Leichlingen, 27.4.2003
Jesaja 55;
V.9„Denn [so viel] der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.“
Dieser Vers ist ziemlich bekannt und ist in abgewandelter Form fast Allgemeingut („Gottes Wege sind unergründlich“).
Ich möchte mit Euch anhand dieses Verses über das Kapitel nachdenken, wo dieser Vers vorkommt (Jesaja 55).
Ich habe dieses Kapitel in vier Abschnitte unterteilt.
1. Gottes Einladung
V.1-3;
„1 Auf, ihr Durstigen, alle, kommt zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt, kauft und eßt! Ja, kommt, kauft ohne Geld und ohne Kaufpreis Wein und Milch! 2 Warum wiegt ihr Geld ab für das, was kein Brot ist, und euren Verdienst für das, was nicht sättigt? Hört doch auf mich, und eßt das Gute, und eure Seele labe sich am Fetten! 3 Neigt euer Ohr und kommt zu mir! Hört, und eure Seele wird leben! Und ich will einen ewigen Bund mit euch schließen, [getreu] den unverbrüchlichen Gnadenerweisen an David.“
Dieser Text scheint an Leute gerichtet zu sein, die Gott nicht kennen. Auf den ersten Blick verkündigt er die bekannte Aussage: Gott meint es gut mit dir, komm zu Gott.
Für diejenigen,
die Jesus schon kennengelernt haben, klingt das ziemlich bekannt; das
haben wir doch schon hundertmal gehört und es ist ja auch
richtig. Also hier verstehen wir schon Gottes Gedanken, so im Großen
und Ganzen.
Andere verstehen bei diesem Text vielleicht nur
Bahnhof.
Aber wir wollen nicht voreilig sein und deshalb betrachten wir diesen Text ein bißchen im Detail, um zu sehen, was Gott hier eigentlich anbietet:
Als erstes kann man
feststellen, daß er alle „Durstigen“
anspricht.
Gott spricht also nur die an, die Bedarf haben, die
Durst haben.
Dieses Motiv kommt häufig in der Bibel vor,
z.B. die Aussage von Jesus „Die Gesunden brauchen keinen Arzt,
sondern die Kranken.“ Wer keine Hilfe will, dem hilft Gott
nicht.
Was bietet Gott an?
Da haben wir als
erstes „Wasser“. Wasser ist lebensnotwendig, ohne Wasser
gibt es kein Leben.
Und jemand, der Durst hat, benötigt als
allererstes Wasser.
Aber Gott bietet nicht nur das Lebensnotwendige an, er bietet mehr an:
Wein, was in der Bibel häufig ein Symbol für die Freude ist.
Milch: Bei fast allen Stellen in der Bibel, wo das Wort „Milch“ vorkommt, kommt es im Ausdruck „Milch und Honig“ vor, was eine symbolische Bezeichnung für Überfluß ist.
Fettes zu Essen: Das steht für sehr gutes und teures Essen, das konnten sich damals nur Reiche leisten. Auch im heutigen Sprachgebrauch steht fett manchmal noch für gut oder überfließend (eh, voll fett!).
Gott bietet Freude und Überfluß an, was immer das auch für ein Überfluß sein mag.
Hier möchte ich unseren Überschriftsvers aufgreifen:
„Denn [so viel] der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.“
Das Denken, daß
im christlichen Glauben alles oder vieles verboten ist, was Spaß
macht, was Freude macht, ist allgemein weit verbreitet.
Doch hier
hat Gott andere Gedanken mit uns. Er will, daß wir Freude und
Überfluß haben.
Mit Überfluß ist nicht
unbedingt materieller Überfluß gemeint, sondern eher die
Fähigkeit, das zu genießen, was man hat. In Prediger 6, 2
ist die Rede von einem reichen Mann, der alles hat, aber nicht die
Macht hat, es zu genießen. Glück ist unabhängig von
Hab und Gut; es gibt glückliche Arme und unglückliche
Reiche. Es muß die Seele sich halt laben können.
Das
heißt natürlich nicht, daß wir ungerechte
Verhältnisse einfach hinnehmen sollen, aber diese Frage zu
behandeln würde an dieser Stelle zu weit führen.
Der nächste,
wichtige Aspekt ist, daß wir alles bekommen können, ohne
dafür zu bezahlen.
Der Ausdruck „Kauft ohne Geld“
scheint etwas seltsam, es hätte hier ja auch stehen können:
„Ihr bekommt es geschenkt“. Vielleicht ist dieser
Ausdruck gerade für uns Deutsche von Gott hier untergebracht
worden, denn in Deutschland denkt man ja: „Was nichts kostet,
ist auch nichts!“
Nur wenn man kauft, bekommt man etwas
Gutes, Qualität kostet halt.
Und gerade in der letzten Zeit
legen wir ganz besonders viel Wert darauf, möglichst viel und
gutes für unsere sauer-verdienten Kröten zu bekommen. Das
hat natürlich die Werbewirtschaft erkannt und daher Parolen wie
„Geiz ist geil“ entworfen, die uns versprechen, für
möglichst wenig Geld möglichst viel zu bekommen. Wenn in
unserem Text von „Geld abwiegen“ die Rede ist, dann
können wir schon verstehen, das die damals auch nicht mehr als
nötig ausgeben wollten. Und gerade in harten Zeiten muß
man sparen.
(Ein kleiner Verbrauchertip am Rande: Die Firma mit
dem Geiz-ist-geil-Slogan ist auch nicht günstiger wie andere
Firmen, sie stellen sich halt nur so da.)
Nun steht hier, daß
man das Gute bei Gott ohne zu bezahlen bekommt, und hier wird wieder
deutlich, daß Gottes Gedanken anders sind.
In der
menschlichen Welt bekommen die Armen Wasser und Brot zum Überleben,
wenn sie Glück haben und in einem Staat wohnen, wo es ein
Sozialsystem gibt, ansonsten müssen sie betteln.
Die richtig
guten Sachen bekommt man aber nur, wenn man Geld hat: Ohne Moos, nix
los.
Gott bietet nun ohne Geld die lebensnotwendigen Sachen, Wasser und Brot, und die guten Sachen, Freude und Überfluß an. Das alles gibt es ganz ohne Leistung. Damit gibt es auch vor Gott kein arm oder reich.
V.3 „Neigt euer Ohr und kommt zu mir! Hört, und eure Seele wird leben! Und ich will einen ewigen Bund mit euch schließen, [getreu] den unverbrüchlichen Gnadenerweisen an David.“
Im alten Testament steht schon (5. Mose 8,3), daß der Mensch nicht vom Brot allein lebt, sondern von allem, was aus dem Mund des HERRN kommt. Wenn wir auf ihn hören, empfangen wir das lebensnotwendige und noch viel mehr. Er schließt einen Bund mit uns und dieser Bund, diese Gemeinschaft mit ihm, wird uns verändern, so daß wir die Freude und den vorhin beschriebenen Überfluß empfangen und erleben können.
Kann sich so etwas
ein Mensch ausdenken ?
Fast alle Religionen haben die Botschaft,
tu dies und tu das, und dann wird Gott vielleicht auch etwas für
dich tun. Für mich hört sich so etwas wie von einem
Menschen erdacht an. Ich erarbeite mir mein Heil. Wenn ich viel Gutes
tue und viel spende, dann tut Gott auch was für mich.
Aber
hier bei Gott ist es anders. Wir müssen nur auf ihn hören
und den Bund mit ihm schließen.
2. Zeugnis
V.4-5;
„4 Siehe, ich habe ihn zu einem Zeugen für Völkerschaften gesetzt, zum Fürsten und Gebieter von
Völkerschaften. 5 Siehe, du wirst eine Nation herbeirufen, die du nicht kennst; und eine Nation, die dich nicht kannte, wird zu dir laufen um des HERRN willen, deines Gottes, und wegen des Heiligen Israels. Denn er hat dich herrlich gemacht.“
Dieses
Leben in der Freude und im Überfluß wird sogar andere
beeindrucken und fragend machen. Da stellt sich einem natürlich
die Frage, wieviel Leute man selbst durch sein Leben schon
beeindruckt hat und man kommt häufig zu dem Schluß, daß
man noch einen weiten Weg vor sich hat. Ich denke, das gilt auch für
unsere Gemeinde.
Und es gibt sicherlich Zeiten, wo andere
Menschen offen und interessiert sind, und Zeiten, wo sie es nicht
sind.
3.
Man könnte jetzt eigentlich aufhören. Das hörte sich bisher ja alles rund und vollständig an und es ist ja jetzt alles klar. Aber der Text geht noch weiter und spricht einen Punkt an, der heutzutage – oder eigentlich schon immer – gerne ausgeblendet wird und wurde.
V.6-11;
„6 Sucht den HERRN, während er sich finden läßt! Ruft ihn an, während er nahe ist. 7 Der Gottlose verlasse seinen Weg und der Mann der Bosheit seine Gedanken! Und er kehre um zu dem HERRN, so wird er sich über ihn erbarmen, und zu unserem Gott, denn er ist reich an Vergebung! 8 Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR. 9 Denn [so viel] der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken. 10 Denn wie der Regen fällt und vom Himmel der Schnee und nicht dahin zurückkehrt, sondern die Erde tränkt, sie befruchtet und sie sprießen läßt, daß sie dem Sämann Samen gibt und Brot dem Essenden, 11 so wird mein Wort sein, das aus meinem Mund hervorgeht. Es wird nicht leer zu mir zurückkehren, sondern es wird bewirken, was mir gefällt, und ausführen, wozu ich es gesandt habe.“
Viele Verse, die einzeln recht bekannt sind, stehen hier im Zusammenhang, auch unser Überschriftsvers.
Aber
zuerst steht hier noch einmal die Aufforderung, zu Gott zu kommen.
Und dann geht es hier um Umkehr. Der Gottlose soll seinen Weg und
der Mann der Bosheit seine Gedanken verlassen und zu Gott umkehren.
Die ersten zwei Verse dieses Abschnittes werfen einige Fragen auf.
„6 Sucht den HERRN, während er sich finden läßt! Ruft ihn an, während er nahe ist.“
Daraus folgt, daß
es Zeiten gibt, wo er sich nicht finden läßt, und eine
Zeit, wo er fern ist.
Auch das widerspricht dem üblichen
menschlichen Denken. Gerade hier in Deutschland denken wir doch eher
so, daß – wenn es ihn überhaupt gibt – Gott es
gut findet, wenn ich überhaupt mal mit ihm spreche. Gott hält
sich ja aus meinem Leben raus und wenn ich ihn dann mal (ganz selten)
brauche, dann hört er mich schon und ist da.
Aber nein, es
gibt Zeiten, da ist er nicht da. Und vielleicht gibt es sogar ein zu
spät, wo er gar nicht mehr zu finden ist.
Gott ist nicht
einfach je nach Bedarf verfügbar, sondern er ist sourverän
und entscheidet selber, wann er angerufen oder gefunden werden kann
und wann nicht.
Wenn hier jemand Gott noch nicht kennt und durch
das Gesagte nervös wird, dann ist er auf einem guten Weg.
Die zweite Frage,
die mir hier kam, ist: Was ist Bosheit und was ist ein
Gottloser?
Wenn jemand böse denkt und es nicht ausführt,
dann ist das doch egal, oder? Wenn jemand bewußt ohne Gott lebt
(also gottlos) und niemandem etwas zu leide tut, dann ist das doch
ok, oder?
Wir kommen da in den gigantischen Themenkomplex: Was ist
richtig und was ist falsch?
Lange Zeit war die Sklavenhaltung völlig normal, doch irgendwann wurde sie als falsch bezeichet.
Abtreibung galt lange als Verbrechen, heute akzeptiert sie ein Großteil der Bevölkerung als normal.
In manchen Kulturen war es (und ist es zum Teil heute noch!) üblich, die getöteten Feinde aufzuessen.
Früher war es verboten, wenn Mann und Frau unehelich zusammenlebten. Heute gilt es als unüblich, wenn man erst nach der Hochzeit zusammenzieht (auch ich mußte dafür schon irritierte Blicke ernten).
Ich könnte hier noch stundenlang weiter aufzählen.
Gibt es einen im Menschen „verdrahteten“ allgemeingültigen Maßstab, was falsch oder richtig ist?
In der heutigen Zeit scheint man eher den pragmatischen Weg zu gehen. Alles, was die Mehrheit nicht stört, ist erlaubt. Und wenn die Meinung der Mehrheit sich ändern, dann ändert sich auch der Maßstab. Und wenn man etwas privat macht, was scheinbar keine Auswirkungen auf andere Menschen hat, dann ist das sowieso erlaubt.
Nun hat Gott hier
andere Gedanken. Er verlangt vom Gottlosen und von der Person mit den
bösen Gedanken die Umkehr. Vor Gott gibt es keine Privatsachen.
Und eigentlich gibt es auch im menschlichen Zusammenleben nichts
wirklich Privates, was ohne Auswirkungen auf andere ist. Privates
Denken und Handeln hat immer auch Auswirkungen auf das öffentliche
Handeln. Man ist auf alle Fälle immer ein – gutes oder
schlechtes – Beispiel für andere.
Gott möchte uns
seinen Maßstab für unser Leben geben und unser Leben
ganzheitlich in Ordnung bringen
Die dritte Frage,
die mir hier in den Sinn kam, entsteht durch den Vergleich mit dem
ersten Abschnitt aus diesem Kapitel. Es hörte sich da ja so an,
als würde man von Gott alles umsonst bekommen („Kauft ohne
Geld“) und hier wird nun gesagt, daß man umkehren muß.
Man kann zu Gott kommen, wie man ist, aber Gott will nicht, daß
wir so bleiben, wie wir sind.
Auch hier hat Gott andere Gedanken,
als sie so bei uns üblich sind. Heutzutage steht man eher auf
dem Standpunkt, daß die anderen einen so nehmen müssen,
wie man ist. Da kommen so Aussagen wie: „Ich bin halt so, ich
kann nichts dafür. Ihr müßt das akzeptieren.“
und man will dann unausgesprochen einen Freibrief für asi-haftes
Benehmen haben.
Klar, daß eine Persönlichkeit
bestimmte spezifische Eigenschaften hat, die man auch nicht so
einfach ablegen kann, aber trotzdem kann man in Gott ein neuer Mensch
werden.
Und da kommen wir zu
der schönsten Botschaft der Bibel:
V.7b „Und er
kehre um zu dem HERRN, so wird er sich über ihn erbarmen, und zu
unserem Gott, denn er ist reich an Vergebung!“
Hier ist die Rede
von Gottes Erbarmen und Vergebung.
Wenn man zu Gott umkehrt, dann
ist man ja nicht „peng“ ein neuer Mensch. Schlechte
Gedanken, Gewohnheiten, usw. das ist ja alles noch da. Man kann das
ja auch nicht einfach so ablegen, man ist ja so, wie man ist.
Und hier kommt die Vergebung und der neue Bund ins Spiel. Er will uns vergeben und er hat es ja durch Jesus' Tod am Kreuz möglich gemacht.
Wer Jesus' Kreuzigung für sich in Anspruch nimmt, bei dieser Person „vergißt“ Gott, das sie gegen Gottes Maßstäbe verstoßen hat; nichts anderes heißt Vergeben. Außerdem werden wir durch Jesus verändert, so daß wir uns auch wirklich ändern können. Dies ist der neue Bund, an dem wir auch im Abendmahl denken („der neue Bund in meinem Blut“).
Und auf diesen Vers
folgt direkt:
„8 Denn meine Gedanken sind nicht eure
Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR. 9
Denn [so viel] der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine
Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.“
Auf Gottes Erbarmen und Vergebung trifft diese Aussage am meisten zu.
In einem Abschnitt im 1. Korinther-Brief wird das schön beschrieben:
1. Kor 1, 20-25; „20 Wo ist der Weise? Wo der Schriftgelehrte? Wo der Schulstreiter dieses Zeitlaufs? Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht? 21 Denn weil ja in der Weisheit Gottes die Welt durch die Weisheit Gott nicht erkannte, so gefiel es Gott wohl, durch die Torheit der Predigt die Glaubenden zu erretten; 22 weil ja sowohl Juden Zeichen fordern, als auch Griechen Weisheit suchen; 23 wir aber predigen Christus als gekreuzigt, den Juden ein Ärgernis, und den Nationen eine Torheit; 24 den Berufenen selbst aber, sowohl Juden als Griechen, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit; 25 denn das Törichte Gottes ist weiser als die Menschen, und das Schwache Gottes ist stärker als die Menschen.“
Gottes Erbarmen und Vergebung durch Jesus' Tod am Kreuz scheint heute nicht mehr zeitgemäß zu sein, aber es war schon damals für viele eine Albernheit (Torheit hört sich so altmodisch an) und es wird auch für viele eine Albernheit bleiben. Und das ist ja auch logisch. Vieles, was Menschen nicht verstehen, betrachten sie als Albernheit, als Dummheit. Und wenn Gottes Gedanken so viel höher als unsere sind, so wie der Himmel höher ist als die Erde, dann werden wir als Menschen ganz zwangsläufig das meiste nicht verstehen und manches kommt uns vielleicht wie Dummheit vor.
Und das gilt auch für die Menschen, die zu Jesus eine persönliche Beziehung haben. Gott läßt uns manchmal einen Blick in seine Gedanken werfen, auch einfach dadurch, weil er das wichtigste davon in der Bibel abgelegt hat. Aber trotzdem hat auch ein Mensch, der schon ein Leben lang mit Jesus und der Bibel lebt, sicherlich mehr Fragen als Antworten.
Nach dem Vers mit Gottes Gedanken und Wegen kommt ein Satz, der ziemlich bekannt ist, aber trotzdem hier nicht so richtig hineinzupassen scheint:
„10 Denn wie der Regen fällt und vom Himmel der Schnee und nicht dahin zurückkehrt, sondern die Erde tränkt, sie befruchtet und sie sprießen läßt, daß sie dem Sämann Samen gibt und Brot dem Essenden, 11 so wird mein Wort sein, das aus meinem Mund hervorgeht. Es wird nicht leer zu mir zurückkehren, sondern es wird bewirken, was mir gefällt, und ausführen, wozu ich es gesandt habe.“
Der zweite Vers davon wird ja gern im Zusammenhang mit Verteilaktionen und evangelistischen Aktivitäten zitiert, was ja auch nicht unbedingt verkehrt ist.
Sicherlich geht es
hier nicht um einen direkten Befehl Gottes („er spricht und es
geschah“), der ja sofort wirksam würde.
Sein Wort wird
hier mit dem Regen verglichen, der ja kontinuierlich immer wieder
kommt und mittel- und langfristig wirkt, nämlich mit dem Ziel,
Brot und neuen Samen zu erzeugen.
Wie können wir das auf das Wort Gottes anwenden?
Gottes Wort
entspricht hier dem Regen und genauso wie das Land regelmäßig
den Regen braucht, genauso brauchen wir das Wort Gottes regelmäßig
immer wieder in unserem Leben.
Gleichzeitig ist das Wort Gottes
für uns das Lebensbrot (denn der Mensch lebt nicht vom Brot
allein, sondern von jedem Wort aus Gottes Mund) und für andere
der Samen, der in ihnen wächst, so daß sie auch irgendwann
Jesus kennenlernen. Und genau das ist es, was Gott gefällt.
Von
daher kann man diesen Vers eigentlich nicht so richtig für
einmalige Verteilaktionen in Anspruch nehmen, obwohl so etwas
natürlich auch seinen Sinn hat.
Wir haben in diesem Abschnitt bisher folgenden logischen Ablauf:
Aufforderung zur Umkehr
denn: Gott ist voller Erbarmen und Vergebung
denn: Gottes Gedanken sind höher als unsere
denn: Gottes Wort wird bewirken, was Gott gefällt
Das
Wort „denn“ leitet ja meistens eine Begründung für
das vorher Gesagte ein.
Aber gerade der Zusammenhang der letzten
beiden Aussagen scheint nicht so ganz klar.
Ich denke, man sollte
in diesem Fall diese Aussage, daß Gottes Wort bewirken wird,
was Gott gefällt, als Beweis
für die Aussage sehen, das Gottes Gedanken höher als unsere
sind.
Denn das Gottes Wort (das ist letztendlich die Bibel) für
uns als Lebensbrot dienen soll, ist für viele Menschen eine
Dummheit und nicht nachzuvollziehen.
Weiterhin ist die letzte Aussage in diesem Abschnitt (Gottes Wort wird bewirken, was Gott gefällt) auch ein Beweis dafür, daß Gott voller Erbarmen und Vergebung ist. Denn er sendet ja kontinuierlich sein Wort, um dadurch in vielen Menschen den Samen zu legen, damit sie ihn kennenlernen.
Kommen wir zum letzten Abschnitt:
4. Fruchtbares Land
V.12-13;
„12 Denn in Freuden werdet ihr ausziehen und in Frieden geleitet werden. Die Berge und die Hügel werden vor euch in Jubel ausbrechen, und alle Bäume des Feldes werden in die Hände klatschen. 13 Statt der Dornsträucher werden Wacholderbäume aufschießen, und statt der Brennesseln schießen Myrten auf. Und es wird dem HERRN zum Ruhm, zu einem ewigen Denkzeichen sein, das nicht ausgelöscht wird.“
Hier ist die Rede
von Frieden, Freude und von fruchtbarem Land.
Dies bezieht sich
einerseits auf unser persönliches Leben (persönliches,
geistliches Wachstum) und andererseits auf die Gemeinde, also auch
auf unsere Gemeinde.
Auch, was die
Gemeinde angeht, zeigt sich, daß Gottes Gedanken höher
sind als unsere.
Wo Menschen zusammen sind, gibt es oft Probleme
und Streit.
Frei von Problemen sind wir auch nicht, schließlich
sind wir alle auf dem Weg, aber wir sollten uns immer vor Augen
halten, daß wir keine Gemeinschaft sind, die sich anhand von
gemeinsamen Interessen oder Sympathien gefunden hat, sondern wir sind
– aus menschlicher Sicht – ein völlig willkürlich
zusammengewürfelter Haufen.
Und mit dieser Gemeinde möchte Gott sich ein Denkzeichen zu seinem Ruhm setzen. Darauf konnte kein Mensch kommen.
Die Gemeinde ist doch eine geniale Idee Gottes, oder?
5. Zusammenfassung
Ich möchte als Zusammenfassung einfach nochmal den Überschriftsvers vorlesen:
„8 Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR. 9 Denn [so viel] der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.“
AMEN