Einleitung
Die meisten von Euch haben in den Nachrichten sicherlich von PRISM, dem Überwachungsprogramm der NSA, oder von TEMPORA, dem Überwachungsprogramm des britischen Geheimdiensts, gehört. Aufgedeckt wurde das ja von dem Whistleblower, Edward Snowden, einem ehemaligen Mitarbeiter einer Firma, die für den NSA tätig ist.
Wie funktioniert so ein Überwachungsszenario? Das Internet ist besteht ja aus vielen miteinander vernetzten Rechnern und wenn man jetzt z.B. eine Mail schickt, dann wandert sie über mehrere Rechner, bis sie am Zielrechner ankommt. Ebenso funktioniert es, wenn man sich eine Website ansieht. So eine Website läuft auf einem Computer, der irgendwo steht, meistens in einem Rechenzentrum. Wenn man jetzt in seinem Browser eine Adresse eingibt, dann wird die Anfrage über verschiedene Rechner geschickt, bis es bei dem Computer ankommt, worauf die Webseite liegt und dieser Computer schickt den Inhalt der Webseite wieder zurück, und diese Daten können dabei einen ganz anderen Weg nehmen.
Nun gibt es bestimmte Verbindungen, wo sehr viele Daten darüber geleitet werden, so genannte Backbones. Durch Großbritanien geht so eine Backbone und der britische Geheimdienst speichert alle Daten, die über diese Backbone gehen, schon mal prinzipiell 30 Tage. Dazu gehören Mails, wenn sie nicht verschlüsselt sind, Chats oder alle Internetadressen, Suchbegriffe, mit denen man sich so im Internet bewegt. Ich persönlich werde wieder anfangen, Mails zu verschlüsseln.
Ähnlich macht es der NSA mit PRISM. Nur bekommt der die Daten direkt von den großen EDV-Konzernen, wie Google, Yahoo, Microsoft, Apple, Facebook, um mal die bekanntesten zu nennen. Im Patriots Act, dem Gesetz, welches nach dem Anschlag auf das World Trade Center 2001 in Kraft gesetzt wurde, steht drin, daß die Geheimdienste jederzeit auf alle Daten von amerikanischen Unternehmen zugreifen dürfen und die Unternehmen die Betroffenen oder die Öffentlichkeit nicht informieren dürfen.
Von daher finde ich es etwas heuchlerisch, daß viele deutsche Politiker so aufschreien, wenn der NSA genau das macht, was im Patriots Act steht. Dabei geht es natürlich nicht nur im Terrorbekämpfung, sondern auch um Wirtschaftsspionage. Wer kontrolliert denn, ob der einzelne NSA-Mitarbeiter nicht irgendetwas interessantes an eine amerikanische Firma verkauft? Wer hat ein Interesse daran, das zu verhindern, außer dem Opfer? Niemand, und das Opfer weiß von nichts.
Was hat das alles mit uns zu tun?
Du googlest nach einem alten Schulfreund, der leider auf Abwege gekommen ist, ohne daß Du es weißt.
Ich möchte mal ein Zitat aus dem Spiegel vorlesen:
Die meisten unbescholtenen Bürger dürften es für relativ unwahrscheinlich halten, direkt ins Visier von Terrorfahndern des US-Geheimdienstes NSA zu geraten. Doch dazu braucht es überraschend wenig - weder konspirative E-Mails noch Telefonate mit Islamisten sind dazu nötig. Es reicht ein verdächtiger Kontakt über drei Ecken, also ein Bekannter eines Bekannten eines Bekannten, um selbst durchleuchtet zu werden. Dieser Kreis kann schnell auf Millionen Menschen anwachsen. Wer zum Verdächtigen wird, entscheiden dann Algorithmen, also Computerprogramme, die nach vorher definierten Merkmalen suchen.
Dann kann dann schon einmal eine Amerikareise ohne Gründe abgelehnt werden. Oder unsere amerikanischen Freunde teilen ihre Daten mit dem BND. Es gab auch schon Leute, die wurden ohne Grund abgehört, überwacht, ohne das sie darüber informiert wurden.
Aber vielleicht ist euch das doch alles zu abstrakt, mit dem Geheimdienst. Aber auch ohne NSA bleibt es gruselig.
Du gibst in Deinem Browser einen Suchbegriff ein und der wird von Google natürlich mitprotokolliert. Was macht Google damit? Noch persönlichere Werbung? Oder die googlest zum Thema Schulden und bekommst irgendwann bei einer Online-Suche nach einem Kredit nur noch teurere Angebote angezeigt, weil Google Dich durch Deine vielen Suchen irgendwann als schlechten Schuldner einstuft?
Vielleicht zahlen ja günstige Banken dafür, daß Google sie nur bei vermeintlich guten Schuldnern anzeigt.
Facebook verwertet alle Deine Daten in irgendeiner Form. Vielleicht erstellen sie daraus Profile und verkaufen sie an Versicherungen und Banken. Überleg Dir, was Du in Facebook hinterlegst, wenn Du irgendwann einmal eine Versicherung brauchst.
Bin ich paranoid? So neu ist das alles übrigens nicht.
Es fängt schon bei der SCHUFA an (Kredite und so), welche ein sogenanntes Scoring für jeden berechnet, der ein Anhaltspunkt für die Kreditwürdigkeit sein soll. Dieses Berechnungsverfahren ist ein Geschäftsgeheimnis und man hat keine Chance, sich dagegen zu wehren. In der Vergangenheit haben sogar schon rein-informelle Anfragen nach Kreditkonditionen dafür gesorgt, daß der Score schlechter wurde. Das war dann wohl doch zu skandalös und wurde geändert.
Ich möchte meinen einleitenden Rundumschlag nun zusammenfassen, bevor wir endlich zu den wichtigen Dingen kommen.
- Wir werden immer mehr überwacht. Mit wem wir kommunizieren wird gespeichert und auch vieles vom Inhalt unsere Kommunikation, z.B. unverschlüsselte Mails, und auch Telefonate, welche immer mehr übers Internet laufen.
- Wir werden immer mehr automatisch beurteilt, anhand von Algorithmen (also Computerprogrammen), was wir wert sind, wie gefährlich wir sind und wie zuverlässig wir sind.
Und leider verhalten sich oft genug auch Menschen wie diese Überwachungs- und Beurteilungsprogramme, wie wir auch in dem Sketch gesehen haben. Aufgrund weniger Informationen werden weitreichende Urteile gefällt. Oft genug ist der Mensch noch grausamer als die Technik.
Schafe unter die Wölfe
Bleiben wir aber ruhig noch ein bißchen bei unserer Paranoia und betrachten wir Matthäus 10, 16-23; NGÜ.
Das ist einer der Texte in der Bibel, wo Verfolgung angekündigt wird. Wir wissen, daß es in vielen Teilen der Welt Verfolgung gibt, ja daß sogar die Christen die am häufigsten verfolgte Glaubensgemeinschaft der Welt sind.
Wir haben es hier im Vergleich dazu bei uns sehr gut, und doch kann uns auch genau diese Verfolgung treffen, aber ich möchte, passend zum Thema, einmal mit Euch überlegen, wie eine Verfolgung in der virtuellen Welt aussehen könnte.
Wir bewegen uns in Foren, in sozialen Netzen und geben Kommentare ab, führen Diskussionen. Und je nach dem, wo man sich gerade bewegt, passen die ersten Verse dieses Bibeltextes sehr genau:
Manche warten geradezu auf irgendwelche Fehler und wollen uns auf irgendetwas festnageln, um uns vorzuführen. Vielleicht erwischt uns irgendwann ein Shitstorm, wenn die Masse gar nicht mehr kapiert, worum es geht, sondern nur den anderen Kälbern hinterher läuft.
Außerdem denke ich, auch wenn wir uns vielleicht anonym bewegen, sollten wir ohne Falsch wie die Tauben sein. Anonymität ist kein wirklicher Schutz und außerdem sollte ein Christ nicht vorsätzlich falsches Verhalten begehen, auch wenn er sich unsichtbar fühlt.
Wir sollen Zeugen sein, überall, auch in der virtuellen Welt. Und wir wissen nicht, wer das alles lesen wird, was wir schreiben. Das Internet vergißt nur sehr schlecht. Es kann durchaus sein, daß wir jetzt Jesus z.B. in einem Forum bezeugen und unser Zeugnis sehr viel später vor Mächtigen und Königen landet. Gott weiß auch vorher, welcher Beitrag von uns später einmal besonders wichtig wird, und gibt uns jetzt schon ein, was wir sagen sollen. Er ist nicht an die Zeit gebunden.
Vielleicht bewerten die automatischen Algorithmen von Google, Facebook und Co unsere Zeugnisse eher schlecht, was uns Nachteile bringen kann, aber Gott wird für uns sorgen.
Gehen wir weiter im Text (V.21-23):
Vers 21 ist echt gruselig, in der physikalischen wie in der virtuellen Welt. Man kennt so etwas ja nur aus Erzählungen über das Leben in totalitären Regimen.
Von allen Menschen gehasst zu werden, ist nicht so unrealistisch, wie man sich das vielleicht vorstellt. Manch einer hat schon vom Mobbing-Phänomen bei unvernünftigen Teenagern gehört, wie einzelne in sozialen Netzen und Haß-Mails über einen größeren Zeitraum hinweg gemobbt und in den Selbstmord getrieben werden wurden. Diesselben Mechanismen können gegen Christen angewandt werden. Gerade die virtuelle Welt bietet leider die Möglichkeit, von allen gehaßt zu werden.
Auch die Flucht in eine andere Stadt kann dabei schwierig werden. Aber der Menschensohn, Jesus Christus, wird rechtzeitig da sein, egal von wo und wohin wir fliehen müssen.
Aber jetzt verlassen wir mal die Paranoia, die ja, glaube ich, leider keine Paranoia ist.
Ein Brief Christi
Bei aller Überwachung ist Transparenz auch für uns selbst eine wichtige Sache (2. Korinther 3, 1-3; NGÜ)
Wir sind also ein Brief, der allen Menschen zugänglich ist und den alle lesen können.
Hier geht es nicht wie bei der Überwachung um eine automatische Klassifizierung, sondern um persönliche Begegnungen.
Sind wir so ein Brief? Ich glaube, wenn wir nicht alleine auf einer einsamen Insel leben, dann werden wir immer ein Stück weit gelesen, von Familienangehörigen, Arbeitskollegen, Freunden, von Verkäufern in Läden, von Behördenmitarbeiter, von Kunden und mit wem ihr sonst noch zu tun habt.
Aber sind wir ein Empfehlungsbrief? Oder sind wir nur eine abschreckende Massendrucksache? Oder eine Spam-Mail? Vielleicht auch nur ein Hoax? Das sind so eine Mischung zwischen moderner Legende und Kettenbrief. Dazu müßte sich irgendjemand ein Erlebnis mit Jesus ausdenken oder vielleicht sogar wirklich etwas mit Jesus erleben, das per Mail an 10 Leute schicken, diese sollen wieder jeweils an 10 Leute schicken, usw. Irgendwann hat dann jeder so ein Mail mit diesem Bericht bekommen, und keiner weiß mehr, ob es wirklich passiert ist, ist auch nicht wichtig, denn es glaubt sowieso keiner mehr. So ist es, wenn wir nur noch bezeugen können, daß irgendjemand irgendwann vor langer Zeit irgendwo etwas mit Jesus erlebt hat. Dann sind wir zu einem Hoax, zu einer urban legend, mutiert.
Sind wir ein Brief, den Christus selbst verfasst hat, der mit dem Geist des lebendigen Gottes in unser Herz geschrieben wurde? Glauben wir heute, daß Jesus bei uns ist? Prägt das unser Leben?
Die Korinther waren offensichtlich so ein Brief. Wie offensichtlich ist unser Leben mit Jesus? Wie offensichtlich ist heute, hier und jetzt, unser neues Herz?
Wir Christen begegnen ja auch oft Vorurteilen, und Vorurteile sind ja vergleichbar mit solchen automatischen Beurteilungen, so einem Scoring, wir wir vorhin gehört haben. Wir selbst sind da ja auch nicht immer frei von. Vorurteile erleichtern scheinbar das Leben und geben schnell Orientierung. Wie ähnlich sind wir den Personen aus dem vorhin gezeigten Sketch? Ich glaube, daß uns um so mehr Vorurteile begegnen, wenn wir selber Vorurteile leben.
Wenn wir aber ein Empfehlungsbrief sind, wenn unser Leben mit Jesus empfehlenswert ist, dann können auch Vorurteile überwunden werden.
Gott ist bei uns
Noch ein weiterer Punkt zum Thema „Überwachung“: Wie sieht denn die Überwachung durch Gott aus?
Mir fiel da als erstes dieses alte Kinderlied ein:
Paß auf, kleines Auge was du siehst.
Denn der Vater im Himmel schaut immer auf dich, denn der Vater im Himmel hat dich lieb.
Denn der Vater im Himmel schaut immer auf dich, denn der Vater im Himmel hat dich lieb.
Das Lied wirkt auf mich etwas zwiespältig. Da kommt so ein bißchen der erhobene Zeigefinger, verbunden mit der Botschaft „Gott sieht alles!“, 'rüber. Zu diesem Lied gibt es ja noch mehr Strophen: Paß auf, kleines Ohr, was Du hörst, paß auf, kleiner Mund, was du sprichst, paß auf, kleine Stirn, was du denkst, usw Hand, Fuß, Herz kommen dann noch.
Es ist natürlich nicht falsch, zu reflektieren, was man hört, sieht, tut und denkt und was das mit einem macht, aber für ein Kinderlied kommt das irgendwie falsch rüber. Auch für mich als Erwachsenem wirkt es irgendwie seltsam, eher so:
Paß auf, kleiner Mund, was du sprichst.
Der Geheimdienst im Staat schaut immer auf dich, der Geheimdienst im Staat meint es gut.
Der Geheimdienst im Staat schaut immer auf dich, der Geheimdienst im Staat meint es gut.
Aber wie soll es denn sein? Betrachten wir dazu Matthäus 28, 18-20; (NGÜ):
Der wichtigste Unterschied in diesem Text zum Geheimdienst und zu dem sogenannten „Kinder“-Lied ist:
Dieser Satz hört sich für mich ausführlicher so an:
„Ich gucke nicht nur von oben, ich beurteile dich nicht anhand von undurchschaubaren Kriterien und Vorurteilen, sondern ich bin bei dir, weil ich dir vergeben habe, ich dich lieb habe und dein Freund sein will.“
Für mich ist es das wichtigste in meinem Glauben, daß Jesus Christus immer bei mir ist. Das habe ich seit meiner Entscheidung für Jesus vor gut 27 Jahren immer wieder erlebt, durch gute wie durch schwierige Phasen hindurch.
Das gilt auch für unsere Gemeinde, denn wie sagt Jesus in Matthäus 18, 20; NGÜ :
„In ihrer Mitte“, bei uns. Jesus ist hier, bei uns.
Natürlich ist es sehr wichtig, daß wir uns mit Jesu Auftrag beschäftigen und Menschen zu Jüngern machen. Es ist auch wichtig, daß wir reflektieren, was man so sieht, hört, sagt und tut, um dazuzulernen und Jesus immer ähnlicher zu werden, aber die Grundlage dafür muß sein, daß Jesus bei uns ist und daß unser Herz verändert hat, so wie wir es vorhin gehört haben, als es darum ging, daß wir ein Empfehlungsbrief für Jesus Christus sein sollen.
Dann ist sein Auftrag in seiner Kraft auch ausführbar.
Dazu kommt noch die Zusage, daß Jesus alle Macht im Himmel wie auf der Erde hat. Dagegen wird Überwachung und Scoring irgendwie klein.
Zusammenfassung
- Wir werden immer mehr überwacht, mit wem wir kommunizieren wird gespeichert und auch viel vom Inhalt, was wir kommunizieren.
- Wir werden immer mehr automatisch beurteilt, anhand Algorithmen (also Berechnungsformeln), was wir wert sind, wie scheinbar gefährlich und wie zuverlässig wir sind.
- Verfolgung kann uns auch hier erwischen, und kann in der virtuellen Welt ganz anders aussehen, als wir sie uns vorstellen. Aber Jesus wird uns trotzdem beistehen und uns auch helfen, das richtige zu sagen.
- Wir sind ein Brief, den Christus selbst verfasst hat und der mit dem Geist des lebendigen Gottes in unser Herz geschrieben wurde.
- Jesus sagt uns zu: Ich bin jeden Tag bei euch, persönlich und auch hier in der Gemeinde.
- Und Jesus sagt uns zu: Mir ist alle Macht im Himmel und auf der Erde gegeben.