Noah und die Flut

Betrachtungen zu Gerechtigkeit und zu Gewalt und ein Weg zu neuer Hoffnung...

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Einleitung

Wenn man mal so umher fragt, welches die bekanntesten Geschichten der Bibel sind, dann taucht unter den Top Five häufig auch die Geschichte von Noahs Arche auf.

Das ist schon erstaunlich. Warum ist gerade diese Geschichte aus der Bibel so bekannt?

Dieses Motiv einer rettenden Arche wird ja auch hin und wieder in Spielfilmen verwendet. Ich musste da an den Film „2012“ von Roland Emmerich denken. Manche haben den Film vielleicht gesehen. Am 21. oder 23.12.2012 sollte ja aufgrund von einer fehlerhaften Interpretation eines historischen Maya-Kalendars die Welt untergehen und diverse Filmregisseure haben dazu Weltuntergangsszenarien umgesetzt; so auch Roland Emmerich mit dem Blockbuster „2012“.

Und am Ende in diesem Film werden die überlebenden Menschen und auch Tiere in drei riesigen Archen gerettet, die gegen Ende auf der überschwemmten Erde davon fahren. Das ist ein Motiv, dass jeder versteht.

Die NASA hat diesen Film zum absurdesten Science-Fiction-Film gekürt und sogar eine Web-Seite mit Richtigstellungen online gestellt, weil der Film anscheinend viele Leute in Angst versetzt hatte.

Meistens geht man ja nicht ins Kino, weil man intellektuell herausgefordert werden will, sondern weil man bombastische Bilder sehen möchte. Und dafür sind solche Filme natürlich gut. „Independence Day“ hatte ähnliche Qualitäten vom selben Regisseur.

Aber kommen wir zu dem Original zurück. Was bedeutet Noah und die Arche für uns heute?

Das Wort „Arche“ heißt übrigens wörtlich „Kasten“, die Arche war also ein großer schwimmfähiger Kasten.

Manch einer hält diese Geschichte vielleicht für ein Märchen, von wegen überfluteter Welt, und auch die hohen Lebensalter der ersten in der Bibel beschriebenen Menschen können viele nicht akzeptieren.

Ich persönlich halte das für wahr, was dort geschrieben ist, aber um aus dieser Geschichte zu lernen, ist es nicht nötig, dass man das alles wortwörtlich annimmt. Wir müssen uns aber auf diese Geschichte einlassen.

Noah

Fangen wir mit Noah an (1. Mose 6, 9; NEÜ):

Noah war ein gerechter Mann. Seine Zeitgenossen fanden nichts Tadelnswertes an ihm. Er lebte beständig mit Gott.

Wir finden hier drei Attribute:

gerecht

Andere Übersetzungen schreiben hier auch „rechtschaffen“. Man könnte sagen, Noah war ein Mensch, der sich anderen Personen gegenüber korrekt verhalten hat. Er hat nicht betrogen, er war nicht hinterlistig und höchstwahrscheinlich war er auch verlässlich.

Als ich darüber nachdachte, fiel mir das Gegenteil dazu ein, was ja manchmal in Filmen sieht. Da wird dann versucht, komische Verwicklungen, die durch Lügen einer Person entstehen, zu konstruieren. Ich kann so etwas nur schwer ertragen, insbesondere, wenn die Lüge gar nicht notwendig ist, sofern man das Wort „Lüge“ und „notwendig“ in einem Satz überhaupt sagen kann.

Ich finde ehrliche und rechtschaffende Personen, wie Noah eine war, sehr beeindruckend.

Das zweite Attribut setzt noch einen drauf:

Nichts Tadelnswertes

Andere Übersetzungen schreiben hier „aufrichtig“, „tadellos“ und eine Übersetzung schreibt hier „fehlerlos“, was auch eine mögliche Bedeutung des hebräischen Wortes ist.

Niemand ist „fehlerlos“, so sehen es wohl alle und ich eigentlich auch.

Auch Menschen, die vorbildlich leben, haben und machen Fehler. Ich durfte vor vielen Jahren einmal Schwester Helene aus Köln kennenlernen, eine Diakonisse, die ihr Leben Obdachlosen, schwer erziehbaren Jugendlichen und weiteren Menschen am Rand der Gesellschaft gewidmet hat. Und die war total nett. Die war auch einmal hier in der Gemeinde in einer Bibelstunde.

Ich hatte damals zu ihr gesagt, dass ich von ihr total beeindruckt war und sie antwortete mir: „Wenn Sie wüssten, wie ich in der Buße stehe...“ Das ist ein etwas altmodischer Ausdruck und bedeutet sinngemäß, dass sie regelmäßig zu Gott gebetet und um Vergebung gebeten hat, für ihre Fehler gegenüber anderen Menschen, vielleicht für verletzende Worte, usw. und dass sie verändert werden wollte.

