Predigt, Leichlingen, 25.1.98
Suche nach dem Retter ?
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Bibeltexte
- - 5. Mose 17, 14 - 20 ; Wenn Israel einen König will;
Motiv: Wie die anderen Völker auch;
- 1. Samuel 8 ;
Auszugsweise ; Israels Begehren nach einem König; Motivsuche
;
- 2. Kor. 11 ; Auszugsweise ; Warum haben falsche Apostel
Erfolg ?
- Einleitung:
Heute möchte ich mit euch auf Motivsuche
gehen.
- Motive der Israeliten bei der Entscheidung für einen König
(1. Samuel 8)
1. Samuel 8 ; (lesen).
Warum wollen die einen
König haben ?
Es hätte ja auch gereicht, wenn sie
gesagt hätten: Hör' mal Samuel, deine Söhne
sind nicht das, was wir uns unter guten Richtern vorstellen. Rede
mit ihnen oder berufe andere Richter.
Ich denke, daß
wäre vollkommen korrekt gewesen. Aber sie rufen nach einem
König, so wie ihn die Nachbarvölker auch hatten. Warum
?
Um diese Frage zu klären, muß man zuerst den
Unterschied zwischen Richter und König klären.
Ein
Richter war, wie der Name schon sagt, in erster Linie nur für
die Rechtsprechung zuständig. Wenn Leute miteinander eine
Rechtsstreitigkeit hatten, haben sie in schweren Fällen den
Richter aufgesucht. In Kriegszeiten war der Richter häufig auch
Anführer der Armee.
Ansonsten hat der Richter wenig Einfluß
auf das persönliche Leben eines Israeliten genommen.
Im
Prinzip konnte jeder machen, was er wollte, was dann auch die
meisten in falscher Weise ausgenutzt haben.
Gott hatte sich das
anders gedacht. Er wollte der König von Israel sein und
die Israeliten sollten ihm freiwillig dienen. Doch die meisten
Israeliten kümmerten sich nicht darum, sondern machten was sie
wollten. Und nun verwarfen sie Gott als ihren König (V.7).
Bei
dem menschlichen König, den sie nun wählen, ändert
sich ihre Situation grundlegend.
Der König kann sich im
Prinzip alles erlauben. Er kann Leute beliebig für seine
Dienste einspannen, er kann enteignen und er kann Steuern
erheben.
Der König ist nur Gott verantwortlich, den
Einwohnern ist er keinerlei Rechenschaft schuldig.
Sie sind nun
Knechte des Königs geworden (V.17).
Und nachdem sie ja zum
König gesagt haben, gibt es auch kein zurück mehr.
Aber
warum haben sie das getan, ihre Freiheit aufgegeben und sich einem
König unterworfen ?
(V. 19b.20; lesen;)
Eine Ursache ist
sicherlich das Vorbild der Nachbarvölker, denn die hatten ja
alle einen König.
Was macht nun einen König so
attraktiv ?
Da ist zum einen die Pracht und die Größe,
die so ein richtiger König ausstrahlt, allein von der Kleidung
her schon. Der macht ja was her, den sehen auch die anderen Völker.
Ja unser König, der ist schon was und zu dem zu gehören
macht auch für einen selbst was her. Auf den kann man so
richtig stolz sein.
Und was hatten die Israeliten ? Einen
unsichtbaren Gott, den man nicht sehen kann. Er ist zwar viel
stärker und mächtiger, als all die sichtbaren Könige
der anderen Völker, aber man hat nichts zum Sehen und zum
Vorzeigen. Der Mensch sieht halt doch lieber, was vor Augen ist.
Ein
weiterer Punkt ist sicherlich das Verlangen nach Eindeutigkeit.
Durch das ganze Richterbuch, wo die Zeit Israels vor dem ersten
König beschrieben ist, zieht sich der Satz: Jeder tat,
was in seinen Augen richtig war. Diese Beliebigkeit der
Ansichten hat Israel oft in den Abgrund geführt. Und auch die
jetzigen Richter, Samuels Söhne, hatten keine klaren
Prinzipien, außer dem einen: Mir das Meiste !.
Da
wäre es doch schön, wenn einer sagen würde, wo es
lang geht. Der König soll Recht sprechen und sagen, was richtig
ist, damit diese Ungewißheit endlich aufhört. Dafür
gebe ich auch gerne Freiheit und Eigenverantwortung auf.
Ein
weiterer Punkt ist das Verlangen nach Sicherheit. Zu einem
König gehört eine starke Armee. Die ist immer da und
deswegen bin ich sicher. Im Israel zur Zeit der Richter wurde eine
Armee nur bei Bedarf zusammengestellt. Und wenn Israel gehorsam war,
dann hat Gott auch immer den Sieg geschenkt. Aber dann muß man
sich ja immer auf Gott verlassen, daß er rechtzeitig eingreift
und das Verhältnis zu ihm muß in Ordnung sein. Das ist
mir zu unsicher; da will ich lieber einen König mit einer
Armee, die kann ich wenigstens immer sehen, das gibt mir
Sicherheit.
Der König löst so alle meine Probleme, was
will ich mehr ?
Und nebenbei; was all die anderen Völker
haben, das kann doch nicht falsch sein, oder ?
Wenn man guckt,
was hinter diesem Verlangen steckt, kommt man zu folgenden
Grundbedürfnissen:
-- Dazu-gehören-wollen :
Ich will zu jemandem gehören; ich will kein namenloser
Niemand sein.
-- Gewißheit, was ich glauben kann :
Ich will etwas zum Festhalten haben. Ich will die Wahrheit
wissen, ich will nicht mehr endlos
auf der Suche sein; ich
will endlich Gewißheit haben, was richtig ist.
--
Sicherheit :
Ich will bei jemandem sein, der mich
beschützt, bei dem ich sicher bin, der stärker als
meine Feinde ist.
Diese Grundbedürfnisse sind nicht alle,
die man hat, aber viele Menschen haben hier ein Defizit.
Man
gehört z.B. zu einer Sekte oder zu einer autoritären
Kirche oder Glaubensgemeinschaft, um eben diese Bedürfnisse zu
stillen. Ich gehöre zu einer Gruppe dazu, ich bin wichtig. Ich
habe Gewißheit, wenn ich die Lehre der Gruppe annehme und ich
bin vor der bösen Welt da draußen in Sicherheit.
Diese
Grundbedürfnisse sind an sich nicht schlecht, aber sie müssen
von Gott gestillt werden, nicht von Menschen.
Wenn man in der
Bibel nach der Berufung von Saul zum König von Israel
weiterliest, dann stellt man fest, daß das, was sich die
Israeliten von einem König versprochen haben, gar nicht
eingetroffen ist. Die meisten Könige waren Gott nicht gehorsam
und führten Israel in viele sehr mißliche Situationen,
bis hin zur Gefangenschaft und Deportation aus ihrem Land.
Es war
wie zur Zeit der Richter, nur das die Israeliten nicht mehr frei
waren, sondern den teilweise sonderbaren Launen ihrer Könige
erbarmungslos ausgeliefert waren.
So ist es heute auch: Wenn man
sich einer Sekte oder etwas ähnlichem anschließt, dann
wird man am Ende genauso wie vorher auch da stehen, nur daß
man auch seine Freiheit verloren hat und für viele gibt es auch
kein Weg zurück mehr, genauso wie Israel ihr Königtum auch
nicht mehr loswurde.
Aber auch für uns hier gilt das: Wenn
jemand sagt sinngemäß , diesem einen Bruder
glaube ich alles, der weiß so richtig Bescheid, dann wird man
mit dieser Haltung nicht froh werden.
Oder wenn jemand so gern
zur Gemeinde gehören würde, weil er halt dazu gehören
möchte, dann wird er irgendwann wieder wegbleiben, weil diese
Einstellung doch nicht reicht, um dabei zu bleiben.
