Einleitung
Heute ist die Einleitungspredigt für unsere Kampagne „Expedition zum Anfang“, bei der es ja um das Markus-Evangelium geht.
Die Evangelien sind in der Bibel schon etwas besonderes, und was beim Lesen der unterschiedlichen Evangelien ziemlich schnell auffällt, ist, dass manche Begebenheiten doppelt berichtet werden. Bei Matthäus, Markus und Lukas, den sogenannten synoptischen Evangelien, sind die Übereinstimmungen teilweise sogar wortgenau.
Und es gibt verschiedene Theorien, warum das so ist. Die Wikipedia gibt einen guten Überblick über diese Theorien - Stichwort „Zweiquellentheorie”, „Zwei-Evangelien-Theorie” oder „Farrerhypothese“, für die, die da mehr drüber erfahren wollen.
Ich habe das auch alles einmal gelesen, weil ich es irgendwie interessant fand. Wir wissen ja z.B. von Lukas, dass er nachgeforscht hat, um sein Evangelium aufzuschreiben. Vielleicht hat er ja auch eines der anderen Evangelien gekannt und von dort Berichte übernommen.
Dabei ist mir eines aufgefallen, was mir auch damals schon im theologischen Grundkurs, an dem ich vor acht Jahren teilgenommen hatte, aufgestoßen war, als wir die historisch-kritische Methode zur Bibelanalyse behandelt hatten. Dabei geht es u.a. auch darum, was der Autor des Textes damals beim Verfassen gedacht hat, aus welchem Hintergrund er kam, was ja auch nicht falsch ist. Manches in dieser historisch-kritischen Methode fand ich aber doch ziemlich dubios.
Aber man meisten gestört hat mich, wenn nicht mehr mit dem Wirken Gottes gerechnet wird. Z. B gibt es unterschiedliche Theorien über die Entstehungszeit des Markus-Evangeliums. Dazu halten sich viele Ausleger an Markus 13, 2; wo die Tempelzerstörung vorausgesagt wird. Und da gibt es Leute, die davon ausgehen, dass Markus 13,2 eine unechte Prophezeiung (vaticinium ex eventu) sei, d. h. dass hier das bereits vergangene Geschehen der Tempelzerstörung im Nachhinein Jesus in den Mund gelegt wurde und das Evangelium somit nach der Tempelzerstörung entstanden sein müsse.
Für mich ist das so ein bisschen der Sündenfall der Theologie, wenn ich das einmal so sagen darf, wenn man bei aller notwendigen wissenschaftlichen Arbeit nicht mehr mit Gottes Wirken und Prophetien rechnet.
Das sehen viele Theologen z.B. auch beim Propheten Jesaja so. Sie unterteilen dieses Buch, weil die Vorhersagen, die in den späteren Kapiteln kommen, für Jesaja ja nicht möglich gewesen sein können.
Und das geht nach meinem Empfinden gar nicht. Wenn Gott Gott ist, dann sind auch Prophetien möglich und dann ist auch sein Wirken möglich, auch übernatürliches Wirken.
Und das ist das allererste, was ich Euch für die Kampagne mitgeben möchte, noch bevor ich irgendeinen Bibeltext betrachtet habe.
Das Markus-Evangelium ist Gottes Wort und Gott wirkt heute noch genauso wie damals und er kann und möchte auch in Deinem und Meinem Leben wirken. Man kann durch das Markus-Evangelium Gott begegnen, man kann verändert werden, man kann neu werden. Und damit ist die Kampagne eine große Chance für uns alle.
Lasst uns mit Gott in dieser Kampagne rechnen.
So und jetzt fliegen wir einmal ein bisschen über das Markus-Evangelium
Das Markus-Evangelium allgemein
Es ist das kürzeste Evangelium und es ist recht einfach geschrieben und meistens das erste Buch der Bibel, dass verwendet wird, wenn die Bibel in eine neue Sprache übersetzt wird.
Also ist es für viele Interessierte die erste Begegnung mit der Bibel und es handelt natürlich von der wichtigsten Person überhaupt „Jesus Christus“.
Der Autor erklärt auch viele hebräische Begriffe für seine Leser.
Wer der Autor wirklich war, ist heute nicht mehr festzustellen. „Markus“ war damals ein weitverbreiteter Name. Häufig wird angenommen, dass es sich um Johannes Markus handelt, der an verschiedenen Stellen in der Apostelgeschichte und in einige Briefen erwähnt wird. Wahrscheinlich war er später mit Petrus unterwegs und hat Petrus' Erlebnisse mit Jesus aufgeschrieben. Von einem Bischof Papias von Herapolis gibt es folgendes Zitat, so um 120 n. Chr.:
Markus war der Dolmetscher des Petrus und schrieb sorgfältig auf, was er im Gedächtnis behalten hatte.
