Leichlingen, 6.10.2002

Gideon: Lernen, daß Gott hilft

Einleitung

Es geht heute um Gideon und um die Lektion, die er lernen sollte.

Es mußte lernen, daß Gott ihm hilft.

Gideons Geschichte fängt mit einem Satz in Richter 6 an, den man häufig im Buch der Richter liest:
Kap. 6, 1a; „Und die Söhne Israel taten, was böse war in den Augen des Herrn.

Und das brachte sie immer in Schwierigkeiten. Meistens gab Gott sie dann immer in die Hand eines Feindes und diesmal waren es die Midianiter: (V1.b)
Da gab sie der HERR in die Hand Midians, sieben Jahre.

Und diese Herrschaft war sehr grausam: (V.2-6)

2 Und die Hand Midians wurde stark über Israel. Vor Midian machten sich die Söhne Israel die Felsenlöcher, die in den Bergen sind, und die Höhlen und die Bergfesten. 3 Und es geschah, wenn Israel gesät hatte, dann zog Midian herauf und Amalek und die Söhne des Ostens, die zogen herauf gegen sie. 4 Und sie lagerten sich gegen sie und verheerten den Ertrag des Landes bis dahin, wo man nach Gaza kommt. Und sie ließen keine Lebensmittel in Israel übrig, weder Schafe noch Rinder, noch Esel. 5 Denn sie zogen herauf mit ihren Herden und mit ihren Zelten und kamen so massenhaft wie Heuschrecken; zahllos waren sie und ihre Kamele. Und sie kamen ins Land, um es zu verheeren. 6 So verarmte Israel sehr wegen Midian. Und die Söhne Israel schrieen zu dem HERRN um Hilfe.

Ich weiß nicht, ob Ihr Euch schon einmal gefragt habt, ob das richtig ist, was Gott hier macht. Und es ist ja nicht das einzige Mal. Er gab Israel oft in die Hand eines Feindes, wenn sie sich richtig von Gott abgewandt hatten.
Warum gibt Gott sie hier in die Hand der Midianiter? Warum handelt er hier nicht nach dem Motto „OK, ihr seid freie Menschen; macht, was Ihr wollt!“ ?

Es gibt hier zwei mögliche Standpunkte:

  1. Gott ist allmächtig und wenn er will, daß man in Schwierigkeiten kommt, wenn man das tut, was er nicht mag, dann ist das halt so und man muß das so hinnehmen.

  2. Gott kennt die Erde und das Leben hier ganz genau und weiß tatsächlich, was gut für die Menschen ist. Deswegen greift er bei Fehlverhalten ein und macht es kurzfristig für Israel sehr schwer, damit sie lernen, wie es richtig ist, und sie langfristig ein erfülltes Leben haben.

In diesem Fall ist Israel also selbst an seinem Leid schuld. Aber es gib natürlich viele andere Fälle, wo die Leidenden nicht an ihrem Leid schuld sind, und wo die Frage „Warum“ ganz groß im Raume steht. Auch als Christ und Bibelleser habe ich meistens keine Antwort auf die Warum-Frage nach dem vielen Leid auf unserer Erde, aber ich weiß, daß Gott trotzdem da ist.
In Psalm 23 steht sinngemäß: Wenn ich auch im finsteren Tal bin, dann ist Gott trotzdem bei mir.
Wir haben halt nicht die Verheißung, alle finsteren Täler in unserem Leben verstehen oder gar vermeiden zu können, aber wir haben die Verheißung, daß Jesus, wenn wir zu ihm gehören, uns durch diese Täler begleiten wird.

Ich denke, das zweite ist richtig. Gott verfolgt mit allem einen bestimmten Plan. Das Problem ist nur, daß wir Gottes Plan normalerweise nicht durchschauen können. Wir kapieren einfach nicht, was hier so auf Erden um uns herum passiert. Hin und wieder läßt er uns zwar einen Blick hinter die Kulissen werfen, aber üblicherweise haben wir keine Ahnung.
Bei den Episoden, die in der Bibel beschrieben sind, sehen wir oft den Anfang und das Ende einer Begebenheit und können daher manchmal verstehen, warum Gott so gehandelt hat, manchmal auch, warum er Leid zu gelassen hat.
In diesem Text wird beschrieben, wie Gott den alten Grundsatz „Not lehrt Beten“ umsetzt: Israel wird arm, es geht ihnen an die Existenz, also beten sie. Ja, sie schreien sogar zu Gott.

Kommen wir zurück zum Text:

V.7-10;

7 Und es geschah, als die Söhne Israel wegen Midian zu dem HERRN um Hilfe schrieen, 8 da sandte der HERR einen Propheten zu den Söhnen Israel. Dieser sagte zu ihnen: So spricht der HERR, der Gott Israels: Ich habe euch aus Ägypten heraufkommen lassen und habe euch herausgeführt aus dem Sklavenhaus. 9 Und ich habe euch aus der Hand der Ägypter gerettet und aus der Hand all eurer Unterdrücker. Und ich habe sie vor euch vertrieben und euch ihr Land gegeben. 10 Und ich sprach zu euch: Ich bin der HERR, euer Gott: Ihr sollt nicht die Götter der Amoriter fürchten, in deren Land ihr wohnt. Aber ihr habt meiner Stimme nicht gehorcht.

Gott hatte es vorausgesagt: Ich befreie euch und gebe euch ein gutes Land. Aber wenn ihr meine Gebote verlaßt und euch von mir abwendet, dann bekommt ihr Ärger.
Sie haben sich abgewandt gemacht und haben richtigen Ärger.

Man könnte den Abschnitt in der Hinsicht falsch verstehen, daß man Gott hier so eine „Siehste“-Haltung unterstellt. Jemand hat gesündigt und muß die Folgen tragen und dann kommt Gott und sagt: „Siehste, das hast Du nun dann davon.“ Das könnte man hier ja so falsch verstehen.

Aber so eine „Siehste“-Haltung oder artverwandte „Das habe ich Dir ja gleich gesagt“-Haltung – eher unter älteren Semestern vertreten – hilft natürlich nicht weiter. Meistens entsteht als Antwort darauf die „Das weiß ich selber. Laß mich in Ruhe!“-Haltung.

Gott betonte die Sünde von Israel hier deswegen, weil denen anscheinend gar nicht klar war, was sie falsch gemacht hatten. Das wird auch nachher bei Gideon deutlich. Und Gott legt schon Wert darauf, daß er sich an sein Wort hält. Von daher ist es wichtig, daß Gott die Sünde deutlich macht.

Aber es bleibt ja nicht dabei. Im Gegensatz zu den Menschen mit der „Siehste“-Haltung hilft Gott.

Gideons Berufung

Gideon wird von Gott angesprochen:

V.11-13; „11 Und der Engel des HERRN kam und setzte sich unter die Terebinthe, die bei Ofra war, die Joasch, dem Abiesriter gehörte. Und sein Sohn Gideon schlug gerade Weizen aus in der Kelter, um ihn vor Midian in Sicherheit zu bringen. 12 Da erschien ihm der Engel des HERRN und sprach zu ihm: Der HERR ist mit dir, du tapferer Held! 13 Gideon aber sagte zu ihm: Bitte, mein Herr, wenn der HERR mit uns ist, warum hat uns denn das alles getroffen? Und wo sind all seine Wunder, von denen uns unsere Väter erzählt haben, wenn sie sagten: Hat der HERR uns nicht aus Ägypten heraufkommen lassen? Jetzt aber hat uns der HERR verworfen und uns in die Hand Midians gegeben.

Hier wird zum einen deutlich, daß sich Gideon nicht bewußt war, daß das Unglück über Israel in Israels Sünde begründet war. Man muß ihm hier aber zugute halten, daß er noch jung war. Die Erwachsenen sind häufig nicht so ehrlich, ihren Kindern zu sagen, daß sie – die Erwachsenen – oft an dem Unglück schuld sind, das auch ihre Kinder mitbetrifft. Aber ich unterstelle mal jedem Anwesenden, der Kinder hat, daß er bei seinen Entscheidungen, die er so zu treffen hat, schon die Auswirkungen auf seine Kinder berücksichtigt.

Das Hauptproblem Gideons ist aber, daß er gar nicht mehr so richtig glauben kann, daß Gott hilft. „Wo ist denn Gott ?“, fragt er hier. Trauen wir uns, diese Frage zu stellen? Wenn Gott wirklich mit uns ist, warum hat ist mir denn dieses oder jenes zugestoßen? Wo war er denn, wo war sein Wirken? Zu was für einen Schluß kommst Du, wenn Du Dein Leben betrachtest ? Hast Du Gottes große Wunder erlebt, oder kennst Du solche Wunder nur aus Erzählungen und christlichen Büchern? Oder kommst Du vielleicht wie Gideon zu dem Schluß, daß Gott sich nicht für dich interessiert ? Er macht ja nichts, denkst Du vielleicht.

Interessant ist, was der Engel vorher zu ihm gesagt hat: „Der HERR ist mit dir, du tapferer Held!

Gott ist es nicht egal, wie es Gideon geht. Gott interessiert sich für ihn und er deutet schon Gideons zukünftige Berufung an, nämlich ein Held zu sein.

Das ist heute nicht anders. Wer sein Leben Jesus gegeben hat, dem hat Jesus versprochen, daß er immer bei ihm sein wird, bis ans Ende aller Tage (Matthäus 28, 20). Das gilt auch, egal was man fühlt und denkt. Man denke dabei auch an die vorhin erwähnten finsteren Täler.

Nun erteilt Gott dem Gideon einen allgemeinen Auftrag:

V.14; „Da wandte sich der HERR ihm zu und sprach: Geh hin in dieser deiner Kraft und rette Israel aus der Hand Midians! Habe ich dich nicht gesandt?

Gott erteilt ihm, der eigentlich nicht so richtig glauben kann, daß Gott sich für ihn interessiert, einen Auftrag. Und das ist ein äußerst wichtiger Auftrag. Gott hat mit ihm etwas vor.

Gott hat mit jedem etwas vor, der sein Leben Jesus gegeben hat. Das ist vielleicht nicht immer so ein Auftrag wie „Rette mein Volk“, aber zu irgendetwas im Reich Gottes ist jeder gut.

Glaubst Du das? Gideon glaubte das nämlich nicht.

V.15; „ Er aber sagte zu ihm: Bitte, mein Herr, womit soll ich Israel retten? Siehe, meine Tausendschaft ist die geringste in Manasse, und ich bin der Jüngste im Haus meines Vaters.

Ich, Herr? Was kann ich denn schon ausrichten?
Der Leser dieses Textes denkt jetzt natürlich, dieser Gideon stapelt tief.
Das ist wie in manchen Filmen, wo die angeblich häßliche Frau in Wirklichkeit nur eine häßliche Brille auf hat und unscheinbar angezogen ist. Genauso hat Gideon schon die Tapferkeit in sich und er ist noch unsicher.

Aber ich – so denkt der Leser weiter –, ich bin wirklich nicht sehr begabt, um irgendwas im Reich Gottes zu bewegen, ich – um jetzt das Bild von dem Film noch einmal zu verwenden – bin wirklich nicht sehr hübsch.

Gott ist aber nicht an das gebunden, was Du selbst von Dir denkst. Er hat u.U. Aufgaben für Dich bereit, von denen Du vielleicht noch gar nichts ahnst.

Da staunt auch Gideon:

V.16; „Da sprach der HERR zu ihm: Ich werde mit dir sein, und du wirst Midian schlagen wie einen einzelnen Mann.

Das soll möglich sein? In Psalm 18, 30 steht: „mit meinem Gott kann ich eine Mauer überspringen.“ Vielleicht auch die Mauer meiner Ängste, die Mauer meines „Das kann ich sowieso nicht“?

Interessant ist, daß Gideon nicht mit einem „Juchhee, jetzt geht es los“ sich in seine neue Aufgabe stürzt. Er will auf Nummer sicher gehen, daß Gott wirklich bei ihm ist: (V.17-24a)

17 Da sagte er zu ihm: Wenn ich denn Gunst gefunden habe in deinen Augen, so gib mir ein Zeichen, daß du es bist, der mit mir redet. 18 Weiche doch nicht von hier, bis ich zu dir [zurück]komme und meine Gabe herausbringe und dir vorsetze! Er sprach: Ich will bleiben, bis du wiederkommst. 19 Da ging Gideon hinein und bereitete ein Ziegenböckchen zu und ungesäuerte Brote aus einem Efa Mehl. Das Fleisch tat er in einen Korb, und die Brühe tat er in einen Topf. Und er brachte es zu ihm hinaus unter die Terebinthe und legte [es] vor. 20 Und der Engel Gottes sprach zu ihm: Nimm das Fleisch und die ungesäuerten Brote und lege es hin auf diesen Felsen da! Die Brühe aber gieße aus! Und er machte es so. 21 Da streckte der Engel des HERRN das Ende des Stabes aus, der in seiner Hand war, und berührte das Fleisch und die ungesäuerten Brote. Da stieg Feuer aus dem Felsen auf und verzehrte das Fleisch und die ungesäuerten Brote. Und der Engel des HERRN entschwand seinen Augen. 22 Da sah Gideon, daß es der Engel des HERRN gewesen war, und Gideon sagte: Wehe, Herr, HERR! Wahrhaftig, habe ich doch den Engel des HERRN von Angesicht zu Angesicht gesehen! 23 Da sprach der HERR zu ihm: Friede sei mit dir! Fürchte dich nicht, du wirst nicht sterben. 24 Und Gideon baute dem HERRN dort einen Altar und nannte ihn: Jahwe-Schalom (Der Herr ist Friede).

Gideon bittet um ein Zeichen, um wirklich sicher zu sein, daß es Gott ist, der ihn beruft.
Ist das jetzt Kleinglaube nach dem Motto „Ich glaube nur, was ich sehe“? Oder fromm ausgedrückt: Ist das ein Wandel im Schauen und nicht im Glauben?

Ich denke, daß diese Haltung, sicher sein zu wollen, daß es wirklich Gott ist, der ihn beruft, sehr positiv ist. Die ganze Menschheitsgeschichte hindurch treten immer wieder Menschen auf, die behaupten, in Gottes Sinne zu handeln und die dann durch ihr Handeln, das dann leider nicht in Gottes Sinne ist, viel Leid erzeugen.

Die Haltung, sicher sein zu wollen, daß das, was wir tun, wirklich Gottes Willen ist, sollten wir uns zu eigen machen.
Das Herausfinden von Gottes Willen sollte aber nicht hauptsächlich über die Bitte nach einem Zeichen laufen. Dies kommt in der Bibel nicht im alltäglichen Leben vor, sondern nur an außergewöhnlichen Punkten. Und ich denke, an besonderen Punkten im Leben oder vor besonders schwierigen und weitreichenden Entscheidungen kann man Gott auch um ein Zeichen zur Bestätigung bitten.

Gideon zieht aus dem Zeichen, das er dann bekommt, auch Konsequenzen und baut als erstes einen Altar.

Gideons erster Auftrag

Dann bekommt er den ersten konkreten Auftrag: (V.25-27)

25 Und es geschah in jener Nacht, da sprach der HERR zu ihm: Nimm einen Jungstier von den Rindern, die deinem Vater gehören, und zwar den zweiten Stier, den siebenjährigen! Und reiße den Altar des Baal, der deinem Vater gehört, nieder und die Aschera, die dabei [steht], haue um! 26 Und baue dem HERRN, deinem Gott, einen Altar auf dem Gipfel dieser Bergfeste in der [rechten] Weise! Und nimm den zweiten Stier und opfere [ihn] als Brandopfer mit dem Holz der Aschera, die du umhauen sollst! 27 Da nahm Gideon zehn Männer von seinen Knechten und tat, wie der HERR zu ihm geredet hatte. Und es geschah, da er sich vor dem Haus seines Vaters und vor den Männern der Stadt fürchtete, es bei Tag zu tun, tat er es bei Nacht.

Gideon fängt an. Er ist noch in seiner Angst etwas begrenzt, aber er fängt an.
Wir müssen auch nicht direkt 5 Meter über unseren Schatten springen, aber fangen wir ruhig mit 10cm an; das ist immer noch besser, als überhaupt nicht zu springen.

Ein Beispiel für einen ängstlichen Christen, der aber trotzdem im Rahmen seiner Möglichkeiten handelt, ist mir Joseph von Arimathäa geworden: (Johannes 19, 38)

Danach (nach der Kreuzigung) aber bat Joseph von Arimathäa, der ein Jünger Jesu war, aber ein geheimer, aus Furcht vor den Juden, den Pilatus, daß er den Leib Jesu abnehmen dürfe. Und Pilatus erlaubte es. Er kam nun und nahm den Leib Jesu ab.

Offensichtlich hatte er Angst, aber er hat im Rahmen seiner Möglichkeiten gehandelt, und es war wichtig und richtig, was er getan hatte.

Hast Du Angst? Angst vor Spott, wenn Du was von Jesus sagst? Fang bei Leuten an, die nicht spotten. Fang an, und die Angst wird kleiner werden.

Aber Gideons Tat kommt ans Tageslicht und er erlebt zum ersten Mal Gottes Hilfe: (V.28-32)

28 Und als die Männer der Stadt morgens früh aufstanden, siehe, da war der Altar des Baal umgerissen, und die Aschera, die dabei[gestanden hatte], war umgehauen, und der zweite Stier war als Brandopfer auf dem [neu] erbauten Altar geopfert. 29 Da sagten sie einer zum anderen: Wer hat das getan? Und sie forschten und fragten nach, und man sagte: Gideon, der Sohn des Joasch, hat das getan. 30 Da sagten die Männer der Stadt zu Joasch: Führe deinen Sohn heraus! Er muß sterben, weil er den Altar des Baal umgerissen und weil er die Aschera, die dabei[stand], umgehauen hat! 31 Joasch aber sagte zu allen, die bei ihm standen: Wollt ihr für den Baal Anklage erheben, oder wollt ihr ihn retten? Wer für ihn Anklage erhebt, soll getötet werden bis zum Morgen. Wenn er ein Gott ist, soll er für sich selbst Anklage erheben, weil man seinen Altar umgerissen hat. 32 Und man nannte ihn an selbigem Tag Jerub-Baal, das heißt: Baal möge gegen ihn Anklage erheben, weil er seinen Altar umgerissen hat.

Gideon hatte sich vor dem Haus seines Vaters gefürchtet (V.27) – der Baals-Altar und das Aschera-Götzenbild gehörten ja seinem Vater –, deswegen hatte er seine Tat ja bei Nacht ausgeführt. Und jetzt steht sein Vater Joasch zu ihm und nimmt ihn in Schutz. Und Joasch hatte anscheinend in der Stadt etwas zu sagen, so das alle auf ihn hören.
Hilfe von ganz unerwarteten Seiten: Das wird oft passieren, wenn man im Reich Gottes unterwegs ist.

Die war die erste Lektion für Gideon vom Studienfach „Gott will und wird helfen“.

Gideons großer Auftrag

V.33-35;

33 Und ganz Midian und Amalek und die Söhne des Ostens versammelten sich miteinander, und sie zogen herüber und lagerten sich im Tal Jesreel. 34 Aber der Geist des HERRN umkleidete Gideon. Und er stieß ins Horn, und die Abiesriter wurden zusammengerufen, ihm nach. 35 Und er sandte Boten durch den ganzen [Stamm] Manasse, und auch er wurde zusammengerufen, ihm nach. Und er sandte Boten durch Asser und durch Sebulon und durch Naftali. Und sie zogen herauf, ihnen entgegen.

Jetzt geht es los. Gideon nimmt den Auftrag an und sammelt seine Truppen.

Aber er bleibt unsicher:

36 Und Gideon sagte zu Gott: Wenn du Israel durch meine Hand retten willst, so wie du geredet hast, - 37 siehe, ich lege [frisch] geschorene Wolle auf die Tenne. Wenn Tau auf der Wolle allein sein wird und auf dem ganzen Boden Trockenheit, dann werde ich erkennen, daß du Israel durch meine Hand retten wirst, wie du geredet hast. 38 Und es geschah so. Und er stand am anderen Morgen früh auf, und er drückte die Wolle aus und preßte Tau aus der Wolle, eine [ganze] Schale voll Wasser. 39 Und Gideon sagte zu Gott: Dein Zorn entbrenne nicht gegen mich! Und ich will nur noch diesmal reden. Laß es mich doch nur noch diesmal mit der Wolle versuchen: Möge doch Trockenheit sein auf der Wolle allein, und auf dem ganzen Boden sei Tau! 40 Und Gott machte es so in jener Nacht: es war Trockenheit auf der Wolle allein, und auf dem ganzen Boden war Tau.

Dies ist sicherlich die bekannteste Stelle im Zusammenhang mit Gideon.

Er bittet um ein wunderhaftes Zeichen, um ganz sicher sein zu können.
Es wird ja manchmal gesagt, wenn Du Dir unsicher bist, dann leg Wolle bzw. ein (Schafs-)Fell (je nach Bibelübersetzung) aus und das bedeutet, daß man dann Gott um ein Zeichen bitten soll.
Der Unterschied zu dem Zeichen vorhin ist, daß bei dem vorigen Zeichen Gideon Gott die Art des Zeichens überlassen hat.
Allgemein gesagt: Mach mir irgendwie durch ein Zeichen klar, daß das mein Auftrag ist. Aber das Zeichen muß dann auch so eindeutig sein, daß ich es auf keinen Fall falsch verstehen kann. Das steckte so bei der ersten Zeichenbitte dahinter.

