm als Gerechtigkeit angerechnet, denn er vertraut auf den, der uns trotz all unserer Gottlosigkeit für gerecht erklärt.

Aus diesem Text geht hervor, wie wichtig die Gerechtigkeit für Gott ist.

Wenn wir diesen Text geschrieben hätten, würden sich einige Sätze anders anhören, z.B.:

„Abraham glaubte Gott, und darüber freute sich Gott – oder – und deshalb hatte Gott ihn lieb.“

Aber Gott möchte keine Liebe ohne Gerechtigkeit und deshalb wird hier so auf der Gerechtigkeit herumgeritten.
Seine Leute sollen gerecht sein.

Durch das ganze Kapitel 4 hindurch wird nun auseinandergelegt, wie man vor Gott gerecht wird und wie man es nicht wird.

Sehr weit verbreitet ist die Ansicht, daß man durch eigene Leistungen gerecht vor Gott werden will.

Diese Denkweise ist in vielen Religionen verbreitet, leider auch in solchen, die sich christlich nennen. Da gibt es dann den (oft unausgesprochenen) Spruch: „Glauben ist gut, aber man muß auch was tun.“

Aber wenn jemand durch eigene Taten, durch eigene Leistungen vor Gott gerecht werden will, dann ist dieser jemand wie ein Arbeiter, der seinen Lohn aufgrund des Geleisteten bekommt.

Wieviel ist denn das für Gott wert, was Du tust? Kann man sich die Anerkennung Gottes verdienen, vielleicht ein bißchen?

Oder das bürgerliche Denken: „Ich habe eigentlich ganz ordentlich gelebt und da wird wohl Gott nichts gegen haben.“

Hat so ein Leben auch Bestand vor einem Gott, der ein Gerechtigkeitsfanatiker ist?

Oder was man oft in Filmen und Romanen findet, ist der Gedanke der Wiedergutmachung.
Ein böser Mensch kommt kurz vor dem Tod zur Besinnung und tut noch mal was gutes (z.B. Darth Vader in Star Wars VI) und dann ist alles wieder gut.
Die gute Tat wiegt das böse Leben auf.

Und wie sieht das vor einem gerechten Gott aus?

Wir sind bei solchen Fragestellungen manchmal zu schnell mit Gottes Liebe dabei, weil wir uns selber ja kennen und wir selbst vor einem gerechten Gott eigentlich nicht bestehen können.

Auch Paulus, der den Menschen in Kapitel 1-3 so negativ beschrieben hat, hat sicherlich diese Gedanken nicht nur durch Beobachtung anderer Menschen erhalten. Er wußte, daß die Bosheit und die Ungerechtigkeit in ihm selbst auch drinnen ist.
Er war ja ein ganz normaler Mensch.

Glauben

Der Ausweg ist nicht der „Nicht-so-schlimm“-Weg, sondern das Gott gerecht macht (V.5):

Wenn hingegen jemand, ohne irgendwelche Leistungen vorweisen zu können, sein Vertrauen auf Gott setzt, wird sein Glaube ihm als Gerechtigkeit angerechnet, denn er vertraut auf den, der uns trotz all unserer Gottlosigkeit für gerecht erklärt.

Durch Glauben an Gott, oder genauer: Durch Vertrauen auf Gott werden wir vor Gott gerecht.

Das ist jetzt nicht so gemeint, daß man so den üblichen bürgerlichen Glauben erweitert:

„Ich lebe eigentlich ganz ordentlich und wenn ich dann noch an Gott glaube, dann paßt das schon.“

Sondern man muß sich bewußt bleiben, daß Gott ein Gerechtigkeitsfanatiker ist, vor dem unser Leben in allen Prüfungen durchfällt.
Dann ist das Vertrauen auf Gott, daß er schon eine Lösung hat, der letzte Rettungsanker.

In Kapitel 4, 6-8 wird David, ein altestamentlicher, israelitischer König, zur Verdeutlichung zitiert:

Genauso nennt auch David den glücklich, dem Gott ohne irgendeine Gegenleistung Gerechtigkeit schenkt. Er sagt:
Wie gut hat es der, dem sein Ungehorsam gegen Gottes Gesetz vergeben ist und dessen Sünden zugedeckt sind!
Wie gut hat es der, dem der Herr die Sünde nicht anrechnet!

