Kraft

Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig. Was kann das bedeuten?

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Einleitung

Heute geht es um „Kraft“.

Aus dem Physik-Unterricht - ich erinnere mich dunkel - weiß ich noch, daß „Kraft“ etwas ist, was einen Gegenstand bewegt oder verformt. Kraft hat auch eine Einheit, nämlich „Newton“, benannt nach einem Herrn Newton, der die Schwerkraft entdeckt hat. Wir hatten in der Schule auch ein Meßgerät für Kraft und das war im Prinzip nichts anderes als eine Feder mit einer Skala daran. Wenn man an der Feder zog, dann bewegte sich die Anzeige auf der Skala, je nach dem, mit wieviel Kraft man an der Feder zog.

Nach „Kraft“ folgte dann im Physik-Unterricht die „Arbeit“.
Mit Kraft kann man ja Arbeit verrichten, aber interessanter Weise kann mit Hilfe von mechanischen Tricks mit weniger Kraft diesselbe Arbeit verrichten. Mit Hilfe eines Hebels kann man schwere Gegenstände bewegen, die man sonst nicht bewegen könnte, oder mit Hilfe eines Flaschenzugs schwere Gegenstände heben, die man sonst nicht gehoben bekommen würde. Allerdings wird der Weg länger, man muß länger an der Schnur ziehen, bis der Gegenstand oben ist. Daher kann man Arbeit als Kraft mal Weg beschreiben, mit der Einheit Newton-Meter. Für Arbeit gibt es auch noch eine andere Einheit, die vielen hier sicherlich bekannt ist: Kalorien oder Joule. Manch einer seufzt jetzt sicher, daß zu viele Kalorien wirklich eine Menge Arbeit machen, aber es ist natürlich so gemeint, daß Kalorien in Arbeit umgesetzt werden können, wenn man sie verbrennt.

Da meine Physik-Mechanik-Kenntnisse an dieser Stelle sich langsam dem Ende nähern, möchte ich zu dem Begriff „Kraft“ zurückkehren.

In der Bibel taucht der Begriff im Zusammenhang mit Gott sehr häufig auf und ich möchte an einer Bibelstelle klar machen, daß Gott es nicht nötig hat, die Mechanik einzusetzen, weil er nämlich unbegrenzt viel Kraft hat (Josua 10, 12-14; ELB):

„Damals redete Josua zum HERRN, [und zwar] an dem Tag, als der HERR die Amoriter vor den Söhnen Israel dahingab, und sagte vor den Augen Israels: Sonne, stehe still zu Gibeon, und Mond, im Tal Ajalon! Da stand die Sonne still, und der Mond blieb stehen, bis das Volk sich an seinen Feinden gerächt hatte. Ist das nicht geschrieben im Buch Jaschar? Die Sonne blieb stehen mitten am Himmel und beeilte sich nicht unterzugehen, ungefähr einen ganzen Tag lang. Und es war kein Tag wie dieser, weder vorher noch danach, daß der HERR [so] auf die Stimme eines Menschen gehört hätte; denn der HERR kämpfte für Israel.“

Ich möchte mich bei diesem Text nur darauf beschränken, was Gott getan hat: Die Sonne und den Mond angehalten. Wie man sich das genau vorstellen muß, weiß ich auch nicht. Ob die Erde sich für einen Tag nicht drehte, keine Ahnung. Aber hier wird deutlich, was für eine unbegrenzte Kraft Gott hat. Er hat es nicht nötig, mit irgendwelchen Hebeln, Flaschenzügen oder sonstigen Maschinen zu hantieren. Er kann alles tun, was er will. Seine Kraft reicht sogar dazu aus, die Erde anzuhalten und zu bewegen. Alles aus Menschensicht Unmögliche ist bei Gott möglich.

„Kraft“ im Reich Gottes

Das Wort „Kraft“ taucht öfters im neuen Testament auf und ich möchte eine Stelle im Neuen Testament dazu mit Euch betrachten.

Als erstes: 1. Kor. 4, 19.20:

Ich werde aber bald zu euch kommen, wenn der Herr will, und werde nicht das Wort, sondern die Kraft der Aufgeblasenen kennenlernen. Denn das Reich Gottes [besteht] nicht im Wort, sondern in Kraft.

Paulus kündigt hier seinen Besuch in Korinth an und anscheinend gab es einige Leute – die er als Aufgeblasene bezeichnet –, die einiges an ihm auszusetzen hatten. Nun will er deren „Kraft“ kennen lernen.

Hier geht es natürlich nicht um eine Schlägerei, aber man könnte nun annehmen, daß Paulus sich mit den „Aufgeblasenen“ so in der Art messen möchte, wie das Mose mit den ägyptischen Zauberern Jannes und Jimbre gemacht hat. Man könnte dann eine Gemeindestunde machen, wo Paulus und seine Kritiker ihre Kräfte vorführen dürfen und wessen Kunststückchen besser sind, der hat gewonnen und hat recht.

Das ist natürlich übertrieben, aber vielleicht denkt manch einer an spezielle Wunderkräfte, die ja auch in der Bibel erwähnt sind (z.B. 1. Kor. 12, 10) oder an Zeichen und Wunder, die ja vielerorts als Kraftwirkungen des Heiligen Geistes bezeichnet werden, und denkt, daß die in erster Linie gemeint sind, wenn die Rede davon ist, daß das Reich Gottes in Kraft besteht.

Ich glaube nicht, daß diese physischen Kraftwirkungen die Hauptsache im Reich Gottes sind; sie spielen meiner Ansicht nach nur eine Nebenrolle. Gott hat nichts von seiner Macht eingebüßt und er kann auch heute noch die Erde anhalten, aber in erster Linie wirkt er in und durch Menschen.

Wie kann denn das sonst gemeint sein, wenn Paulus die Kraft der Aufgeblasenen mit der Kraft des Reiches Gottes vergleicht? Es kann hier nicht nur um die besseren Argumente gehen. Es geht darum, wie Gottes Kraft in den Aufgeblasenen gewirkt hat. Inwieweit sind sie durch Gottes Kraft - und nun kehre ich einmal zu der mechanischen Kraftdefinition zurück - bewegt oder neu geformt, verändert worden? Und hat Gott durch sie andere Menschen bewegt oder verändert? Hierin zeigt sich wirklich die Kraft eines Lebens, Gottes Kraft im Leben.

Wie wirkt Gottes Kraft?

Ich möchte nun mit Euch einige weitere Verse über Gottes Kraft betrachten.

Römer 1, 16.17; ELB:

Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht, ist es doch Gottes Kraft zum Heil jedem Glaubenden, sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen. Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin geoffenbart aus Glauben zu Glauben, wie geschrieben steht: `Der Gerechte aber wird aus Glauben leben.

Das Evangelium ist Gottes Kraft. Es bewegt und verändert Menschen, es macht Menschen heil.

1. Kor. 1, 18; ELB:

Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verlorengehen, Torheit; uns aber, die wir errettet werden, ist es Gottes Kraft.

„Das Wort vom Kreuz“ - und nichts anderes ist das Evangelium - ist Gottes Kraft für die, die errettet werden. Nur die kann es bewegen und verändern. Bei den anderen, die verlorengehen, hat es leider keine Auswirkungen, im Gegenteil: Es erscheint ihnen völlig nutzlos und albern.

Wenn Gott heutzutage viele physische Wunder tun würde, ähnlich wie zu Jesu Zeiten, dann würden bestimmt viele gucken kommen und auch das Fernsehen wäre sicherlich da, aber es würden nicht mehr als sonst auch glauben. Denn das Entscheidene ist ja, ob man Gottes Kraft erleben will, und sich bewegen und verändern lassen will.

Die Bibel benutzt für unser Leben ohne Jesus auch den Begriff „kraftlos“:

Römer 5, 6; ELB:

Denn Christus ist, als wir noch kraftlos waren, zur bestimmten Zeit für Gottlose gestorben.

Kraftlos: Können wir uns denn nicht selbst bewegen und verändern? Können wir raus aus unserer Haut?
Wir können uns in bestimmten Grenzen weiterentwickelt und verändern, aber Gott hat mehr mit uns vor und mit seiner Kraft ist viel mehr für uns drin.

In einem Segenswunsch schreibt Paulus (Römer 15, 13; ELB):

Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und allem Frieden im Glauben, damit ihr überreich seiet in der Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes!

Durch die Kraft des Heiligen Geistes, der uns ja gegeben worden ist, wenn wir uns für Jesus entschieden haben, erhalten wir Freude, Frieden und Hoffnung. Dies sind ja nun Dinge, die man äußerst schwer sich selbst erzeugen kann. Kann man sich selbst so verändern, daß man Freude, Frieden und Hoffnung hat? Oder geht das nur durch die Kraft Gottes?

Ich möchte noch einen Vers über die Hoffnung anfügen (1. Kor. 15, 42-44; ELB):

„So ist auch die Auferstehung der Toten. Es wird gesät in Verweslichkeit, es wird auferweckt in Unverweslichkeit. Es wird gesät in Unehre, es wird auferweckt in Herrlichkeit; es wird gesät in Schwachheit, es wird auferweckt in Kraft; es wird gesät ein natürlicher Leib, es wird auferweckt ein geistlicher Leib. Wenn es einen natürlichen Leib gibt, so gibt es auch einen geistlichen.“

Die Veränderung des Menschen, so wie Gott ihn haben will, wird mit der Auferstehung vollkommen sein. Dies wird keine Entstellung sein, im Gegenteil, der auferstandene Mensch wird von allem Schlechten, von der Sünde dieser Welt befreit sein und die wirkliche Persönlichkeit wird ans Licht kommen. Gottes Kraft ist dann an einem Menschen zur Vollendung gekommen.

Gottes Kraft im Dienst

Paulus sagt über seinen Dienst in Korinth (1. Kor. 2, 3-5; ELB):

Und ich war bei euch in Schwachheit und mit Furcht und in vielem Zittern; und meine Rede und meine Predigt [bestand] nicht in überredenden Worten der Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft, damit euer Glaube nicht auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft beruhe.

Was kann „Kraft“ hier bedeuten? Es geht hier um Kraft, die Glauben erzeugt und seine Predigt bestand in dieser Kraft (siehe auch 1. Kor. 1, 21; der Glaube kommt aus der Predigt). Ohne Gottes Kraft keinen Glauben.

Wie sieht es in unserer Gemeindearbeit, in unserem Dienst im Reich Gottes aus? Erweist sich in dem, was wir sagen und tun, Gottes Kraft? Hat es Auswirkungen? Oder sind es nur überragende Worte der Weisheit, die vielleicht andere Christen beeindrucken aber sonst nichts bewirken?

Wie stellt man fest, ob etwas bewirkt wird?

In meinem Job muß ich selber meine Arbeit überprüfen, indem ich zu jedem Teilprogramm ein Testprogramm schreibe und außerdem kontrollieren zusätzlich auch noch andere meine Programme. Das wird in anderen Berufen nicht anders sein. Doch wie ist das im Reich Gottes? Kann es eine Erfolgskontrolle, eine Qualitätskontrolle geben, ein Total-Quality-Management? Bekehrungen oder Bußen pro Predigt? Wenn nicht eine Buße während einer Predigt stattfindet, hat dann die Predigt zu wenig Kraft?

Ich muß diese Fragen offen lassen, da ich selber keine richtige Antwort darauf habe. Ich bin mir nur sicher, daß wenn wir uns von Gott bewegen und verändern lassen, dann kann er auch durch uns andere bewegen und verändern. Über die Apostel steht in 1. Kor. 4, 1.2; ELB:

„Dafür halte man uns: für Diener Christi und Verwalter der Geheimnisse Gottes. Übrigens sucht man hier an den Verwaltern, daß einer treu erfunden werde.“

Das gilt sicherlich für alle Mitarbeiter im Reich Gottes. Und das ist ein wichtiges Rezept: Treu zu Jesus zu sein.

Aber oft haben wir eher den Eindruck schwach zu sein und merken nichts von Gottes Stärke.

Dazu möchte ich noch einen Abschnitt lesen:

Meine Schwachheit

2. Kor 12; ELB

1 Gerühmt muß werden; zwar nützt es nichts, aber ich will auf Erscheinungen und Offenbarungen des Herrn kommen. 2 Ich weiß von einem Menschen in Christus, daß er vor vierzehn Jahren - ob im Leib, weiß ich nicht, oder außer dem Leib, weiß ich nicht; Gott weiß es -, daß dieser bis in den dritten Himmel entrückt wurde. 3 Und ich weiß von dem betreffenden Menschen - ob im Leib oder außer dem Leib, weiß ich nicht; Gott weiß es -, 4 daß er in das Paradies entrückt wurde und unaussprechliche Worte hörte, die auszusprechen einem Menschen nicht zusteht. 5 Über diesen will ich mich rühmen; über mich selbst aber will ich mich nicht rühmen, nur der Schwachheiten. 6 Denn wenn ich mich rühmen will, werde ich [doch] nicht töricht sein, denn ich werde die Wahrheit sagen. Ich enthalte mich aber dessen, damit nicht jemand höher von mir denke, als was er an mir sieht oder was er von mir hört, 7 auch wegen der Überschwenglichkeit der Offenbarungen. Darum, damit ich mich nicht überhebe, wurde mir ein Dorn für das Fleisch gegeben, ein Engel Satans, daß er mich mit Fäusten schlage, damit ich mich nicht überhebe. 8 Um dessentwillen habe ich dreimal den Herrn angerufen, daß er von mir ablassen möge. 9 Und er hat zu mir gesagt: Meine Gnade genügt dir, denn [meine] Kraft kommt in Schwachheit zur Vollendung. Sehr gerne will ich mich nun vielmehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft Christi bei mir wohne. 10 Deshalb habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, an Mißhandlungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.

Hier wird Gottes Kraft menschlichen Schwachheiten gegenüber gestellt:

Als Schwachheit hat Paulus selbst ein körperliches Gebrechen erlebt (ein Dorn im Fleisch). Was das genau war, wissen wir heute nicht. Manche vermuten, daß es ein Augenleiden war, weil er einen seiner Briefe mit eigener Handschrift mit großen Buchstaben (Gal. 6, 11) abschloß.

Begeistert war er nicht von seinem Leiden, denn er hat ja dreimal darum gebeten, daß Gott es ihm nimmt. Und ich denke, es ist nicht leicht zu akzeptieren, daß man mit einem körperlichen Leiden leben muß. Paulus hat ja auch sehr viele Heilungen durch Gott miterlebt, auch durch ihn selber und da muß er selbst mit einem körperlichen Gebrechen leben; das ist sicherlich besonders schwer.

Aus dem Text geht schon hervor, daß die Beurteilung dieses Leidens für Paulus individuell für ihn gilt. Üblicherweise würde man heute zum Arzt gehen und auch für sich um Heilung beten, bzw. andere bitten, für einen selbst zu beten. Denn natürlich will Gott nicht, daß wir bei jedem Leiden, das wir haben, seufzen und sagen: „Hach; Gott möchte nicht, daß ich mich überhebe.“

Aber es gibt ja nicht nur körperliche Schwachheiten. Wenn man sich die obige Aufzählung ansieht, - Schwachheiten, Mißhandlungen, Nöte, Verfolgungen, Ängste - dann sind das alles Dinge, wo man sich hilflos und schwach fühlt. Wenn man mißhandelt wird, wenn man in Not ist, z.B. hungert oder pleite ist, wenn man unter Verfolgung lebt oder wenn man Angst hat, z.B. Angst vor der Verfolgung oder einfach Angst vor der Zukunft, dann fühlt man sich meist unendlich schwach und hilflos.

Im Text steht hinter „Ängsten“ der Zusatz „um Christi willen“. Ich denke, daß es falsch ist, Schwachheiten, Mißhandlungen, Nöte und Verfolgungen zu suchen, und das macht ja auch kein normaler Mensch. Sich selbst quälen, wie das manche alten Mönche gemacht haben, ist sicherlich falsch. Aber oft rutscht man durch seinen Glauben, so wie es auch Paulus geschah, oder auch sonst durch Lebensumstände (Krankheiten, Schwierigkeiten im Beruf, im Privatleben) in solche Situationen hinein, wo man sich schwach fühlt und wo man auch schwach ist.

Schauen wir uns den letzten Vers des obigen Abschnitts noch einmal an:

„Deshalb habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, an Mißhandlungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“

So einen Satz sagt man nicht einfach so daher und so einen Satz liest man auch nicht einfach nur in der Bibel und sagt dann: „Richtig so!“. So einen Satz kann man nur dann unterschreiben, wenn man im Leben die verschiedenen Schwachheiten, die hier aufgezählt sind, miterlebt und darin immer wieder Gottes Kraft erlebt hat. Anscheinend ist es so, daß man besonders nach Gott fragt, wenn man nicht mehr weiter weiß.

Mir geht es manchmal so, daß ich Angst davor habe, nicht mehr weiter zu wissen, Angst davor habe, der Verantwortung der Familie gegenüber, der Verantwortung im Beruf nicht mehr gerecht werden zu können.

Vielleicht liegt das generell irgendwie im Wesen des Mannes, die Angst davor, schwach zu sein. Dann hat man eben nicht mehr alles im Griff und ist den Umständen und anderen Menschen ausgeliefert.

Aber die Voraussetzung dafür, damit die Stärke Gottes wirksam wird, ist die Bereitschaft, die eigene Schwäche zugeben zu können und auch mal schwach zu sein.

Das heißt natürlich nicht, daß wir uns bewußt in Situationen der Schwäche begeben sollen, wenn es nicht nötig ist, aber wenn wir in solche Situationen kommen, sollten wir versuchen, sie als Chance zu begreifen, als Chance für Gottes Wirken.

denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.

Zusammenfassung