Das ist natürlich auch nur ein Zitat, aber plausibel wäre es und ganz nah an Jesus dran.
Aber kommen wir nun zu dem Inhalt des Evangeliums.
Jesus als Diener
Es geht ja um Jesus Christus und Jesus wird hier schwerpunktmäßig als Mensch und als Diener beschrieben. Dabei wird Jesus als Gottes Sohn aber nicht ausgeblendet.
Der erste Satz des Evangeliums lautet (Markus 1, 1; NGÜ):
Damit ist schon klar, aus welcher Ausgangsposition Jesus her kommt. Er ist Gottes Sohn.
Und dabei wird er als der Mensch und Diener hervorgehoben. Es gibt z.B. im Markus-Evangelium nur vier Gleichnisse, aber 19 Wunder, meist Heilungen, werden berichtet.
Folgender Abschnitt macht das deutlich (Markus 2, 15-17; NGÜ):
„Zolleinnehmer“, „Sünder“, was ist damit gemeint? Die damaligen Zolleinnehmer waren zumeist korrupte Beamte, die nicht nur an Landesaußengrenzen tätig waren, sondern auch sonstige Steuern und staatliche Abgaben eintrieben, und dabei oft zu ihrem Gunsten mogelten.
Stellt Euch diese Runde so vor, dass dort Leute saßen, die Ihr nicht mögt, also vielleicht Angeber, Diebe, korrupte Menschen, arrogante Leute, gemeine Leute, Nazis, vielleicht sogar Kinderschänder, um einmal noch einen draufzusetzen. Solche Leute mag man ja meist zurecht nicht, man könnte sie auch als Täter bezeichnen, aber mit solchen Leuten saß Jesus, gemeinsam mit seinen Jüngern, dort zusammen. Die Jünger haben sich vielleicht etwas komisch dabei gefühlt.
Diese Menschen bezeichnet Jesus als „Kranke“, die einen Arzt brauchen. Er will diesen Menschen helfen, umzukehren, die Sünde zu lassen, kein Täter mehr zu sein. Ich denke schon, dass Jesus bei diesen Essen auch die kritischen Punkte, die Sünden, angesprochen hat. Das ist ja auch bei einigen Gelegenheiten überliefert worden, z.B. bei der Frau am Jakobsbrunnen, Johannes 4, 16-18. Manche dieser Täter waren nach der Begegnung mit Jesus so berührt, dass Jesus gar nicht mehr viel sagen musste, z.B. seine Begegnung mit dem Zöllner Zachäus, der von sich aus das unrechtmäßig kassierte vierfach erstatten und die Hälfte seines Besitzes den Armen geben wollte.
Dieser Wunsch Jesu, Menschen zu helfen und zu heilen, ob geistlich oder auch körperlich, ist der Schwerpunkt der ersten 10 Kapitel im Markus-Evangelium.
Und da ist auch die Herausforderung an uns. Entsprechen wir eher den Pharisäern, die skeptisch auf die Sünder, auf die „Täter“, gucken, oder gehören wir nicht auch in diese Runde und wollen von Jesus geheilt werden. Wir sind vielleicht keine Diebe oder schlimmeres, aber oft genug handeln wir z.B. egozentrisch und verletzen andere.
Wenn wir nicht das Bewusstsein haben, dass wir Jesus den Arzt brauchen, dann können wir uns die Kampagne sparen. Aber vielleicht sind wir uns bewusst, vielleicht ahnen wir es ja tief in uns drin, und also lassen wir uns darauf ein.
Jesus legt sogar die Gebote so aus, dass sie zum Nutzen der Menschen dienen.
In Kapitel 2, 27; sagte er nach einer kurzen Diskussion, welche darüber ging, was man am Sabbat alles nicht darf (NGÜ):
Vielleicht verstehen wir den Sinn von manchen Geboten nicht, aber sie dienen uns. Natürlich gilt das in erster Linie für die Gebote, die von Gott gegeben wurden. Es gibt noch viel mehr Gebote, die sich Menschen ausgedacht haben, und die nicht immer hilfreich sind.
Dieses Problem kommt in Kapitel 7, 1-23 vor, wenn Jesus mit den Pharisäern über Gottes Gebote und Gebote von Menschen diskutiert.
Bei den Pharisäern hat man sowieso den Eindruck, dass es nur darum geht, Gebote zu halten, ohne den Sinn und Zweck im Auge zu haben. Neben eigenen verdrehten Geboten haben sie noch zusätzliche Mauern um Gottes Gebote gebaut, damit man ja nicht in Gefahr kommt, sie vielleicht zu übertreten.
Das ist genauso, als würde man seinem Kind das Gebot geben: „Wenn es dunkel wird, kommst Du nach Hause!“ also, wenn man noch ein Kind hat, das draußen spielt. Ich musste z.B. als Grundschulkind 'reinkommen, wenn die Straßenlaternen angingen.
Wenn man das jetzt wie ein Pharisäer macht, dann würde man dem Kind sagen, du kommst rein, wenn es 16:00 ist, dann besteht nicht die Gefahr, dass Du noch draußen bist, wenn es dunkel wird. Das klingt schon so ein bisschen albern. Das könnte man vielleicht so machen, wenn im Dunkeln Zombies aus der Kanalisation kommen würden, aber das ist bei uns nicht der Fall, also in Witzhelden nicht.
Oder man lässt das Kind nur noch drinnen spielen, dann besteht gar nicht mehr die Gefahr, dass das Gebot „Wenn es dunkel wird, kommst Du nach Hause!“ überschritten wird.
Wir merken an diesem überzogenen Beispiel, dass wir Gottes Gebote natürlich sehr ernstnehmen müssen, aber dass wir uns auch mit dem Sinn und Zweck beschäftigen müssen. Aber Gott meint es gut mit uns, was durch Jesu Handeln in diesem Evangelium ja immer wieder deutlich wird.
Jesus äußert sich an einer Stelle auch zu den Gleichnissen, allerdings in einer etwas verwirrenden Weise. Ich lese einmal eines vor (Markus 4, 3-12; NGÜ):
10 Als die Zwölf und die anderen, die zum Jüngerkreis gehörten, mit Jesus allein waren, fragten sie ihn nach der Bedeutung seiner Gleichnisse. 11 Da sagte er zu ihnen: »Euch ist es von Gott gegeben, das Geheimnis seines Reiches zu verstehen, den Außenstehenden aber wird alles nur in Gleichnissen verkündet. 12 Denn›mögen sie auch sehen, sie sollen nichts erkennen, und mögen sie auch hören, sie sollen nichts verstehen, damit sie nicht etwa umkehren und ihnen vergeben wird‹.«
Und dann erklärt er Ihnen das Gleichnis. Wen es interessiert, kann es ja später die folgenden Verse nachlesen.
Es hört sich seltsam an, so ein bißchen wie „Ätsch“. Aber ich glaube, so ist das nicht gemeint, zumal etwas später im selben Kapitel noch einmal etwas ganz allgemein zu den Gleichnissen gesagt wird (Kap 4, 33.34; NGÜ):
Das hört sich widersprüchlich an. Einerseits will er nicht, dass Außenstehende es verstehen und andererseits nutzt er Gleichnisse, damit Leute das Wort Gottes verstehen.
Ich denke, das hängt mit den Ohren zusammen. Jesus beendete ja das Gleichnis mit der Aussage „Wer Ohren hat und hören kann, der höre!“ und man könnte auf die Idee kommen, das wäre nur so eine Bekräftigung, wie „Ganz doll ehrlich!“ oder „Nehmt es ernst!“ Es geht aber wohl eher um die Einstellung, wie man zuhört. Wenn man glaubt, dass man zu den Gesunden gehört, die Jesus nicht brauchen, dann hat man nicht die richtigen Ohren, sondern die hat man, wenn man verstanden hat, dass man Jesus Christus braucht, seine Vergebung und seine Heilung.
Die Jünger hatten diese richtige Einstellung, denn sie haben ja nachgefragt. Sie wollten wissen und verstehen, weil sie gemerkt haben, dass sie Jesus brauchen.
Jesu Jünger
Und diese Jünger spielten nachher noch eine größere Rolle.
Es gibt dazu eine interessante Begebenheit aus dem 3. Kapitel (Markus 3, 32-34; NGÜ)
Ich glaube schon, dass Jesus seine leiblichen Verwandten geliebt hat, aber die Menschen, die Gottes Willen tun, waren für ihn wichtiger. Sein Verhalten war schon ungewöhnlich in dieser Kultur, und seine Familie und auch seine Heimatstadt hatte Probleme mit ihm (Kapitel 6, 4) und konnten ihn erst nicht akzeptieren.
Das ist später besser geworden, denn einer seiner leiblichen Brüder war nachher sogar Gemeindeleiter in Jerusalem. Aber er musste genauso lernen, Jesus als Sohn Gottes und als seinen Erlöser anzunehmen. Für ihn gab es da keine Abkürzung, genauso wie es die heutzutage für Nachfahren von christlichen Dynastien auch nicht gibt.
Vielleicht war diese israelitische Kultur damals auch schon so familienzentriert, wie das heute in manchen orientalischen Ländern auch immer noch ist. Wenn da einer irgendwie politischen Einfluss bekommt, dann werden erst einmal die Verwandten mit Posten versorgt. Das ist zwar verständlich, aber für eine Gesellschaft ein Riesenproblem, da nicht Kompentenz sondern in erster Linie Verwandtschaft als Qualifikation dient. In anderen Kulturkreisen gibt es das auch, sogar hier bei uns. Allerdings ist hier bei uns zumindest ein gewissen Problembewußtsein vorhanden, so dass zumindest Politiker nicht mehr einfach so ihre Verwandtschaft mit Gefälligkeitsstellen versorgen dürfen. In Bayern hatte das ja vor ein paar Jahren für ein Riesenaufsehen gesorgt.
Aber kommen wir zu den Jüngern zurück. Jesus wollte nicht als One-Man-Show agieren, sondern hat frühzeitig seine Jünger eingebunden (Markus 6, 7-13; NGÜ):
Ich denke nicht, dass dieser Auftrag ein wörtlicher Befehl für uns heute ist. Für Sandalen ist auch heute hier zu kalt.
- Vollmacht: Jesus steht hinter ihne und stellt sich zu ihrem Auftrag.
- Zu weit: Mit Jesus ist man zwar nicht allein, aber sie brauchen doch auch andere Menschen, damit man einander weiterhelfen kann.
- Keine Vorräte, kein Brot, kein Geld: Sie sollen lernen sich darauf zu verlassen, dass Gott sie versorgt.
- Nur zu den Leuten, die offen sind: Man niemanden zu seinem Glück zwingen, und man ist auch nicht verantwortlich, wenn Menschen nicht offen für das Evangelium sind.
- Zur Umkehr rufen: Verkündigung ist wichtig, der Ruf zu Jesus ist unerläßlich. Wenn man Verlautbarungen der großen Kirchen in den Medien hört und liest, ist da nur sehr selten die Rede von Jesus Christus. Da fehlt etwas.
- Befreiung von Dämonen und Heilungen: Praktische Hilfe ist genauso wichtig.
Und nach einer gewissen Zeit kommen die Jünger zurück und berichten begeistert, was sie alles getan und erlebt hatten.
Wir finden noch weitere wichtige Wort von Jesus an seine Jünger (Markus 8, 34-38; NGÜ):
Es wird ganz deutlich, dass es an Jesus Christus hängt. Praktische Hilfe ist sehr wichtig, aber die Grundlage ist, zu Jesus und seinen Worten zu stehen.
Dabei ist nicht die Gruppe der Menschen, zu der man sich hält, also die Gemeinde oder die Kirchen, sondern Jesus. Dazu gibt es eine interessante Stelle in Kapitel 9, 38-41; NGÜ:
Und dazu gehört auch das Verhalten der Jünger untereinander (Markus 10, 42-45; NGÜ):
Das ist eine schwierige Herausforderung. Allein die Unterscheidung, wann dient man, wann führt man sich als Herr auf, ist nicht immer leicht. Was heißt „dienen“ überhaupt? Da wird es in den Gesprächskreisen sicherlich interessante Diskussionen geben.
Zusammenfassung
Ich bin soweit durch und habe natürlich über die eigentlich wichtigen Dinge wie das letzte Abendmahl, die Kreuzigung und die Auferstehung gar nicht gesprochen.
Das wird selbstverständlich auch Thema in der Kampagne werden. Bei so einem Überflug kann auch nicht alles betrachten.
Wichtig ist sicherlich, dass Jesus nach seiner Auferstehung seine Jünger noch einmal ausdrücklich aussendet (Markus 16, 15-20; NGÜ):
Diese Wunder passieren in der Apostelgeschichte tatsächlich. Ob wir sie auch heute wortwörtlich erleben, oder ob sie ein Sinnbild dafür sind, dass Jesus mit denen geht, die das Evangelium verkünden, kann ja auch in Kleingruppe diskutiert werden.
Nun komme ich wirklich zum Schluss:
- Lasst uns mit dem Wirken Gottes rechnen.
- Schwerpunktmäßig geht es im Markus-Evangelium um Jesus Christus als Diener.
- Jesus ist gekommen, die Kranken und nicht die Gesunden zu rufen.
- Die Gebote sind zum Nutzen für die Menschen gegeben.
- Die Gleichnisse sind für die Menschen mit den richtigen Ohren, mit der richtigen Einstellung, die auch nachfragen.
- Für Jesus waren die Menschen wichtig, die Gottes Willen tun.
- Mit Jesu Vollmacht unterwegs, sich auf ihn verlassen, verkündigen und praktisch helfen.
- Es ist wichtig, zu Jesus zu gehören, nicht zu einer bestimmten Gruppe von Menschen.
- Auch untereinander sollen die Jünger einander helfen und dienen.