Leichlingen, 10.10.1999

Gottes Souveränität

Diese Predigt scheint mir die schwierigste zu sein, die ich je gehalten habe.
Ich stehe hier so ein bißchen mit Zittern und Zagen.
Es geht um Gottes Souveränität.


  1. Einleitung : Was heißt überhaupt Souveränität ?

Die meisten Jüngeren kennen den Begriff wohl vom Fußball her.
Wenn der Star an den Ball kommt und der Reporter sagt: „Souveräään“. Manchmal schafft der Reporter auch noch einen ganzen Satz: „Souveräään beherrscht der Spieler die Situation.“
D.h. keiner kann ihm was, er hat die Situation im Griff, egal was die anderen machen.

Die älteren kennen den Begriff eher aus der Politik, wenn von „souveränen“ Staaten die Rede ist.
Deutschland war lange Zeit, seit dem Krieg, nicht vollständig souverän. Bei bestimmten Angelegenheiten hatten die ehemaligen vier Siegermächte das Sagen.
Das ist seit der Wiedervereinigung vorbei.
Dafür geben die Länder der Europäischen Union (EU) Teile ihrer Souveränität an die EU ab. Bei manchen Sachen haben jetzt die EU - Behörden das Sagen. Das hat man in den Medien immer verfolgen können, wenn der EU - Kommissar gegen unberechtigte Subventionen vorging.

Manchmal begegnen uns Menschen, die einen sehr souveränen Eindruck machen.
Sie haben alles im Griff, nichts kann sie aus der Ruhe bringen.
So ein Mensch wirkt schon sehr beeindruckend.
Oft ziehen solche Menschen andere an, weil sie so eine Sicherheit ausstrahlen und weil man hofft, ein bißchen von dem Glanz dieser Souveränität abzubekommen.

Wie ist das mit Gott ? Ist Gott souverän ?

  1. Gottes Souveränität

Hat er alles im Griff ?
Ps. 135, 5;
Ja, ich habe erkannt, daß der Herr groß ist, unser Herr ist größer als alle Götter.
Alles, was dem Herrn wohlgefällt, tut er in den Himmeln und auf der Erde, in den Meeren und in allen Tiefen.

Er macht also, was er will und damit ist er souverän.
Hiob 23, 13;
Doch er, der Eine – wer kann ihm wehren ? – , er tut, was seine Seele begehrt.
Auch Nebukadnezar, der mächtigste Herrscher zu seiner Zeit, kommt zu dem Schluß (Dan. 4, 32):
Und alle Bewohner der Erde sind wie nichts gerechnet, und nach seinem Willen verfährt er mit dem Heer des Himmels und den Bewohnern der Erde. Und da ist niemand, der seiner Hand wehren und zu ihm sagen könnte: Was tust du ?
David sagt in 1. Chr. 29, 11.12 :
Dein, Herr, ist die Größe und die Stärke und die Herrlichkeit und der Glanz und die Majestät; denn alles im Himmel und auf Erden ist dein. Dein, Herr, ist das Königtum, und du bist über alles erhaben als Haupt. Und Reichtum und Ehre kommen von dir, und du bist Herrscher über alles. Und in deiner Hand sind Macht und Stärke, und in deiner Hand liegt es, eine jeden groß und stark zu machen.
Auch Gott selbst sagt ähnliches in Jes. 46, 9.10 ;
Gedenkt des Früheren von der Urzeit her, daß ich Gott bin. Es gibt keinen sonst, keinen Gott gleich mir, der ich von Anfang an den Ausgang verkünde und von alters her, was noch nicht geschehen ist, -- der ich spreche: Mein Ratschluß soll zustande kommen, und alles, was mir gefällt, führe ich aus

Aus diesen Bibelstellen kann man fünf Kernaussagen ableiten:

  1. Niemand steht über Gott („du bist Herrscher über alles“).

  2. Alles auf der Erde und im Himmel ist Gottes Eigentum.

  3. Was Gott tun will, das kann er tun und tut er. Anscheinend gibt es da keine örtliche oder zeitliche Beschränkung. Er kann mit allen Geschöpfen, Menschen, Tiere, Engel, verfahren, wie es ihm beliebt. Er ist allmächtig.

  4. Er weiß alles und weiß, was alles passieren wird. Er kennt die Zukunft (er verkündet den Anfang und was geschehen wird).

  5. Niemand hat das Recht, Gott zu widersprechen.

Man kann noch weitere Stellen finden, die diese Aussagen untermauern.

Richtig schwierig wird es, wenn man sich überlegt, was diese Aussagen für Auswirkungen auf unser Leben haben.

  1. Folgen für uns

Der ersten Kernaussage „Gott steht über allen“ stimmen sicherlich so gut wie alle zu.
Da fast jeder Mensch sich irgendwie irgendeine Art von Gott vorstellt, hat da kaum einer mit Schwierigkeiten.

Bei der zweiten Kernaussage, daß alles im Himmel und auf der Erde Gott gehört, stimmen auch die meisten zu.
Manche Menschen benutzen diese und ähnliche Aussagen als Vorwand, um sich für Umweltschutz einzusetzen, wobei Umweltschutz nichts schlechtes ist.
Aber mir scheint die Bibel in dieser Hinsicht oft mißbraucht zu werden, so nach dem Motto:
Ich will mich für Umweltschutz einsetzen, schauen wir mal, ob die Bibel nicht einen Satz enthält, den wir unsere Zwecke verwenden können.

Bei der dritten Kernaussage fangen die Schwierigkeiten an: Alles, was Gott will, das tut er. Er macht mit allen Geschöpfen, was er will, mit Tieren, Engeln und auch mit uns Menschen.

Auch mit uns Menschen ?
Wir sind doch frei als Menschen. Wir können doch tun und lassen, was wir wollen, oder ?
Spr. 19, 21 ; „Viele Gedanken (oder: Pläne) sind im Herzen eines Mannes; aber der Ratschluß des Herrn, er kommt zustande.
Spr. 16, 9 ; „
Das Herz des Menschen plant seinen Weg, aber der Herr lenkt seine Schritte.
Und ich setze noch einen obendrauf:
Spr. 16, 1 ; „
Beim Menschen sind die Überlegungen des Herzens, aber vom Herrn kommt die Antwort der Zunge.
Das bedeutet, daß nicht nur die Taten eines Menschen sondern auch seine Worte von Gott gelenkt werden.
Malen wir uns mal aus, was das bedeutet:
Die fiesen Worte von Kollegen kommen vom Herrn. Es steht in Spr. 16, 1 : Vom Herrn kommt die Antwort der Zunge.
Wenn uns jemand schaden will und es auch tut, hat es der Herr so gelenkt.
Das Buch Hiob macht es deutlich. In Hiob 1, 15 ist die Rede von Sabäern, die Hiobs Knechte umbringen und alle Rinder rauben.
Wer ist schuld an diesem Verbrechen ?
Die Sabäer, die die Tat vollbracht haben ?
Der Satan, der von Gott verlangt hat, Hiob mal so richtig einen rein zu würgen ?
Oder Gott selber, der es dem Satan gestattet ?
Hiob hat es durchschaut. Er redet nie von den Sabäern und auch nie vom Satan.
Er sagt in Hiob 1, 21 „
der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen“.
Gott ist der „Schuldige“.
In Amos 3, 6b steht: „
Geschieht etwa ein Unglück in der Stadt, und der Herr hat es nicht bewirkt ?
Diese Aussage bezieht sich nicht etwa auf eine bestimmte Stadt. Der Textzusammenhang zeigt, daß das ganz allgemein gilt.
Die Anklage „Warum läßt Gott das zu ?“, die bei Unglücken oft im Raume steht, ist so falsch nicht. Gott hat das Unglück bewirkt.
Aber dann will man Gott in Schutz nehmen : „Man kann doch Gott nicht in Schuhe schieben, was die Menschen alles falsch machen !“
Aber warum hat Hiob dann nicht gesagt : „Der Herr hat es gegeben, die Sabäer haben es genommen.“ ?
Man kann doch Gott nicht die böse Tat der Sabäer in die Schuhe schieben !
Aber wenn Gott allmächtig ist, dann ist er für alles, was hier auf Erden geschieht, verantwortlich, ohne Ausnahme.
Nun ist natürlich nicht so, daß die Sabäer friedliche, unschuldige Bürger waren, die nur ihre Vorgärten im Sinn hatten und dann kam Gott und hat sie gezwungen, Hiob zu überfallen.
Die haben auch sonst andere Leute überfallen, das war quasi deren Beruf.

Und daher müssen wir auch die andere Seite vom Unheil dieser Welt sehen.
Die Bibel sagt in Röm 3, 10-18 ;
10 wie geschrieben steht: `Da ist kein Gerechter, auch nicht einer; 11 da ist keiner, der verständig ist; da ist keiner, der Gott sucht. 12 Alle sind abgewichen, sie sind allesamt untauglich geworden; da ist keiner, der Gutes tut, da ist auch nicht einer. 13 `Ihr Schlund ist ein offenes Grab; mit ihren Zungen handelten sie trügerisch. `Otterngift ist unter ihren Lippen. 14 `Ihr Mund ist voll Fluchens und Bitterkeit. 15 `Ihre Füße sind schnell, Blut zu vergießen; 16 Verwüstung und Elend ist auf ihren Wegen, 17 und den Weg des Friedens haben sie nicht erkannt. 18 `Es ist keine Furcht Gottes vor ihren Augen.
Nun wird manch einer widersprechen, hey, ich bin doch kein Verbrecher.
Es geht auch nicht darum, daß jeder alle diese Sachen dauernd tut. Dann wäre das Leben auf dieser Erde wohl kaum erträglich.
Aber die Basis für so ein Verhalten ist in uns drin. Uns muß durch Erziehung beigebracht werden, diese bösen Triebe so einigermaßen zu unterdrücken. Aber sie finden einen Weg nach draußen.
In unserer Gesellschaft gibt es weniger Gewalttat, sondern mehr die trügerischen Zungen, das Otterngift unter unseren Lippen. Und kaum einer in unserer Gesellschaft sucht wirklich Gott, sondern sie sind mit dem Gottesbild zufrieden, daß sie sich selbst gemacht haben. Sie schufen sich Gott nach ihrem Bilde.

Wenn wir nun zu der Anklage „Warum läßt Gott das zu ?“ zurückkommen, dann müssen wir erkennen, daß wir Menschen in jedem Fall Unglück erzeugen, und das Gott, der uns lenkt, vielleicht noch schlimmeres verhindert. Aber da gehen wir später noch drauf ein.

Kommen wir zu den 5 Kernaussagen zurück, die ich am Anfang aufgezählt habe.
Wir hatten bisher „Nichts steht über Gott“, „Gott gehört alles“ und „Gott ist allmächtig, er tut, was er will.“
Die nächste Aussage ist : „Gott weiß alles und weiß, was alles passieren wird.“
Überlegen wir einmal genau, was das bedeutet, was Gott in der vorhin erwähnten Bibelstelle Jes. 46, 10 gesagt hat : „Mein Ratschluß soll zustande kommen, und alles, was mir gefällt, führe ich aus“. Ich drücke die erste Hälfte einmal mit meinen Worten aus: Das, was ich mir überlegt habe, soll passieren; oder anders ausgedrückt: Mein Plan soll Wirklichkeit werden.
In Eph. 1, 11c steht: „der alles nach dem Rat seines Willens wirkt“.
Gott hat einen Plan für die ganze Welt und auch für jeden einzelnen und der wird passieren. Was Gott will, das wird passieren.

Und jetzt wird es richtig haarig.
Gott will doch jeden Menschen retten und wenn er alles nach dem Rat seines Willens wirkt, dann müßten doch alle Menschen gerettet werden, oder ?
Ich möchte einmal zwei Bibelstellen gegenüber stellen:

1. Tim. 2, 4 ; Vorher wird Gott als Heiland-Gott bezeichnet, „welcher will, daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.

Und als Kontrast dazu Apg. 13, 48b : „es glaubten, so viele zum ewigen Leben verordnet waren

„Verordnet“ heißt, daß jemand festgelegt hat, wieviel oder welche Leute sich hier bekehren sollten.
Und wer kann das sein außer Gott ?
Also will Gott doch nicht alle retten ? Aber der andere Vers sagt doch „alle Menschen“.
Alle muß übrigens nicht unbedingt „jeder Mensch“ bedeuten. Alle kann manchmal auch „von jeder Sorte“ bedeuten. In 1. Tim. 2, 1 steht, daß wir für alle Menschen beten sollen. Danach wird auf Menschen der Obrigkeit hingewiesen. Da man nicht für alle Menschen dieser Welt beten kann, kann es so gemeint sein, daß wir für alle Sorten von Menschen, mit denen wir zu tun haben, beten sollen, insbesondere für die Menschen der Obrigkeit.
Also z.B. nicht nur für unsere angenehmen Nachbarn, sondern auch für unangenehme Bekannte.
Diese ganze Thematik bleibt natürlich schwierig.

Oft versucht man aber Spannungen in solchen scheinbar widersprüchlichen Versen jedoch so zu beseitigen, daß man sagt:
„Gott will wohl jeden Mensch retten, aber die meisten Menschen wollen nicht.“
Es gibt ja nur wenige Menschen, die sich für Jesus entscheiden, also wollen die meisten nicht, oder?
Ich behaupte mal, daß kein Mensch von Jesus erettet werden will.
Wir haben ja vorhin aus Röm. 3, 10 - 17 ; gehört, wie der Mensch ist. Da ist keiner, der Gott sucht, auch nicht einer. Wie kann man dann zu dem Schluß kommen, daß Menschen gerettet werden wollen ? Denen steht überhaupt nicht der Sinn danach.
In Kol. 1, 21 sagt Paulus aus, daß der unbekehrte Mensch ein Feind von Jesus ist.
Der Mensch steht Jesus nicht neutral gegenüber, so nach dem Motto, ja, das könnte ich mir einmal mit Jesus überlegen, nein, er ist zutiefst feindlich gegenüber Jesus eingestellt. Er käme nie auf die Idee, Jesus um Rettung zu bitten.

Nun muß das aber irgendwie gehen mit der Rettung, sonst gäbe diese Gemeinde ja gar nicht.
In Joh. 6, 44 steht :
Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zieht;
Also kann nur durch Gottes Wirken diese Feindschaft überwunden werden.

Die meisten Christen sagen jetzt: Gottes Wirken muß mit der Entscheidung eines Menschen zusammentreffen und dann kann die Bekehrung passieren.
Aber ich frage Dich mit 1. Kor. 4, 7 : „Was hast Du, was Du nicht empfangen hast ?
Du antwortest, alles, was ich habe, habe ich von Gott empfangen, aber ohne meine Entscheidung hätte Gott es mir nicht geben können.
Ich behaupte, auch Deine Entscheidung für Jesus hast Du von Gott empfangen.
Wie kommst Du darauf, daß Du Dich selber für Jesus entschieden hast ?
In Joh. 15, 16 sagt Jesus zu seinen Jüngern : „
Ihr habt mich nicht erwählt, sondern ich habe euch erwählt und euch dazu bestimmt, daß ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibe
Das Erwählen bezieht sich hier nicht auf irgendeine Aufgabe, die Jesus den Jüngern aufdrückt, sondern es bezieht sich auf das Jünger-Sein an sich.
In Joh. 1, 35 - 51 ist beschrieben, wie einige spätere Jünger einen Tag mit Jesus verbringen.
Das hat sie so beeindruckt, daß sie anderen weitererzählen, daß Jesus der Messias ist.
Waren sie aber deswegen seine Jünger, gehörten sie zu ihm ?
Sie sind vergleichbar mit denjenigen, die hierhin kommen und sagen : „Schön hier. Und es ist ja auch ganz interessant, was die hier so erzählen.“ Und ich persönlich freue mich über jeden, der kommt, und kann immer nur wirklich aufrichtig sagen : „Herzlich willkommen.“
Man wird durch den bloßen Besuch hier aber nicht gerettet, man wird so kein Jünger Jesu.
Die Jünger damals haben sich dann auch nicht überlegt: Jesus ist der Messias, dann werde ich mal sein Jünger.
Nein, sie kehrten in ihre Arbeit zurück und erst als Jesus sie rief (Matth. 4, 19) „
Kommt mir nach. Und ich werde euch zu Menschenfischern machen.“ wurden sie seine Jünger.
Und genauso ist das auch heute. Ich kann überreden, überzeugen, usw. Nur Jesus kann die Bekehrung ermöglichen. Allerdings steht in der Bibel auch (1. Kor. 1,21), daß Gott durch die Torheit der Predigt Menschen ruft und errettet.
Das ist doch eigentlich Quatsch. Nur weil hier vorne einer steht und irgendetwas erzählt, können Menschen ewige Errettung bekommen. Aber so hat Gott es gewollt.

Aber ich möchte noch einen Schritt weitergehen.
Zuerst die schockierende Aussage: Ich glaube, daß Gott schon vor Grundlegung der Welt festgelegt hat, wer errettet wird und wer verlorengeht.
Eph. 1, 3-5.11.12 ;
3 Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus! Er hat uns gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in der Himmelswelt in Christus, 4 wie er uns in ihm auserwählt hat vor Grundlegung der Welt, daß wir heilig und tadellos vor ihm seien in Liebe 5 und uns vorherbestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst nach dem Wohlgefallen seines Willens.
11 Und in ihm haben wir auch ein Erbteil erlangt, die wir vorherbestimmt waren nach dem Vorsatz dessen, der alles nach dem Rat seines Willens wirkt, 12 damit wir zum Preise seiner Herrlichkeit seien, die wir zuvor auf den Christus gehofft haben.

Kann man diese Verse so sehen, daß es schon feststeht, wer gerettet wird und wer nicht ?
Ich denke schon. Aber weil wir mit dieser Denkweise prinzipiell Schwierigkeiten haben, versuchen wir derartige Verse anders auszulegen.
Es gibt noch mehr von der Art : (1. Petrus 1, 1.2) „die auserwählt sind, nach der Vorkenntnis Gottes, des Vaters

Bei der Predigtvorbereitung war ich mehrfach hin- und hergerissen. Kann man das wirklich so sehen oder nicht ?

Doch laßt uns die Konsequenzen der Erwählung weiter durchdenken.
Wenn ein wiedergeborener Christ wirklich schon vor Grundlegung der Welt von Gott erwählt wurde, dann kann er nicht mehr verlorengehen. Denn Gott macht bei der Erwählung doch keine Fehler. Habt ihr Heilsgewißheit, die ihr zu Jesus gehört ?
Wir können aus eigener Kraft unser Leben mit Jesus nicht bestehen. Nur Jesus kann es in uns wirken.
Wir überheblichen Menschen wollen ja zumindest einen Rest der Ehre für uns haben:
Bei der Bekehrung müssen wir schon unseren Teil beitragen und auch im Glaubensleben heißt es dann: „Ich bin bereit, Herr. Laß uns losgehen. Gemeinsam schaffen wir das.“
Der biblische Weg ist ohne Überheblichkeit (Phil. 2, 12b.13) :
bewirkt euer Heil mit Furcht und Zittern ! Denn Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken zu seinen Wohlgefallen (oder : Vollbringen).
Das Wollen und das Vollbringen. Was bleibt denn dann noch an Leistung für uns übrig ?
Nichts ! Laut Eph. 2, 10 sollen wir Werke tun, die Gott zuvor bereitet hat, daß wir sie tun.
Gott gibt uns den Willen, er gibt uns die Kraft und er gibt die Werke vor, die wir tun sollen.
Damit kann nichts mehr schiefgehen, weil alles in Gottes Hand ist.

Eine weitere Konsequenz der Erwählung ist, daß Gott die Nicht-Erwählten nicht retten möchte.
Das klingt hart. Aber es gibt viele Bibelstellen, die darauf hinweisen.
In Matth. 20, 28 steht z.B., daß Jesus sein Leben als Lösegeld für viele, nicht für alle, gab.
In Röm. 9, 10-18 wird dieses Problem verdeutlicht:

10 Nicht allein aber bei ihr war es so, sondern auch bei Rebekka, als sie von einem, von unserem Vater Isaak, schwanger war. 11 Denn als [die Kinder] noch nicht geboren waren und weder Gutes noch Böses getan hatten - damit der nach [freier] Auswahl gefaßte Vorsatz Gottes [bestehen] bliebe, nicht aufgrund von Werken, sondern aufgrund des Berufenden -, 12 wurde zu ihr gesagt: `Der Ältere wird dem Jüngeren dienen; 13 wie geschrieben steht: `Jakob habe ich geliebt, aber Esau habe ich gehaßt.
14 Was sollen wir nun sagen? Ist etwa Ungerechtigkeit bei Gott?

Das ist doch genau unsere Frage. Das ist doch ungerecht. Esau hatte doch keine Chance, wenn er schon im Mutterleib verworfen wurde. Er hat doch nichts falsches getan, er kann doch nichts dafür. Weiter geht es mit:

Das sei ferne! 15 Denn er sagt zu Mose: `Ich werde begnadigen, wen ich begnadige, und werde mich erbarmen, wessen ich mich erbarme. 16 So [liegt es] nun nicht an dem Wollenden, noch an dem Laufenden, sondern an dem begnadigenden Gott. 17 Denn die Schrift sagt zum Pharao: `Eben hierzu habe ich dich erweckt, damit ich meine Macht an dir erzeige und damit mein Name verkündigt werde auf der ganzen Erde. 18 So denn: wen er will, begnadigt er, und wen er will, verhärtet er.
Das ist die Antwort. Gott entscheidet nach freiem Ermessen, wen er begnadigt und wen nicht.
In unseren Ohren klingt das ziemlich ungerecht und man möchte gerne den Text irgendwie so interpretieren, daß er nicht mehr so „ungerecht“ klingt.
Aber es ist doch so. Von uns Menschen hat doch keiner Gottes Gnade verdient. Wir haben alle die Verurteilung verdient. Nun erwählt Gott nach seinem freien Ermessen bestimmte Menschen und begnadigt sie. Was beschweren wir uns denn ?
Könnt ihr Euch noch an die letzte der 5 Kernaussagen vom Anfang erinnern ?
Keiner hat das Recht, Gott zu widersprechen.
Ich möchte noch Röm. 11, 33.34 anfügen : „O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes ! Wie unerforschlich sind seine Gerichte und unaufspürbar seine Wege ! Denn wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist sein Mitberater gewesen ?

  1. Folgen für unser Glaubensleben

Nun werden manche auf den Missionsbefehl und auf die Aufforderung zum Gebet hinweisen und sagen, das wäre ja nun beides völlig sinnlos, wenn schon alles feststünde.

Gott hat es gefallen, wie schon erwähnt, durch Predigt und auch durch unser Zeugnis, Menschen zur Errettung hinzuführen.
Aber seien wir andersherum auch nicht so vermessen, uns einzubilden, daß Gott nicht zu seinem Ziel kommt, wenn wir im Dienst Fehler machen oder gar versagen.
Wir haben anfangs gelesen, daß Gott seinen Plan in jedem Fall durchführt.
Ich finde das sehr entspannend, weil das jeglichen Erfolgsdruck nimmt.
Und wenn wir bei Jesus sind, kann sich auch kein Müßiggang einschleichen, weil ja Jesus in uns das Wollen und das Vollbringen wirkt.
Wir dürfen uns natürlich in keinem Fall anmaßen, entscheiden zu wollen, wer zu den Auserwählten gehört und wer nicht. Das ist alleine Gottes Sache. Wir haben den Auftrag, allen Menschen das Evangelium zu bringen und zur Umkehr zu rufen.

Auch hat es Gott gefallen, durch das Gebet zu wirken. Gott möchte, daß wir nach seinem Willen beten und er wird uns erhören. Auch hier sollten wir nicht so vermessen sein und Gott umzustimmen versuchen. Wir brauchen Gott auch nicht zu informieren und zu überzeugen.
Er weiß alles und weiß, was am Besten ist. Trotzdem möchte er, daß wir (1. Thess. 5, 17) unablässig beten, denn (Jak. 5, 16b) das Gebet eines Gerechten bewirkt viel.

  1. Schlußwort

Ich weiß, daß manche vielleicht nicht allem einverstanden sind, was ich hier in der Predigt gesagt habe. Ich hoffe und bete, daß ich Gott so dargestellt habe, wie er wirklich ist, so daß er uns größer wird und seine Herrlichkeit bei uns mehr und mehr deutlicher wird und daß er auch in unserer Umgebung, unserer Stadt, sich verherrlicht.
Ich bin sicher, er möchte uns dafür gebrauchen, denn dafür sind wir hier.

AMEN



Segen : Eph. 3, 16 - 21 ;