Leichlingen, 11.10.2009

Lukas 11, 37-54

Einleitung

Wir waren letztends mit der Jugend in einer Gemeinde in Solingen und haben uns dort eine Ausstellung über alle Weltreligionen angesehen.

Dazu gab es einen Vortrag über den Islam.

Einiges davon kannte ich schon, aber manches war mir auch neu.

Zum Beispiel entspricht der Koran im Islam nicht der Bibel bei uns.

Laut muslimischer Lehre ist der Koran im Himmel fertig geschrieben worden und so, wie er ist, auf arabisch Mohammed diktiert worden.

Von daher tut man sich in der islamischen Welt auch mit Übersetzungen des Korans schwer, weil jede Übersetzung ja auch eine Interpretation ist.

Viele lernen den Koran auch auf arabisch auswendig, obwohl sie kein arabisch können.

Allah hat nach muslimische Lehre durch den Engel Gabriel ja den Koran direkt auf arabisch diktiert  und daher gibt es nicht wenige islamische Geistliche, die glauben, daß auch das Rezitieren des Korans auf Arabisch Segen bringt, auch wenn man gar kein Arabisch kann.

Es scheint sowieso im Islam weit verbreitet zu sein, daß es nur wichtig ist, daß man gewisse Dinge tut und nicht, mit welcher Einstellung man sie tut.

Wenn man z.B. dreimal das islamische Glaubensbekenntnis spricht, dann gilt man nach muslimischer Meinung als Moslem, auch wenn man es bewußt nicht so gemeint hat.

Es gibt bestimmte Reinheitsregeln (Schuhe aus in der Wohnung), Fastenregeln, die Fahrt nach Mekka, usw., die man einhalten muß und dann ist alles gut.
Oder eben auch nicht, denn eine Heilsgewißheit gibt es im Islam nicht, aber das Äußerliche ist sehr wichtig.

Man muß hierbei natürlich beachten, daß es unterschiedliche Strömungen im Islam gibt, die diese religösen Handlungen unterschiedlich genau beachten.

 

Wenn man das mit unserem Glauben an Jesus Christus vergleicht, dann sehen wir hier einen wichtigen Unterschied.

Das Äußerliche ist in der Bibel klar dem Inneren untergeordnet.

Zum Beispiel ist für uns der Inhalt der Bibel wichtig, egal, ob es in Buchform, oder ein Bibelteil als Heft, oder als E-Book oder auf dem Laptop gelesen wird.
Und wir haben ja auch keine Probleme damit, Notizen am Rand zu machen, oder wir diskutieren intensiv darüber, wie eine Bibelstelle gemeint sein könnte oder wie man sie umsetzen kann.

In der muslimischen Welt sind solche Diskussionen eher unüblich; dort ist es eher so, daß wenige Geistliche der großen Mehrheit erklären, wie der Koran zu verstehen ist.

Oder ein einfaches, anderes Beispiel:

Letzten Sonntag habe ich beim Abendmahlsdienst meine Bibel auf den Boden gelegt, weil ja nicht so viel Platz auf dem Tisch ist.

Für einen Moslem wäre so etwas eine Mißachtung des Korans und in vielen muslimischen Haushalten ist es so, daß die Koran an einer hohen Stelle im Haus – z.B. auf einem Schrank – aufbewahrt wird, damit kein anderes Buch höher als der Koran ist.

Es soll heute nicht um den Islam gehen, aber durch die im Vortrag angesprochenen wichtigen Äußerlichkeiten im Islam bin ich auf folgenden Bibeltext gestoßen (Lukas 11, 37-54; NGÜ):

37  Kaum hatte Jesus aufgehört zu reden, lud ihn ein Pharisäer zum Essen ein. Jesus ging zu ihm ins Haus und nahm am Tisch Platz, 38  ohne zuerst die vorgeschriebene Waschung zu verrichten. Als der Pharisäer das sah, war er entrüstet. 39  Da sagte der Herr zu ihm: »So seid ihr Pharisäer! Ihr reinigt das Äußere eurer Becher und Schüsseln, aber euer Inneres ist voll Raubgier und Bosheit. 40  Ihr Toren! Hat der, der das Äußere schuf, nicht auch das Innere geschaffen? 41  Gebt doch, was in euren Bechern und Schüsseln ist, den Armen, und ihr werdet sehen: Alles ist dann für euch rein! 42  Aber wehe euch Pharisäern! Ihr gebt den zehnten Teil von ´Kräutern wie` Minze und Raute und von sämtlichen Gemüsesorten und lasst dabei ´die Forderungen` der Gerechtigkeit und der Liebe Gottes außer Acht. Diese solltet ihr erfüllen und das andere nicht unterlassen. 43  Wehe euch Pharisäern! In den Synagogen nehmt ihr die vordersten Sitze für euch in Anspruch, und ihr liebt es, wenn man euch auf der Straße ehrfurchtsvoll grüßt. 44  Wehe euch! Ihr seid wie Gräber, die unkenntlich geworden sind; die Leute gehen darüber ´und verunreinigen sich`, ohne es zu merken.« 45  Einer der Gesetzeslehrer unterbrach Jesus und rief: »Meister, mit dem, was du sagst, greifst du auch uns an!« 46  Darauf sagte Jesus: »Ja, wehe auch euch Gesetzeslehrern! Ihr bürdet den Menschen Lasten auf, die man kaum tragen kann, aber ihr selbst rührt diese Lasten mit keinem Finger an. 47  Wehe euch! Ihr errichtet Grabmäler für die Propheten, die doch von euren Vorfahren umgebracht wurden. 48  Damit gebt ihr nicht nur zu, dass eure Vorfahren das getan haben; ihr heißt es sogar gut. Sie haben die Propheten umgebracht, und ihr errichtet die Grabmäler. 49  Das ist auch der Grund, weshalb die Weisheit Gottes gesagt hat: ›Ich werde Propheten und Apostel zu ihnen schicken; einige von ihnen werden sie umbringen, und andere werden sie verfolgen.‹ 50  Darum wird diese Generation zur Rechenschaft gezogen werden für den Tod aller Propheten, die seit der Erschaffung der Welt umgebracht wurden, 51  angefangen bei Abel bis hin zu Sacharja, der zwischen dem Altar und dem Haus ´Gottes` umkam. Ja, ich sage euch: Diese Generation wird dafür zur Rechenschaft gezogen werden. 52  Wehe euch Gesetzeslehrern! Ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen. Selbst seid ihr nicht eingetreten, und die, die eintreten wollten, habt ihr daran gehindert.« 53  Als Jesus jenes Haus wieder verließ, begannen die Schriftgelehrten und die Pharisäer, mit immer neuen Fragen auf ihn einzudringen; sie ließen nichts unversucht, um ihn in die Enge zu treiben, 54  und lauerten darauf, ihn bei einer ´verfänglichen` Äußerung zu ertappen.

Jesus verletzt die religiösen Gefühle

Direkt am Anfang verletzt Jesus die religiösen Gefühle seines Gastgebers, so kommt es mir zumindest vor:

37  Kaum hatte Jesus aufgehört zu reden, lud ihn ein Pharisäer zum Essen ein. Jesus ging zu ihm ins Haus und nahm am Tisch Platz, 38  ohne zuerst die vorgeschriebene Waschung zu verrichten. Als der Pharisäer das sah, war er entrüstet.

Vergleichbar wäre das vielleicht damit, wenn man bei einem Moslem eingeladen ist und einfach mit Schuhen hinein geht.

Aber wir wollen jetzt mal vom Moslem weg auf uns gucken.

Was würde uns vergleichbar entrüsten? Haben wir religiöse Gefühle? Was sind überhaupt religiöse Gefühle?

Was würde uns entrüsten?

Was müßte ein Gast bei uns zu Hause dazu tun?

Wenn er beim Essen nicht mitbetet oder gar beim Tischgebet stört?

Wenn er unseren Glauben oder unseren Herrn Jesus Christus beleidigen würde?

So ganz paßt das alles nicht.

Die meisten von uns würden wohl eher das Gespräch suchen, um heraus zu finden, warum jemand so reagiert.

Schwieriger wäre es, wenn jemand, der vor ein paar Tagen seinen Glauben noch öffentlich bekannt hat, sich dann so verhalten würde, aber ich glaube, auch in so einem Fall würde man das Gespräch suchen.

Natürlich kann es Situationen geben, wo wir entrüstet über das Verhalten eines Gastes sind.
Aber das sind meist Situationen, wo auch Nicht-Christen entrüstet sein würden.

Ich reg' mich manchmal auf, wenn die Kinder den Tisch nicht mit abräumen, aber das hat nichts mit Glauben zu tun.

Es geht hier um eine Praktik, eine Handlung, die man halt machen muß, wenn man ein guter Glaubender sein will, und so etwas gibt es in der Bibel für uns Christen nicht.

Wir sollen danach streben, Jesus ähnlicher zu werden, uns von ihm verändern zu lassen und das ist schon genug, aber religiöse Handlungen, welche könnten das für uns sein?

Mir sind keine eingefallen.

Natürlich ist „Hände waschen“ vor dem Essen trotzdem sinnvoll, aber nur aus hygienischen und nicht aus religiösen Gründen.

Gott stört das nicht, ob Du mit dreckigen Fingern ißt, höchstens indirekt, weil das nicht gut für Dich ist und vielleicht ein bißchen eklig für die anderen am Tisch, aber ansonsten stört ihn das nicht.

Jesus' heftige Reaktion auf die Entrüstung

Jesus reagiert hier sehr heftig und er macht hier etwas, was man eigentlich nicht macht:

Er kritisiert Leute in einer sehr unhöflichen Weise vor anderen.

Wir wissen nicht, wer da alles zum Essen eingeladen war, aber es scheinen in erster Linie Pharisäer und Schriftgelehrte gewesen zu sein.

Diese Leute wollten ja auch nur eher wenig mit normalen Menschen zu tun haben und von daher, waren normale Menschen wahrscheinlich nicht mit eingeladen.

Warum verhält sich Jesus hier so und nicht analog zu Matthäus 18, 15, wo es heißt:

Wenn dein Bruder sündigt, dann geh zu ihm und stell ihn unter vier Augen zur Rede. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder zurückgewonnen.  

Vielleicht hat er schon einmal mit diesem Pharisäer gesprochen, das wissen wir nicht.

Ich glaube aber eher, daß es an der Art der Sünde dieser Pharisäer liegt.

Sie praktizieren sie öffentlich und stellen sich als Vorbilder für die Masse dar.

Sie führen nicht nur für sich selbst ein falsches Leben, sondern sie verführen auch viele andere dazu, so wie es im Text heißt: Sie „verunreinigen“ diejenigen, die ihnen nacheifern.

Wir finden ein ähnliches Beispiel im Galaterbrief (Galater 2, 11-14; NGÜ):

11 Doch als Petrus dann nach Antiochia kam, sah ich mich gezwungen, ihn vor der ganzen Gemeinde zur Rede zu stellen; denn so, wie er sich dort verhielt, sprach er sich selbst das Urteil. 12 Zunächst hatte er zusammen mit den nichtjüdischen ´Geschwistern` an den gemeinsamen Mahlzeiten teilgenommen. Als dann aber einige Leute aus dem Kreis um Jakobus kamen, zog sich Petrus aus Angst vor den Verfechtern der Beschneidung zurück und sonderte sich ´von den Nichtjuden` ab. 13 Und genauso unaufrichtig verhielten sich in der Folge die anderen jüdischen ´Geschwister`. Sogar Barnabas ließ sich dazu hinreißen, dieses heuchlerische Spiel mitzumachen. 14 Als ich nun sah, dass sie den richtigen Weg verlassen hatten, den Weg, der mit der Wahrheit des Evangeliums übereinstimmt, sagte ich in Gegenwart aller zu Petrus: „Du selbst nimmst dir – obwohl du ein Jude bist – die Freiheit, dich über die jüdische Lebensweise hinwegzusetzen und wie ein Nichtjude zu leben. Wieso zwingst du dann die Nichtjuden, sich der jüdischen Lebensweise anzupassen?“

Paulus hat hier Petrus öffentlich zur Rede gestellt und in diesem Fall mußte es auch sein, dann Petrus war eine öffentliche Person, ein Vorbild, an dem sich andere orientieren.

