Einleitung: Was wäre, wenn?
Ich bin auf diese Frage bei meinen Vorbereitungen für diese Predigt gestoßen.
Was wäre, wenn?
Wie ich so darüber sinniere, fiel mir als allererstes eine Folge aus der Serie „Futurama“ ein, wo eine Was-wäre-wenn-Maschine erfunden wurde. Futurama ist eine etwas schräge Zeichentrick-Science-Fiction-Serie aus den Nuller-Jahren, die ich früher gerne geguckt habe. Zum Einen gab es da völlig absurde Beispiele, wie z.B. was wäre, wenn eine Videospiele-Welt die Erde angegreifen würde.
Ein Beispiel war aber interessant. Man muss wissen, dass eine der Hauptpersonen in dieser Zeichtrickserie eine Frau namens Leela ist, die sehr kontrolliert ist, aber umfangreiche Kampfsportkenntnisse hat. Nun war die Was-wäre-wenn-Frage, was wäre, wenn diese Frau nicht so kontrolliert ist, sondern eher impulsiv und sich nicht unter Kontrolle hat. Sie wurde im Laufe dieser etwas schwarzhumorigen Episode, als sie das erste Mal geärgert wurde, spontan zur Mörderin und hat dann immer weiter gemacht, um die Morde zu vertuschen.
Solche schrägen oder weniger schrägen Gedankenexperimente -- und ich will jetzt das Futurama-Universum wieder verlassen -- können ganz interessant oder witzig sein, aber die Frage, „Was wäre, wenn?“ bewegt vielleicht manch einen auch persönlich. Was wäre in einem Leben anders gelaufen, wenn man an einem bestimmten Zeitpunkt einen anderen Weg genommen hätte. Manchmal wird aus einem „Was wäre, wenn“ dann auch ein „Ach, hätte ich doch“ oder sogar ein „Ach, wäre ich doch“!
„Hätte ich doch“ gibt es auch in der Bibel, z.B. in Sprüche 5, 12.13 und in der Übersetzung „Hoffnung für alle“ ist es auch genauso formuliert (HFA):
Hier scheint es noch einmal gut gegangen zu sein. Trotzdem kann ein Leben ganz schön deprimierend sein, wenn ein „Ach hätte ich doch“ oder ein „Ach wäre ich doch“ einen großen Teil der eigenen Erinnerungskultur einnimmt. Es ist gruselig, wenn man nur vertanen Chancen hinterher trauert.
Ich möchte daher auch wieder ein Schritt zurückgehen, zu „Was, wäre wenn“. Das Beispiel, das ich dazu in der Bibel gefunden habe, kann vielleicht eine Hilfe sein, den Blick neu auszurichten.
Ich lese Psalm 124; NL
Wenn der Herr nicht für uns gewesen wäre - so soll Israel sprechen -, 2 wenn der Herr nicht für uns gewesen wäre, als die Völker sich gegen uns erhoben, 3 dann hätten sie uns lebendig verschlungen, so groß war ihr Hass auf uns. 4 Wasser hätte uns überflutet, ein reißender Strom hätte uns fortgespült. 5 Die tobenden Fluten hätten uns überwältigt. 6 Gelobt sei der Herr, der nicht zuließ, dass sie uns mit ihren Zähnen zerrissen! 7 Wir sind entkommen wie ein Vogel aus dem Netz des Jägers. Das Netz ist zerrissen und wir sind frei! 8 Unsere Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
Was wäre, wenn Gott nicht für uns da gewesen wäre?
Habt Ihr Euch das einmal gefragt? Was wäre aus Euch geworden, wenn Ihr Gott nicht kennengelernt hättet? Vielleicht hättet Ihr die Gemeinde mal gesehen, aber Euch hätte nichts angesprochen, weil Gott Euch nicht angesprochen hat.
Man würde sich vielleicht woanders engagieren, seine Zeit anders füllen.
Wäre man ein anderer Mensch? Wäre man ohne Gott vielleicht sogar zum Kotzbrocken geworden?
Es gibt ja nicht wenige, die bezeugen, dass ihr Leben vor die Wand gefahren wäre, wenn sie nicht Gott kennengelernt hätten. Ohne Gottes Hilfe kann ein Leben sehr wohl schief gehen.
Interessanterweise wird Israel in diesem Psalm dazu aufgefordert, sich diese Frage zu stellen.
„Wenn der Herr nicht für uns gewesen wäre - so soll Israel sprechen“, machen wir uns doch einmal bewusst, welches Geschenk es ist, Gott kennengelernt zu haben.
Es ist die Gewissheit, dass Jesus bei uns ist, dass wir ihm unsere Sorgen bringen können, aber auch unseren Dank und unsere Freuden. Wir haben einen Sinn für unser Leben, weil wir wissen, dass es einen ewigen Wert hat, was wir sind und tun. Wir haben ewiges Leben.
Und auch unsere Gemeinde ist ein Geschenk, das wir ohne Gott nicht hätten. Sehen wir unsere Gemeinde als ein Geschenk, als unsere Gemeinde, oder haben wir eher im Blick, wie sehr die Gemeinde uns nützt oder eben nicht1 Da kann man sich ja vielleicht nicht immer von frei machen. Aber die grundsätzliche Dankbarkeit für die Gemeinde ist wichtig, finde ich.
Kommen wir ein wieder zum Psalm zurück.
Gegen uns!
Für David, den Psalmschreiber, ist in diesem Psalm die Hilfe Gottes gegen feindliche Menschen im Vordergrund.
Nun hat David in seinem Leben ja öfter erleben müssen, dass er vor Menschen, die ihm Böses wollten, fliehen musste. In jungen Jahren musste er vor Saul fliehen und später als älterer Mann sogar vor einem eigenen Sohn Absalom. Dazu hatte er auch einige Kämpfe und Kriege zu bestehen.
Aus dem Psalm geht nicht hervor, welche spezielle Situation er meint. Aber er ist sich sicher, dass er ohne Gottes Hilfe
- „lebendig verschlungen“ worden wäre
- die „Wasser sie fortgeschwemmt“ hätten
- „fremden Zähnen zum Raub“ vorgeworfen wäre
Wir wissen, wenn wir die Bibel studieren, dass die Berichte im alten Testament uns heute als Bilder dienen können.
Wir kämpfen heute eher selten gegen Menschen, sondern haben andere Gegner, wie es in Epheser 6, 12; NL steht:
So ein bisschen hört sich das nach Fantasy an, aber es geht um etwas ganz anderes, wie man merkt, wenn man hier weiterliest (Epheser 6, 13-18; NL):
Man kann über diesen Text natürlich locker eine eigene Predigt halten, doch ich möchte ihn heute nur kurz betrachten:
- Wahrheit und Gerechtigkeit hilft gegen Lüge und Ungerechtigkeit. Und das gilt nicht nur für die Lüge und Ungerechtigkeit von anderen, sondern auch für unsere eigene.
- Frieden mit Gott hilft gegen eigenen inneren Unfrieden, gegen Ziellosigkeit, gegen ungelöste Lebensfragen, z.B. nach dem Sinn.
- Und die Bereitschaft, diesen Frieden mit Gott zu verkünden, was ja letztendlich das Evangelium ist, hilft auch anderen Menschen, Frieden zu finden.
- Der Glaube hilft gegen, ja was sind die feurigen Pfeile das Satans? Zweifel, Unzufriedenheit, Verführung, und noch mehr. Allerdings glaube ich nicht, dass man mittels Glauben die Pfeile einfach ignorieren kann. Man muss sich mit seinem Glauben dem Angriff stellen, man muss reflektieren. Warum bin ich unzufrieden? Warum habe ich Zweifel? Doch wenn man sich bewusst wird, warum man Jesus vertraut, dann kann man diese Pfeile abwehren. Und genauso, wie es anstrengend sein kann, ein Schild hoch zu halten, ist es so ein Glaubensprozess nicht immer leicht.
- Die Gewissheit, gerettet zu sein, hilft vor überraschenden Schlägen auf den Kopf.
- Und die Kenntniss der Bibel, hilft einem, richtige Entscheidungen zu treffen und richtig zu handeln.
Soweit die christliche Waffenrüstung; wir sehen aber auch, dass ohne Gott, ohne Jesus Christus, es keine christliche Waffenrüstung gibt.
Stellen wir die Verbindung zum Psalm 124 her.
- Die Lüge und Ungerechtigkeit kann uns lebendig verschlingen, wenn wir in einem Lügengespinst leben und wir dort nicht mehr herauskommen.
- Der Unfrieden, die innere Unruhe, kann uns fortschwemmen; wir finden keinen Platz mehr, wo wir hingehören, keinen Sinn für unser Leben.
- Die Zweifel, die Unzufriedenheit frisst uns auf. Jeder überraschende Schlag wirft uns zu Boden, dass wir nicht mehr aufstehen wollen. Der Verführung können wir nie widerstehen.
Diese Verknüpfung mit dem Psalm zeigt uns, dass ohne Gott es keine christliche Waffenrüstung gibt und dass wir dann schon verloren haben.
Gott mit uns
Selbstverständlich führen wir auch mit Gott kein reines Siegerleben, obwohl wir auf der Seite das Siegers leben. Jeder Christ wird natürlich immer mal wieder scheitern, fallen und sündigen. Aber er kann wieder aufstehen, zu Jesus kommen und Umkehr und Hilfe erfahren.In dem Psalm 124 geht es ja so weiter (V.6.7):
V.7 ist hierbei ein interessantes Bild. Der Vogel ist ins Netz gegangen, genauso wie auch wir manchmal scheitern, manchmal sündigen, Fehler machen, andere Menschen verletzen, aber es muss nicht so weit kommen, dass wir von unseren Fehlern verschlungen werden.
Das Netz ist zerrissen und wir können wieder aufstehen, unsere Schuld vor Gott und auch vor Menschen bekennen, unser Verhalten ändern und wieder herauskommen. Wir können wieder frei werden.
Und der Schlussvers drückt es so schön aus (V.8; NL):
Andere Übersetzungen schreiben hier (z.B. ELB):
Das hört sich noch ein bisschen besser an. Egal, was kommt, unsere Hilfe steht fest bei Gott.
Noch einmal zum Anfang: Was wäre, wenn...
Diese Aufforderung vom Anfang des Psalms, dass Israel sich vergegenwärtigen soll, was wäre, wenn der Herr ihnen nicht geholfen hätte, hat natürlich auch den Sinn, dankbar dafür zu werden, dass die Hilfe vom Herrn kommt, der Himmel und Erde gemacht hat.
Mit der Dankbarkeit ist das so eine Sache. Im Rückblick ist es einfacher. Wenn man alles hinter sich hat und sieht, was hätte alles schief gehen können, dann atmet man durch und ist dankbar.
Wenn man aber mitten drin ist, wenn der feurige Pfeile auf einen zu fliegen, wenn die Probleme riesengroß zu sein scheinen, wenn man Angst hat, dann ist das sehr schwierig mit der Dankbarkeit.
Aber das scheint mir die zweite Botschaft dieses Psalms zu sein.
Wenn es scheint, dass man von den Problemen überflutet wird, dann sagt einem dieser Psalm, dass es irgendwann eine Zeit geben wird, in der man zurückblicken und sehen kann, dass Gott dabei war und durchgetragen hat.
Ihr kennt vielleicht den Spruch, dass man in seltsamen Situationen sagt: „Später werden wir darüber lachen.“
Lachen wird man wohl nicht, wenn die Probleme überhand nehmen, aber vielleicht kann man sich den Spruch etwas abgewandelt zu eigen machen: „Später werden wir sehen, dass Gott trotz allem da war.“
Natürlich ist so etwas von Nicht-Betroffenen immer leicht gesagt. In den Sprüchen steht in Sprüche 14, 10; HFA ganz treffend:
Trotzdem gilt:
Das ist die Botschaft von Psalm 124 und ich hoffe, sie begleitet uns die nächste Woche.
Zusammenfassung
- Was wäre, wenn Gott nicht in unser Leben eingegriffen hätte? Seien wir dankbar dafür, dass er es getan hat.
- Wir kämpfen normalerweise nicht gegen Menschen und sondern gegen Mächte der Finsternis. Und das bedeutet, dass wir mit Ungerechtigkeit, Lüge, Unfrieden, Zweifel, Verführung und noch mehr umgehen müssen.
- Ohne Gott gibt es keine christliche Waffenrüstung, man ist dem Feind hilflos ausgeliefert. Ohne Gott haben wir schon verloren.
- Mit Gott können wir nach Fehlern, nach Sünden, nach Scheitern wieder aufstehen und frei werden. Das Netz ist zerrissen.
- Mit Gott gilt: „Später werden wir sehen, dass Gott trotz allem da war.“
- Unsere Hilfe steht im Namen des HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat.