Persönliche Evangelisation Leichlingen, 9.6.97

Bibelstellen
Matth. 5, 13 ; - Salz der Welt
Matth. 5, 14-16 ; - Licht der Welt
Mark. 7, 36.37 ; - Er hat alles wohlgemacht
- Johannes der Täufer wurde bekannt gemacht
Lukas 4, 36.37 ; - Jesus wurde durch eine Dämonenaustreibung bekannt.
Lukas 5, 29 ; - Levis Mahl für seine Kollegen
Lukas 9, 1-6 ; - Auftrag für die 12 und die 70
Lukas 10, 16 ; - Wer euch hört, hört mich.
Lukas 12, 49-53 ; - Entzweiung
Lukas 13, 17 ; - Die Menge freut sich über Jesus' Taten.
Lukas 14, 13.14 ; - beim Mahl Arme einladen
Lukas 16, 31 ; - Nur das Zeugnis der Bibel zählt.
Lukas 19, 3 ; - Zachhäus sucht Jesus.
Lukas 19, 48 ; - Das ganze Volk hing an Jesus und hörte auf ihn.
Joh. 1, 35-51 ; - Komm und sieh
Joh. 2, 1-12 ; - Jesus und seine Jünger waren eingeladen
Joh. 2, 23 ; - Viele glaubten wegen seiner Taten an seinen Namen.
Joh. 3, 1 ; - Nikodemus kommt nachts zu Jesus.
Joh. 4 ; - Gespräch mit der Samariterin
Joh. 4, 48 - Ohne Zeichen und Wunder bei vielen kein Glaube !
Joh. 9 ; - Blindgeborener : Passives Zeugnis durch Veränderung

Einleitung
In den exclusiven Brüderversammlungen gibt es einige, die glauben, daß Evangelisation nicht nötig ist. Wenn Gott will, daß sich jemand bekehrt und zur Gemeinde dazu kommt, dann wird er ihn schon dahin führen. Selbstverständlich, so sagen sie, muß das Leben stimmen, das Zeugnis auf der Arbeit, usw. aber Evangelisation, in welcher Form auch immer, ist nicht nötig.
Was meint ihr, stimmt das ?
Das ist nach meiner Erkenntnis von der Bibel her nicht richtig. Nebenbei; nur ein kleiner Teil aller Brüderversammlungen in Deutschland ist exclusiv, und von denen denkt auch nur ein Teil so, wie gerade beschrieben.
Wir haben einen Auftrag zur Evangelisation und über Evangelisation möchte ich nun mit euch nachdenken, und zwar nicht über Groß-Evangelisation, so mit Halle und so, sondern über persönliche Evangelisation.
Ich möchte dazu in erster Linie Stellen aus den Evangelien verwenden.

Unser Auftrag (allgemein)
Matth. 5, 14 - 16 ; (lesen)
Wir sollen ein Licht für andere sein, um Gott zu verherrlichen.
Verherrlichen“ bedeutet, ganz platt gesagt, zeigen, wie herrlich, wie gut, wie toll Gott ist.
Ihr könnt da alle positiven Ausdrücke verwenden, die es gibt, sie würden nicht reichen, um Gott zu beschreiben.
Dieser Begriff „verherrlichen“, den gibt es in unserer Umgangssprache in erster Linie leider nur mit negativen Bedeutungen, wie z.B. Gewaltverherrlichung. In gewaltverherrlichenden Filmen wird Gewalt als gut, als Lösung vorgestellt. Dies ist natürlich verkehrt; wir als Christen sollen Gott verherrlichen, weil er gut und die Lösung ist.
Vielleicht hilft diese sprachliche Parallelität dabei, das Wort „verherrlichen“ besser zu verstehen.
In dem gerade vorgelesenen Bibeltext steht auch schon, wie das funktionieren soll, Gott zu verherrlichen.
