Leichlingen, Gottesdienst der drei Leichlinger Gemeinden, 12.9.2010

Hören und Handeln

Einleitung

Ich möchte nun mit Euch über Hören und Handeln nachdenken, denn wenn die die Stille auf Dauer überhaupt nichts an meinem Handeln verändert, dann ist wohl auch nicht richtig.

Hören

Das Hören scheint dabei das Leichtere zu sein. Wenn man nicht organisch bedingt schwerhörig ist, dann hört man ja den ganzen Tag. Man hört Radio, man hört viele Geräusche, vielleicht das Rauschen der Bäume, das geht für die meisten Menschen wie von selbst.

Schwieriger als das Hören ist dann das Zuhören. Wir hören – hoffentlich – unserem Partner, unseren Kindern, unseren Eltern, usw zu. Wir hören den Gottesdienstbeiträgen hoffentlich zu und wir merken, daß das Zuhören doch schon schwieriger als das Hören ist.

In der Bibel gibt es sogar einen Vers, beschrieben ist, daß man zum Hören, und damit ist hier das Zuhören gemeint, sogar zu träge werden kann (Hebräer 5, 11)

11 Darüber haben wir viel zu sagen, und es lässt sich schwer darlegen, weil ihr im Hören träge geworden seid. 12 Denn während ihr der Zeit nach Lehrer sein solltet, habt ihr wieder nötig, dass man euch lehre, was die Anfangsgründe der Aussprüche Gottes sind; und ihr seid solche geworden, die Milch nötig haben und nicht feste Speise.

Der Schreiber des Hebräerbriefs hat vor diesem Vers etwas wertvolles erklärt, aber enttäuscht stellt er fest, daß seine Adressaten sehr träge zum Hören geworden sind. Ich weiß nicht, warum sie so geworden sind, aber ich stelle mir das so vor, daß sie sich in einem mentalen Sessel eingerichtet haben. „Ich weiß alles, was ich wissen muß, mir geht es gut und Zuhören und Dazulernen ist mir zu anstrengend.“
Und da sie Christen sind, dann kommt noch dazu: „Und von Gott weiß ich auch schon alles, denn schließlich bin ich ja schon dreißig Jahre in der Gemeinde.“

Wir finden noch mehr zum Thema „Hören“ in der Offenbarung, Kapitel 2 und 3, in den sieben Sendschreiben.

Diese Sendschreiben sind ja spezielle Briefe für 7 Gemeinden in Kleinasien, wo auf deren konkrete Situation eingegangen wird und am Ende oder fast am Ende eines jeden Sendschreiben steht immer der Satz: „Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.“

In der neuen Genfer Übersetzung, eine moderne aber doch recht wortgetreue Übersetzung, ist dieser Satz so übersetzt: „Wer bereit ist zu hören, achte auf das, was der Geist den Gemeinden sagt!“

Und daran hängt es letztendlich: Das Hören auf Gott ist weniger davon abhängig, wo man sich befindet, ob man z.B. regelmäßig den Gottesdienst besucht oder eine Lobpreisveranstaltung, sich Bibel-TV ansieht, christliche Bücher liest oder andere an sich sehr sinnvolle Dinge tut, und insbesondere der Gottesdienstbesuch ist sogar nötig, wie es ja auch die Bibel sagt.

Aber es hängt davon ab, ob wir bereit sind zu hören. Wir haben eine Wahl, wir müssen nicht träge im Hören werden, wir dürfen unseren mentalen Sessel verlassen.

Stille ist nur dann sinnvoll, wenn wir, wen Du und ich, bereit sind, auf Gott zu hören.

Nun bleibt es nicht beim Hören, denn auch in den Sendschreiben ist eine Auffordung zum

Handeln.

Neben dieser Aufforderung zum Hören gibt es noch eine weitere Formulierung am Ende eines jeden Sendschreiben, die mit dem Hören zusammenhängt: „Wer überwindet, der bekommt...“

Das Wort „Überwindung“ ist vielleicht nicht so ganz klar, von daher werfen wir noch einen kurzen Blick auf die Neue Genfer Übersetzung.
Dort steht: „Dem, der siegreich aus dem Kampf hervorgeht, der bekommt...“

Eine Aufforderung, einen Kampf zu gewinnen, kann man schon als Aufforderung zum Handeln ansehen und wir finden in diesen Sendschreiben viele notwendige Kämpfe.

Da ist der Kampf, zur Liebe zu Gott wieder zurückzukehren, wie es in der Gemeinde in Ephesus war.

Dann gibt es den Kampf, in der Bedrängnis und Verfolgung durch die Umwelt, wo man lebt, zu bestehen und treu zu bleiben, so wie es in Smyrna war.

Dann gibt es den Kampf, so wie in Pergamon, gegen falsche Lehren und Verdrehungen, was sicherlich nicht leicht ist und was auch bei uns heute nicht leicht ist, wo ja das intellektuelle Klima eher zur Beliebigkeit neigt, und ein richtig und falsch eher ablehnt.

Dann gibt es den Kampf gegen Verführung, Ehebruch und Auflösung von verbindlichen Beziehungen, so wie es in Thyatira war. Können wir als Gemeinde hier ein Vorbild sein, indem wir in verbindlicher Beziehung in Liebe mit einander umgehen? Lösen wir Konflikte in liebevoller Weise? Trifft es noch zu, daß Außenstehende über uns sagen: „Seht, wie haben sie einander so lieb“? Auch dieses ist wirklich ein schwieriger Kampf.

Dann gibt es den Kampf dagegen, daß unser Glaube stirbt, so wie es in Sardes der Fall war. Wie gehen wir mit Zweifel um, die uns manchmal überfallen? Verdrängen wir sie und denken uns, wir müssen doch funktionieren, damit die Gemeinde läuft? Haben wir soviel Vertrauen zueinander, daß wir uns solche Zweifel anvertrauen? Oder ist uns unser frommer Ruf wichtiger? Verdrängte Zweifel werden immer wieder kommen und machen uns unglücklich. Kämpfen wir darum, daß wir uns voreinander öffnen, uns unsere Zweifel anvertrauen und miteinander beten. Dann haben wir einen Chance, unsere Zweifel zu überwinden.

Dann gibt es den Kampf darum, von Jesus weiterzusagen, auch wenn man nur eine kleine Schar ist, so wie die Gemeinde in Philadelphia. Wie erklärt man in der heutigen Zeit, warum wir glauben? Wie vermitteln wir, daß es Rettung nur in Jesus Christus gibt? Das ist ja eine Botschaft, die dem heutigen Zeitgeist massiv widerspricht. Auch das ist ein harter Kampf.

Und zuletzt gibt es noch den Kampf gegen die Lauheit, gegen die Beliebigkeit, so wie es in Laodizea war. Interessanterweise wurden in den meisten Predigten, die ich über die Sendschreiben gehört habe, die Gemeinde in Laodizea als am Besten mit uns heute übereinstimmend von den Predigern angesehen. Vielleicht liegt das auch daran, daß die Gemeinde in Laodizea eine reiche Gemeinde war und viel im Überfluß hatte, so wie das bei uns heute auch ist, wenn wir uns ehrlicherweise mit dem Rest der Welt vergleichen. Vielleicht blockiert unser Blick auf den Überfluß und die Dinge, die wir haben oder gerne hätten, die Sicht auf die wirklich wichtigen Dinge. Auch das kann ein schwerer Kampf sein, die Blickrichtung zu ändern und neu zu erkennen, was wichtig und was unwichtig ist.

Schlußfolgerung

Und haben wir gehört? Sind wir bereit zum Hören? Haben wir aus den Kämpfen der Gemeinden von damals eine Handlungsanweisung für uns persönlich herausgehört?

Denn beim Handeln wird es persönlich, da muß jeder selbst vorher hören, was für ihn dran ist.

Aber wir sind nicht allein. Jesus Christus steht uns bei, leitet uns und lenkt uns, wenn wir das möchten.

AMEN