Einleitung
(Vor der Predigt lief ein Sketch, wo die Leidenschaft für einen Akku-Schrauber gezeigt wurde.)
Heute geht es um Leidenschaft. Wir haben vorhin gesehen, dass man für unterschiedliche Dinge Leidenschaft entwickeln kann.
So ganz fern der Autobiographie war dieser Sketch jetzt nicht. Ich hatte bisher halt immer so kraftlose Akku-Schrauber mit schlechtem Akku und daher war ich schon begeistert, als ich feststellte, wieviel mehr dieses neue Gerät kann. Der war jetzt gar nicht so teuer; ich habe halt einfach von der allgemeinen technischen Entwicklung profitiert.
Man kann sich für viele Sachen begeistern und Begeisterung und Leidenschaft hängen oft sehr zusammen. Eine Leidenschaft ist eher etwas dauerhaftes, während Begeisterung eher kürzere Phasen sind.
Ein Hobby kann zu einer Leidenschaft werden, ein Handwerk, vielleicht auch der Beruf oder auch ehrenamtliches Engagement. Wieviel wissen wir eigentlich voneinander, welche Leidenschaften der andere hat. Kennst Du die Leidenschaften von Deinem Partner oder Deinem Sitznachbarn?
Wofür könnt Ihr Euch begeistern? Vielleicht sollten wir einmal ein Spiel machen. Jeder schreibt drei Sachen auf: Eine echte Leidenschaft und zwei Dinge, für die man sich nicht so interessiert. Und dann findet man sich in Paaren zusammen, mit jemandem, mit dem man sonst nicht so viel zu tun hat und nun muss jeder von dem anderen erraten, was dessen echte Leidenschaft ist, wofür er sich begeistern kann. Das wäre jetzt so ein Psychospiel, dass ich mir bei der Predigtvorbereitung ausgedacht habe. Keine Angst, das machen wir jetzt nicht.
Bleiben wir bei der Leidenschaft. Es steckt das Wort „Leiden“ darin, dass heißt, man ist bereit, etwas dafür in Kauf zu nehmen. Es ist einem wirklich wichtig.
Allerdings muss es nicht unbedingt etwas Dauerhaftes sein. Mir geht das so bei Werkzeugen. Ich habe nicht jeden Tag Bock, damit zu hantieren. Es macht schon Spaß, wenn man etwas schafft, aber wenn ich jeden Tag damit umgehen müsste, dann würde wohl die Leidenschaft schwinden.
Vielleicht ist es in Bezug auf Werkzeuge bei mir doch eher kurzzeitige Begeisterung als richtige Leidenschaft.
Wie sieht es denn mit Leidenschaft in Zusammenhang mit der Gemeinde aus?
Das ist ja eigentlich das Thema heute: Leidenschaft für bzw in der Gemeinde
Wie kommt man dahin?
Der Anfang der Leidenschaft
Ich beginne mit einem bekannten Text dazu aus Matthäus 13, 3-8; NL
Man braucht diesen Text gar nicht groß auslegen, denn das hat Jesus Christus ein paar Verse später selber schon gemacht:
Bei der ersten Personengruppe kommt das Wort gar nicht an. Der Böse, in Gestalt von Gleichgültigkeit, Lügen, schlechten Erfahrungen, usw. blockiert ihn. Das Wort geht ihm quasi, nicht am Arsch, sondern am Herz vorbei. Es erreicht ihn nicht. Da hilft nur Gebet und es immer wieder zu probieren.
Die zweite Personengruppe ist schnell begeistert. Ja „Jesus“, ja „Gemeinde“, ich bin dabei. Ich gehe voran, lasst uns loslegen. Aber wenn es dann Probleme gibt, dann lässt die Begeisterung schnell nach. Hier sieht man gut den Unterschied zwischen Begeisterung und Leidenschaft, denn Leidenschaft ist auch bereit, hier und da Rückschläge, Probleme, Anfeindungen, ja ein gewisses Leiden in Kauf zu nehmen.
Die dritte Gruppe ist da tiefsinniger. Jesus redet hier von Verlockungen des Reichtums und den Sorgen der Welt. Ich glaube, man kann das mit der Frage zusammenfassen: Was bringt mir das? Und wenn man mit dieser Frage beginnt, dann ist man kein guter Boden, sondern man beginnt mit der falschen Einstellung und wird sich abwenden.
Die vierte Gruppe sind die Leute, bei denen das Wort richtig ankommt. Es wird eine Leidenschaft auslösen, hier und da auch Phasen der Begeisterung, und sie werden Frucht bringen.
Die Grundlagen müssen stimmen. Wer mit Jesus nichts am Hut hat, wird nie eine Leidenschaft für die Gemeinde entwickeln, zumindest nicht für so eine Gemeinde, wie sie in der Bibel beschrieben ist.
Die Grenzen der Leidenschaft
Das war jetzt ziemlich einfach, oder? Gehören wir zu Jesus, dann haben wir eine Leidenschaft für die Gemeinde.
Ganz so einfach ist es aber nicht immer, denn wir haben alle schon einmal Phasen und Situationen gehabt, wo die Leidenschaft oder gar die Begeisterung irgendwie nicht vorhanden war.
Ein Beispiel dazu ist der Prophet Elia aus dem alten Testament. In der Vorgeschichte des folgenden Textes hat Elia für eine Trockenzeit gebetet und sie auch vorausgesagt, damit Israel und sein König Ahab ins Nachdenken kommt. Und nachdem es eine lange Zeitlang trocken war und nicht geregnet hatte, wurde Elia der meistgesuchteste Mann in Israel. Und ich möchte nun den, ich nenne es mal den Showdown, lesen:
Ich lese aus 1. Könige 18, 16b-46; NL
41 Dann sagte Elia zu Ahab: »Geh hin, iss und trink! Denn ich höre einen mächtigen Regensturm heranziehen!« 42 Also machte Ahab sich auf, um zu essen und zu trinken. Elia aber stieg auf den Gipfel des Karmel hinauf, kauerte sich auf den Boden und legte den Kopf zwischen die Knie. 43 Dann sagte er zu seinem Diener: »Geh und schau zum Meer hinaus.« Der Mann ging und schaute, dann sagte er: »Ich sehe nichts.« Elia sagte zu ihm: »Geh noch mal hin«, und sieben Mal ging er. 44 Beim siebten Mal endlich meldete ihm der Diener: »Ich sah eine kleine Wolke, etwa so groß wie die Hand eines Mannes, über dem Meer auftauchen.« Da rief Elia: »Lauf zu Ahab und sage ihm: `Steig in deinen Streitwagen und fahre los, damit dich der Regen nicht daran hindert!´« 45 Und im nächsten Augenblick wurde der Himmel schwarz von Wolken. Ein heftiger Wind kam auf und brachte starken Regen, und Ahab bestieg seinen Wagen und fuhr nach Jesreel. 46 In diesem Augenblick kam die Kraft des Herrn über Elia. Er gürtete seinen Mantel und lief den ganzen Weg nach Jesreel vor Ahab her.
Das war gigantisch, oder. Er betet und es kommt Feuer vom Himmel, sogar soviel, dass das Wasser verdampft. Das Ermorden der Baalspropheten finde ich jetzt nicht so gut, aber es war damals auch eine etwas andere Zeit als heute.
Aber Elia war ein Mensch wie wir. Das ist so schön in Jakobus 5, 17.18; NL beschrieben:
Wir haben jetzt nicht vielleicht solche Klopper erlebt, aber wir haben doch alle schon Gebetserhörungen erlebt und auch Gottes Eingreifen miterlebt.
Gott hat sich hier voll hinter Elia gestellt. Wenn man so ein eindrückliches Wirken Gottes erlebt hat, dann kann doch nichts mehr schiefgehen, oder?
Aber Elias' Geschichte geht weiter (1. Könige 19, 1-9; NL):
Wieso hatte Elia Angst? Er hatte gebetet und Gott hatte sich zu ihm gestellt. Warum flieht er? Und Elia kommt ja auch selber zu dem Schluss, dass sein Verhalten inkonsequent war. Er ist lebensmüde und will nicht mehr.
Er hatte eine echte Leidenschaft für sein Volk Israel und er wollte, dass sie sich Gott zuwenden. Man muss wissen, dass es Israel immer dann gut ging, wenn sie sich Gott zugewandt hatten.
So ähnlich gilt das wohl auch vielen von uns. Wir wollen die Gemeinde voranbringen, sie ist uns wichtig. Und dann kommen vielleicht die Hindernisse, vielleicht Überforderungsgefühle, Versagensängste und man sitzt dann da unter dem Ginsterstrauch seines Lebens und denkt sich, „Ich kann nicht mehr!“. Irgendwann ist es zuviel.
Aber Gott baut Elia wieder auf, stärkt ihn und schickt ihn los und er begegnet Gott. Und Gott fragt ihn: „Was tust du hier, Elia?“ Was ist mit dir?
Lesen wir weiter (1. Könige 19, 10-18; NL):
Betrachten wir kurz das Gruselige an diesem Abschnitt. Gott kündigt Gericht an. Ich glaube, so etwas will ich gar nicht wissen. Aber lassen wir das einmal beiseite.
Gott begegnet Elia und nicht mit großem Tamtam sondern in einem leisen Säuseln, in der Stille. Und Gott setzt der Wahrnehmung Elias „Ich kann nicht mehr, ich bin allein“ einen neuen Auftrag entgegen. „Ich brauche dich noch und du bist nicht allein.“ 7000 sind noch da. Und du bekommst auch einen Nachfolger, den Du salben und einarbeiten musst. Es hängt nicht alles an Dir allein, Du bist nicht unersetzlich, und das ist positiv in dem Sinne gemeint, dass nicht alles auf Dir alleine lastet. Gott sieht über Deinen beschränkten Horizont hinaus und er plant auch über Deine Beschränkung hinaus.
Wenn wir uns alleine fühlen, sollten wir uns bewusst werden, dass wir nicht alleine sind und das Jesus Christus den Überblick hat.
Die Gemeinde ist Gottes Plan für die Welt und für unsere Stadt und lasst uns mit Leidenschaft uns hier einbringen, auch wenn uns manchmal nicht danach ist, und wir werden Gottes Wirken erleben und auch sein Durchtragen erleben.
Zusammenfassung
Ich fasse noch einmal zusammen:
- Leidenschaft und Begeisterung allgemein: Was begeistert mich, wofür habe ich eine Leidenschaft?
- Wie entsteht Begeisterung für Jesus, für Gottes Reich und für die Gemeinde? Wir haben dazu das Gleichnis von dem vierfachen Ackerfeld betrachtet. Nur wenn wir wirklich offen für Gottes Wort sind, dann werden wir Frucht bringen, eine wirklich echte Leidenschaft für Jesus und für die Gemeinde entwickeln. Im Kontrast dazu hatten wir die Gruppe, bei der alles am Herz vorbei ging, die Gruppe, die nur kurz begeistert war und die Gruppe, die sich von anderen Dingen ablenken ließ.
- Wir wissen auch aus eigener Erfahrung, dass das Leben nicht immer rund läuft und die Leidenschaft für Gottes Reich und die Gemeinde auch einmal nachlassen kann. Dazu haben wir uns die Geschichte von Elia angesehen, der etwas Tolles erlebt hat und dann trotzdem von der Angst übermannt wurde und davon lief. Gott hat ihn gestärkt und ihm gezeigt, dass er nicht alleine ist und das Gott den Überblick hat.
- Und daher: Lasst uns hier mit Leidenschaft einbringen, für Jesus und für die Gemeinde.