Leitung nach Plan?

Die Geschichte eines Schuppens... Wie baut man Gemeinde? Nach welchem Plan? Mit welcher Leitung?

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Einleitung

Wir haben ja jetzt schon einige Wochen etwas über Leitung gehört und ein Vergleich von letzter Woche hat mich etwas verfolgt.

Es wurde ja das Beispiel eines Bauplans für einen Schrank mit dem Bau der Gemeinde verglichen. Wir finden in der Bibel, wie man Gemeinde baut und wenn man die Bibel nicht beachtet, dann kommt beim Gemeindebau nichts heraus. So weit so gut.

Wahrscheinlich haben wir das schon öfters gehört und es ist gut, dass uns das immer wieder neu bewusst wird. Die Bibel ist eine Anleitung für unser Leben und auch eine Anleitung, wie es mit Gemeinde weitergehen soll.

Manchmal finde ich an solchen Bildern spannend, wo das Bild an seine Grenzen kommt. Jedes Bild, jeder Vergleich kommt irgendwann an seine Grenzen, hinkt irgendwann, je mehr man ins Detail geht. Das ist ganz normal, das kennt man.

Wir denken zur Zeit ja über Leitung nach, und darüber, wie eine zukünftige Gemeindeleitung aussehen kann. Und dazu möchte ich bei dem Bild von dem Bauplan ein bisschen verweilen.

(1. Folie): Wir bauen einen Schrank

Ich habe jetzt nach irgendeinem Schrankbauplan im Internet gesucht und bin auf den Ikea-Schrank mit dem Namen „PAX“ gestoßen. „Pax“ heißt ja auf lateinisch „Frieden“, also passt das auch irgendwie in den Gottesdienst.

Wir haben hier eine ziemlich detaillierte Anweisung und wenn man sich daran hält, dann bekommt man das üblicherweise auch hin. Meistens ist auch das notwendige Werkzeug, der Imbusschlüssel, mit dabei. Ich habe so etwas auch schon ein paar Mal gemacht und bis auf einmal war das unproblematisch. Bei diesem einen Mal wollte ich einen Schrank mit einer Glastür zusammen bauen und dabei ist die Glastür wegen Spannung zersplittert und es regnete, es war glücklicherweise Sicherheitsglas, abgerundete Glassplitter auf mich. Ich habe das reklamiert und einen neuen Schrank bekommen und damit hat der Aufbau funktioniert. Es gibt natürlich keine Garantie, dass so ein Aufbau nach Plan immer klappt, aber wenn man sich nicht zu dämlich anstellt, klappt das üblicherweise.

Ich halte mich bei so etwas auch immer exakt an den Plan. Schließlich habe ich dafür bezahlt und will das Ding ja auch nutzen. Und außerdem fühle ich mich auch nicht in meiner Männlichkeit verletzt, wenn mir so ein Blatt Papier vorschreibt, was ich zu tun habe.

Ich weiß nicht, ob es solche Leute wirklich gibt, die nach dem Motto „Anleitung brauche ich nicht!“ Dinge kaufen und zusammenbauen, aber die Klischees kennt man natürlich.

Aber kommen wir noch einmal zu dem ursprünglichen Bild zurück. Einen so exakten Ablaufplan, mit quasi Erfolgsgarantie, finden wir in der Bibel nicht, weder für unser Leben, noch für die Gemeinde. Hier merkt man deutlich, dass das Bild an Grenzen kommt.

Auf die neue Gemeindeleitung wartet kein genauer Bau- und Ablaufplan (Schraube hier, Dübel da) und es gibt auch keinen Imbusschlüssel, der in allen Situationen passt.

Als langjähriges Gemeindeleitungsmitglied könnte man geneigt sein, auszurufen: Im Gegenteil. Es kommt einem oft eher so vor, wie Saul das erlebt hat, als er zum König eingesetzt wurde. Saul war, bevor er abgedreht ist und David ins Spiel kam, von Gott als König von Israel berufen worden. Der Prophet Samuel hat ihn gesalbt und einige Zeichen für Saul angekündigt und dann kommt die erste Anweisung, wie Saul sein Königtum, quasi seine Leitung, ausüben soll (1. Samuel 10, 7; NEÜ):

7 Wenn diese Zeichen bei dir eintreffen, dann tu einfach, was dir vor die Hände kommt, denn Gott ist bei dir! –
So einfach? Mehr nicht?

Ich glaube, da ist schon viel Wahrheit dran, aber das ist natürlich nur ein Aspekt.

Ich möchte den Vergleich vom Schrankbau einmal abändern und von einem meiner nächsten Projekte erzählen.

Wir bauen einen Schuppen

(Folie 2 bis 5 zeigen und erklären)

Ist das realistisch? Brauche ich einen exakten Plan, wie bei einem IKEA-Schrank? Kann ich so etwas überhaupt?

Tatsächlich habe ich auf der Akademie „YouTube“ studiert und geguckt: Wie machen es andere?

Kann ich das überhaupt?

Bei Tätigkeiten, wo ich noch wenig Ahnung von habe, mache ich das oft, im Internet recherschieren, YouTube-Videos gucken, usw, auch um ein Gefühl dafür zu bekommen, ob es überhaupt realistisch ist, das selber zu machen.

Es gibt leider kein Buch in der Bibel „Aus dem Alltag eines Leitungskreismitglieds“. Wir finden natürlich schon Beschreibungen, wie man mit bestimmten Situationen umgehen kann und sollte.

Wir finden z.B. in der Bibel Hinweise darauf, dass man nicht alles selber machen sollte, sondern wie Mose auf den Rat seines Schwiegervaters Jitro in 2. Mose 18, 14-27 zu hören und Aufgaben deligieren soll, anderen einfach etwas zutrauen.

Oder Petrus, der, nachdem er in Apostelgeschichte 10 mit Römern Tischgemeinschaft hatte, auf Vorwürfe kleinkarierter jüdischer Freunde reagieren musste und dies so sachlich tat, dass der Horizont dieser Freunde erweitert wurde und sie ihre Kleinkariertheit ablegen konnten.

Apostelgeschichte 11, 4;

Da setzte Petrus es ihnen der Reihe nach auseinander.

Wieviel Konflikte könnten damit vermieden werden! Sicherlich nicht alle, denn wenn es zu sehr menschelt, kommt man auch mit Sachlichkeit oft nicht weiter, oder häufiger ist man auch selber nicht mehr sachlich.

Es gibt noch viele weitere Beispiele.

Und dann gibt es natürlich noch die Eigenschaften, die jemand aus der Leitung haben sollte, die letzte Woche aus Titus 1 vorgelesen wurden. Natürlich ist niemand so perfekt. Es ist sinnvoll, seine eigenen Grenzen und Schwächen ein bisschen zu kennen, natürlich. Und in der Leitung ist man ja auch als Team. Es ist eben kein Königtum, wo einer alles bestimmt und die anderen Glück haben müssen, dass dieser eine kein unfähiger Trottel ist.

Es ist ein Team, wo man sich ergänzt, wo man sich gegenseitig ermutigt und auch voranbringt. Und die Chancen stehen nicht schlecht, dass dort, wo man selber noch größere Baustellen hat, ein anderer hier vielleicht etwas weiter ist und so ergänzt man sich.

Aber kommen wir zu dem Schuppen zurück. Es bleibt die Anfangsfrage: Kann ich das überhaupt?

Nachdem, was ich so bei meiner Studienzeit auf YouTube gesehen habe, bin ich guter Dinge. Ich habe schon manche Projekte auf diese Art umgesetzt und so schlecht sind die Meisten gar nicht geworden.

Kommen wir zur nächsten Frage:

Für wen mache ich das?

Warum soll ich mir da so einen Schuppen hinstellen?

Es wäre schade um das Holz. Das ist eine komische Begründung, so nach dem Motto: Es hat wenig Sinn, aber ich will nichts wegschmeißen.

Bei allen edlen Motiven wie Nachhaltigkeit, nichts zu verschwenden, usw. muss es einen wirklichen Zweck haben. Ich kann den Schuppen dort wirklich gebrauchen.

Bei dieser Frage fiel mir ein Wort aus meinem Beruf ein, das Wort „Scope“. Das habe ich schon so oft nur auf Englisch benutzt, dass ich die deutsche Übersetzung nachschlagen musste. Und es heißt übersetzt „Umfang“, „Geltungsbereich“, „Anwendungsbereich“.

Ein Schuppen, den ich z.B. vermieten oder sogar verkaufen will, hat ganz andere Anforderungen, als so ein Ding für mich alleine in meinem Garten.

Die selbe Frage gilt natürlich auch für unsere Gemeinde. Welchen Scope hat unsere Gemeinde oder soll unsere Gemeinde haben? Welchen Geltungsbereich? Die Frage ist natürlich ein Klassiker, die sich Christen immer wieder neu stellen müssen. Die Älteren werden sich vielleicht erinnern, dass Herbert Szcepan, als er Ende der 80er ein paar Veranstaltungen hier bei uns gemacht hatte, folgende Frage gestellt hat: Gemeinde, eine Rettungsmannschaft oder ein Clubhaus? Wofür sind wir da?

Wie kann man die drei großen gleichwertigen Themen „Gemeinschaft“, „Evangelisation“ und „Diakonie“ leben und umsetzen?

Das wird ein wichtiges Thema für die neue Leitung sein. Vielleicht müssen es für die Themen der Zukunft auch noch mehr Überschriften sein.

OK, zurück zum Schuppen. Der Scope für meinen Schuppen ist klar. Er ist nur für uns intern.

Wie fange ich an?

Zur Vorbereitung räume ich den Platz natürlich vorher frei. Aber dann werde ich mit Punktfundamenten anfangen. Diese KG-Rohre liegen bei mir schon seit vielen Jahren rum und haben auch Macken, so dass man sie wahrscheinlich sowieso nur noch für so etwas verwenden kann.

Ja, das Fundament... Das Wort „Fundamentalist“ hat inzwischen eine ganz miese Bedeutung, so in der Art: Ein lernunwilliger Betonkopf, der über Leichen geht.

Das Fundament des eigenen Lebens und das Fundament der Gemeinde ist aber wichtig, genauso wie der Schuppen auch eine Art Fundament braucht.

Wie tief und wie genau man das macht, ist hier nicht so wichtig. Ich habe in einem Video gesehen, da hat jemand Betonhohlblocksteine vergraben und Winkel darauf gedübelt. Wenn das auf gewachsenem Boden liegt, kann das sogar funktionieren. Es hängt halt vom Untergrund ab. Im Erdbebengebiet kann sogar fester Boden Risse bekommen.

Wir müssen mit der Gemeinde nicht bei Null anfangen. Wir haben Menschen, wir haben auch ein Gebäude, aber die Menschen sind natürlich wichtiger.

Ich hatte bei der Vorbereitung überlegt, ob der Vergleich vom Schuppenbau zum Gemeindebau vielleicht sogar beleidigend herüberkommen könnte. Der Schuppen wird aus altem Restholz und einem verranzten KG-Rohr gebaut und unsere Gemeinde aus ... uns.

Wir sind zwar auch, die meisten von uns, nicht mehr so ganz neu, aber jeder von uns, im Vergleich zu einem blöden alten Brett, ist einzigartig, wichtig, wertvoll, von Gott geliebt. Und wir sind auch nicht austauschbar, wie diese Bretter. Wenn einer geht, dann fehlt er. Wenn einer kommt, dann ist er eine Bereicherung.

Wem kann ich vertrauen?

Um eine Frage bei diesem Schuppenbau habe ich mich bisher drumherumgedrückt.

Ich habe mir viele Videos darüber angesehen und mir so Inspiration geholt. Aber woher weiß ich, dass ein Video kein Fake ist? Oder dass der Video-Autor eigentlich ein Pfuscher ist, aber bei seinem Video durch Glück Erfolg gehabt hat? Das kann ja auch sein.

Das mündet so ein bisschen in die Frage: Wem kann ich vertrauen?

Bei dem Schuppen geht man da so aus verschiedenen Gesichtspunkten heran. Ich bin zwar kein Handwerker, aber ein paar Sachen habe ich schon gebaut. Dazu kann man sich an der Mehrheit meistens orientieren. Ganz klar, das geht nicht immer, aber meistens passt es. Dann kann man sich über die Absicht der Videoautoren Gedanken machen. Die meisten wollen mehr Zuschauer und haben daher wahrscheinlich einen gewissen Qualitätsanspruch. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass jemand solche Videos macht, um die Zuschauer bewusst zu verarschen. Denn dann würden sich die nächsten Videos weniger ansehen.

Es läuft also vielfach auf den gesunden Menschenverstand hinaus, welcher auch nicht immer das schlechteste Entscheidungskriterium ist.

Bei Gemeindebau ist das schwieriger. Der gesunde Menschenverstand hat hier sicherlich auch seinen Platz, aber hier sind wir wieder beim Anfang, dass die Bibel, Gottes Wort, natürlich die wichtigen Informationen zum Gemeindebau hat und wir dahin immer wieder zurückkehren müssen.

In Psalm 127, 1; NL steht ganz markant:

Wenn der HERR nicht das Haus baut, ist die Arbeit der Bauleute vergeblich. Wenn der HERR die Stadt nicht beschützt, ist es vergeblich, sie mit Wachen zu umgeben.

Der gesunde Menschenverstand ist oft nützlich, aber reicht für den Gemeindebau nicht aus. Gott muss wirken, sonst bringt das alles nichts.

In Apostelgeschichte 4 ist ein Gebet aufgeschrieben, dass die Gemeinde in Jerusalem gemeinsam gebetet hatte, nachdem die Apostel Petrus und Johannes mit der Auflage, nicht mehr öffentlich von Jesus zu erzählen, frei gelassen worden sind (Apostelgeschichte 4, 23-31; NL):

23 Sobald sie wieder frei waren, suchten Petrus und Johannes die anderen Gläubigen und erzählten ihnen, was die obersten Priester und Ältesten gesagt hatten. 24 Als sie es hörten, erhoben alle gemeinsam ihre Stimme und beteten: »Allmächtiger Herr, Schöpfer des Himmels, der Erde und des Meeres und von allem, was darin lebt – 25 vor langer Zeit hast du durch den Heiligen Geist und durch den Mund unseres Vorfahren David, deines Dieners, gesagt: ›Warum tobten die Völker vor Zorn? Warum schmiedeten sie vergebliche Pläne? 26 Die Könige der Erde lehnten sich auf; die Herrscher der Welt verschworen sich gegen den Herrn und seinen Gesalbten.‹ 27 Genau das ist hier in dieser Stadt geschehen! Denn Herodes Antipas, der Statthalter Pontius Pilatus und das Volk Israel haben sich gegen Jesus, deinen heiligen Knecht, den du gesalbt hast, verschworen. 28 Alles, was sie taten, geschah nach deinem ewigen Willen und Plan. 29 Und nun höre ihre Drohung, Herr, und gib deinen Dienern Mut, wenn sie weiterhin die gute Botschaft verkünden. 30 Sende deine heilende Kraft, damit im Namen deines heiligen Knechtes Jesus Zeichen und Wunder geschehen.« 31 Nach diesem Gebet bebte das Gebäude, in dem sie sich versammelt hatten, und sie wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt. Und sie predigten mutig und unerschrocken die Botschaft Gottes.

Sie machen sich hier erst wieder die Größe und Allmacht Gottes bewusst. Und dazu lebten sie in einer feindlichen Umgebung. Das bleibt uns bisher erspart.

Und dann haben wir hier die beiden Säulen des Christseins: Gute Botschaft und heilende Kraft, Verkündigung und Diakonie. Und dafür brauchen wir Mut und Gottes Kraft. Wie wir das konkret passend in unsere heutige Zeit für unsere Stadt umsetzen, ist eine Aufgabe, die jede Gemeinde für ihre Zeit finden muss. Methoden von vor 20 Jahren können heute kontraproduktiv sein.

Das ist sicherlich eine spannende Aufgabe für die neue Gemeindeleitung. Aber ich bin sicher, dass Jesus Christus uns dabei hilft und anleitet.

Nach diesem Gebet bebte das Gebäude, ein Sinnbild dafür, dass die Gemeinde von Gott bewegt wurde. Aber es kommt auf die Menschen an. Sie wurden vom Heiligen Geist erfüllt und wurden mutig. Aus eigener Kraft hätten die das niemals hinbekommen, so wie wir das auch nicht aus eigener Kraft schaffen. Und Gott möchte uns dazu Kraft und Mut geben.

Denn wenn der HERR nicht das Haus baut, ist die Arbeit der Bauleute vergeblich.

Zusammenfassung

Ich fasse zusammen: