Einleitung
Heute reden wir über Krieg und Frauen. Das war jetzt ein kleiner Witz, aber es geht schon um einen Krieg und um zwei besondere Frauen in diesem Krieg.
Aber beginnen wir mit der Vorgeschichte.
So fing es an
Richter 4, 1-3; NL
Welche Frage stellt sich als Erstes? Na klar, wer sind all diese Leute? Beginnen wir mit Ehud.
Im Kapitel davor, in Richter 3, kann man einiges über ihn lesen. Er war Linkshänder und er war ein sehr mutiger Mann und er war viele Jahre Richter in Israel.
Damals gab es in Israel keinen König, sondern es lebte jeder so ein bisschen für sich und im Idealfall hielten sich die Israeliten an die Gesetze aus den fünf Büchern Moses. Darin ist ja auch sehr viel in den Fragen des Zusammenlebens von Menschen geregelt. Wenn es Probleme gab, dann wandte man sich an einen Richter und es gab häufig einen, der das letzte Wort hatte und auf den man hörte.
Wenn Führung nötig war, z.B. beim Angriff von ausländischen Armeen, dann ist der Richter losgezogen und hat die israelitischen Männer aufgefordert, Soldaten zu werden. Meistens gab es auch immer genug, die mitmachten.
So richtig überzeugend wirkt dieses System nicht auf mich. Man erwartet eher eine stabile Regierung, ein stehendes Heer, Grenzkontrollen, Polizei, die für Ordnung sorgt, usw. halt alles, was ein moderner Staat so braucht.
Gott hatte sich das eigentlich so gedacht, dass das Volk freiwillig sich richtig verhält und Gott als König akzeptiert. Das wird in 1. Samuel 8, 4-9; NL deutlich, wo der Prophet Samuel alt ist und seine Söhne leider bestechlich und unredlich sind:
Samuel erklärt ihnen danach, dass ein König ein Diktator ist und dem Volk keine Rechenschaft ablegen muss. Der macht einfach, was er will. Sie geben durch die Unterwerfung unter den König ihre Freiheit ab. Aber das Volk wollte trotzdem.
Sind wir heute auch so? Wir wollen eine stabile Regierung, wo einer auch auf den Tisch haut und sagt, wo es lang geht! Kontrovers diskutieren, um die beste Lösung ringen? Ne, dann schon lieber einem nachlaufen, der sagt, wo es lang geht. Es ist ja auch alles alternativlos ;-)
Aber kommen wir zum Text aus Richter 4 zurück. Ehud war ein Held, ein Vorbild und er hat Israel geführt. Und erst, als Ehud nicht mehr da war, taten die Israeliten wieder Böses. Das zieht sich übrigens durch das ganze Richterbuch. Solange der vorbildliche Richter am Leben war, klappte es mit dem Volk, aber wenn der Richter weg war, dann kamen sie auf Abwege.
Warum war das so? War es das positive Vorbild? Oder war das eher eine Form von Kontrolle? Der Richter hat halt immer geguckt und hat in Streitfragen auch gerecht entschieden.
Warum tun wir Böses? Würden wir weniger Böses tun, wenn immer einer kontrollieren würde? Bei Kindern funktioniert das leidlich, bei Erwachsenen auch? Wer möchte so leben?
Andererseits kann Gemeinschaft natürlich sich positiv auswirken. Man tauscht sich aus, man ist ehrlich zueinander und sicherlich hilft einem auch so eine gute Gemeinschaft, auf dem richtigen Weg zu bleiben. Und vielleicht war das auch bei diesem Richter so. Er hat sich korrekt verhalten und das wirkte ansteckend auf sein Umfeld.
Aber die Frage bleibt: Warum und wann tun wir Böses? Was ist bei uns der Auslöser, was verführt uns besonders? Das kann man nicht so einfach beantworten.
