Einleitung
Heute möchte ich an die Predigt von letzter Woche anknüpfen. Hubert hat ja über Mose und Josua gesprochen und hat quasi als Abschluss seiner Predigt den Text zur Einsetzung von Josua als neuen Anführer von Israel vorgelesen.
Und diese Text möchte ich heute aufgreifen und mit Euch darüber nachdenken (Josua 1, 1-9; NL):
Josua als Person
Wir haben ja letzte Woche schon einiges über Josua gehört.Er war der Diener von Mose. Man würde heute vielleicht eher sagen, dass er der Assistent und Azubi von Mose war. Er war bei vielen Wundern live dabei, er war bei vielen Gottesbegegnungen von Mose persönlich anwesend.
Josua war mit auf dem Berg, als Mose die 10 Gebote empfangen hat (2. Mose 24, 13).
Und er war auch einer der Kundschafter, die das neue Land erforscht haben und einer von den beiden, die zuversichtlich waren, dass es mit Gottes Hilfe kein Problem ist, dieses neue Land einzunehmen.
Und auch in der schwierigen Zeit der Wüstenwanderung war er immer an Moses Seite und bei allen wichtigen Ereignissen mit dabei.
Man könnte sagen, dass sein bisheriges Leben eine intensive Ausbildung und eine gute Vorbereitung auf seine neue Aufgabe als Nachfolger Moses war.
Und daher beruft Gott ihn auch nun (Josua 1, 1-3a; NL):
Und nun möchte ich mit Euch im Einzelnen betrachten, was Gott versprochen hatte und was das mit uns heute zu tun hat.
Das neue Land
(Josua 1, 3b-4; NL)
Es wird hier ein neues Land versprochen.
Hubert hat letzten Sonntag schon gesagt, dass ihn der militärische Aspekt an der Landeinnahme stört, das geht mir genauso. Ich denke, jeder von uns findet Krieg falsch.
Aber die Ereignisse des alten Testaments dienen uns ja heute als Bild und Krieg gab und gibt es leider zu allen Zeiten und so verstehen wir dieses Bild auch noch noch heute, auch wenn wir Krieg grundsätzlich ablehnen.
Das neue Land gibt es nicht geschenkt, es muss erobert werden. Es ist ein gutes Land und es ist wert, für die Eroberung Risiken einzugehen und Opfer zu bringen.
Und dieses Land liefert alles, was man braucht und noch viel mehr.
Auch muss man dieses Land nicht erst komplett erobern, bis man es genießen kann. Auch Teile davon zu haben, ist schon toll.
Wofür ist dieses Land Kanaan nun Bild für uns?
Ich denke, man dieses Bild auf zwei Ebenen anwenden kann.
Die erste Ebene ist unser Leben als Christ. Letzendlich ist es wie ein neues Land, dass man zeitlebens erobern muss.
Natürlich ist es sehr verkürzt, wenn man dabei nur auf den Schwerpunkt auf „erobern“ setzt, denn das hört sich zu sehr nach eigener Leistung und Arbeit an.
In V.5 vom anfangs gelesenen Text heißt es ja auch:
Sinngemäß bedeutet das: Du hast zwar eine schwierige Aufgabe, aber ich werde alle Hindernisse so klein machen, dass Du sie bewältigen kannst, dass sie eben nicht mehr so schwierig sind.
Im Philipper-Brief finden wir eine ähnliche Stelle (Philipper 2, 12b.13; NL):
Oder in älterem Deutsch, aber vielleicht sogar deutlich (Philipper 2, 12b.13; LUT):
Also zuerst kommt die unmögliche Forderung, und dann kommt die Zusage, dass Gott uns verändern wird, so dass das Unmögliche möglich wird.
Und wenn wir unser Christen-Leben mit der Eroberung des neuen Landes vergleichen, dann finden wir viele Parallelen.
Es gibt Widerstände. Das reicht vom inneren Schweinehund bis zu Anfeindungen aus dem Umfeld.
Wir finden in Galater 5, 22b.23a aufgelistet, was unser Leben ausmachen soll (Galter 5, 22b.23a; NL):
Das kriegen wir doch niemals hin. Natürlich nicht, und deshalb steht im Galater-Brief auch nicht, dass wir das leisten sollen, sondern dass diese Eigenschaften die Frucht des Heiligen Geistes ist.
Aber diese Eigenschaften sind genau das neue Land. Unser Christen-Leben soll genau daraus bestehen und das ausstrahlen.
Ich habe vor ein paar Tagen einen Fachvortrag zum Thema „Unter Beschuss - Erfolgreich Verhandeln im Ausnahmezustand“ besucht. Dort wurden auch u.a. Deeskalationsstrategien für schwierige Verhandlungen vorgestellt.
Dabei ist mir aufgefallen, dass ich gar nicht immer deeskalieren will. Manchmal bin ich auch auf Krawall gebürstet. Wahrscheinlich ist das falsch, aber es ist so.
Es reicht nicht aus, zu lernen, was und wie man sein Leben ändern kann, sondern man muss auch das Wollen und Vollbringen durch den Heiligen Geist bekommen.
Und so kann man auch äußerliche Widerstände angehen, durch Freundlichkeit, Güte, Sanftmut und Selbstbeherrschung. Das heißt ja nicht, dass man allen immer nachgibt, man kann freundlich aber auch bestimmt sein, aber man hat grundsätzlich eine positive Einstellung zum Nächsten, auch wenn der einem feindlich gesonnen ist.
Es gibt auch andere Widerstände. Wie gehen wir damit um, wenn uns im guten Land Unglück und Krankheit begegnet?
Das ist immer schwer, so etwas zu beantworten, aber wir können sicher sein, dass Jesus immer da ist. Auch Josua wurde von Gott schon versprochen: „Ich werde dich nie verlassen und dich nicht aufgeben.“
Und dazu kommt:
Wir sind nicht alleine
Josua sollte das Volk anführen. Jeder Israelit für sich alleine hätte es niemals geschaft, das neue Land einzunehmen.
Mir ist nicht so ganz klar, wie dieser Aspekt der Geschichte auf unsere Gemeinde heute zu übertragen ist. Einerseits kann sich jeder einzelne hier mit Josua identifizieren, andererseits kann man auch das ganze Volk mit der Gemeinde vergleichen. Beide Betrachtungsweisen sind sinnvoll.
Dann könnte man Josua und sein Team, das es ja gab, mit der Gemeindeleitung vergleichen. Andererseits hatte Josua eine Art Exclusivverbindung zu Gott und heute hat ja jeder Christ einen direkten Draht zu Gott, durch den Heiligen Geist, den er bei seiner Bekehrung empfangen hat. Da passt das Bild dann wieder nicht so richtig.
Aber auf alle Fälle sind wir gemeinsam unterwegs und helfen uns im Umgang mit Schwierigkeiten. In den Versen nach unserem Bibelabschnitt, in Josua 1, 12-18, werden noch zweieinhalb israelitische Stämme im Besonderen erwähnt, die mit ihrem Land auf der Ostjordanseite schon zufrieden waren. Die hatten schon, was sie wollten.
Sie hätten sagen, uns geht es hier gut, viel Spaß, zieht mal alleine ins neue Land. Das haben sie aber nicht. Josau gibt ihnen folgende Anweisung, der sie vorbehaltlos zustimmen (Josua 1, 14-17; NL):
Gemeinsam unterwegs zu sein ist hier die Devise.
Das Wort Gottes
(Josua 1, 7.8; NL)
Hier kommen Gottes Gesetze ins Spiel. Man muss beim Wort „Gesetz“ immer ein bisschen aufpassen. Ich glaube schon, dass Gottes Gesetze im Alten Testament ein Sinnbild für die Bibel für uns heute ist, aber die Bibel ist kein Gesetzbuch, ja nur ein kleiner Teil der Bibel enthält Gesetze und Gebote.
Wenn man die beiden Verse von gerade auf uns heute überträgt, dann bedeutet es, dass wir uns gewissenhaft mit der Bibel auseinander setzen sollen, dass wir sie ernst nehmen sollen, dass wir ihr glauben sollen. Wir sollen darüber reflektieren und dass, was wir dort lesen, in unserem Leben umsetzen. Und es gehört auch dazu, dem zu gehorchen, was der Heilige Geist einem aus der Bibel klar gemacht hat.
Dass man bei einem solchen Leben mit der Bibel erfolgreich sein wird, dass glaube ich schon, allerdings kann der Erfolg anders aussehen, als wir uns das vorstellen.
Und einen weiteren Aspekt zur Bibel möchte ich auch noch anbringen.
Ich habe ja vorhin gesagt, dass ich zwei Ebenen sehe, wenn ich die Eroberung des neuen Landes auf uns übertrage.
Die erste Ebene, und die Hauptebene, ist für mich das Leben als Christ.
Die zweite Übertragungsebene ist für mich die Eroberung der Bibel, für mich als Christ.
Viele Stellen in der Bibel sind natürlich nicht leicht zu verstehen, und man kann ein Losungs-Christen-Dasein führen, wo man immer nur die Losung liest und sonst wenig über die Bibel weiß.
Man muss kein Theologe werden und und kein Griechisch oder Hebräisch lernen, aber regelmäßig auch einmal Abschnitte in der Bibel lesen, darüber nachzudenken und zu beten, ist sehr sinnvoll. Nur so erobert man dieses gute Land für sich.
Ich würde mir auch wünschen, dass meine Predigten zum Bibellesen motivieren. Vielleicht liest man zu Hause im Buch Josua mal weiter und schaut sich an, was alles bei der Eroberung des Landes passiert.
Bei dieser Bibeleroberung fällt mir immer eine Stelle aus der Apostelgeschichte ein (Apostelgeschichte 17, 10-12; NL):
Bei dieser Stelle haben wir als Deutsche immer zuerst die Wahrheit vor Augen. Sie prüfen, ob es wahr ist.
Das ist sicherlich auch ein Hauptpunkt von dieser Geschichte, aber ich denke, es bildet nicht die ganze Wahrheit ab.
Hier steckt auch drinnen, dass man selber für sich die Wahrheit entdecken muss. Es reicht nicht, wenn ein anderer, selbst wenn er glaubwürdig ist, einem die Wahrheit verkündet.
Eigentlich mag keiner so richtig, wenn ein anderer ihm die Welt erklärt. Mir ist das bei großen Geschwistern aufgefallen, dass manche dazu neigen, ihren kleinen Geschwistern die Welt zu erklären. Das machen natürlich nicht alle großen Geschwister, aber alle bestreiten es.
Man will es selbst herausfinden, selber erforschen, selber begreifen und verstehen.
Wir wissen nicht, wie sympathisch Paulus und Silas dort in Beröa ankamen, aber sie waren anscheinend so glaubwürdig, dass diese Initialzündung bei den Juden in Beröa ausgelöst wurde, so dass sie selber nachforschten.
Das wünsche ich mir auch für unsere heutige Zeit: Die Menschen aus ihren Filterblasen herauszulocken, so dass sie angefixt werden, sich mit Jesus Christus und der Bibel auseinanderzusetzen und die Wahrheit herausfinden.
Das Wort „angefixt“ hat mich zögern lassen, weil das ein Methapher aus der Drogensucht ist und in der Vergangenheit der Vorwurf ja schon einmal aufkam, dass Religion Opium für das Volk wäre.
Aber es geht ja nicht darum, den Verstand zu benebeln, sondern zu öffnen, zu benutzen, um herauszufinden, was wahr ist.
Es gibt so viele Menschen, die glauben, alles schon zu wissen und zu kennen und die abwinken. Das kann durch schlechte Erfahrungen hervorgerufen sein, das kann aber auch die Gemütlichkeit der Komfortzone sein, das kann alles mögliche sein.
Diese Juden in Beröa haben ihre Filterblase, ihre Komfortzone verlassen und selber nachgeforscht, sich selber Gedanken gemacht.
Und das war nicht ohne Risiko, denn viele Juden waren dem Evangelium sehr feindlich gegenüber eingestellt.
Unter Christen kann es diese falsche Komfortzone auch geben. Das habe ich schon immer so gesehen, ich will mich nicht streiten als Ausrede dafür, ich möchte mich nicht mit anderen Standpunkten auseinander setzen.
Seit stark und mutig
Kommen wir zum letzten Verses unseres Abschnitts (Josua 1, 9; NL):
„Sei stark und mutig“, diese Aussage kam dreimal in dem Abschnitt, vielleicht habt ihr es ja gemerkt.
Kann man das überhaupt befehlen?
Was heißt stark und mutig überhaupt?
Im Hebräischen hat das Wort, das hier für „stark“ verwendet wird, auch noch die Bedeutung „reparieren“, „stärken“, „halten“, „fassen“, „härten“, „stählen“ und „ermutigen“.
„mutig“ beinhaltet die Bedeutungen „beherzt“, „tapfer“, „wagemutig“, „stärken“, „härten“, „stählen“. Beide Wörter überschneiden sich sogar etwas in ihren Bedeutungen.
Da ich kein Hebräisch kann, kann ich den Satzkontext hier nicht so richtig beurteilen, aber ich habe mir ein Programm gegönnt, mit dem ich Wortverwendungsanalysen machen kann, also an welchen Stellen dieses Wort in der Bibel mit welcher Übersetzung benutzt wird.
Wenn ich jetzt hier durch die Reihen gehen würde, und allen persönlich „Sei stark und mutig“ ins Gesicht sagen würde, würden die meisten wohl erst einmal tief durchatmen und mir selbst würde es auch so gehen.
Man kann nur stark und mutig sein, wenn es eine Basis dafür gibt und die steht auch in dem Vers: „Denn ich, der Herr, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst.“
Wir setzen manchmal Stärke und Mut mit Erfolg gleich, dass ist aber nicht dasselbe. Stärke und Mut bedeuten eher, dass man sich auf den Weg macht, dass man beginnt, dass man sich traut.
Wir werden immer auch einmal wieder Angst haben.
In Johannes 16, 33; LUT bestätigt Jesus Christus das:
Andere Übersetzungen schreiben statt „Angst“, „Bedrängnis“, „Schweres“, „Druck“, und übersetzen dafür statt „getrost“ das entsprechende Wort mit „Mut“.
Ich mische mal die Luther mit der Elberfelder Übersetzung:
„In der Welt habt ihr Angst; aber seid guten Mutes, ich habe die Welt überwunden.“
Also sei stark und mutig und hab' keine Angst, Jesus ist bei Dir, wohin Du auch gehst.
Zusammenfassung
Ich komme zum Schluss:
- Josua wurde ein Leben lang ausgebildet und auf seine Aufgabe vorbereitet.
- Gott bekräftig seine Versprechen.
- Das neue Land als Sinnbild für ein Leben als Christ: Schwierig, aber Gott macht die Hindernisse klein. Er verändert uns (Frucht des Geistes), um innere und äußere Widerstände zu überwinden. Gott wird uns nie verlassen oder aufgeben.
- Wir müssen das neue Land nicht alleine erobern. Wir sind gemeinsam unterwegs.
- Das neue Land ist auch in Sinnbild für die Eroberung der Bibel für uns. Verlassen wir unsere Komfortzone und setzen uns neu mit der Bibel auseinander und beten wir dafür, dass es auch andere tun.
- Sei stark und mutig und hab' keine Angst, denn Jesus Christus ist bei Dir, wohin Du auch gehst.