Wenn jemand
sagt, Hauptsache ich bin in der Gemeinde, da bin ich vor allen
Angriffen des Satans sicher, keine Irrlehre kann mich erreichen, der
wird irgendwann zu Fall kommen.
Nur Jesus kann diese Bedürfnisse
stillen. Nur er kann dauerhafte Gemeinschaft mit sich und mit
anderen stiften. Nur in ihm ist die Wahrheit. Deswegen müssen
wir jeden an der Bibel prüfen. Und nur er kann Sicherheit
geben. Wenn wir in Gefahr sind, müssen wir uns zu ihm flüchten,
dann beschützt er uns, und wir dürfen uns nicht auf
Menschen verlassen.
Die Beziehung zu Jesus ist eine dynamische,
die täglich neu gepflegt werden muß.
In einer Sekte
kann man sich nach der Entscheidung für diese Sekte mental zur
Ruhe setzen.
Das alles glaub ich, ich gehöre jetzt dazu, ich
tu, was man mir sagt, jetzt kann mir nichts mehr passieren.
Dieses
Mental - zur - Ruhe - setzen kann auch uns immer wieder passieren.
Ich glaub das jetzt alles, ich gehöre dazu, nun kann mir keiner
mehr was. Wenn ich dann aber die Beziehung zu Jesus vernachlässige
und nicht pflege, dann wird das nichts mit dem zur Ruhe setzen; dann
wird Jesus uns eine heilsame Unzufriedenheit senden.
Ich
möchte nun als Vergleich zu diesen Motiven noch einige Auszüge
aus einem Kapitel im neuen Testament lesen:
- Motive der Anhänger der falschen Apostel (2. Kor. 11)
V.4-6a ; (lesen)
Es gab Leute, Paulus nennt sie ironisch
übergröße Apostel, die etwas falsches
verkündigten, was anscheinend viele aus der Gemeinde in Korinth
gerne annahmen. Das Wort übergroß drückt
schon aus, daß diese Leute etwas darstellten. Zu denen guckte
man anscheinend gerne hoch. Diese übergroßen
Apostel waren anscheinend auch sehr wortgewandt, denn Paulus
bezeichnet sich im Vergleich zu diesen Leuten als Unkundiger
in der Rede.
In V.12b - 13 beschreibt er sie noch etwas
(lesen).
Nun glaube ich nicht, daß wir in unserer Gemeinde
hier solche falschen, übergroßen Apostel
haben.
Aber laßt uns einmal darüber nachdenken, warum
diese falschen Leute von der Gemeinde akzeptiert wurden. Was sind
die Motive in der Gemeinde dafür gewesen ?
Diese übergroßen
Apostel stellen sich groß raus, sie machten was her, und
dafür war die Gemeinde in Korinth genauso anfällig, wie
die Israeliten damals, als sie unbedingt einen König
wollten.
Ein weiterer Punkt war das Klug - sein - wollen. Paulus
bezeichnet die Korinther ironisch als klug. Daraus kann
man schließen, daß die sogenannten übergroßen
Apostel, die Paulus hier als Tore bezeichnet, kluge Reden
schwangen und man sich klug fühlen konnte, wenn man sie
verstanden hat.
Das wichtigste Motiv steht aber in V. 20
(lesen).
Paulus schreibt hier davon, daß die Korinther sich
den übergroßen Aposteln als Knechte
unterworfen haben. Sie haben sich alles von denen sagen lassen und
ihre ganze Hoffnung auf diese Leute gesetzt. Denn was kann das Wort
einfangen, wie es hier in V. 20 steht, anderes
bedeuten?
Die Korinther hatten anscheinend viele Probleme, was ja
auch im 1. Korinther-Brief deutlich wird. Dann kamen Leute, die
irgendwie einen Ausweg anboten: Macht, was wir sagen, dann
wird alles gut.
Und die Korinther waren offen dafür.
Das
Denken ist dem der Israeliten zur Zeit Sauls sehr ähnlich. Der
König war der Ausweg aus vielen Sorgen und Nöten, und so
suchten wahrscheinlich genauso einige von den Korinther nach einem
übergroßen Apostel, der einem mit einfachen
Worten den Ausweg sagen kann.
Wir glauben auch, unsere Probleme
zu haben. Wie gehen wir daran ? Ich kann mich noch entsinnen, mit
welchen tlw. irrationalen Hoffnungen damals die Ankunft von Hoprichs
erwartet wurde. Man erhoffte sich eine deutliche Belebung des
Gemeindelebens durch sie. Wie sollte das denn gehen ?
Und wie
ist das mit dem Pastor ? Ich will hier nicht über die Frage
sprechen, ob ein Pastor sinnvoll ist oder nicht. Ich will über
die Erwartungen an einen Pastor sprechen.
Erwarten wir eine Art
Saul, der wieder Sieg schenkt, der uns anführt, der den Karren
aus dem Dreck zieht, wenn er denn überhaupt im Dreck ist, was
ich nicht glaube.
Erwarten wir einen übergroßen
Apostel, der uns sagt, was wir zu tun haben ? Erwarten wir
Sicherheit für unsere Gemeinde, wenn ein Pastor das hier alles
in die Hand nimmt ?
Ein Pastor soll Seelsorger sein und die
schwachen Gemeindeglieder besuchen. Er soll Lehrer sein, damit
endlich wieder die unterschiedlichen Lehrmeinungen in unserer
Gemeinde zusammenkommen. Er soll Evangelist sein, damit die Gemeinde
wieder wächst.
Dann geht es wieder aufwärts.
Ich
glaube, wenn mir mit solchen Erwartungen jemanden berufen, dann
werden wir voll baden gehen, weil Gott so etwas nicht akzeptiert.
Wir müssen als unseren König Jesus berufen, der kann
alle diese Erwartungen erfüllen.
Aber Jesus haben wir doch
schon, wir gehören doch ihm und trotzdem wächst die
Gemeinde nicht, woran liegt es ?
Es kann verschiedene Ursachen
haben. Z.B. inwieweit fragt jeder einzelne für sich persönlich
nach dem Willen des Herrn ? In Gal. 6, 4 steht, daß jeder sein
eigenes Werk prüfen soll.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist,
daß diese Zeit ohne Wachstum eine Prüfungszeit sein
kann.
Habt ihr euch schon mal gefragt, warum Gott es zu gelassen
hat, daß die Söhne von Samuel als korrupte Richter im
Dienst sind und Gott nichts dagegen unternimmt ?
Ich bin davon
überzeugt, daß er die Motive und das Denken der
Israeliten aufdecken wollte.
Daß Gott seine Leute prüft,
kommt ja in der Bibel oft vor. Hiob ist da ein extremes
Beispiel.
Was kommt dabei heraus, wenn Gott uns persönlich
und uns als Gemeinde prüft ?
Welche Motive werden offenbar
?
Ich habe zu Hause überlegt, ob mir irgendein kerniges
Schlußwort einfällt, womit ich alles auf den Punkt
bringen kann. Man könnte vielleicht sagen, daß wir alle
Erwartungen, die wir an einen Pastor oder den nächsten Bewohner
der Pastorenwohnung haben, zu Jesus bringen können.
Jesus,
bitte kümmere dich darum, daß jemand die alte Schwester X
regelmäßig besucht.
Jesus, bitte kümmere dich
darum, daß die Lehre in unserer Gemeinde besser wird.
Jesus,
bitte lade Leute in unsere Gemeinde ein.
Das ist nicht ironisch
gemeint, denn Jesus wird auf diese Gebete reagieren. Er wird Mittel,
Wege und Leute finden, um solche Gebete zu erhören.
Wichtig
ist nur, daß wir unsere Erwartungen auf Jesus setzen und nicht
auf Menschen.
AMEN