Und dann liefert sie Gott an einen anderen König mit Namen Jabin aus. In Bezug auf Gott bekommt der Mensch häufig, was er will. Will er mit Gott leben, dann wird er auch Gottes Nähe finden. Lehnt er Gott ab, dann wird er einem anderen Herrscher ausgeliefert.
Der König an sich war wohl nicht so das Problem, aber er hatte einen grausamen Heerführer, Sisera, den er schalten und walten ließ. Anscheinend gab es eine militärisch-technische Überlegenheit, die dieser Herrführer Sisera ausnutzte, und dem König war es anscheinend egal.
Israel interessierte sich nicht mehr für Gott und so bekamen sie einen Herrscher, der sich nicht für ihr Wohl interessierte.
Debora, Richterin und Prophetin
Gehen wir im Text weiter:
Rein statistisch war eine Richterin schon etwas ungewöhnliches in Israel. Meines Wissens nach ist sie die Einzige in der gesamten Richterzeit, sonst waren es nur Männer. Und sie war nicht nur Richterin, sie war auch Prophetin.
Ich habe früher da schon Aussagen zu gehört, wie: Die Männer habe es nicht gebracht und daher musste ein Frau den Dienst übernehmen und so weiter.
Der Bibeltext beschreibt sie und ihren Dienst völlig nüchtern. Sie ist auch verheiratet gewesen, aber ihr Ehemann taucht nirgendwo sonst in der Bibel auf. Das ist aber auch nicht wichtig, es geht ja hier um sie und um ihre Aufgabe und Berufung.
Ich glaube, dass Gott sie für diesen Dienst berufen hat, weil sie die geeignetste Person zu dieser Zeit dafür war. Und die Israeliten vertrauen ihr und kommen mit ihren Rechtsstreitigkeiten zu ihr.
Und sie übt auch die Prophetie aus:
Gott spricht zu ihr und sie ruft einen Feldherrn zu sich und gibt ihm Gottes Befehl weiter. Es ist nicht so ganz klar, welche Rolle Barak in Israel damals hatte. Es gab ja keinen Kriegsminister. Die Übersetzung, die ich für diese Predigt in erster Linie verwendet habe, scheint an dieser Stelle auch etwas ungenau zu sein, denn in anderen Übersetzungen wird die Prophetie von Debora als rethorische Frage übersetzt, z.B. in der Elberfelder:
Anscheinend wusste Barak schon von dem Auftrag Gottes, aber er hatte noch Bedenken, war unsicher oder hatte vielleicht sogar Angst. Allerdings wird Barak Im neuen Testament, in Hebräer 11, 32, als Glaubensvorbild genannt.
Er antwortet auf diesen Befehl:
Was soll man davon halten? Warum will er unbedingt, dass Debora mitkommt? Hat er Angst alleine? Ein Weichei, der es nicht ohne Hilfe einer Frau schafft?
Dazu kommt noch die etwas seltsame Prophetie von Debora, wo sie ihm voraussagt, dass dieser Feldzug ihm keinen Ruhm einbringen wird. Interessant sind hierbei auch wieder die Unterschiede in den Bibelübersetzungen, den in einigen wird das Wort „dann“ mit eingefügt, z.B. wieder in der Elberfelder:
Also, weil er nicht alleine losziehen will, wird für den Sieg jemand anders gefeiert.
Denken wir doch einmal ein bisschen nach, warum sich Barak darauf einlässt. Und ich möchte mich der Person Barak positiv nähern, denn er wird ja, wie schon erwähnt, im Hebräerbrief als Glaubensvorbild genannt.
Debora war die Prophetin Gottes und Barak wollte sicherlich mit Gott diese schwere Aufgabe angehen. Er wollte Gott dabei haben, er wollte immer die Möglichkeit haben, auf Gott hören zu können. Dabei konnte er auch führen, denn er rief die Stämme zusammen und 10.000 Krieger folgten ihm. Er war schon fähig für diese Aufgabe.
Und offensichtlich war ihm die Erfüllung der Aufgabe wichtiger als sein Ruhm, und darin ist er mir sehr sympathisch. Ich glaube, er wollte unbedingt Gottes Auftrag erfüllen, er traute es sich nicht zu, ohne Gottes Beistand. Und deshalb musste auch die Prophetin Debora mit dabei sein.
Und bevor der Krieg dann losgeht, wird noch eine kurze Nebenepisode erwähnt, die aber nachher wichtig ist:
Der Krieg
Je älter ich werde, desto mehr habe Probleme mit solchen Kriegsschilderungen. Ich habe im ehemaligen Jugoslawien kurz nach Waffenstillstand die Folgen von Krieg gesehen. Und ich war auch schon einmal in Verdun auf dem großen Soldatenfriedhof und wie ich meine Jungs über das Gräberfeld habe laufen sehen, ist meine Abneigung gegen Krieg noch weiter gestiegen.
Man fragt sich, warum lässt Gott diesen Krieg überhaupt zu, warum pustet er Sisera mit seinen Soldaten nicht einfach sanft aus dem Land. Vollständig kann ich das nicht beantworten, aber das alte Testament schildert ja auch sehr realistisch das Wesen des Menschen und diese wirklich passierten Begebenheiten sollen ja auch ein Bild für uns heute sein. Und leider gibt es immer Krieg und Unterdrückung zu allen Zeiten. Dieses Bild versteht man.
Ob es nötig war, alle Krieger zu töten, wage ich zu bezweifeln, aber wir wissen nicht, wie fanatisch und gefährlich Siseras Krieger waren. Vielleicht waren sie so aufgeputscht, dass sie bis zum Tod gekämpft haben. Das wissen wir nicht und so ein bisschen bin gerade darauf 'reingefallen, mir unangenehme Schilderungen, die mir nicht gefallen, durch Spekulationen etwas weicher zu spülen.
So, nun habe ich mein Unbehagen gegenüber Krieg ausgedrückt, nun nähern wir uns wieder dem Text.
Debora ermutigt Barak noch einmal und sagt ihm zu, dass Gott schon vorausgegangen ist. Alleine diese Zusage war es doch wert, dass Barak nicht ohne die Prophetin Debora gegangen ist, oder? Sie sagt ihm den Sieg voraus.
Und Barak war nicht feige. Er vertraut auf Gott und zieht gegen einen miltärisch weit überlegenen Gegner in die Schlacht.
Wie mutig sind wir? Am Ende des Matthäus-Evangeliums können z.B. wir die Zusage von Jesus Christus lesen (Matthäus 28, 18-20; NGÜ):
Wir müssen natürlich nicht in den Krieg gegen ein feindliches Heer ziehen, Gott sei dank.
Aber wir haben auch einen schwierigen Auftrag, wobei Jesus uns zugesagt hat, dass er jeden bei uns ist, bis ans Ende der Welt. Da kann man sich schon etwas trauen, oder?
Und noch ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt ist mir in der Kriegsschilderung noch aufgefallen: Der Herr rief eine große Verwirrung unter Sisera, seinen Wagen und seiner ganzen Streitmacht hervor.
Gott verwirrt den Feind. Ich glaube, dass macht er heute auch noch.
In Matthäus 10, 16; sagt Jesus voraus, dass er uns wie Schafe mitten unter die Wölfe sendet. Die Umwelt kann unserem Glauben sehr feindlich gegenüber eingestellt sein. Und wir leben darin und erzählen von Jesus Christus. Doch Gott verwirrt die feindlichen Mächte, die sichtbaren und auch die unsichtbaren, so dass wir mit ihm in dieser Umgebung bestehen können und ihn bezeugen können.
Der Sieg der Frau
Nun kommen wir zum Finale. Der Feldherr Sisera flieht zu Fuß. Das ist wieder typisch. Der General verheizt seine Leute und flieht.