Unser Leben soll so sein, daß es für uns nicht peinlich ist, wenn ein Außenstehender einen tiefen Einblick in unser Leben bekommen würde. Unsere Werke, also das, was in unserem Leben passiert, können ruhig öffentlich gemacht werden, sie sollen vorbildlich sein. Wir sollen eine Ausstrahlung haben, damit die Leute auf uns gucken und anfangen, unseren Vater im Himmel zu verherrlichen.
Ich habe jetzt mehrfach das Wort „sollen“ verwendet. Es hört sich in diesem Zusammenhang auch richtig an. Man soll dies, wir sollen das, usw.
Ich hatte letztens ein Gespräch mit zwei Zeugen Jehovas und weil ich die ganzen Diskussionen mit Zeugen Jehovas über verschiedendste Themen schon früher hinter mich gebracht hatte, wollte ich mit denen über ihr praktisches Glaubensleben reden. Ihre Antworten waren, man soll dies, man soll das, usw. Da habe ich den einen von beiden konkret gefragt: „Wie sieht Ihr Glaubensleben aus ? Was kann ich sehen, wenn ich einen Tag mit Ihnen verbringe ?“ Er wirkte durch diese Frage etwas irritiert und blieb dabei: „Man soll dies, man soll das, usw.“
Das Wort „soll“ kommt in dem gerade gelesenen Bibeltext nur einmal vor:
So soll euer Licht leuchten vor den Menschen“. Wir sollen ein Leben führen, daß nicht von anderen übersehen werden kann.
Nun könnte ich wie der Zeuge Jehovas sagen, man soll dies tun, man soll das tun und die Predigt hiermit abschließen.
So leicht möchte ich es mir aber nicht machen.

Unser Auftrag (praktisch)
Ich glaube, ein großes Problem für viele ist, daß die Bibel in einer anderen Zeit geschrieben worden ist. Wir finden in der Bibel kein Beispiel eines westdeutschen Angestellten aus dem 20. Jahrhundert, wie er sein Leben mit Jesus führt. Es steht halt nicht wörtlich drin, wie man im Büro, in der Schule oder in der Werkstatt am Besten von Jesus weiter erzählt. Es steht nicht drin, welche christlichen Bücher oder welches Traktat am Besten zur Weitergabe geeignet ist.
Es steht nichts über Radiomission oder Internet-Mission in der Bibel.
Trotzdem ist die Bibel komplett; Gott hat nichts, auch nicht einen Satz, vergessen, davon bin ich überzeugt.
Wir sind aber keine Computer und die Bibel ist kein Programm für uns. Manchmal würde man es sich ja wünschen: Erst mache ich das, dann das und dann das und dann bekehrt er sich.
So geht es nicht. In der Bibel steht alles drin, was wir wissen müssen. Aber um es zu verstehen und es anzuwenden, müssen wir zu Jesus gehören; sonst kann man mit der Bibel nur wenig anfangen.
Ich möchte nun anhand einiger Bibelstellen mit euch das Thema persönliche Evangelisation betrachten.

Einer der Hauptgründe, warum Leute an Jesus glaubten, waren Jesu Taten:
Z.B. Lukas 13, 17b; „die ganze Volksmenge freute sich über all die herrlichen Dinge, die durch ihn geschahen.“ oder Markus 7, 37; „sie gerieten in höchstem Maß außer sich und sprachen: Er hat alles wohlgemacht; er macht sowohl die Tauben hören als auch die Stummen reden.
Jesus hat den Menschen gedient; wenn jemand Hilfe brauchte und er sich an Jesus wandte, dann hat Jesus ihm geholfen.
Nun vollbrachte Jesu dabei auch sehr viele spektakuläre Wunder, die viele sensationslüsternde Leute anlockten, obwohl Jesus nie Sensationen vollbringen wollte. Nun scheinen sensationelle Wunder laut Beschreibung der Briefe in der Bibel eher die Ausnahme zu sein, obwohl sie noch genauso möglich sind und, wenn Gott es für richtig hält, sie auch heute noch passieren.
Was können wir denn für Taten tun, damit Leute an Jesus glauben ?
Um mich dieser Frage zu nähern, möchte ich zuerst Jesu Motive betrachten.
Jesus hat sich nicht selber den Dienst verordnet, sondern Dienst und Liebe am Nächsten war einfach seine Grundeinstellung und daraus folgten in einer natürlichen Art und Weise seine Taten. Und das hat sicherlich viele Menschen angezogen, die ihm dann auch zuhören wollten.
Diese Grundeinstellung Jesu bekommt man sicherlich nicht von heute auf morgen. Ich glaube auch nicht, daß man einmal darum bittet und, zack, hat man sie. In Galater 5, 22; ist von der Frucht des Geistes die Rede und diese Grundeinstellung der Liebe und des Dienstes für den Nächsten zählt sicherlich darunter. Sie wächst in der engen Beziehung zu Jesus.
Ich möchte nun versuchen, anhand einiger Beispiele Defizite in dieser Hinsicht in unserem Leben aufzudecken.
Jesus wurde in Joh. 2, 2 zu einer Hochzeit in Kana eingeladen. Nun war das eine ziemliche Mega-Hochzeit, wo vielleicht sogar das ganze Dorf war, aber trotzdem wird extra erwähnt, das Jesus eingeladen war. Zu einer Hochzeit lädt man ja in erster Linie die Leute ein, die einem wichtig sind. Wann wurdest du zuletzt zu so einem vergleichbaren Ereignis eingeladen ? Gibt es überhaupt Nicht-an-Jesus-Gläubige, die Dich zu so einem Ereignis einladen würden ? Wenn dem nämlich nicht so ist, dann kann es sein, daß dir dein Nächster recht egal ist, und du ihm deswegen auch egal bist. Ich nehme mich da nicht aus: Je älter, berufstätiger, verheirateter man wird, desto weniger Kontakt hat man mit Nicht-an-Jesus-Gläubigen.
Ein Problem dabei ist, daß wir oft an Kontakte mit der Haltung herangehen:
„Was bringt mir das ?“
Jesus sagte zu jemandem, der ihn zum Essen eingeladen hatte: (Lukas 14, 12-14;)
Wenn du ein Mittag- oder ein Abendessen machst, so lade nicht deine Freunde ein, noch deine Brüder, noch deine Verwandten, noch reiche Nachbarn, damit nicht etwa auch sie dich wieder einladen und dir Vergeltung zuteil werde.
Sondern, wenn du ein Mahl machst, so lade Arme, Krüppel, Lahme, Blinde ein ! Und glückselig wirst du sein, weil sie nichts haben, um dir zu vergelten; denn es wird dir vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.
Damals war es anscheinend Sitte, reiche und angesehene Leute einzuladen, um wieder eingeladen zu werden. Kinder machen das ja manchmal auch, Kinder von reichen Eltern einzuladen, damit ein fettes Geschenk herausspringt und damit man selber auch zur Megafeier eingeladen wird.
Bei Erwachsenen pflegt man Bekanntschaften eher nach dem Prinzip: „Was bringt mir so eine Bekanntschaft ? Verstehe ich mich gut mit ihm, ist es nett, mit ihm zusammen zu sein ? Hat man die gleichen Interessen, kann man sich gut unterhalten ?“ Und mit Nicht-an-Jesus-Gläubigen hat oft wenig gemeinsame Gesprächsthemen.
Die damaligen Armen, Krüppel, Lahme, usw. waren meistens Ausgestoßene, Ungebildete, die keine Ahnung von nichts hatten, weil sie zu sehr mit dem täglichen Überleben beschäftigt waren.
Sie waren sicherlich generell keine attraktiven Gesellschafter. In der selben Art und Weise denken wir oft, daß es erstrebenswerter ist, dem Zusammensein mit manchen Leuten besser auszuweichen.
Wann hast du zuletzt den Kontakt zu jemandem gesucht, mit dem dich kein besonderes Verhältnis verbindet ? Oder haben wir solche Kontakte nur, wenn es „dienstlich“ unumgänglich ist ?
Auch hierbei nehme ich mich selber nicht aus; auch bei mir gibt es da viele Defizite.
Aber selbst wenn wir Kontakte haben, bleibt es schwierig, sie mit Jesus bekannt zu machen.
Levi, der Zöllner, hat nach seiner Berufung durch Jesus alle seine Freunde eingeladen:
Lukas 5, 29;
Und Levi machte ihm ein großes Mahl in seinem Haus, und da war eine große Menge von Zöllnern und anderen, die mit ihnen zu Tisch lagen.
Levi dachte sich wahrscheinlich, so einen wie Jesus müssen meine Freunde und Kollegen auch kennenlernen. Die damaligen Zöllner waren zum großen Teil korrupt und haben viele illegale Geschäfte gemacht. Sie wurden deswegen im ganzen Volk verachtet und gehaßt.
Und von denen war eine große Menge da. Ich weiß nicht, ob ich solche gerne in dieser Zahl in meiner Wohnung hätte. Vielleicht beklauen die mich ja. Was hat das für einen Einfluß auf meine Kinder, wenn DIE in meiner Wohnung sind ? Und es gab ja auch schon damals Skeptiker, die Jesus' Handeln ablehnten. In Vers 30 sagen einige Pharisäer: „Warum eßt und trinkt ihr mit den Zöllnern und Sündern ?“ Hey, mit was für Leuten habt ihr Umgang ?
Früher war es ja nicht gern gesehen, so wie ich aus Erzählungen her weiß, wenn Gemeindekinder ungläubige Freunde hatten. Sie sollten lieber Freunde in der Gemeinde haben. Mich würde einmal eine Statistik interessieren, ob Gemeindekinder mit vielen ungläubigen Freunden öfter auf Abwege kommen, als Gemeindekinder, die nur mit anderen Gemeindekindern befreundet sind. Ich bin davon überzeugt, daß das eine nichts mit dem anderen zu tun hat. Natürliche Kontakte zu Nicht-an-Jesus-Gläubigen entstehen oft in natürlicher Art und Weise in der Jugend, und diese Leute sind dann oft bereit sich mit Jesus und der Bibel auch auseinander zu setzen. Es gibt sicherlich Fälle, wo ein Kontakt zu einer bestimmten Person schädlich für das Kind ist, aber ich denke, daß sind Ausnahmen.

Was ist nun, wenn wir alle diese Hürden umschifft haben ? Wir haben also nicht-an-Jesus-gläubige Freunde, die wir gerne mit Jesus bekannt machen möchten. Vielleicht so eine Party, wie Levi sie machte ? Wir können aber leider nicht mehr den leibhaftigen Jesus einladen. Aber wie hat Jesus sich auf der Party verhalten ? Ich wäre ja zu gern dabei gewesen. Wie hat Jesus mit den Gästen gesprochen ? Wie hat er überhaupt das Evangelium weitergesagt ?
Es gibt einen wichtigen Grundsatz:
Jesus hat fast nie das ganze Evangelium gepredigt, sondern immer nur Bruchstücke. Wenn Leute interessiert waren, dann haben sie nachgefragt und dann hat er es erklärt.
Wir haben oft die Neigung, das ganze Evangelium auf einmal zu erklären. So, das mußt du noch unterschreiben, dann bist du Christ. Vielleicht steckt auch dahinter die Haltung: „So, jetzt habe ich ihm alles gesagt, jetzt habe ich meiner Verantwortung Genüge getan, puuh, geschafft.“
Es kann auch sein, daß dahinter das Motiv steckt: „Ich habe eigentlich kein Interesse an dir, aber ich muß als Christ dir ja alles sagen, damit ich nicht schuld bin, wenn du verloren gehst.“
Ob so ein Motiv da ist, da muß sich jeder selber hinterfragen, ganz klar.
Jesus hatte immer Interesse an den Leuten, die er aufsuchte oder die ihm begegneten.
Und das ist das eigentliche Geheimrezept, das kein Geheimrezept ist.
Durch Liebe zum Nächsten, die als Frucht des Geistes wächst, und daraus folgenden Interesse an dem Nächsten ergeben sich Gemeinschaft und Gespräche, wo man dann über Jesus reden kann.
Die vorhin aufgezählten Fragen, wie „Werden wir manchmal eingeladen ?“ oder „Zu wem haben wir Kontakt ?“ sollten dazu dienen, uns auf Defizite in unserem Leben hinzuweisen.
Wenn wir nicht bereit sind, solche Defizite einzugestehen, wenn sie vorhanden sind, dann wird Jesus auch nichts in unserem Leben ändern.
Und an dieser Stelle möchte ich wieder zu den Taten zurückkommen. Die Art der Taten, die ich tue, spielt also gar nicht so eine große Rolle, es kommt auf das Motiv an. Wenn ich dieselbe Grundeinstellung wie Jesus zu meinem Nächsten habe, dann werden daraus auch die richtigen Taten folgen und dann fangen auch diese Nächsten an, sich für unseren Herrn zu interessieren.

Und dann werden auch Leute kommen und Fragen stellen oder sogar Hilfe suchen.
Wahrscheinlich die Ersten, die zu Jesus kamen, waren zwei Jünger von Johannes dem Täufer, Andreas und ein Ungenannter (Joh. 1, 35-51). Sie wollten mehr über Jesus wissen, weil sie Johannes der Täufer auf ihn hinwies. Anscheinend war Johannes der Täufer ein glaubwürdiger Mann und sie hatten ja einige Zeit mit Johannes verbracht, so daß sie dann bereit waren, auf ihn zu hören.
Ein anderes Beispiel ist Nikodemus. Er hat Jesu Predigten gehört und seine Taten gesehen, so daß er ihn nachts besuchte, um mehr von ihm zu erfahren (Joh. 3,1-21). Ihm hatte Jesus dann auch das komplette Evangelium erklärt, mit Rücksicht auf dessen Vorkenntnisse aus dem alten Testament.
Ein anderer war Zachhäus, der unbedingt Jesus sehen wollte (Lukas 19,3). Er schien sogar vorbereitet zu sein, daß er nach der persönlichen Begegnung mit Jesus sein Leben umschmeißt und neu ordnet. Er will alles Geld, was er durch seine Betrügereien ergaunert hat, mehrfach zurückgeben.
Ein weiteres Beispiel ist die Frau am Jakobsbrunnen (Joh. 4, 1-26), die, vom normalen Empfinden her, „zufällig“ Jesus begegnet, er sie durch ein einfühlsames Gespräch auf ihr Problem hinführt und sie dadurch verändert wird.
Ich denke, die meisten von denen, die mit Jesus leben, haben es schon einmal erlebt, daß Gott Gelegenheiten für gute Gespräche gegeben hat. Man ist dann echt begeistert über die Offenheit, mit der Leute dann Fragen stellen. Ich habe nur den Eindruck, daß man sich mit solchen Gelegenheiten dann oft zufrieden gibt. Aber wo bleiben dann die Leute, mit denen man gesprochen hat ? Sind wir nicht zu schnell zufrieden ? Man kann natürlich keinen zwingen, aber die meisten Leute bekehren sich nach längerem Kontakt zu Christen. Jesus ist keinem nachgelaufen, mit dem er gesprochen hat, aber er hat zum Beispiel sehr viel Zeit mit seinen Jüngern verbracht, um ihnen alles ausführlich zu erklären und vorzuleben.
In der Apostelgeschichte wird an mehreren Stellen beschrieben, das Paulus sich regelmäßig mit Nicht-Christen getroffen hat, um über Jesus zu sprechen. An einer Stelle (Apg. 19, 31) werden heidnische Tempelpriester als seine Freunde bezeichnet.
Sind wir dazu bereit, diese Zeit investieren, um neue Beziehungen zu knüpfen und Freundschaften zu schließen ? Das ist als Erwachsener auch nicht leicht. Als Kind war das einfacher: „Kommse raus, spielen ?“ Das geht als Erwachsener so nicht mehr. Über was unterhält man sich mit dem „neuen Freund“ ? Zwanglose Konversation, Small Talk ? Oder packt man die Bibel aus, und wenn der neue Freund nicht hören will, ist's aus mit der Freundschaft ?
Man kann natürlich auch zwanglos anbieten: „Hättest du Lust einmal die Woche mit mir in der Bibel zu lesen ?“ Ich kenne einige, die das machen und die damit sehr gute Erfahrungen gemacht haben. Es interessieren sich anscheinend doch recht viele für die Bibel, auch wenn sie es öffentlich nicht zugeben würden. Aber wären wir bereit, regelmäßig, zwanglos, mit Interessierten in der Bibel zu lesen und darüber zu reden ? Oder müssen wir dazu auf einen Pastor warten, der das dann übernimmt ?
Ich habe jetzt sehr viele Fragen gestellt: Das hatte nicht den Grund, um eure Aufmerksamkeit wieder anzuregen und um jetzt mit der Antwort darauf zu kommen. Das sind Fragen, die mich genauso beschäftigen und mit denen ich lange noch nicht fertig bin und worauf ich selber keine einfache Antwort habe.

Ich möchte einen Punkt noch kurz anschneiden. Wenn man versucht, durch Wort und Tat von Jesus weiter zu sagen, dann kann es natürlich auch passieren, daß man Ärger bekommt.
Darüber muß man sich bewußt werden. Das kann bis zur Verfolgung gehen.
Ich kenne jemanden, der auf der Arbeit hemmungslos christliche Bücher verschenkt hat. Seinen Kollegen ist er dabei nicht auf die Nerven gegangen aber seinen Vorgesetzten. Er wurde dann unter einem Vorwand aus seiner Beamtenstelle gefeuert. Nun arbeitet er als Krankenpfleger und wahrscheinlich war die Zeit während der Kündigung für ihn und seine Frau nicht leicht.
Allerdings hat er durch ein verschenktes Buch, Kontakt zu einer Kollegin bekommen, mit der und deren Freund er sich dann zum Bibellesen getroffen hat. Diese Frau und ihr Freund kamen dadurch zu Jesus und machten einen Hauskreis auf, durch den bestimmt schon 30-40 Leute zum Glauben gekommen sind, unter anderem auch einige Kolleginnen dieser Frau und damit auch ehemalige Kolleginnen des Gefeuerten.
Sind wir bereit auch Kritik oder auch größere Schwierigkeiten auf uns zu nehmen ?
In Lukas 12, 49-53 sagt Jesus voraus, daß sich sogar engste Verwandte wegen Jesus streiten und entzweien werden. Aber in Lukas 12, 4-6 ; sagt Jesus auch voraus, daß wir uns noch nicht einmal vor denen zu fürchten brauchen, die uns ans Leder wollen, weil Gott persönlich auf uns achtet.

Ich denke, ich habe in dieser Predigt viele Fragen angerissen, die man so einfach nicht beantworten kann.
Ich wünsche mir, daß wir die Defizite, die ich bei mir und bei anderen sehe, nicht einfach beiseite schieben, sondern daß wir Jesus um Veränderung bitten, in unserem Leben und in unserer Gemeinde.
Nur so können wir Licht und Salz in dieser Welt sein.
AMEN