Die Gerechtigkeit gibt es von Gott geschenkt. Die Sünden sind vergeben, zugedeckt und werden nicht mehr beachtet.

Wie das Gott das als Gerechtigkeitsfanatiker macht, ohne seine eigene Gerechtigkeit ad Absurbum zu führen, dazu später mehr.

In Kapitel 4, 9-12 folgt eine Erklärung, warum diese Gerechtigkeit aus Glauben nicht nur für Juden gilt. Das war damals eine wichtige Frage, weil es manchmal Spannungen zwischen Juden- und Heidenchristen gab.

In V. 11 steht über Abraham, „daß Gott ihm, als er noch unbeschnitten war, aufgrund seines Glaubens Gerechtigkeit zugesprochen hatte. Denn Abraham sollte der Vater all derer werden, die glauben, auch wenn sie nicht beschnitten sind, und denen darum genau wie ihm der Glaube als Gerechtigkeit angerechnet wird.

Beschnittenheit war ja ein Zeichen eines jeden israelitischen Mannes und weil Abraham die Gerechtigkeit aus Glauben schon erfahren hat, als er noch nicht beschnitten war, gibt es Gerechtigkeit aus Glauben auch für Nicht-Juden.

Aber wie sah denn nun Abrahams Glauben aus? (V.17b.18a)

Er vertraute auf ihn, den Gott, der die Toten lebendig macht und das, was nicht ist, ins Dasein ruft. Da, wo es nichts zu hoffen gab, gab er die Hoffnung nicht auf, sondern glaubte, und so wurde er der Vater viele Völker.

Abraham hat wirklich geglaubt, daß Gott Tote wieder lebendig machen kann. Er wurde von Gott einer – in der Menschheitsgeschichte einzigartigen – Prüfung unterzogen, als er von Gott aufgefordert wurde, seinen Sohn zu opfern. Gott ließ das Opfer dann nicht zu, aber Abraham hatte ja vorher von Gott schon einige Verheißungen für seinen Sohn bekommen und diesen glaubte er und war sich daher sicher (Hebräer 11, 19), daß Gott seinen Sohn auch wieder lebendig machen kann.

Für diejenigen, die diese Geschichte nicht kennen, hört sich das sicher sehr befremdlich an, aber ich denke, es war eine einmalige besondere Prüfung für Abraham, und: Es ist ja nichts passiert.

Dann wird die Zeit vor der Geburt seines Sohnes als Beispiel angeführt (V. 19-22):

Abraham war damals fast hundert Jahre alt und konnte keine Kinder mehr zeugen; in dieser Hinsicht war sein Körper gewissermaßen schon tot. Nicht anders war es bei seiner Frau Sara, denn auch sie konnte keine Kinder mehr bekommen. Und obwohl Abraham seine Augen nicht vor dem allem verschloß, ließ er sich in seinem Glauben nicht entmutigen. Statt die Zusage Gottes in Frage zu stellen, wie es der Unglaube tun würde, ehrte er Gott, indem er ihm vertraute, und wurde dadurch in seinem Glauben gestärkt.

Er war fest davon überzeugt, daß Gott die Macht hat, daß, was er zugesagt hat, auch zu tun.

Das ist also der Grund, weshalb ihm – wie es in der Schrift heißt – der Glaube als Gerechtigkeit angerechnet wurde.

Er glaubte das menschlich Unmögliche und er hat es erlebt. Er ließ sich nicht vom menschlich Offensichtlichen von Gottes Zusagen abbringen.

So einen Glauben wie Abraham bekommt man nicht von heute auf morgen.

Aber wenn man anfängt zu vertrauen, dann kann so ein Glaube wachsen, und dann kann auch das Unmögliche möglich werden.

Warum ist Gerechtigkeit aus Glauben gerecht?

In V. 23-25 steht dann:

Die Aussage, daß der Glaube Abraham angerechnet wurde, betrifft nicht nur ihn, sondern steht auch unseretwegen in der Schrift. Auch uns wird der Glaube angerechnet werden. Denn der Gott, auf den wir unser Vertrauen setzen, hat Jesus, unseren Herrn, von den Toten auferweckt – ihn, der wegen unserer Verfehlungen dem Tod preisgegeben wurde und dessen Auferstehung uns den Freispruch bringt.