Und Petrus' Fehlverhalten verführte andere zur Unaufrichtigkeit und deshalb mußte hier diese öffentliche Ermahnung sein.

Von daher kann man auch das Verhalten von Jesus gegenüber den Pharisäern nachvollziehen.

Auch die Pharisäer waren öffentliche Personen, an denen sich viele orientiert haben.

Aber:

Was kritisiert Jesus an den Pharisäern?

Lesen wir noch einmal V. 39-41:

 »So seid ihr Pharisäer! Ihr reinigt das Äußere eurer Becher und Schüsseln, aber euer Inneres ist voll Raubgier und Bosheit. 40  Ihr Toren! Hat der, der das Äußere schuf, nicht auch das Innere geschaffen? 41  Gebt doch, was in euren Bechern und Schüsseln ist, den Armen, und ihr werdet sehen: Alles ist dann für euch rein!

Die Pharisäern waren in dem Denken gefangen, daß es auf die richtigen Handlungen ankommt und nicht auf die richtigen Motive.

Ihr Innerstes war voll Raubgier und Bosheit, aber weil sie alles richtig machten, hat es sie nicht gestört.
Was will man ihnen denn auch vorwerfen? Sie halten die Gesetze und Gebote besser als alle anderen?

Was ich denke, geht keinen etwas an, so lange ich mich richtig verhalte.

Das ist die Falle einer jeden Religion:

Ich halte mich an alle Vorschriften und dann kann ich denken und machen, was ich will.

Die Religion sagt, ich muß bestimmte Veranstaltungen besuchen.
Kein Problem, mache ich.

Die Religion sagt, ich muß ein bißchen was den Armen geben.
Kein Problem, mache ich, aber der Rest gehört mir.

Ich lebe so, wie ich will, und den Bereich Religion und Ewigkeit, wo man ja doch merkt, daß es da was gibt, den habe ich geregelt. Es ist also alles klar.

Wenn man da ein bißchen darüber nachdenkt, merkt man, daß das so nicht funktionieren kann.

Wenn das Innere nicht stimmt, wird sich das auch auf das Äußere auswirken.

Zunächst legt Jesus offen, daß das Innere nicht stimmt:

41  Gebt doch, was in euren Bechern und Schüsseln ist, den Armen, und ihr werdet sehen: Alles ist dann für euch rein!

Das widerspricht ja genau der inneren Raubgier und deswegen können und wollen sie das nicht.

Es ist schon eine indirekte Aufforderung zu Umkehr.
Und dann könnten sie erleben, daß innere Reinheit Freiheit gibt.

42  Aber wehe euch Pharisäern! Ihr gebt den zehnten Teil von ´Kräutern wie` Minze und Raute und von sämtlichen Gemüsesorten und lasst dabei ´die Forderungen` der Gerechtigkeit und der Liebe Gottes außer Acht. Diese solltet ihr erfüllen und das andere nicht unterlassen.

Einerseits waren sie supergenau.

Man muß sich mal vorstellen, was das Verzehnten von Gewürzkräutern bedeutet.

Manche von Euch haben ja so einen kleinen Gewürzblumenkasten, wo man bestimmte Gewürze, von denen man ja nur kleine Mengen braucht, immer frisch hat.

Zur Zeiten Jesu war das noch wichtiger, denn damals konnte man keine Gewürztütchen im Supermarkt kaufen.
Aber frische Gewürze sind doch irgendwie schöner.

Wenn nun bei den Pharisäern Essen gekocht wurde und dazu Gewürze aus ihrem Gewürzgärtchen genommen wurden, dann wurde darauf geachtet, daß von dieser Miniernte – also z.B. 10 Blättchen Petersilie – ein Zehntel – also ein Blättchen Petersilie – zum Tempel gebracht wurde, denn laut Gesetz mußte ja der zehnte Teil der Ernte dem Tempel gegeben werden.

Es wirkt auf uns – gerade auf uns Rheinländer – ein wenig skurril und lächerlich, aber die Pharisäer hatten ja den Anspruch an sich selbst, alles supergenau richtig zu machen und deshalb nahmen sie das in Kauf.

Sie wurden ja von vielen Menschen für ihre Genauigkeit und Perfektion bewundert.

Aber: Sie lassen Gottes Forderungen nach Gerechtigkeit und Liebe außer Acht.

Und das ist das Hauptproblem: Wenn man innerlich voll Bosheit und Raubgier ist, dann kann man nur schwerlich Liebe und Gerechtigkeit empfinden und ausüben.

Offensichtlich haben sie in erster Linie ihren eigenen Vorteil gesucht und dabei auch oft das Recht ein bißchen gebeugt.
Sicherlich haben sie da für sich plausible Erklärungen gefunden, warum gerade in diesem Fall das Recht nicht für ihre persönliche Situation gilt, und das schon richtig ist, wenn sie jetzt da einmal bevorzugt werden.

Und was die fehlende Liebe angeht: Immer alles richtig machen zu wollen, was man ja letztendlich als Perfektionismus bezeichnet, kann die Liebe schon töten.

Jesus verwendet ja im Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lukas 10, 25-37) auch einen Pharisäer als negatives Beispiel, der seine eigene Reinheit über die Hilfe für einen Bedürftigen stellt.

Perfektionismus heißt, daß man durch eigene Leistungen zum Ziel kommt und das führt natürlich letztendlich zu dem nächsten Vers:

43  Wehe euch Pharisäern! In den Synagogen nehmt ihr die vordersten Sitze für euch in Anspruch, und ihr liebt es, wenn man euch auf der Straße ehrfurchtsvoll grüßt.

Wenn man seine Stellung und sein Selbstwert nicht durch Liebe sondern durch Leistung bekommen möchte, dann wird man fast zwangsläufig von der Anerkennung dieser Leistung durch andere abhängig.
Warum soll man sich bemühen, wenn es keiner sieht?

Ihr Hauptproblem war, daß sie bei sich kein Problem sahen.

Wir wissen als Christen, daß wir die Vergebung brauchen, weil Jesu Urteil über das Innere der Pharisäer „voll Raubgier und Bosheit“ eigentlich auf für uns gelten kann.

Wir sind ja nicht hier, weil wir zuviel Freizeit haben, sondern weil wir gemerkt haben, daß unser Innerstes Veränderung braucht, daß wir Jesus Christus brauchen, und die Strategie der Pharisäer mit Leistung und Perfektion nicht zum Ziel führt.

Durch Jesus Christus können wir anders werden, so daß unser Innerstes und Äußeres einheitlich so werden kann, wie Gott sich das gedacht hat.

 

Jesus zieht folgende Bilanz über die Pharisäer:

44  Wehe euch! Ihr seid wie Gräber, die unkenntlich geworden sind; die Leute gehen darüber ´und verunreinigen sich`, ohne es zu merken.«

Die Menschen betrachten sie als Vorbild und sind von ihren Leistungen beeindruckt und merken nicht, wie sie zu einem falschen Denken geführt werden.

Jesus fällt hier ein hartes, aber leider auch zutreffendes Urteil und das soll uns als Mahnung dienen, daß wir nicht dem Perfektionismus nachjagen wollen.

 

Man könnte meinen, jetzt wäre diese Geschichte zu Ende, aber nein es geht noch weiter:

Jesus und die Gesetzeslehrer

45  Einer der Gesetzeslehrer unterbrach Jesus und rief: »Meister, mit dem, was du sagst, greifst du auch uns an!« 46  Darauf sagte Jesus: »Ja, wehe auch euch Gesetzeslehrern! Ihr bürdet den Menschen Lasten auf, die man kaum tragen kann, aber ihr selbst rührt diese Lasten mit keinem Finger an. 47  Wehe euch! Ihr errichtet Grabmäler für die Propheten, die doch von euren Vorfahren umgebracht wurden. 48  Damit gebt ihr nicht nur zu, dass eure Vorfahren das getan haben; ihr heißt es sogar gut. Sie haben die Propheten umgebracht, und ihr errichtet die Grabmäler. 49  Das ist auch der Grund, weshalb die Weisheit Gottes gesagt hat: ›Ich werde Propheten und Apostel zu ihnen schicken; einige von ihnen werden sie umbringen, und andere werden sie verfolgen.‹ 50  Darum wird diese Generation zur Rechenschaft gezogen werden für den Tod aller Propheten, die seit der Erschaffung der Welt umgebracht wurden, 51  angefangen bei Abel bis hin zu Sacharja, der zwischen dem Altar und dem Haus ´Gottes` umkam. Ja, ich sage euch: Diese Generation wird dafür zur Rechenschaft gezogen werden. 52  Wehe euch Gesetzeslehrern! Ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen. Selbst seid ihr nicht eingetreten, und die, die eintreten wollten, habt ihr daran gehindert.«

Jesus kritisiert hier drei Dinge an den Gesetzeslehrern:

  1. 1.Sie bürden den Menschen schwere Lasten auf, aber selbst tragen sie die Lasten nicht.
    Sie predigen Wasser und trinken Wein würde man heute sagen. 

  2. 2.Sie lehnen Gottes Boten, seine Propheten und Apostel, ab; ja sie sind sogar bereit, sie zu verfolgen. 

  3. 3.Sie haben den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen. Sie wollen ihn selber nicht und wollen auch andere daran hindern, ihn zu bekommen. 

Die Gesetzeslehrer damals haben ja um die Gesetze, die Gott im alten Testament gegeben hat, noch einen Haufen weiterer Gesetze drum herum geschaffen, damit man ja nicht aus Versehen eines von Gottes Gesetzen übertritt.

Daß so etwas für Menschen schwere Lasten erzeugen kann, kann man sich gut vorstellen.

Im Straßenverkehr würde dieses Prinzip zum Stillstand führen.

Man fährt nur noch dreißig in der Stadt, weil man ja nicht aus Versehen zu nahe an die 50 kommen will.
Man hält an grünen Ampeln an, weil sie ja plötzlich rot werden könnten.
Und wenn man aus der Parklücke herausfahren will, dann wartet man bis nachts, wenn kein anderes Auto mehr unterwegs ist, damit man nicht aus Versehen jemandem die Vorfahrt nimmt.

Man merkt an diesem Beispiel schnell, daß man durch Übertreibung die sinnvollen Regeln Gottes zu einer schweren Last machen kann.

Aber der, der entscheidet, wie schwer die Last ist, der regelt das schon so, daß es für ihn selbst nicht ganz so schwer ist, und das haben die Gesetzeslehrer offensichtlich gemacht.

Das erinnert mich irgendwie an Berlusconi, der die Gesetze auch zu seinem Gunsten designed und angepaßt hat.

Was aber noch schlimmer ist, ist, daß die Gesetzeslehrer einen exklusiven Anspruch für die Erkenntnis sich genommen hatten.

Von daher luden sie die Schuld auf sich, daß sie die Masse von der Wahrheit, von Jesus, fernhielten, denn sie selbst lehnten ihn ab und wollten auch nicht, daß andere ihn kennenlernen.

Ganz allgemein finde ich diesen Anspruch auf exklusive Erkenntnis ganz fatal.

Ich glaube, daß solche Menschen ein schweres Urteil erwarten müssen, wenn sie sich irren.

 

Man merkt, wie sich Pharisäer und Gesetzeslehrer hier ergänzen.

Die einen legen exklusiv fest, was richtig ist, und die anderen erfüllen es perfekt und das Volk guckt staunend und beschämt zu, weil es eben nicht so perfekt ist.

Wir merken schnell, wie fatal diese Denkweise ist und wie sehr wir Jesus Christus brauchen, weil wir eben nicht perfekt sind und weil wir unsere innere Bosheit eben doch nicht einfach so hinnehmen möchten.

Zusammenfassung

Für mich ist in diesem Text wichtig geworden, daß Jesus wert auf unser Innerstes legt.

Er möchte, daß wir nicht von Gier und Bosheit bestimmt werden, sondern daß wir uns von ihm verändern lassen.

Wir brauchen nicht alles genau richtig zu machen und wir können es auch nicht.

Wir brauchen auch nicht unsere Küchengewürze zu verzehnten.

Unser Leben soll von Gottes Liebe und seiner Gerechtigkeit bestimmt sein und unser Äußeres soll dabei unser Innerstes widerspiegeln.

AMEN

 

Segen:

1. Petrus 5, 10.11;

10 Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen. 11 Ihm sei die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.