Planen und Glauben

Planen, Strategie für die Gemeinde, wie passt zum Leben aus Glauben heraus?

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Einleitung

Ich habe auf der Arbeit hin- und wieder mit etwas zu tun, was sich „Sales Funnel“ oder auch „Conversion Funnel“ nennt.

(conversion-funnel-business.jpg anzeigen, Quelle: John Conde, https://pixabay.com/de/illustrations/conversion-trichter-sales-prozess-5444126/)

Ich möchte das einmal kurz erklären. Hier geht es um die Kundengewinnung und darum, diese Kundengewinnung nachvollziehbar und messbar zu machen.

Ich habe leider nur englische Grafiken dazu gefunden, aber eigentlich sind die englischen Begriffe hierzulande überall üblich.

„Funnel“ heißt „Trichter“ und „Conversion“ heißt Umwandlung.

So ein „Funnel“ hat Stufen (dieser hier hat vier) und die werden immer schmaler. Diesen „Conversion Funnel“ gibt es in diverse Varianten; bei uns in der Firma hat er z.B. fünf Stufen. Ich hoffe, das ist kein Geschäftsgeheimnis, welches ich jetzt verrate ;-)

  1. Attention: Aufmerksamkeit
  2. Interest: Interesse
  3. Desire: Verlangen
  4. Action: Handeln

Diese vier Schritte sind der übliche Weg, Kunde zu werden. Es gibt natürlich immer Sonderfälle, wie einen Vertrag als Geschenk zu bekommen oder ein Spontankauf, aber meistens läuft die Kundenwerdung über so einen Funnel.

Als Unternehmer könnte man sich auf den Standpunkt stellen, ja das ist so und das war es. Vielleicht macht man noch ein bisschen mehr Werbung, um Aufmerksamkeit zu erzeugen, aber wenn es läuft, dann ist ja gut.

Aber inzwischen wollen viele Firmen verstehen, wie dieser Trichter bei ihnen funktioniert.

Z.B. man schaltet eine Anzeige im Internet. Klickt da jetzt jemand darauf? Und wenn er darauf klickt und dann auf eine Seite kommt, wo es Kontaktformular oder eine Telefonnummer gibt: Interessiert es ihn dann so sehr, dass er anruft oder mailt? Was passiert nach dem Kontakt? Ist so angefixt, dass er das Produkt haben will? Kauft er dann?

Und diesen Weg muss eine Firma verstehen. Natürlich muss man auch gute Produkte und Dienstleistungen anbieten, sonst hat man wohl keine große Zukunft. Aber der Kunde muss auch wissen, dass es eine Firma gibt, die ein Produkt oder eine Dienstleistung hat, die ihm weiterhilft.

Und dann wertet man aus: Gibt es Banner, auf die nicht geklickt werden? Oder ist ein Mail-Formular nicht bedienerfreundlich genug? Oder ist ein Sachbearbeiter zu unfreundlich und ein anderer Sachbearbeiter verkauft bei gleichen Bedingungen viel mehr.

Welcher Weg durch den Funnel bringt häufig Erfolg und welcher nicht?

Und manche Wege kann man fast gar nicht messen, wenn z.B. Interessenten auf Zeitschriften- und Rundfunkwerbungen anspringen.

Conversion Funnel in der Apostelgeschichte

Nun möchte die rein geschäftliche Sicht verlassen und zu unserer Gemeinde kommen. Ich finde es häufig spannend, Vergleiche zu ziehen, die z.T. passen und z.T. nicht.

Wir sind keine Firma, wir verkaufen kein Produkt und keine Dienstleistung. Das ist sicherlich ein deutlicher Unterschied einer Firma zu unserer Gemeinde.

(Bild wechseln auf conversion-funnel-jesus.jpg)

Aber manche Aspekte von diesem „Conversion Funnel“ passen doch. Schauen wir uns noch einmal die vier Stufen an:

  1. Attention: Aufmerksamkeit
  2. Interest: Interesse
  3. Desire: Verlangen
  4. Action: Handeln
Wir wollen doch, dass Menschen ein Verlangen nach Jesus Christus bekommen und Handeln, indem sie sich für Jesus entscheiden.

Wichtig ist uns dabei auch, dass ehrlich dabei vorgegangen wird. Bei manchen Firmen spielt es ja nicht die Hauptrolle, ob dem Kunden das Produkt oder die Dienstleistung wirklich hilft; Hauptsache, er kauft und bezahlt.

Menschen, die mit Jesus irgendwie beginnen aber es nicht ernst meinen, sind ruckzuck wieder weg. Das hilft niemandem niemandem. Ehrlich aus freien Stücken sich für Jesus entscheiden, nur so kann es gehen.

Wir finden so einen Funnel tatsächlich so ähnlich auch in der Bibel wieder, in Apostelgeschichte 17, 16-21; NL

16 Während Paulus in Athen auf sie wartete, war er erschüttert über die vielen Götzen, die er überall in der Stadt sah. 17 Er ging in die Synagoge, um mit den Juden und den gottesfürchtigen Nichtjuden zu reden, und sprach außerdem täglich auf dem Marktplatz zu allen, die sich gerade dort aufhielten. 18 Auch mit einigen Philosophen - Epikureern und Stoikern - kam er ins Gespräch. Als er ihnen von Jesus und von der Auferstehung erzählte, meinten einige von ihnen: »Was für seltsame Ideen hat dieser Schwätzer.« Andere sagten: »Er verbreitet irgendeine fremde Religion.« 19 Dann führten sie ihn vor den Rat der Philosophen. »Komm und erzähle uns mehr von dieser neuen Religion«, sagten sie. 20 »Du sprichst von vielem, wovon wir noch nie gehört haben, und wir wollen wissen, was es damit auf sich hat.« 21 Die Athener und auch die Fremden, die sich in Athen aufhielten, verbrachten ihre Zeit vor allem damit, die neuesten Ideen zu hören und darüber zu reden.

Paulus erregt Aufmerksamkeit, in dem er auf dem Marktplatz die Leute anspricht. Nun gab es ja damals kein Fernsehen oder Internet, also haben sich die Leute, wenn sie Zeit hatten, auf dem Marktplatz aufgehalten, um Neuigkeiten zu erfahren und anderen Menschen zu begegnen.

Es ist auch bei der Aufmerksamkeit nicht geblieben, er hat auch erstes Interesse geweckt. Sie nehmen ihn mit, vor den Rat der Philosophen, wo er eine längere Rede hält, und auch über die Auferstehung spricht und dann passiert etwas sehr interessantes (V.32):

Als sie Paulus von der Auferstehung eines Menschen reden hörten, der tot gewesen war, lachten die einen, doch andere sagten: »Wir würden gern später mehr darüber hören.«

Es war das Hobby oder sogar die Lebenseinstellung der Athener, hauptsächlich sich neue Ideen anzuhören, aber hier hat es einige gepackt, denn sie sagten, wir wollen mehr darüber hören. Es heißt nicht mehr, morgen kommt der Nächste mit wieder neuen Ideen, nein, wir wollen mehr davon hören, worüber wir heute schon einiges erfahren haben. Hier haben wir schon ein Verlangen nach mehr Informationen über Jesus Christus.

33 Damit verließ Paulus die Versammlung, 34 doch einige schlossen sich ihm an und fanden zum Glauben. Unter ihnen waren Dionysius, ein Ratsmitglied, eine Frau mit Namen Damaris und andere mehr.

Es kommen Leute zum Glauben, sie handeln, sie entscheiden sich für Jesus.

Sehr viele wurden auf Paulus aufmerksam, nicht wenige wollten hören, was er sagt, ein Teil davon wollten mehr hören und ein Teil davon hat sich für Jesus entschieden.

Conversion Funnel in der Gemeinde

Was können wir daraus für unsere Gemeinde lernen?

Wie schaffen wir ein Interesse und ein Verlangen für Jesus (und auch unsere Gemeinde) bei den Menschen unserer Stadt? Können wir das überhaupt?

Wie erzeugen wir positive Aufmerksamkeit? Paulus wurde sicherlich kontrovers wahrgenommen, aber viele haben ihn ernstgenommen. Er kannte sich mit den Philosophen der damaligen Zeit aus und wusste, wie die Leute ticken, mit denen er sprach. Er war sicherlich sehr authentisch und kam auch authentisch rüber.

Dieses Authentische ist ein wichtiger Punkt, der für jeden von uns gilt. In 2. Korinther 3, 2.3; NL werden die Christen in der Gemeinde Korinth mit einem Brief verglichen, den jeder lesen und erkennen kann.

Es geht hierbei nicht um Leistung, wie z.B. bei den Zeugen Jehovas, die ja ein gewisses Pensum an Haus-zu-Haus-Besuchen ableisten müssen.

Wenn wir wirklich mit Jesus leben, wird uns das positiv verändern und Menschen werden das erkennen. Das schafft hoffentlich positive Aufmerksamkeit. Und vielleicht kommt man darüber auch ins Gespräch.

Aber auch das Evangelium an sich muss irgendwie Aufmerksamkeit erzeugen. Wie kriegen wir das hin? Früher haben wir Flyer verteilt (wir nannten sie Traktate, aber das hört sich so nach traktieren an ;-)), wir hatten einmal im Monat einen Bücherstand in der Stadt. Ist so etwas noch zeitgemäß? Erzeugt man damit Aufmerksamkeit und dringt vielleicht sogar bis zum Interesse durch? So eine Frage muss man sich stellen, denn die Zeiten ändern sich. Gibt es vielleicht andere Aktionen, die man in der Stadt machen kann, die sinnvoll sind und zum heutigen Marktplatz passen?

Online machen wir ja auch ein paar Sachen. Der Gottesdienst wird gestreamt, ab und zu schreibe ich etwas auf Facebook dazu (aber nicht viel).

Das Streaming finde ich sehr positiv, aber das reicht nicht.

Zum Thema Aufmerksamkeit fällt mir auch ein wichtiger Unterschied von Gemeinde und Firma ein. In einer Firma wird häufig jegliches gemeinnütziges Handeln meist auch werbetechnisch verwurstet: Tue Gutes und rede darüber.

Das finde ich für eine Gemeinde und auch für jeden Christen sehr unpassend. Also als Gemeinde etwas Diakonisches tun, um damit aufzufallen, kann nicht richtig sein.

Wir finden in dem Gleichnis von den Schafen und den Böcken in Matthäus 25, 31-46; dazu einen wichtigen Hinweis. Dort spricht Jesus über das Weltgericht und ein wichtiges Kennzeichen der Guten war, dass ihnen gar nicht klar war, dass sie etwas gutes getan hatten.

Sie hatten einfach aus ihrem Herzen heraus das richtige getan.

Und sobald Berechnung ins Spiel kommt, ist im Herzen etwas falsch.

Strategie und Glauben

Und einen Punkt habe ich bei dem Gesamtthema noch gar nicht erwähnt.

Ich möchte mal Matthäus 9, 36-38; NL vorlesen:

36 Als er die vielen Menschen sah, hatte er tiefes Mitleid mit ihnen, denn sie hatten große Sorgen und wussten nicht, wen sie um Hilfe bitten konnten. Sie waren wie Schafe ohne Hirten. 37 Deshalb sagte er zu seinen Jüngern: »Die Ernte ist groß, aber es sind nicht genügend Arbeiter da. 38 Betet zum Herrn und bittet ihn, mehr Arbeiter zu schicken, um die Ernte einzubringen.«

Das hört sich jetzt weniger nach Strategie an. Waren die bisherigen Gedanken in dieser Predigt alle unnütz und es ist nur Gebet gefordert?

Manchmal empfinde ich Gebet und Strategie ein bisschen als Konflikt, aber das ist es nicht. In der Apostelgeschichte wurde z.B. die zweite Missionsreise vom Paulus so geplant, dass sie alle neu gegründeten Gemeinden wieder besuchen wollten. Das kann man schon als Strategie ansehen. Paulus und sein Team haben sich dabei auch lenken lassen und haben ihre Reiseroute geändert, wenn Gott ihnen das klargemacht hat.

Aber wir können aus dee gerade gelesenen Versen folgende Punkte mitnehmen:

  1. Es gibt, auch in unserer Stadt, viele Menschen, die Sorgen haben und die nicht wissen, dass sie Jesus Christus um Hilfe bitten können. Da hat sich in den knapp 2000 Jahren, unabhängig vom Kulturkreis, nicht viel geändert.
  2. Wir sind zu wenig, um das Evangelium in die Stadt zu tragen. Es sind nicht genügend Leute dafür da. Auch das gilt damals wie heute.
  3. Und deshalb ist es angesagt, um Menschen zu beten, die das Evangelium in die Stadt tragen.

Und diese Punkte müssen wir natürlich bei jeglicher strategischen Überlegung berücksichtigen.

Jesus Christus muss Menschen senden, berufen, sonst können wir nichts machen.

Er muss auch Türen öffnen und bei strategischen Planungen leiten und helfen. An ihm hängt alles.

Zusammenfassung

Ich fasse zusammen.