Leichlingen, 20.6.1999

Putsch (Fortsetzung: 2. Sam. 15, 19 - 19, 44)


0. Vorgeschichte

Diese Predigt ist eine Fortsetzung der Predigt über einen Putsch.

Davids Sohn Absalom hat einen Putsch sorgfältig geplant und erfolgreich durchgeführt, nachzulesen in 2. Sam. 15, 1-18.

Nun sind wir an dem Punkt, wo David Absaloms Aufstand mitgeteilt wurde und David mit seiner Flucht beginnt.

Ich möchte zuerst den weiteren Fortlauf des Putsches schildern:
Nach seiner Flucht erfährt David, daß sein wichtigster Ratgeber, Ahitofel, zu Absalom übergelaufen ist. Daraufhin betet er zu Gott, daß Gott den Rat Ahitofels zunichte macht.
Er schafft es, seinen Freund Huschai als Berater bei Absalom einzuschleusen, der es dann schafft, den Rat Ahitofels zunichte zu machen.
Dann gibt es eine Entscheidungsschlacht, bei der die israelitische Armee von den Knechten Davids geschlagen wird. Dabei wird Absalom von Davids Feldherrn Joab umgebracht.

Ich möchte nun einige Personen, die während dieses Putsches in Erscheinung treten, mit Euch betrachten.
Aufgrund der Textmenge und der Zeit kann ich nicht alle Personen betrachten, die hier vorkommen, und werde den Bibeltext auch nur auszugsweise lesen.
Jeder kann ja das Vorgehen in seiner Bibel mitverfolgen.

1. Der Gatiter Ittai (2. Sam 15, 17-22;)
17 Als nun der König hinausgezogen war und alles Volk in seinem Gefolge, machten sie halt beim letzten Haus. 18 Und alle seine Knechte zogen an seiner Seite vorüber, und zwar alle Kreter und alle Pleter und alle Gatiter, sechshundert Mann, die aus Gat in seinem Gefolge gekommen waren, zogen vor dem König vorüber.
19 Da sagte der König zu dem Gatiter Ittai: Warum willst auch du mit uns gehen? Kehr um und bleib bei dem König, denn du bist ein Fremder, ja, du mußtest sogar aus deinem Heimatort in die Verbannung gehen. 20 Gestern bist du gekommen, und heute sollte ich dich aufjagen, mit uns zu gehen? Ich aber muß gehen, wohin ich eben gehe. Kehr um und führe deine Brüder zurück! Güte und Treue seien mit dir! 21 Aber Ittai antwortete dem König und sagte: So wahr der HERR lebt und mein Herr, der König, lebt, wahrlich, an dem Ort, wo mein Herr, der König, sein wird, sei es zum Tod, sei es zum Leben, nur dort wird dein Knecht sein! 22 Da sagte David zu Ittai: Komm und zieh vorüber! Und Ittai, der Gatiter, zog vorüber mit allen seinen Männern und dem ganzen Troß, der bei ihm war.

Ittai ist so, wie ein typischer Christ sein sollte.
Er kam aus der Fremde, vergleichbar mit einem Christen, der aus einem nicht-christlichen Hintergrund kommt, wo die Bibel nicht oder nur wenig beachtet wird.
Er mußte sein altes Leben hinter sich lassen und hat in der Gemeinschaft mit David ein neues begonnen; er wurde vorher von seinen Leuten verstoßen.
Das kann jemandem, der mit Jesus beginnt, auch passieren.
Aber Ittai hatte die Wahl, seinen Herrn zu verlassen. Und diese Wahl haben wir auch.
Wir müssen nicht jeden Sonntag hier hinkommen. Wir können Jesus verlassen, wir können zurückkehren. Diese Wahl haben wir. Man kann sich einen nichtchristlichen Freundeskreis suchen, man sich Hobbys und Aufgabenbereiche suchen, um seine Zeit sinnvoll zu füllen; das ist kein Problem.
Jesus hat seine Zuhörer mit seinen Reden tlw. regelrecht vergrault: (Joh. 6, 66.67)
Von da an gingen viele seiner Jünger zurück und gingen nicht mehr mit ihm. Da sprach Jesus zu den Zwölfen: Wollt ihr etwas auch weggehen ?“
Jesus stellt sie vor die Wahl: Wollt ihr auch gehen ?
(Joh. 6, 68.69)„
Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollten wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt, daß du der Heilige Gottes bist.
Sie bleiben, weil sie erkannt haben, wer Jesus ist und was er ihnen geben kann (ewiges Leben).
Später lernen sie, ihn zu lieben und deswegen mit ihm Gemeinschaft haben zu wollen.

Ittai ist schon so weit. Er will nicht deswegen bei David bleiben, weil der irgendetwas besonderes ist oder hat; er will bei ihm bleiben um Davids selbst willen: (V.21)
Aber Ittai antwortete dem König und sagte: So wahr der HERR lebt und mein Herr, der König, lebt, wahrlich, an dem Ort, wo mein Herr, der König, sein wird, sei es zum Tod, sei es zum Leben, nur dort wird dein Knecht sein!
Und das sollte auch das Hauptmotiv eines typischen Christen sein.
Wir sind Christen, weil wir bei Jesus sein wollen. Wir wollen Gemeinschaft mit dem haben, der uns liebt und den wir lieben, Jesus Christus. Alle anderen Motive müssen gegenüber diesem Hauptmotiv im Hintergrund sein.
Sonst werden wir auch irgendwann zu denen gehören, die weggehen. Dann wird uns Jesus nicht mehr reichen, dann werden wir auf falsche Lehren und auf falsche Propheten hören.

Prüfen wir uns, warum wir Christ sind. Nehmen wir uns Ittai zum Vorbild:
Da, wo mein Herr ist, da will ich auch sein.
Dann kann Jesus uns auch größere Aufgaben übertragen, so wie Ittai, der in der Entscheidungsschlacht ein Drittel des Heeres befehligt.

Die nächste Person, die ich mit Euch betrachten möchte, ist
2. Ahitofel.
Über ihn wird in 2. Sam. 16, 23 gesagt:
Der Rat Ahitofels aber, den er in jenen Tagen gab, war, als wenn man das Wort Gottes befragte; so [viel galt] jeder Rat Ahitofels sowohl bei David als auch bei Absalom.
Ahitofel war sehr klug, verstand viel von Strategie und er war sehr sensibel für Empfindungen der Menschen.

David hatte sicherlich eine gewisse Angst vor Ahitofel, den Davids erstes Gebet auf seiner Flucht war: (2. Sam. 15, 31b): „Mach doch, HERR, den Rat Ahitofels zur Torheit!

Zwei Ratschläge von Ahitofel sind beschrieben: (2. Sam. 16, 21.22 ;)
21 Und Ahitofel sagte zu Absalom: Geh zu den Nebenfrauen deines Vaters ein, die er zurückgelassen hat, das Haus zu hüten! Wenn dann ganz Israel hört, daß du dich bei deinem Vater stinkend gemacht hast, werden die Hände all derer, die mit dir sind, stark werden. 22 Da schlug man für Absalom das Zelt auf dem Dach auf, und Absalom ging ein zu den Nebenfrauen seines Vaters vor den Augen von ganz Israel.
Dieses Verhalten hat den endgültigen Bruch zwischen Absalom und seinem Vater deutlich gemacht. Absaloms Anhänger wissen nun, daß es kein zurück mehr gibt, und das macht sie stark, da Absalom jetzt obenauf zu sein scheint.

Sein zweiter Rat war (2. Sam. 17, 1-3):
1 Und Ahitofel sagte zu Absalom: Laß mich doch zwölftausend Mann auswählen und mich aufmachen und [noch] diese Nacht David nachjagen! 2 Und ich werde über ihn kommen, so lange er [noch] müde ist und schlaffe Hände hat, und ihn in Schrecken versetzen. Dann wird das ganze [Kriegs]volk, das bei ihm ist, fliehen, und ich werde den König allein erschlagen. 3 So werde ich das ganze Volk zu dir zurückbringen. [Soviel] wie die Rückkehr der Gesamtheit [bedeutet] der Mann, den du suchst: Das ganze Volk wird Frieden haben.
In 2. Sam. 17, 14 steht, daß dieser Rat gut war.
Warum ? David ist im Prinzip das einzige Hindernis für Absaloms Macht.
Wenn David tot ist, dann werden auch seine Anhänger keinen Widerstand mehr leisten.
Für wen sollen sie dann kämpfen ?
Weiterhin denkt Ahitofel langfristig; er will eine Spaltung im Volk vermeiden, um nicht zukünftige Probleme zu schaffen.
Außerdem ist Ahitofel nicht nur Planer und Theoretiker, nein, er würde selbst die 12000 Mann anführen, um David zur Strecke zu bringen.
Ahitofel ist also ein Mann mit vielen Begabungen.
So ein Mann wäre doch eine echte Bereicherung für unsere Gemeinde, oder ? Was so einer für Aufgabengebiete abdecken könnte, das wäre doch echt klasse. Und er setzt seine Gaben ein, er vergräbt sie nicht.
Es gibt nur ein Problem, er dient dem falschen Herrn.

Ahitofel steht für solche Leute, die ihre Gaben in die Gemeinde einbringen, die aber gar nicht fragen, was Jesus von ihnen will. Sie funktionieren einfach. Das, was die menschliche Leitung ihnen sagt oder was sie sich selber denken, tun sie. Und weil Menschen mit solchen Begabungen oft unentbehrlich scheinen, merkt keiner so richtig – oder es will keiner merken –, daß etwas nicht stimmt.

Vor dieser Art Christsein fürchte ich mich am Meisten. Man erfüllt z.B. Aufgaben, weil sie ja gemacht werden müssen; irgendeiner muß es ja machen. Und die anderen freuen sich, daß es gemacht wird.
So etwas kann lange Zeit gut gehen; es funktioniert ja alles irgendwie.

Aber solches Christsein wird auf Dauer nichts bringen. Man dient dann einem anderen Herrn. Man dient vielleicht seinem eigenen Ego, seinem Pflichtgefühl. Vielleicht will man auch einfach nur ein christliches Leben nach eigenen Vorstellungen führen und erfüllt deswegen manche Aufgaben, damit man in Ruhe gelassen wird. Vielleicht machen einem einfach nur die Aufgaben Spaß, ohne aber, daß es einen interessiert, was Jesus dazu sagt.

Wir kommen später noch auf Ahitofel zurück.

3. Huschai.
Huschai war ein Freund Davids und kommt David auf dessen Flucht entgegen, kurz nach dem David zu Gott gebetet hatte, Ahitofels Rat zunichte zu machen.

Während der Begegnung mit Huschai faßt David einen Plan.
Er sagt zu Huschai (2. Sam 15, 34 - 36) :
34 Wenn du aber in die Stadt zurückkehrst und zu Absalom sagst: Dein Knecht, o König, will ich sein; früher war ich der Knecht deines Vaters, jetzt aber will ich dein Knecht sein! - dann kannst du mir den Rat Ahitofels zunichte machen. 35 Und sind dort nicht die Priester Zadok und Abjatar bei dir? Und es soll geschehen, alles, was du aus dem Haus des Königs hörst, sollst du den Priestern Zadok und Abjatar mitteilen. 36 Siehe, ihre beiden Söhne sind dort bei ihnen, Ahimaaz, [der Sohn] des Zadok, und Jonatan, [der Sohn] des Abjatar. So sendet mir durch sie alles, was ihr hört!

Und so passiert es denn auch. Huschai erfährt von Ahitofels Plan und da er erst nicht erfahren hat, ob sich Absalom wirklich für Ahitofels Plan entschieden hat, warnt er David sicherheitshalber. Außerdem empfiehlt er Absalom etwas anderes, um David Zeit zu verschaffen (2. Sam. 17, 11):
Vielmehr rate ich: Ganz Israel soll sich zu dir versammeln, von Dan bis Beerscheba, so zahlreich wie der Sand, der am Meer ist, und du selber mußt mit in den Kampf ziehen.
Das hört sich einem großartigen, glorreichen Sieg an. Welcher Feldherr träumt nicht davon ? Aber ganz Israel zu versammeln kostet Zeit und verschafft David Zeit zum Fliehen und zum Erholen.
Wenn man sich die Beschreibung von Huschais Rat in 2. Sam. 17, 7-13 ansieht, dann kann man nicht so einfach erkennen, ob sein Rat besser als der von Ahitofel ist oder nicht.
Auf alle Fälle wird es viel mehr Tote geben, weil ganz Israel in den Bürgerkrieg mit hineingezogen wird. Von daher war Ahitofels Rat klüger, weil er ja das Volk schonen wollte.
Aber (2. Sam. 17, 14):
„Da sagten
Absalom und alle Männer von Israel: Der Rat Huschais, des Arkiters, ist besser als der Rat Ahitofels. Der HERR aber hatte es [so] angeordnet, um den guten Rat Ahitofels zunichte zu machen, damit der HERR das Unheil über Absalom brächte.