Aber jetzt bei diesem Zeichen mit der Wolle, da legt Gideon das Zeichen fest.
Und das ist eigentlich nichts anderes als Würfeln. Man könnte sich ja auch ein Würfel nehmen und sagen: Eine Sechs heißt ja und der Rest nein. Und dann beten man: Herr schenk, daß der Würfel so fällt, wie du willst, und dann, zack, hat man Gottes Willen. Bei Kippe muß man dann wiederholen. Und wenn man dann mehr Glauben hat, dann nimmt man 5 Würfel und 5 Sechsen auf einmal bedeuten dann ja und der Rest nein. 5 Sechsen sind sehr unwahrscheinlich. Oder wenn man sicher gehen will, dann bittet man Gott, daß man elfmal hintereinander eine Sechs würfelt, wenn es „ja“ sein soll, denn dann ist die Chance statistisch gesehen geringer als ein Sechser im Lotto. Man könnte auch ein Kartenspiel nehmen und sagen Herz-As bedeutet Ja und der Rest nein, aber spätestens da wird uns unbehaglich, weil Kartenspiele ja oft für Wahrsagerei mißbraucht werden.

Worauf ich hinaus will: Es gibt sicherlich Fälle, wo man nicht mehr weiter weiß und um so ein Wunder bittet und Gott in seiner Gnade gewährt uns dann das Wunder. Aber das sollte IMHO eine absolute Ausnahme bleiben, denn sonst könnte man wirklich würfeln.

Aber Gideon marschiert nun los: (Kap. 7, 1-8)

1 Und Jerub-Baal, das ist Gideon, und alles Volk, das bei ihm war, machten sich früh auf und lagerten sich an der Quelle Harod: Das Heerlager Midians aber war nördlich von ihm, am Hügel More, im Tal. 2 Und der HERR sprach zu Gideon: Zu zahlreich ist das Volk, das bei dir ist, als daß ich Midian in ihre Hand geben könnte. Israel soll sich nicht gegen mich rühmen können und sagen: Meine Hand hat mich gerettet! 3 Und nun rufe doch vor den Ohren des Volkes aus: Wer furchtsam und verzagt ist, kehre um und wende sich zurück vom Gebirge Gilead! Da kehrten von dem Volk 22000 [Mann] um, und 10 000 blieben übrig. 4 Und der HERR sprach zu Gideon: Noch [immer] ist das Volk zu zahlreich. Führe sie ans Wasser hinab, ich will sie dir dort läutern! Und es soll geschehen, von wem ich dir sagen werde: Dieser soll mit dir gehen! - der soll mit dir gehen. Und jeder, von dem ich dir sagen werde: Dieser soll nicht mit dir gehen! - der soll nicht gehen. 5 Da führte er das Volk ans Wasser hinab. Und der HERR sprach zu Gideon: Jeden, der mit seiner Zunge vom Wasser leckt, wie ein Hund leckt, den stelle gesondert für sich; und auch jeden, der sich auf seine Knie niederläßt, um zu trinken! 6 Und die Zahl derer, die leckten, [indem sie das Wasser] mit ihrer Hand an ihren Mund [brachten], betrug dreihundert Mann; und der ganze Rest des Volkes hatte sich auf seine Knie niedergelassen, um Wasser zu trinken. 7 Da sprach der HERR zu Gideon: Mit den dreihundert Mann, die geleckt haben, will ich euch retten und Midian in deine Hand geben. Das ganze [übrige] Volk aber soll gehen, jeder an seinen Ort. 8 Und sie nahmen die Wegzehrung des [übrigen] Volkes an sich und deren Hörner. So entließ er alle Männer von Israel, jeden in seine Zelte; aber die dreihundert Mann behielt er da. Das Heerlager Midians war aber unter ihm im Tal.

Das ist die nächste Lektion. Wir Menschen denken ja, wenn man mit vielen zusammenarbeitet, dann klappt alles besser, und je mehr eingebunden sind, desto besser. Wir organisieren etwas gemeinsam, wir machen z.B. mit anderen Gemeinden eine gemeinsame Evangelisation und dann klappt doch alles viel besser.

Man kann aus dem Text natürlich nicht ableiten, daß Zusammenarbeit mit einer größeren Zahl von Personen prinzipiell etwas schlechtes ist. Aber wir sollten vermeiden, daß Gott uns sagen muß:

„Zu zahlreich sind Deine Mitarbeiter, als das Dein Projekt Erfolg haben könnte. Ihr sollt Euch nicht rühmen können: Wir haben es geschafft.“

In dem darauf folgenden Text wird beschrieben, wie Gott 300 Israeliten den Sieg gegen 120000 Midianiter geschenkt hat.

Gideon erlebte hier, daß Gott wirklich hilft, und lernte seine Lektion.

Sind wir auch bereit immer wieder neu zu lernen, daß Gott hilft?

AMEN