In diesem kurzen Abschnitt steht die Erklärung dafür, warum Gott als Gerechtigkeitsfanatiker uns Gerechtigkeit schenken kann.

Gott muß gerecht handeln und daher mußte Jesus Christus für unsere Verfehlungen am Kreuz sterben.

Menschliche Gerechtigkeitsfanatiker lassen sich ihr gerechtes Verhalten oft einiges kosten, aber Gott ließ sich sein gerechtes Verhalten das kosten, was er am Meisten liebte: Seinen Sohn.

Jesus Christus hat durch die Übernahme der Strafe, die wir verdient haben, es ermöglicht, daß wir vor Gott gerecht dastehen, wann wir an ihn glauben.

Manch einem scheint dieses Gerechtigkeitsdenken seltsam. Man fragt sich vielleicht:
Warum ist Gott so? Oder: Ist Gott wirklich so?

Ich denke schon, daß Gott ohne Böses ist und er daher wirklich ein Gerechtigkeitsfanatiker ist, ohne dabei selbstgerecht, hartherzig oder unfair zu sein, denn das wäre ja wieder böse.

In V. 25 steht ja auch, daß unsere Verfehlungen durch Jesu Tod am Kreuz bezahlt wurden, aber die Auferstehung von Jesus ist ein Freispruch für uns.

Ein Freispruch ist ein Start in ein neues Leben, alle vorherigen Anklagen und Vorwürfen sind vergessen.

Und dabei wird deutlich, daß Gott nicht nur ein Gerechtigkeitsfanatiker sondern auch Liebe ist.

Bei einem Menschen ist dies sicherlich nicht möglich, bei Gott geht das aber, und daher ist auch nach dem Freispruch ein neues Leben möglich.

Leben mit Jesus

Was hat das nun für praktische Auswirkungen auf unser Leben?

Kapitel 5, 1-3;

Nachdem wir nun aufgrund des Glaubens für gerecht erklärt worden sind, haben wir Frieden mit Gott durch Jesus Christus unseren Herrn. Durch ihn haben wir freien Zugang zu der Gnade bekommen, die jetzt die Grundlage unseres Lebens ist, und im Glauben nehmen wir das auch in Anspruch. Darüber hinaus haben wir eine Hoffnung, die uns mit Freude und Stolz erfüllt: Wir werden einmal an Gottes Herrlichkeit teilhaben.

Frieden mit Gott“, damit ist nicht gemeint, daß man nur irgendwie inneren Frieden hat.

Wenn es Gott wirklich gibt, dann hat es Auswirkungen, wenn man mit Gott im Reinen ist. Die Frage nach dem Sinn und nach dem, was nach dem Tod kommt, sind grundsätzlich gelöst, auch wenn natürlich noch viele Detailfragen offen bleiben und man natürlich auch Höhen und Tiefen erlebt.

Freien Zugang zu der Gnade, die jetzt die Grundlage unseres Lebens ist“:

Hier ist „Gerechtigkeit aus Glauben“ noch einmal mit anderen Worten ausgedrückt.

Wer nicht aus eigener Leistung gerecht werden will, sondern auf Gott vertraut, der hat die Gnade Gottes zur Grundlage seines Lebens gemacht.

Vergleichen wir das mal mit der Arbeitswelt.
Üblicherweise hat man als Arbeitnehmer mit seinem Arbeitgeber eine Art Vertrag, wo festgelegt ist, was und wieviel man machen muß und was man dafür bekommt. Auch ein Vertrag per Handschlag ist ein Vertrag.
Früher gab es zu manchen Zeiten, z.B. im Feudalismus, solche Verträge teilweise nicht und die Arbeitgeber konnten ihren Arbeitnehmern den Lohn nach Belieben auszahlen, oder auch nicht.
Die Arbeitnehmer waren auf die Gnade der Arbeitgeber angewiesen.

Das war für viele Arbeitnehmer ein Problem, weil manche Arbeitgeber diese Situation ausgenutzt und nur schlecht bezahlt haben.

Heute erscheint es unwürdig für einen Menschen, auf die Gnade seines Arbeitgebers angewiesen zu sein und in den letzten 100 Jahren wurden ja richtigerweise viele Rechte für die Arbeitnehmer erkämpft.

Doch wie ist es Gott gegenüber? Braucht man da auch eine Gewerkschaft für Christen, um ihre Rechte einzufordern?

Vielleicht kommt es einem so vor, daß das Angewiesen-Sein auf die Gnade Gottes auch in die Vergangenheit gehört, es ist halt irgendwie feudalistisches Denken.

Der entscheidende Unterschied ist jedoch die Freiwilligkeit desjenigen, der sich der Gnade eines anderen ausliefert.

Im Feudalismus hatten die Arbeitnehmer oft keine Wahl: Entweder Abhängigkeit von ihren Feudalherren oder Verhungern. Und wer frei sein wollte, wurde dann auch schon mal umgebracht.

Zu Gott kommt man freiwillig. Man setzt sein Vertrauen auf Gott und erhält dann mehr, als man sich vorstellen kann.
Man hat dann keinen ungerechten, gemeinen Feudalherren als Chef, sondern den gerechten Gott.

Ich glaube, sich der Gnade Gottes auszuliefern, ist für viele das größte Problem.

Aber es geht noch weiter (V.3-5):

Doch nicht nur darüber freuen wir uns; wir freuen uns auch über die Nöte, die wir jetzt durchmachen. Denn wir wissen, daß Not uns lehrt durchzuhalten, und wer gelernt hat durchzuhalten, ist bewährt, und bewährt zu sein festigt die Hoffnung. Und in unserer Hoffnung werden wir nicht enttäuscht. Denn Gott hat uns den Heiligen Geist gegeben und hat unser Herz durch ihn mit der Gewißheit erfüllt, daß er uns liebt.

Es werden uns hier Probleme vorausgesagt, durch die wir lernen sollen, durchzuhalten und den Glauben nicht wegzuschmeißen. Dadurch wächst die Hoffnung auf Gott und wir erhalten die Gewißheit, daß Gott uns liebt.

Und das ist wichtig, zu betonen. Gott ist nicht nur gerecht, sondern er liebt uns auch.

Das wird in den folgenden Versen deutlich (V. 6-10):

Christus starb ja für uns zu einer Zeit, als wir noch ohnmächtig der Sünde ausgeliefert waren; er starb für Menschen, die Gott den Rücken gekehrt hatten. Nun ist es ja schon unwahrscheinlich genug, daß jemand sein Leben für einen unschuldigen Menschen opfert; eher noch würde man es vielleicht für einen besonders edlen Menschen tun. Gott hingegen beweist uns sein Liebe dadurch, daß Christus für uns starb, als wir noch Sünder waren. Deshalb kann es jetzt, nachdem wir aufgrund seines Blutes für gerecht erklärt worden sind, keine Frage mehr sein, daß wir durch ihn vor dem kommenden Zorn Gottes gerettet werden. Wir sind ja mit Gott durch den Tod seines Sohnes versöhnt worden, als wir noch seine Feinde waren. Dann kann es doch gar nicht anders sein, als daß wir durch Christus jetzt auch Rettung finden werden – jetzt, wo wir versöhnt sind und wo Christus auferstanden ist und lebt.

Ich glaube, da muß man gar nicht mehr viel dazu sagen.

Gott hat sich seine Gerechtigkeit so viel kosten lassen, daß er Jesus für unsere Ungerechtigkeit hat sterben lassen.

Und was hier auch deutlich wird, ist, daß nur durch Jesus Christus man vor Gott gerecht werden kann.
Eigene Leistungen reichen nicht und daher mußte Gott eine Möglichkeit schaffen: Das Kreuz.

Der Schlußvers meines Abschnitts ist auch ein guter Abschluß für diese Predigt (V.11):

Aber es ist nicht nur diese Hoffnung, die uns mit Freude erfüllt; nein, es ist auch die Tatsache, daß wir durch Christus schon jetzt die Versöhnung empfangen haben. Und dafür preisen wir Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn.

AMEN