Ahitofel bringt sich daraufhin um, als er erfährt, daß sein Rat verworfen wurde. Anscheinend ahnt er schon Absaloms Niederlage voraus und weiß, daß ihm danach die Todesstrafe wegen Hochverrat droht.

Huschai hat hier eine gefährliche Aufgabe übernommen. Er setzt für seinen Herrn sein Leben aufs Spiel.
Ich habe mir vorgestellt, wie es in einer Diktatur wäre, in der Christen verfolgt würden. Kann es da auch einen Huschai geben, der sich tarnt, der um seiner Tarnung willen auch lügen muß, um Christen zu warnen und zu beschützen ? Wie soll sich da ein Christ verhalten ?
Wir die heute Lebenden haben so etwas hier bei uns noch nicht erlebt und ich habe da keine Antwort darauf.
Aber vielleicht behalten wir im Hinterkopf, daß wir bereit sind, unser Leben für unseren Herrn und unsere Geschwister zu riskieren.

Ein anderes Detail ist mir aber bei der Betrachtung von Huschai noch ins Auge gesprungen.
In 2. Sam. 16, 16-19; steht:
16 Und es geschah, als Huschai, der Arkiter, der Freund Davids, zu Absalom kam, da sagte Huschai zu Absalom: Es lebe der König! Es lebe der König! 17 Und Absalom sagte zu Huschai: Das ist also deine Liebe zu deinem Freund? Warum bist du nicht mit deinem Freund gegangen? 18 Und Huschai sagte zu Absalom: Nein, sondern wen der HERR erwählt hat und dieses Volk und alle Männer von Israel, dem will ich angehören, und bei ihm will ich bleiben. 19 Und zum andern, wem sollte ich dienen? [Etwa] nicht vor seinem Sohn? Wie ich vor deinem Vater gedient habe, so will ich [auch] vor dir sein.

Warum glauben Absalom und seine Leute dem Huschai ?
Huschai sagt ja hier, daß Absalom vom HERRn und vom Volk erwählt wurde. Das wollen Absalom und seine Anhänger natürlich gerne hören. Es sieht ja auch so aus, als wäre es so.
Absalom ist König, also muß Gott ihn ja da eingesetzt haben, ist doch logisch.
Das ist das einfache Denken, daß dahinter steckt. Wohlgemerkt, Huschai gibt nur vor, als wäre es seine Überzeugung, aber die meisten Israeliten haben anscheinend so gedacht und deshalb glaubt man ihm.

So ein Denken findet man heute oft in bezug auf „christliche“ Kirchen. Die Kirche existiert, also ist sie von Gott eingesetzt. Da wird nicht hinterfragt, was für Lehren sie vertritt; sie nennt sich christlich und gut ist's. Viele Freikirchler haben heutzutage z.B. wenig Schwierigkeiten mit der katholischen oder mit der orthodoxen Kirche. Diese Kirchen gibt es ja schon so lange und sie sind sehr groß. Kaum einer prüft deren Lehren, die sie sogar ja selbst veröffentlichen. Man gilt ja oft schon als Störenfried, wenn sich traut, auf massive Unstimmigkeiten von katholischer Lehre und Bibel hinzuweisen. Christus möchte doch die Einheit und nicht Abgrenzung, da muß man doch über Unterschiede hinwegsehen. Letztendlich glauben wir doch alle an den einen Gott, oder ?
Und wie ist es mit der evangelischen Kirche ? Dort gibt es eine ungeheure Vielfalt. Der eine Pastor sagt dies, der andere das. In meinen Konfirmationsunterlagen, die mein damaliger evangelischer Pastor austeilte, stand drin, daß man nicht annehmen kann, daß die Wunder Jesu, die in der Bibel beschrieben werden, wirklich passiert sind. Im persönlichen Gespräch später hat er noch viel abstrusere Ansichten geäußert
Andere evangelische Pastoren habe ich kennengelernt, die an die ganze Bibel glauben.
Was passiert im Rahmen der evangelischen Allianz ? Ist es wichtig, was die im Rahmen der ev. Allianz hier predigenden Pastoren, glauben und lehren ?
Aber die evangelische Kirche ist doch christlich, da kann es doch so falsch nicht sein, was da in einzelnen Kirchen gelehrt wird, oder ?

Ich will nicht oben herab bestimmte Kirchen kritisieren und verurteilen. Aber ich möchte einladen zum Prüfen. Was wird denn wirklich gelehrt ?
Verabschieden wir uns doch von dem falschen Denken, daß eine Kirche, die sich christlich nennt, im großen und ganzen auch deswegen richtig ist, bis auf ein paar Details, aber wir wollen ja nicht kleinlich sein.
Seien wir klüger als die Israeliten damals.

Kehren wir zurück zum Text und schauen wir uns weitere Personen an.

4. Ziba
Ziba war ein ehemaliger Knecht von Saul, der jetzt Mefi-Boschet, ein Sohn Jonathans, Sauls Sohn, dienen sollte.
Ziba kommt David mit allerlei Lebensmittel entgegen und bewirtet David. Dabei beschuldigt er seinen Herrn Mefi-Boschet fälschlicherweise, David verraten zu haben.
Daraufhin übereignet David den gesamten Besitz Mefi-Boschets dem Ziba.

Ziba ist ein Typ, der in erster Linie auf seinen Vorteil bedacht ist. Er hilft zwar dem richtigen und geht dabei ein Risiko ein, aber er tut es aus eigennützigen Motiven. Er hätte auch auf Absalom setzen können. Vielleicht hat er weise vorrausgesehen, daß David seinen Thron zurückbekommt, oder er hatte einfach Glück.
Aber trotzdem benutzt Gott den Ziba, um David etwas Gutes zu tun.

Später kommt die Lüge Zibas ans Tageslicht (2. Sam. 19, 25-31), aber aufgrund seines Sieges ist David großzügig.

5. Schimi
Schimi ist aus der Sippe Sauls.
2. Sam. 16, 5c.6;
Er kam unter ständigem Fluchen heraus 6 und warf mit Steinen nach David und nach allen Knechten des Königs David, obwohl alles [Kriegs]volk und alle Helden zu seiner Rechten und zu seiner Linken [gingen].
Irgendwie hat diese Situation eine gewisse Komik in sich. Man kann sich Fernsehkameras dabei vorstellen und eine Reporterin, die berichtet: „Unser Gefahrensucher stellt sich hier einer neuen Herausforderung.“
Aber Spaß beiseite: Schimi war so sehr davon überzeugt, daß Gott den David verworfen hat, daß er sogar sein Leben für diese Überzeugung riskiert: (2. Sam. 16, 8.9)
Der HERR hat die ganze Blutschuld am Haus Sauls, an dessen Stelle du König geworden bist, auf dich zurückgebracht, und der HERR hat das Königtum in die Hand deines Sohnes Absalom gegeben! Siehe, jetzt bist du in deinem Unglück, denn ein Blutmensch bist du!
9 Da sagte Abischai, der Sohn der Zeruja, zum König: Warum soll dieser tote Hund meinem Herrn, dem König, fluchen [dürfen]? Laß mich doch hinüber gehen und ihm den Kopf abhauen!

David läßt aber nicht zu, daß Abischai ihn tötet.

Schimis Überzeugung war falsch, aber er war bereit, dafür zu sterben. Er wurde erst von seiner Überzeugung kuriert, als die Fakten, Davids Sieg und Absaloms Tod, unübersehbar waren.
Man könnte ihn auch „fanatisch“ nennen, aber ich gebrauche den Begriff „fanatisch“ nicht so gern, weil man in der heutigen Zeit der Beliebigkeit häufig allgemein Leute, die irgendeine feste Überzeugung haben, in die fanatische Ecke stellen will.

Schimi war übrigens nicht geisteskrank, wie man vielleicht vermuten könnte. Das erkennt man daran, daß er später, nach Davids Sieg, um Gnade bittet (2. Sam. 19, 17-24).

Auch uns werden immer wieder Leute begegnen, die ganz fest von etwas überzeugt sind, die bereit sind, für ihre Überzeugungen zu sterben. Der Umgang mit solchen Leuten ist schwierig und sicherlich gibt es Situationen, in den wir gerne zu Abischais Lösung greifen würden.
Aber nur Gebet und die Fakten können einen solchen Menschen überzeugen. Und mit Fakten meine ich unser Leben. Wenn er an uns sehen kann, daß das, was wir sagen wahr ist, dann gerät seine feste Überzeugung vielleicht ins Wanken.

6. Barsillai
Barsillai wird erst in 2. Sam. 19, 32.33 namentlich erwähnt, aber er war derjenige, der David kurz vor der Entscheidungsschlacht mit Nahrungsmitteln und Unterkünften versorgt hatte (2. Sam. 17, 27-29).

Man könnte Barsillai mit Ziba vergleichen. Auch Barsillai entscheidet sich für David und hätte nach einer Niederlage Davids sicherlich Probleme mit Absalom bekommen. Aber er verfolgt im Gegensatz zu Ziba keine eigennützigen Ziele. Im Gegenteil, als David ihn nach der Schlacht mit in seinen Palast nehmen will, lehnt Barsillai ab und schenkt seine Belohnung, in Davids Palast wohnen zu dürfen, einem anderen.
Hier ist wieder das richtige Motiv vorhanden, dem Herrn zu dienen, ohne etwas Eigennütziges dafür zu erwarten.

Als letzte Person möchte ich
7. Joab betrachten.

Joab war Davids Feldherr und er war ein sehr guter Feldherr. Er hatte für David schon unzählige Schlachten geschlagen.

Vor der Schlacht befahl David allen seinen Leuten, daß sie vorsichtig mit seinem Sohn Absalom umgehen sollten.
In der Schlacht, in der das israelitische Heer von den Knechten Davids geschlagen wird, bleibt Absalom mit seinen Locken in einem Baum hängen.
Daraufhin nutzt Joab die Gelegenheit und tötet Absalom. Dann bläst er die Verfolgung des israelitischen Heeres ab, um das Kriegsvolk zu schonen.

Joab handelt hier sehr klug. Er beendet den Kampf so schnell er kann und schont so seine Leute, aber er handelt entgegen dem Befehl des Königs.
Er erinnert hier ein bißchen an Ahitofel. Beide setzen ihre Gaben ein, aber nicht wie es richtig ist.
Während Ahitofel dem falschen Herrn dient, dient Joab zwar dem richtigen Herrn, aber nach eigenem Gutdünken. Aber weil er so ein vortrefflicher Feldherr, liegt er trotzdem meistens richtig.
Auf Dauer muß das aber schiefgehen. Und so ist es auch. Viele Jahre später, kurz vor Davids Tod, fällt Joab von David ab und muß dafür mit seinem Leben bezahlen.

Auch vor so einem Christsein habe ich Angst: Aufträge Gottes nach eigenem Gutdünken durchführen. Man versucht zwar noch, Gottes Willen zu hören, aber gegen die Art und Weise, wie er es haben will, dagegen wird man taub.
Auf Dauer führt so ein Christsein auch von Jesus weg.

Das Leben von Joab in der Bibel zu studieren, lohnt sich. Diese Zwiespältigkeit zieht sich durch sein ganzes Leben und enthält eine deutliche Mahnung an uns.

8. Zusammenfassung

Ich möchte alle betrachteten Personen noch einmal in Kurzform aufführen:

Vielleicht haben wir uns in einer oder mehreren dieser Personen wiedererkannt.
Oft hält uns ja Gott durch die Bibel einen Spiegel vor und wir erschrecken vielleicht sogar manchmal.

Aber wir müssen nicht so bleiben, wie wir sind. Jesus ist bereit uns immer weiter zu verändern, uns in sein Bild zu verwandeln.

AMEN