Das ist wohl durch alle Zeiten hindurch so. Offiziere kommen meistens durch. Ich habe ein bisschen über Stalingrad im zweiten Weltkrieg gelesen und dort sind nach der Kapitulation über 100.000 Soldaten in Gefangenschaft geraten und die waren so fertig und wurden sicherlich auch nicht gut behandelt, dass von diesen 100.000 nur 5.000 zurückkommen sind. Von den 13 Generälen sind 12 zurückgekommen.
Aber lesen wir weiter:
Da möchte man auch nicht so einfach in den Jubel für diese Tat von Jaël einstimmen. Es kommt einem auch ein bisschen unfair vor, weil dieser Heber mit seiner Frau Jaël ja mit dem König Jabin in Frieden lebte.
Auch hier habe ich ein ähnliches Unbehagen bei der Kriegsschilderung, aber versuchen wir trotzdem etwas für uns heute daraus zu ziehen.
Ich glaube, die Hauptbotschaft in diesen Versen ist die Entscheidung. Heber und seine Frau Jaël lebten eigentlich mit allen irgendwie in Frieden. Mit Jabin kamen sie klar, mit den Israeliten auch irgendwie. Dies ist ein Bild für Leute, die sich für nichts entscheiden wollen. Ein bisschen Islam, ein bisschen Christentum, ein bisschen Buddha, ich mache mir meine Patchwork-Religion.
Diese Frau Jaël wollte sich aber offensichtlich entscheiden. Sie hat sicherlich mitbekommen, wie die Israeliten behandelt wurden, hat aber vielleicht auch durch Erzählungen Kenntnisse über Mose und den Gott Israels. Und sie riskiert es, sie will dazu gehören, sie stellt sich zu Gottes Volk. Und das ist ein Risiko.
Wenn jetzt Jabin den Krieg gewonnen hätte, dann hätte auch Jaël und ihre Familie richtige Probleme bekommen. Wahrscheinlich wäre sie hingerichtet worden.
Und so ist ja auch die Entscheidung für Jesus Christus ein Risiko. Man kann es sich ruckzuck mit Menschen vergrätzen, die anderer Meinung sind. Wir haben ja vorhin schon gehört, dass die Umgebung für Christen manchmal ganz schön feindlich sein kann.
Aber sie hat sich für die Sieger entschieden, denn Gott hat Israel den Sieg geschenkt, und genauso gehört man zum Sieger, wenn man sich für Jesus Christus entscheidet.
Der Ruhm?
In nachfolgenden Kapitel besingen Debora und Barak gemeinsam die Ereignisse.Zuerst wird Gott besungen, dann Debora, dann auch Barak und am Ende wird Jaël für ihre Tat gepriesen.
Vielleicht hatte damals Barak nicht viel Ruhm geerntet, aber langfristig ist er durch den Wunsch, mit Gott seine Aufgabe anzugehen, zu einem Glaubensvorbild geworden und das ist schon ein gewisser Ruhm.
Zusammenfassung
Ich komme zum Schluss:
- Der alte Richter war tot und Israel begann wieder, Böses zu tun. Wann und warum tun wir Böses?
- Israel wird einem grausamen Herrscher ausgeliefert. Wollen wir nicht, dass Gott über uns herrscht, dann herrscht ein anderer.
- Debora war Prophetin und Richterin und es scheint für die Geschichte keine Rolle zu spielen, dass sie eine Frau war.
- Barak möchte den Auftrag Gottes mit Gottes Beistand durchführen und will daher die Prophetin dabei haben. Er konnte führen und wird im Neuen Testament als Glaubensvorbild erwähnt.
- Gott schenkt den Sieg und sagt ihn sogar vorher voraus. Und er verwirrt die Feinde.
- Die Frau Jaël entscheidet sich für Gottes Volk. Sie legt sich fest. Das ist ein Vorbild für die Entscheidung für Jesus Christus.