Wenn sogar ein Mensch, der so sehr für andere lebt, niemals fehlerlos sein kann, wie kann denn dann hier Noah fehlerlos sein?

Ich denke, dass Noah eine besondere Person war. Er war ein Vorbild auf Jesus Christus hin. Sein Leben war tadellos wie es auch Leben Jesu war. Und nur durch ihn konnte man auf die Arche und damit gerettet werden, so wie man nur durch Jesus Christus gerettet werden kann (Apostelgeschichte 4, 12).

Und Noah wird 2. Petrus 2, 5 Verkündiger der Gerechtigkeit genannt, was auch mit Jesus vergleichbar ist.

Wir finden generell viele Hinweise, Vorläufer im alten Testament, die auf Jesus Christus hinweisen, und damit dient das alte Testament häufig zur Illustration der Wahrheit des neuen Testaments. Und deshalb ist es auch wichtig, sich auf die Geschichte einzulassen, auch wenn es einem vielleicht schwer fällt, sie in allen Details als so wirklich passiert anzunehmen.

Und das dritte Attribut:

Beständig mit Gott

In der Bibel ist das rechtschaffende Leben eigentlich immer mit der Verbindung zu Gott verknüpft. Gerechte Gottesleugner gibt es in der Bibel nicht.

Das ist natürlich herausfordernd, insbesondere, weil es ja leider nicht selten vorkommt, dass Menschen sagen, sie würden mit Gott gehen, sich aber andererseits nicht rechtschaffen verhalten.

Manch einem fallen dazu die diversen Missbrauchsskandale in Kirchen und kirchlichen Einrichtungen ein.

Ich meine mal gelesen zu haben, dass rein statistisch der Missbrauch im kirchlichen Rahmen nicht häufiger als bei anderen Personen auftritt, aber durch den eigenen Anspruch, der sich aus der Bibel ergibt und den besonders schweren Vertrauensmissbrauch der Täter ist das schon ein anderes Kaliber. Und selbstverständlich ist das auch ein Fall für die Staatsanwaltschaft.

Aber wir brauchen das Thema nicht so hoch hängen. Wir haben wahrscheinlich alle schon einmal bei bestimmten Menschen gedacht, der ist zwar kein Christ, aber verhält sich viel besser als viele Christen. Wie passt das zur Verknüpfung von Rechtschaffenheit mit Gottesnähe in der Bibel?

Ich glaube, der richtige Umgang mit diesem Thema ist der Blick auf sich selbst. Ich bin nicht fehlerlos und möchte meine Fehler zu Gott bringen, ich möchte Menschen, die ich irgendwie verletzt habe, um Entschuldigung bitten und ich möchte von Gott verändert werden, dass ich immer seltener Murks mache und andere Menschen verletze. Und dazu möchte ich wie Noah immer beständiger mit Gott unterwegs sein.

Und dann wächst hoffentlich die Rechtschaffenheit, die in der Bibel beschrieben ist.

Der Zustand der Welt

Aber lesen wir mal weiter und kommen zu einer weiteren schwierigen Aussage:

10 Drei Söhne hatte er (Noah): Sem, Ham und Jafet. 11 Die Erde aber verdarb vor Gott und füllte sich mit Verbrechen. 12 Gott sah sich das an: Die Erde war vollkommen verdorben, denn alle Menschen waren vom rechten Weg abgekommen. 13 Da sagte Gott zu Noah: „Ich habe beschlossen, Mensch und Tier zu vernichten, denn ihretwegen ist die Erde voller Gewalt.“

Ich habe ja am Anfang gesagt, dass die Geschichte mit Noahs Arche ziemlich bekannt ist, aber es wäre auch einmal interessant, ob die Ursache für die Flut auch bekannt ist.

„vom rechten Weg abgekommen“ kann auch ganz banal mit „sie handeln böse“ übersetzt werden, „vollkommen verdorben“ mit „voller Verbrechen und die Erde war voller Gewalt“. Die Gewalt schien ein besonderes Problem zu sein. Es wird nicht die Lüge oder der Betrug betont, sondern die Gewalt.

Wir denken normalerweise in der Kategorie „Täter“ und „Opfer“ und in unserem Rechtsstaat soll es so sein, dass der Täter verurteilt und eingesperrt wird, damit zum einen eine gewisse Abschreckung da ist und zum anderen der Täter in sich geht und im Rahmen einer Resozialisierung solche Taten in Zukunft lässt. Und mögliche Opfer sollen vor dem Täter beschützt werden.

Wie gut das funktioniert, weiß ich nicht, aber es gibt sicherlich viele Länder auf der Welt, wo es schlechter als bei uns läuft.

Wie passt unsere Wahrnehmung zu dem Urteil aus dem Bibeltext: „Alle Menschen handeln böse“?

Man kann diese Frage verallgemeinern: Ist der Mensch im Kern gut und wird durch die Umstände böse oder trägt der Mensch die Bosheit von Anfang an in sich?

Man könnte hier eine Grundsatzdiskussion führen, und als junger Mensch bin ich solchen Diskussionen auch nicht aus dem Weg gegangen. Die Bibel sagt schon ziemlich klar, dass der Mensch im Kern böse ist und das gute Tun lernen muss. Die natürliche Empathie, die im gewissen Maße vorhanden ist, reicht da nicht

Auch Kinder muss man liebevoll erziehen, denn ohne Liebe und Erziehung wird es schwierig mit ihnen.

Das alles klingt für mich auch heute noch logisch, aber ich möchte solche Diskussionen eigentlich nicht mehr führen. Ich will viel lieber mit Gott unterwegs sein und die Bosheit, die ich hin und wieder schon in mir spüre, mit Gottes Hilfe weniger werden lassen.

Und obwohl mir die Aussage, dass der Mensch im Kern böse ist, plausibel erscheint, möchte ich anderen Menschen nicht pauschal misstrauen. Das klingt irgendwie unlogisch, aber wenn das Urteil über den Menschen allgemein stimmt, dann bin ja auch ich im Kern böse und habe aber hoffentlich gutes Verhalten gelernt und kann auch nett sein. Und dann können andere das auch, häufig sind sie sogar netter als ich.

Die Flut

Aber was ist nun mit der Flut? Warum sollen alle Menschen und alle Tiere vernichtet werden?

Das widerstrebt einem natürlich, mir auch.

Es ist sicherlich nicht angemessen, Gott hier zu richten. Gott hat den Menschen geschaffen und kann ihn auch wieder vernichten.

Das klingt für mich zwar irgendwie logisch, aber es bleibt die Frage nach dem Warum?

Ich kann das nicht wirklich erklären, aber ein Gedanke nehme ich schon aus diesem Abschnitt mit.

Nach der Flut sagt Gott in 1. Mose 8, 21.22; NEÜ:

Nicht noch einmal werde ich nur wegen des Menschen den Erdboden verfluchen. Alles, was aus seinem Herzen kommt, ist ja böse – von seiner frühesten Jugend an. Nicht noch einmal werde ich alles Lebendige auslöschen, wie ich es tat. 22 Von jetzt an, solange die Erde besteht, soll nicht aufhören: Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.

Es ist ein Trugschluss, wenn man glaubt, man müsse nur alle bösen Menschen vernichten, und dann bleiben die Guten übrig und die Erde wird friedlich.

Das genau hat Gott damals mit der Flut schon ausprobiert und es hat nicht funktioniert.

Das heißt Lösungen wie „alle Politiker ins Gefängnis“ funktionieren nicht, weil die nächsten Politiker genauso werden.

Bei Revolutionen sieht man das häufig. Die nächsten Herrscher sind oft so wie in Animal Farm. Oder „die Revolution frisst ihre Kinder“ ist auch so ein markanter Satz.

Also mittels Gewalt wird man die Gewalt nicht los.

Das können wir zumindest aus dieser Flut-Episode lernen.

Gottes Bund

Und dann verspricht uns Gott noch einen Bund.

Diese Zusage wird ein bisschen detaillierter beschrieben (1. Mose 9, 13-17; NEÜ):

13 „Und als Zeichen für den Bund zwischen mir und der Erde setze ich meinen Bogen in die Wolken. 14 Jedes Mal wenn ich Wolken über der Erde zusammenziehe und wenn dann der Bogen erscheint, 15 werde ich an mein Versprechen denken, das ich euch und allen Lebewesen gegeben habe: Nie mehr sollen die Wassermassen zu einer Flut werden, die alles Leben vernichtet. 16 Der Regenbogen wird in den Wolken stehen, und ich werde ihn ansehen und an den ewigen Bund denken, den ich mit euch und allen Lebewesen auf der Erde geschlossen habe. 17 Und dieser Bogen“, sagte Gott zu Noah, „ist das Zeichen für den gültigen Bund.“

Mit dem Bogen ist natürlich der Regenbogen gemeint.

Dieser Bund ist natürlich ein Vorläufer auf den neuen Bund, den wir heutzutage mit Jesus Christus haben dürfen. Wir kennen das aus dem Abendmahl, wo Jesus zitiert wird (Matthäus 26, 28; NEÜ):

Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.

Der Regenbogen ist ein Zeichen für den Bund mit Gott, dass er das Leben nicht mehr vernichten wird, und damit ist er ein Symbol für das Leben.

Jesus Christus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben (Johannes 14, 6). Hier haben wir also wieder eine Parallele zum neuen Testament.

Zusammenfassung

Ich fasse zusammen: