Einleitung
Wärt ihr gerne adelig?
In Deutschland ist der Adel ja abgeschafft. Die ganzen „von“ und „zu“'s sind ja nur noch Namensbestandteile.
Trotzdem ist das Interesse daran immer noch groß. Wenn man in einen Laden geht, wo es Zeitschriften gibt, dann sind dort immer sehr viele Magazine, die sich mit Promis und auch mit Adelsgeschlechtern beschäftigen. Das ist die sogenannte Regenbogenpresse. Und egal, wie sehr der Zeitschriftenmarkt kriselt, diese Zeitungen gehen immer.
Woher kommt dieses Interesse?
Das Wort „Adel“ kommt aus dem Althochdeutschen „adal“ oder „edili“ und heißt „edles Geschlecht, die Edelsten“. Da will man doch dazu gehören. Heutzutage kann man nur noch in wenigen Ländern geadelt werden, z.B. in Großbritanien und auch in Belgien, aber nur die Staatsbürger von dort.
Dieser Wunsch, zum Adel zu gehören, treibt mitunter seltsame Blüten. Diese deutschen „adeligen“ Namen, -- wie schon erwähnt, das ist zwar kein Adel mehr, hört sich aber noch so an -- können durch Erwachsenen-Adoption weitergegeben werden und manche Namensträger lassen sich das gut bezahlen.
Z.B. wurde ein deutsch-amerikanischer Geschäftsmann von Marie Auguste Prinzessin von Anhalt für eine monatliche Rente von 2000 D-Mark adoptiert. Dieser Geschäftsmann wählte danach den Namen „Frédéric Prinz von Anhalt“. Dieser Neu-Prinz hat dann später wiederum selber weitere Erwachsene gegen hohe Geldsummen adoptiert, u.a. einen Bordellbetreiber, der jetzt Marcus Prinz von Anhalt heißt.
Diese Adoptionen fanden in den USA statt und sind in Deutschland rechtsgültig. Es gibt inzwischen mehr volljährig Adoptierte mit dem Namen „Prinz von Anhalt“ als Leute, die wirklich aus dieser Familie stammen.
Als Christen kann uns unsere Herkunft eigentlich egal sein, ob wir jetzt aus einer adeligen Familie stammen oder nicht. Ein Christ ist ein Kind Gottes und damit eigentlich ein Königskind. So steht es z.B. in 1. Johannes 3, 1; NEÜ:
Ich möchte heute mal das, was man sich so unter Adelsprivilegien vorstellt, mit unserer Gotteskindschaft vergleichen.
Herkunft
Manch einer ist total stolz auf seine Familie und es wird geforscht und man freut sich, wenn man seine Vorfahren ein paar hundert Jahre zurück verfolgen kann.
Ich persönlich finde das tatsächlich auch spannend und habe bei meiner Familie auch schon einmal ein bisschen geforscht. Ich habe einen Ahnenpass von meiner Mutter, der bis ins Jahr 1750 oder so zurückgeht. Aber stolz bin ich auf meine Vorfahren eher nicht, weil ich da keinen Grund für sehe. Ich weiß ja gar nicht, was die so gemacht haben.
In Hebräer 11, 1.2; NL steht zu Vorfahren:
Für die ursprünglichen Empfänger des Hebräerbriefs handelte sich bei diesen „Vorfahren“ zum Teil wirklich um leibliche Vorfahren, während wir sie für uns als geistliche Vorfahren betrachten können. Sie haben auch mit Gott gelebt.
Wenn man bei dieser Bibelstelle verschiedene Übersetzungen vergleicht, dann fällt die „Hoffnung für Alle“ etwas aus dem Rahmen. Sie schreibt in Hebräer 11, 2; HFA:
Diese Übersetzung finde ich im Vergleich zu anderen schon ziemlich interpretierend, aber die Personen aus der Bibel, denen Gott in der Bibel die Anerkennung ausgesprochen hat, sind natürlich auch unsere Vorbilder.
Und nach diesem Text folgt eine Aufzählung von Personen aus der Bibel, und eine kurze Beschreibung, warum sie als Glaubensvorbilder dienen können.
Auch von später lebenden Christen können wir viel lernen. Mich persönlich haben Georg Müller, der Waisenvater von Bristol und Wilhelm Busch -- nicht der Max-und-Moritz-Wilhelm-Busch, sondern der evangelische Pastor, der das Buch „Jesus, unser Schicksal“ geschrieben hat, -- sehr beeindruckt.
Diese Leute (und natürlich auch die Leute in der Bibel) waren alle nicht perfekt und man wird sicherlich bei allen Fehler finden. Aber prüfen wir alles und lernen wir von dem Guten.
Das ist, denke ich, ein richtiger Umgang mit unserer christlichen Herkunft.
Kommen wir zum nächsten vermeintlichen Adelsprivileg.
Grundbesitz
Manch einer verbindet Adel mit einem Schloss und Ländereien. Es gibt auch Länder, wo es verschiedene Klassen von Adel gab und nur der Adel mit Grundbesitz wurde richtig ernst genommen.
Wie ist das bei uns? Manch einer hat ein Haus, manch einer wohnt zur Miete.
Wir finden in Johannes 14, 1-3; NL folgendes Versprechen von Jesus Christus:
Jedem Christ ist eine Wohnung versprochen, im Prinzip hat jeder Christ ein Anrecht auf eine Wohnung im Himmel.
Dieses Anrecht wird auch in Römer 8, 15-17; NEÜ gut beschrieben:
Das ist doch besser als jedes Adelsrecht.
Natürlich haben wir unsere irdischen Probleme und Sorgen, was manchmal auch in Leiden ausartet. Aber mit der Perspektive auf die Ewigkeit kann man sich dem viel besser stellen.
Eigene Gerichtsbarkeit
Mit manchen Adelstiteln war das Recht auf eine eigene Gerichtsbarkeit verbunden. Diese Adeligen konnten selber Recht sprechen und hatten damit eine ziemliche Macht.
Manch einem fällt in diesem Zusammenhang vielleicht ein, dass die deutschen Kirchen zum Großteil eigene Körperschaften sind und daher viele rechtliche Fragen selber regeln dürfen. Das hat allerdings nicht mit der Vertuschung von Missbrauchsfällen zu tun, denn strafrechtliche Fragen sind davon nicht gedeckt.
Solche Missbrauchsfälle gab es ja überall, wo es Machtmissbrauch gab, und eigentlich hätten sich die Kirchen nach eigenem Anspruch als Vorbild durch weniger Vertuschung und mehr Prävention auszeichnen müssen, was leider nicht passiert ist.
In unserem Bund gibt es seit 25 Jahren schon ein Präventionsprogramm, und für die Fälle, die in der Vergangenheit leider passiert sind, soll eine Kommission proaktiv aufgetretene Missbrauchsfälle untersuchen und mit den Opfern Kontakt aufnehmen. Das finde ich gut, zum Einen, um den Opfern entgegen zu kommen und vielleicht noch helfen zu können und zum andern, nicht zu warten, bis etwas von Reportern aufgedeckt und man dann getrieben wird.
Aber das nur am Rande.
Wir als Christen unterstehen natürlich einerseits der irdischen Gerichtsbarkeit. Wir müssen genauso Strafzettel bezahlen, wie alle anderen.
Aber trotzdem unterstehen wir zusätzlich auch einer anderen Gerichtsbarkeit.
Wir finden in Römer 3, 10-12; NL ein ziemlich hartes Urteil über den Menschen an sich:
Und danach folgen noch weitere Aufzählungen von schlechten Taten und Einstellungen. Natürlich macht nicht jeder Mensch alles falsch, aber dieses Böse, diese Ungerechtigkeit ist in uns drinnen und deshalb brauchen wir ja Jesus Christus.
Und hier kommt diese andere Gerichtsbarkeit ins Spiel (Römer 8, 1; NL):
Wie gesagt, dass heißt natürlich nicht, dass man sich auf Erden nicht dem irdischen Gesetz stellen muss, oder auch simpler, dass man sich oft genug entschuldigen sollte.
Aber vor Gott gibt es für die, die zu Jesus Christus gehören, keine Verurteilung mehr.
Zugang zum König
Wenn man zu einer mächtigen Adelsfamilie gehört, dann hat man natürlich einen kurzen Weg zur Macht. Man kann sich immer direkt an den Herrscher wenden, was der gemeine Bürger nicht so einfach kann.
Viele von Euch kennen wahrscheinlich den Bibelvers Matthäus 6, 6; NL
Dieser Vers soll eigentlich darauf hinweisen, dass man das Gebet nicht als öffentliche Show inszenieren soll, um sich als superfromm zu präsentieren.
Aber der Vers sagt auch aus, dass Gott, der Herrscher des Universums, immer für jeden von uns zum Gespräch zur Verfügung steht. Das ist unser Privileg. Wir können direkt zu Gott beten. Wir brauchen keine Organisation, keinen Menschen als Mittler, sondern wir können unmittelbar mit ihm sprechen. Und das ist das höchste Privileg, dass man haben kann.
Und es ist nicht nur ein Herunterrasseln von vorformulierten Gebeten. In Psalm 62, 9; NL steht das sehr schön:
Zusammenfassung
Ich fasse zusammen:
- Wir haben heute den Adel als Beispiel für irdische Privilegien betrachtet.
- Die irdische Herkunft kann interessant seit, ist aber nicht wichtig. Es gibt viele, die schon mit Gott unterwegs waren, von denen wir lernen können. Das können Personen aus der Bibel sein, oder auch Menschen in der neueren Zeit.
- Gott hat für jeden, der an Jesus glaubt, eine Wohnung im Himmel vorbereitet. Das ist unser Erbe, auf das wir Anspruch haben.
- Wir müssen uns oft genug der irdischen Gerichtsbarkeit stellen, weil wir auch nur Menschen sind. Aber vor Gott sind wir freigesprochen und werden nicht verurteilt.
- Wir dürfen direkt mit dem König, mit Gott sprechen. Wir können unser Herz vor ihm ausschütten. Das ist das allerhöchste Privileg.