Leichlingen, 24.4.2011

Mitarbeit im Leib Christi (6. Schritt)

Einleitung

Heute ist in unserer Predigtreihe der 6. Schritt dran: Im Leib Christi mitarbeiten. Jemand hat zu dieser Predigtreihe eine Tabelle angelegt und zu diesem sechsten Schritt war folgender Bibelvers angegeben: Römer 12, 4-5

4 Es ist wie bei unserem Körper: Er besteht aus vielen Körperteilen, die einen einzigen Leib bilden und von denen doch jeder seine besondere Aufgabe hat. 5 Genauso sind wir alle – wie viele ´und wie unterschiedlich` wir auch sein mögen – durch unsere Verbindung mit Christus ein Leib, und wie die Glieder unseres Körpers sind wir einer auf den anderen angewiesen.

Die Gemeinde wird hier mit einem menschlichen Körper verglichen, in frommdeutsch „Leib“. Weil dieses Bild sehr treffend ist, wurde es in unzähligen Predigten und Büchern schon behandelt, aber trotzdem macht es Sinn immer mal wieder darüber nachzudenken und es mit unserer konkreten Gemeindesituation zu vergleichen.

Allerdings fällt mir bei dem Vergleich von Menschen mit Körperteilen häufig etwas ganz anderes ein. Ihr kennt das vielleicht: Man hört ein Stichwort und man hat etwas ganz anderes vor Augen, als man vielleicht haben sollte. Z.B. wenn ich den Namen Habakuk höre, dann denke ich nicht zuerst an den Propheten Habakuk, sondern an den Einsiedler aus den Donald-Duck-Heften. Manche kennen ihn: Den Einsiedler mit dem Hund und dem Haus auf dem Berg. Diese Figur kommt da nicht oft vor, aber sie ist sehr markant.

Genauso denke ich bei dem Vergleich von Körperteilen mit Menschen nicht immer zuerst an die Gemeinde als Leib, sondern mir drängt sich da immer ein Sketch von Otto Waalkes in den Sinn, den ich als Kind in den Siebzigern sehr komisch fand und sogar auswendig rezitieren konnte.

Manch einer kennt ihn vielleicht (von Otto Waalkes):

"Ohr an Großhirn, Ohr an Großhirn, habe soeben das Wort
'Saufkopf' entgegen nehmen müssen!"
"Großhirn an Ohr, von wem?"
"Ohr an Großhirn, ich kann nichts sehn, mal Auge fragen."
"Großhirn an Auge, wer hat da eben 'Saufkopf' gesagt?"
...

Das geht dann immer so weiter. Irgendwann verlangt das Großhirn von der Faust zuzuschlagen, die Faust traut sich aber nicht. Die Leber verlangt mehr Alkohol und die Milz unterhält sich zwischenzeitlich mit den Augen.

Ich finde das heute nicht mehr so komisch – bin wohl doch älter geworden – und deshalb spare ich mir, den kompletten Sketch vorzutragen.

Aber wie stellen wir uns das eigentlich vor, wenn wir von der Gemeinde als Leib, als Körper Christi reden?

Gibt es ein paar Ohren, die Worte von außen hören und der Rest des Leibes ist nur mit sich selbst beschäftigt? Oder haben wir jemanden, der die Leber ist? Die Leber hat ja verschiedene Aufgaben, u.a. die Entgiftung des Körpers. Vielleicht gibt es jemanden, der die giftigen Botschaften aus der bösen Welt aus der Gemeinde entfernt. Oder gibt es zwei Personen, die die Augen sind und die als einzige den Durchblick haben?

Ich übertreibe natürlich, aber was bedeutet die Aussage „Gemeinde als Leib“ wirklich? Wie kann es sinnvoll gelebt werden?

Geistesgaben allgemein

Betrachten wir zuerst einmal den Bibeltext von vorhin mit den nachfolgenden Versen (Römer 12, 4-8; NGÜ):

4 Es ist wie bei unserem Körper: Er besteht aus vielen Körperteilen, die einen einzigen Leib bilden und von denen doch jeder seine besondere Aufgabe hat. 5 Genauso sind wir alle – wie viele ´und wie unterschiedlich` wir auch sein mögen – durch unsere Verbindung mit Christus ein Leib, und wie die Glieder unseres Körpers sind wir einer auf den anderen angewiesen. 6 Denn die Gaben, die Gott uns in seiner Gnade geschenkt hat, sind verschieden. Wenn jemand die Gabe des prophetischen Redens hat, ist es seine Aufgabe, sie in Übereinstimmung mit dem Glauben zu gebrauchen. 7 Wenn jemand die Gabe hat, einen praktischen Dienst auszuüben, soll er diese Gabe einsetzen. Wenn jemand die Gabe des Lehrens hat, ist es seine Aufgabe, zu lehren. 8 Wenn jemand die Gabe der Seelsorge hat, soll er anderen seelsorgerlich helfen. Wer andere materiell unterstützt, soll es uneigennützig tun. Wer für andere Verantwortung trägt, soll es nicht an der nötigen Hingabe fehlen lassen. Wer sich um die kümmert, die in Not sind, soll es mit fröhlichem Herzen tun.

Das Wort Gabe, auf griechisch „Charisma“, heißt wörtlich übersetzt einfach nur „Gabe“ oder „Geschenk“. In vielen Bibelübersetzungen wird dieses Wort mit Gnadengabe oder Geistesgabe übersetzt. Nun habe ich mich zu Hause gefragt, was der Unterschied zwischen einer Begabung, welche man ja häufig zurecht auch als Gottesgeschenk ansehen kann und so einer Gnadengabe in diesem Text ist. In einem anderen Bibeltext, in 1. Korinther 12, welchen wir uns nachher noch ansehen werden, steht explizit, daß diese Gnadengaben vom Geist Gottes gegeben werden und daher muß man schon einen Unterschied zu den angeborenen, natürlichen Begabungen sehen.

In diesem Text wird die Einzigartigkeit eines Körperteils mit einer Gabe gleichgesetzt. Die einzelnen Körperteile sind verschieden und aufeinander angewiesen und daher sind sind auch die Gaben, die der Geist Gottes gibt verschieden und ergänzen sich einander. So ist die Argumentation in diesem Text. Von daher ist es wichtig, daß wir uns diese Gaben einmal näher anschauen, denn sie sind die Voraussetzung dafür, den richtigen Platz im Leib Christi einzunehmen.

Bei der Betrachtung dieser Gaben merken wir, daß häufig die natürlichen Begabungen bei der Ausübung der Gnadengaben mit verwendet werden.

Prophetisches Reden

Hierbei macht Gott einem Dinge klar, die für viele oder wenige Personen gelten können. Es gehört der Mut dazu, solche Dinge dann auch anzusprechen. Viele Dienste, wie z.B. auch die Predigt, haben eine prophetische Komponente, auch wenn der Prediger kein Prophet ist.

Allerdings steht man gerade bei dieser Gabe nicht außerhalb der Prüfung durch die Gemeinde.

Praktischer Dienst

Hier können sehr viele natürliche Begabungen eingebracht werden. Das reicht von handfesten Aufgaben wie der Dienst am Neubau, über Wartungs- und Putzaufgaben bis hin zu künstlerischen Aufgaben wie die Musik im Gottesdienst. Die Geistesgabe bewirkt die Bereitschaft, den Blick für den Dienst und auch die Freude an dem Dienst, auch wenn es da sicherlich auch einmal Durststrecken gibt.

Lehre

Wenn man gerne mit Sprache umgeht oder Dinge einfach gut erklären kann, dann hat man eine Begabung, die zur Ausübung dieser Geistesgabe sehr sinnvoll ist. Dasselbe gilt, wenn man mit einer bestimmten Zielgruppe, wie z.B. Kindern, gut umgehen kann.

Die Geistesgabe „Lehre“ ist dann gegeben, wenn man die Notwendigkeit zur Lehre in biblischen bzw. geistlichen Sachverhalten sieht. Wenn man sich z.B. über schlechte Lehre ärgert und das besser machen möchte, dann könnte das schon ein Hinweis darauf sein, daß man diese Gabe hat.

Wenn die angeführten natürlichen Begabungen hat, aber nicht die Geistesgabe der Lehre, dann kann man diese auch in praktischen Diensten wie z.B. in einer Hausaufgabenhilfe einbringen.

Seelsorge

Um ein guter Seelsorger zu sein, braucht man schon ein paar natürliche Begabungen. Man muß z.B. die Begabung haben, nicht so viel selber reden zu wollen. Man sollte verschwiegen sein und man sollte sich aufrichtig für den anderen interessieren.

Interessanterweise steht in anderen Übersetzungen statt „Seelsorge“ das Wort „Ermahnen“, was aber auch ermuntern bedeuten kann. Es geht also nicht nur ums Zuhören, sondern auch darum, daß der Seelsorger etwas sagt. Und um hier kein Porzellan zu zerschlagen, reichen Menschenkenntnis und ein scharfer Verstand nicht alleine. Man braucht sicherlich die Geistesgabe der Seelsorge, damit man die Situation und den Menschen mit Gottes Blick sehen kann.

Geben / Materielle Unterstützung

Etwas geben kann doch jeder, wozu gibt es hier eine Extra-Geistesgabe?

Mehr zu geben, über die eigenen Grenzen, die man sich persönlich gesteckt hat, hinaus, und dabei auf Gott zu vertrauen, das ist nicht leicht. Die meisten Menschen geben von ihrem Überfluß ab, aber selber verzichten, um zu geben, da wird es dann schwierig. Es gibt Leute, die sind da vom Geist Gottes besonders begabt. Und wenn dazu noch die natürliche Begabung zum Geld verdienen kommt, dann können sie für das Reich Gottes sehr wertvoll sein.

Ich denke, daß es hier aber viele Abstufungen gibt. Der eine unterstützt viel, der andere vielleicht nur ein bißchen, aber jeder muß das selbst entscheiden und selbst vor Gott verantworten.

Verantwortung tragen

„Verantwortung tragen“ ist auf den ersten Blick auch eine seltsame Gabe. In anderen Übersetzungen steht da „Vorstehen“.

Ein nicht unbeträchtlicher Teil unseres Lebens besteht daraus, daß wir Verantwortung für uns selbst – und wenn wir Familie haben – auch für andere Personen mit übernehmen müssen.

In der Firma haben wir vielleicht Verantwortung für andere Mitarbeiter, wenn wir z.B. eine Führungsposition haben.

Nun gibt es aber Menschen, die können darüber hinaus noch Verantwortung übernehmen. Die leiten z.B. Gruppen oder gar die Gemeinde. Sie haben von Gott diese Aufgabe und den Blick dafür bekommen. Eine natürliche Begabung zur Menschenführung kann diese Aufgabe unterstützen, aber ein erfahrener Chef ist nicht zwangsläufig der beste Gemeindeleiter. Denn der Geist Gottes teilt seine Gaben aus, wie er will. Gerade bei dieser Gabe merkt man auch, daß sie nicht zu einer lebenslangen Aufgabe führen muß. Vielleicht bekommt man sie auch nur eine Zeitlang.

Kümmern

Die letzte Geistesgabe in dieser Liste ist das Kümmern. Andere Übersetzungen verwenden hier das Wort Barmherzigkeit.

Bei Menschen, die unschuldig in Not geraten sind, da hilft man gerne, oder?

Ich finde die Übersetzung mit dem Kümmern gar nicht schlecht, dann „Barmherzigkeit“ könnte man auch auf anonyme Spenden beziehen.

Was ist mit schwierigen Menschen, die sich vielleicht selber in Schwierigkeiten gebracht haben? Sagen wir dann „selbst Schuld“ und gut ist? Wer kümmert sich um die?

Manch einer hat vielleicht nur eine Gabe für das Kümmern um bestimmte Menschen.

Sehr wichtig dabei ist, daß das Kümmern grundsätzlich mit fröhlichem Herzen geschieht. Ich sage grundsätzlich, weil es natürlich auch immer einmal Regentage geben kann, aber wenn es nur regnet, dann ist etwas faul.



Wir haben jetzt einige allgemeine Geistesgaben uns angesehen und vielleicht hast Du Dich an verschiedenen Punkten wieder erkannt.

Diese Geistesgaben sind für die Gemeinde unerläßlich

Dies wird in einem anderen Text noch deutlich (Epheser 4, 11-17):

11 Er ist es nun auch, der ´der Gemeinde` Gaben geschenkt hat: Er hat ihr die Apostel gegeben, die Propheten, die Evangelisten, die Hirten und Lehrer. 12 Sie haben die Aufgabe, diejenigen, die zu Gottes heiligem Volk gehören, für ihren Dienst auszurüsten, damit ´die Gemeinde`, der Leib von Christus, aufgebaut wird. 13 Das soll dazu führen, dass wir alle in unserem Glauben und in unserer Kenntnis von Gottes Sohn zur vollen Einheit gelangen und dass wir eine Reife erreichen, deren Maßstab Christus selbst ist in seiner ganzen Fülle. 14 Denn wir sollen keine unmündigen Kinder mehr sein; wir dürfen uns nicht mehr durch jede beliebige Lehre vom Kurs abbringen lassen wie ein Schiff, das von Wind und Wellen hin und her geworfen wird, und dürfen nicht mehr auf die Täuschungsmanöver betrügerischer Menschen hereinfallen, die uns mit ihrem falschen Spiel in die Irre führen wollen. 15 Stattdessen sollen wir in einem Geist der Liebe an der Wahrheit festhalten, damit wir im Glauben wachsen und in jeder Hinsicht mehr und mehr dem ähnlich werden, der das Haupt ist, Christus. 16 Ihm verdankt der Leib sein gesamtes Wachstum. Mit Hilfe all der verschiedenen Gelenke ist er zusammengefügt, durch sie wird er zusammengehalten und gestützt, und jeder einzelne Körperteil leistet seinen Beitrag entsprechend der ihm zugewiesenen Aufgabe. So wächst der Leib heran und wird durch die Liebe aufgebaut.

Hier geht es um Gemeindewachstum. Paulus beginnt mit den Gaben, die so eine Gemeinde in Gang bringen: Gemeindegründer, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer.

Danach erklärt er, daß der Leib zu Jesus Christus, zum Haupt, hinwachsen muß und ohne Jesus gibt es kein Gemeindewachstum. Aber das für uns heute entscheidende kommt am Schluß:

jeder einzelne Körperteil leistet seinen Beitrag entsprechend der ihm zugewiesenen Aufgabe. So wächst der Leib heran und wird durch die Liebe aufgebaut.

Wir haben in der Vergangenheit in der Gemeinde schon einmal Gabentests durchgeführt und wir wollen das in Zukunft auch wieder tun. Solche Gabentests darf man nicht überbewerten, aber sie sollen den Blick für die Geistesgaben, die man selbst bekommen hat, schärfen.

Es geht nicht darum, Leute zu finden, die den Gemeindebetrieb aufrecht erhalten, es geht um Aufgaben in Gottes Reich. Die können im „Gemeindebetrieb“ liegen, die können aber auch außerhalb der Gemeinde in anderen Organisationen, oder in der Nachbarschaft oder sonst wo liegen.



Ich möchte mit euch noch einen anderen Bibeltext betrachten, wo das Thema Körperteile und Gaben noch etwas vertieft wird: 1. Korinther 12

Ich beginne mit Vers 4-7 (NGÜ):

4 Es gibt viele verschiedene Gaben, aber es ist ein und derselbe Geist, ´der sie uns zuteilt`. 5 Es gibt viele verschiedene Dienste, aber es ist ein und derselbe Herr, ´der uns damit beauftragt`. 6 Es gibt viele verschiedene Kräfte, aber es ist ein und derselbe Gott, durch den sie alle in ´uns` allen wirksam werden. 7 Bei jedem zeigt sich das Wirken des Geistes ´auf eine andere Weise`, aber immer geht es um den Nutzen ´der ganzen Gemeinde`.

Diese Unterscheidung zwischen Gaben, Dienste und Kräfte fand ich sehr interessant. Hier wird das Wort Gabe etwas anders als in dem Text vorhin, Römer 12, 4-7, verwendet. Dort war es mehr allumfassend, also auch die Befähigung zu einem Dienst wurde als eine Geistesgabe betrachtet. Hier in diesem Text wird auch gesagt, daß alles durch den Geist gewirkt ist, aber hier wird zwischen Gabe, Dienst und Kräfte unterschieden. Letzendlich geht es aber in allen drei Fällen um den Nutzen der Gemeinde und damit geht es um die Anwendung der Gabe als Dienst.

Es folgt nun eine Aufzählung verschiedener Gaben:

8 Dem einen wird durch den Geist die Fähigkeit geschenkt, Einsichten in Gottes Weisheit weiterzugeben. Der andere erkennt und sagt mit Hilfe desselben Geistes, was in einer bestimmten Situation zu tun ist. 9 Einem dritten wird – ebenfalls durch denselben Geist – ´ein besonderes Maß an` Glauben gegeben, und wieder ein anderer bekommt durch diesen einen Geist die Gabe, Kranke zu heilen. 10 Einer wird dazu befähigt, Wunder zu tun, ein anderer, prophetische Aussagen zu machen, wieder ein anderer, zu beurteilen, ob etwas vom Geist Gottes gewirkt ist oder nicht. Einer wird befähigt, in Sprachen zu reden, ´die von Gott eingegeben sind,` und ein anderer, das Gesagte in verständlichen Worten wiederzugeben. 11 Das alles ist das Werk ein und desselben Geistes, und es ist seine freie Entscheidung, welche Gabe er jedem Einzelnen zuteilt.

Diese Gabenauswahl scheint den Schwerpunkt auf ein punktuelles Ereignis zu legen. Wenn man sich die Kapitel davor und danach im Korintherbrief ansieht, dann könnte der Schwerpunkt in diesem Text auf der Ausübung im Gottesdienst liegen, weil es in Kapitel 11 und 14 um den Gottesdienst geht (Kapitel 13 ist ja eine allgemeine Betrachtung der Liebe an sich).

In der NGÜ steht zum Vers 9, wo es um die Krankenheilung geht, eine interessante Anmerkung:

W (die) Gaben der Heilungen. Die doppelte Mehrzahl weist vielleicht darauf hin, dass die Heilungsgabe nicht unbedingt auf Dauer und nicht für jeden einzelnen Krankheitsfall gegeben wird.

Die Frage nach der Dauerhaftigkeit der Gabenzuweisung stellt sich ohnehin. In 1. Korinther 14, 1 steht z.B. dazu:

Das soll also euer Ziel sein: ein Leben, das von der Liebe bestimmt wird. Bemüht euch aber auch um die Fähigkeiten, die uns durch Gottes Geist gegeben werden, und wenn ich das sage, denke ich vor allem an die Gabe des prophetischen Redens.

Wir entwickeln uns hoffentlich weiter, lernen dazu, wachsen im Glauben, so daß sich auch unsere Aufgaben ändern und wir vielleicht einmal andere Gaben brauchen, als wir jetzt haben. Und wir sehen auch, daß es nicht verkehrt ist, sich nach neuen Gaben auszustrecken. Hierbei sehe ich aber den ersten Teil dieses Verses, ein Leben, das von der Liebe bestimmt ist, als Voraussetzung dazu.

Das Zusammenleben der Körperteile

Kommen wir zu 1. Korinther 12 zurück: (V.12; NGÜ)

Denkt zum Vergleich an den ´menschlichen` Körper! Er stellt eine Einheit dar, die aus vielen Teilen besteht; oder andersherum betrachtet: Er setzt sich aus vielen Teilen zusammen, die alle miteinander ein zusammenhängendes Ganzes bilden. Genauso ist es bei Christus.

Hier ist wieder der Vergleich zwischen Gabenträger, und damit Aufgabenwahrnehmer, und einem Körperteil.

(V.13-26; NGÜ)

13 Denn wir alle – ob Juden oder Nichtjuden, Sklaven oder Freie – sind mit demselben Geist getauft worden und haben von derselben Quelle, dem Geist Gottes, zu trinken bekommen, und dadurch sind wir alle zu einem Leib geworden. 14 Und wie jeder Körper besteht dieser Leib aus vielen Teilen, nicht nur aus einem. 15 Wenn der Fuß behaupten würde: »Weil ich nicht die Hand bin, gehöre ich nicht zum Körper!«, würde er trotzdem nicht aufhören, ein Teil des Körpers zu sein. 16 Und wenn das Ohr behaupten würde: »Weil ich nicht das Auge bin, gehöre ich nicht zum Körper!«, würde es trotzdem nicht aufhören, ein Teil des Körpers zu sein. 17 Wenn der ganze Körper nur aus Augen bestünde, wo bliebe dann das Gehör? Wenn er nur aus Ohren bestünde, wo bliebe der Geruchssinn? 18 Tatsache jedoch ist, dass Gott, entsprechend seinem Plan, jedem einzelnen Teil ´eine besondere Aufgabe` innerhalb des Ganzen zugewiesen hat. 19 Was wäre das schließlich für ein Körper, wenn alle Teile dieselbe Aufgabe hätten? 20 Aber so ist es ja nicht. Es gibt einerseits viele verschiedene Teile und andererseits nur einen Körper. 21 Das Auge kann nicht einfach zur Hand sagen: »Ich brauche dich nicht!« oder der Kopf zu den Füßen: »Ich brauche euch nicht!« 22 Nein, gerade die Teile des Körpers, die schwächer zu sein scheinen, sind besonders wichtig; 23 gerade den Teilen, die wir für weniger ehrenwert halten, schenken wir besonders viel Aufmerksamkeit; gerade bei den Teilen, die Anstoß erregen könnten, achten wir besonders darauf, dass sie sorgfältig bedeckt sind 24 (bei denen, die keinen Anstoß erregen, ist das nicht nötig). Gott selbst, der ´die verschiedenen Teile des` Körpers zusammengefügt hat, hat dem, was unscheinbar ist, eine besondere Würde verliehen. 25 Es darf nämlich im Körper nicht zu einer Spaltung kommen; vielmehr soll es das gemeinsame Anliegen aller Teile sein, füreinander zu sorgen. 26 Wenn ein Teil des Körpers leidet, leiden alle anderen mit, und wenn ein Teil geehrt wird, ist das auch für alle anderen ein Anlass zur Freude.

Wir finden hier verschiedene Gesichtspunkte.

Zum einen hat das Haben oder Ausüben einer Gabe nichts mit der Gemeindezugehörigkeit zu tun. Man gehört zur weltweiten Gemeinde Jesu – und damit zum Leib Jesu – wenn man sich bekehrt hat. Dann gehört man dazu und dann bekommt man eine oder mehrere Geistesgaben zur Wahrnehmung von Aufgaben im Reich Gottes. Und dabei ist es völlig egal, welche Gabe und Aufgabe man hat, man gehört dazu. In V. 18 steht ja, daß Gott, entsprechend seinem Plan, jedem einzelnen Teil eine besondere Aufgabe innerhalb des Ganzen zugewiesen hat.

Ein weiterer Gesichtspunkt ist, daß alle Körperteile und damit alle Gaben benötigt werden. Das entbindet uns übrigens nicht davon zu prüfen, was so die einzelnen Gabenträger bewirken oder von sich geben. Sehr passend finde ich da 1. Thessalonicher 5, 19-21 (NGÜ):

19 Legt dem Wirken des Heiligen Geistes nichts in den Weg! 20 Geht nicht geringschätzig über prophetische Aussagen hinweg, 21 sondern prüft alles. Was gut ist, das nehmt an.

Kein Wirken des Heiligen Geistes ist überflüssig, aber trotzdem haben wir den Auftrag zu prüfen. Ich finde das schwierig. Wenn jemand sagt, Gott hat mir gezeigt, wir müssen das und das machen, z.B. hier neben die Hochhäuser ein Altenheim bauen. Jede Prüfung könnte man mit dem Totschlagargument widerlegen, daß Gott sich schon dazu stellen wird und für alles sorgen wird. Das ist halt eine Prophetie, da hat Gott direkt gesprochen.

Aber auch so eine Prophetie kann falsch sein. Der Prophet kann es falsch verstanden haben oder, es gibt in der Bibel auch einen Fall in 1. Könige 22, 22, wo Gott einen Lügengeist in die Münder aller Propheten geschickt hat.

Prüft alles und das Gute behaltet.



Den Schluß von 1. Korinther 12 finde ich schön:

25 Es darf nämlich im Körper nicht zu einer Spaltung kommen; vielmehr soll es das gemeinsame Anliegen aller Teile sein, füreinander zu sorgen. 26 Wenn ein Teil des Körpers leidet, leiden alle anderen mit, und wenn ein Teil geehrt wird, ist das auch für alle anderen ein Anlass zur Freude.

Wenn wir das leben können, dann haben wir einen ganz zentralen Auftrag Jesu umgesetzt.

Zusammenfassung

Wir haben uns zuerst die Gaben allgemein betrachtet.

Dann haben betrachtet, wie die einzelnen Körperteile des Leibes Jesus zusammen leben und arbeiten.

Eine vorhandene oder nicht vorhandene Gabe hat nichts mit der Gemeindezugehörigkeit zu tun.

Jede Gabe und damit jedes Körperteil wird gebraucht.

Und die einzelnen Körperteile sollen lernen, sich miteinander zu freuen und miteinander zu leiden.

AMEN