Leichlingen, 26.3.06 

Getauft, und was dann? 

Einleitung

Liebe Täuflinge, liebe Gäste, liebe Gemeinde,
wir sind heute hier zusammen, um die Taufe dieser sieben Leute zu feiern.

Ich möchte mich kurz vorstellen: Meine Name ist Peter Schütt, ich bin 39, verheiratet, habe vier Kinder und bin von Beruf Software-Entwickler. 

Wir freuen uns, daß wir so viele Menschen heute zu Gast haben.
Manch einer von Ihnen war vielleicht noch nie in einer Baptistengemeinde und war etwas irritiert, als er davon hörte, daß man sich als Erwachsener bzw. als Jugendlicher taufen lassen will.

Ich kann mich noch an meine eigene Taufe vor 19 Jahren erinnern und ich habe damals – genauso wie die Täuflinge heute – auch meine Freunde und Verwandte eingeladen.
Und auch damals begegnete mir zum Teil Irritation.
Es war halt doch ungewöhnlich, daß man sich als Erwachsener – ich war damals 20 – taufen läßt, zu mal ich als Mitglied der evangelischen Kirche als Baby ja schon getauft war.

Einer meiner Freunde meinte, als ich ihn zu meiner Taufe einlud: „Oh, wie soll er denn heißen, der Kleine!“. 

Ich möchte Sie ein wenig mitnehmen und zuerst darüber sprechen, warum man sich als Jugendlicher oder Erwachsener überhaupt taufen läßt. 

Warum sich taufen lassen

Was die Taufe nicht ist

Die Taufe dient nicht zur Namensgebung. Die Kleinen hier haben alle schon einen Namen ;-) 

Die Taufe ist auch kein Aufnahmeritual für unsere Gemeinde.
Man kann sich hier auch taufen lassen, wenn man kein Mitglied unserer Gemeinde werden will.
Und wir nehmen auch Menschen auf, die in anderen Gemeinden, auch Nicht-Baptisten-Gemeinden, getauft wurden.
Allerdings ist es uns wichtig, daß man sich hat taufen lassen, nach einer bewußten, eigenen Entscheidung. Darauf werde ich später zurückkommen.

Die Taufe ist auch kein magischer Akt, der durch das Untertauchen, wupp, irgendwas verändert.
Man könnte ja meinen, weil uns die Taufe so wichtig ist, daß wir von dieser Handlung irgendetwas besonderes erwarten.

Nein. 

Aber was ist nun die Taufe?

Ich möchte dazu einen Bibeltext aus dem Römerbrief, Kapitel 6, 3-5 lesen (Hoffnung für alle): 

„3 Oder wißt ihr etwa nicht, daß alle, die im Namen Jesu Christi getauft wurden, Anteil an seinem Tod haben?1 4 Durch die Taufe sind wir also mit Christus gestorben und begraben. Und wie Christus durch die Herrlichkeit und Macht seines Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir ein neues Leben führen. 5 Denn wenn wir in der Taufe sein Todesschicksal mit ihm geteilt haben, so werden wir auch mit ihm leben.“ 

Also, wer getauft wird, hat Anteil an Jesu Tod. Und durch die Taufe wird das sichtbar, denn die Taufe ist quasi das Begräbnis. 

Weiterhin hat ein Getaufter durch die Auferstehung von Jesus Anteil an einem neuen Leben. 

Was das praktisch bedeutet, darauf möchte ich später genauer eingehen. 

Die Taufe, die hier gleich stattfindet, ist also eine symbolische Handlung. 

Es gibt da übrigens keine Vorschriften in der Bibel, wie das im Detail ablaufen soll.
Allerdings kann man das griechische Wort für taufen „baptizein“ auch mit „untertauchen“ übersetzen und es war bis zum 12 Jhd. die Taufe durch Untertauchen in den meisten Kirchen üblich (Quelle Wikipedia).
Auch die in der Bibel überlieferten Taufen fanden alle durch Untertauchen statt.

Das ist auch logisch, wenn man sich nochmal die Symbolik der Taufe vor Augen führt. 

Das alte Leben wird im Wasser symbolisch begraben und das Auftauchen aus dem Wasser symbolisiert das neue Leben mit Jesus Christus durch dessen Auferstehung. 

Für die Kleidung der Täuflinge gibt es keine Vorschriften.
Ich persönlich hatte damals bei meiner Taufe ein weißes Taufkleid an, welche in vielen Gemeinden heute noch üblich sind. Aber häufig ziehen heutzutage Täuflinge in Baptisten-Gemeinden auch normale weiße Kleidung zur Taufe an.

Unsere Täuflinge haben sich etwas besonderes überlegt. Sie haben jetzt bewußt normal-farbige Straßenkleidung an und werden nach der Taufe weiße Kleidung anziehen. 

Die jetzige Kleidung symbolisiert das alte Leben und soll quasi im Wasser bleiben und die weiße Kleidung nach dem Umziehen symbolisiert das neue Leben. 

Selbstverständlich werden sie morgen wieder normale Kleidung anziehen, aber heute soll die Kleidung die Symbolik der Taufe unterstreichen und das finde ich eine gute Idee. 

Ich bin gespannt, was die nächsten Täuflinge sich einfallen lassen  ;-)

Altes und neues Leben

Wir haben jetzt  schon einiges über das alte und neue Leben gehört.

Bekehrung

Wie passiert das eigentlich mit dem neuen Leben, was in der Taufe symbolisch nachvollzogen wird, wie fängt das an ? 

Wir nennen das „bekehren“.
Dabei ist es auffällig, daß innerhalb der Gemeinde das Wort im Aktiv benutzt wird und außerhalb der Gemeinde häufig im Passiv.

Jeder Täufling hier sagt von sich, daß er sich bekehrt hat.  

Manche Außenstehende würden eher sagen: „Die haben ihn bekehrt.“ 

Ich hatte mal ein interessantes Erlebnis, welches schon bestimmt 15 Jahre her ist. 

Ich habe in der Sparkasse eine Bekannte von mir getroffen, die ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen hatte und mit der ich früher in einer Clique war. 

Ich habe damals gerne Sticker getragen und trug auch damals einen: Entweder war das so ein roter „Jesus lebt“-Sticker oder einer mit einem englischen Spruch: „Why don't You invite Jesus in to your life?“, das weiß ich nicht mehr so genau. 

Wir haben kurz gequatscht, aber als sie den Sticker sah, zuckte sie zurück und sagte:
„Du willst mich doch wohl nicht bekehren?“ Es kam mir so vor, als sprang sie innerlich ein paar Meter zurück.

Vielleicht geht es manch einem hier heute ähnlich.
Er/Sie hat vielleicht schon schlechte Erfahrungen mit übereifrigen Christen gemacht, die einen irgendwie bekehren wollten und kann deswegen so ein innerliches Zurückspringen gut nachvollziehen.
Auch Leute, die mit Jesus leben, sind nicht perfekt und machen Fehler.

Aber wir bevorzugen Bekehrung aktiv. Jeder bekehrt sich selber.
Wir werden also niemanden versuchen zu bekehren.

Oft wird auch gar nicht mehr das Wort „bekehren“ benutzt, sondern „entscheiden“, denn da ist es klar, daß man sich entscheidet und nicht von anderen entschieden wird.  

Wozu bekehrt man sich oder besser: Für wen entscheidet man sich? 

In dem vorhin gelesenen Bibeltext ist die Person erwähnt, um die es eigentlich geht: Jesus Christus.

Jeder Täufling hat sich für Jesus Christus entschieden. 

Nun wird manch einer denken, daß das hier ja eine christliche Kirche ist und daher Jesus Christus schon irgendeine Rolle spielt. 

Aber Jesus ist mehr als nur der Namensgeber einer Religion oder einer Glaubensrichtung. 

Es geht hier um Jesu Tod und um seine Auferstehung.
Die Getauften haben Anteil an seinem Tod und an seiner Auferstehung.

Und das führt zu einem neuen Leben und darauf möchte ich nun ein bißchen mehr eingehen 

Das neue Leben

Viele Leute denken, als Christ zu leben, bedeutet in erster Linie sich an viele Vorschriften zu halten.
Und es gibt in der Bibel eine ganze Menge Texte, wo solche „Vorschriften“ drin zu stehen scheinen.  
Einige haben wir davon auch in den letzten Wochen behandelt, als wir als komplette Gemeinde uns mit dem Epheser-Brief beschäftigt haben.

Ich möchte dazu einen Beispieltext aus Epheser 4, 25-32 (Gute Nachricht, leicht umformuliert) vorlesen: 

„25 Belügt euch also nicht länger, sondern sagt die Wahrheit. Wir sind doch als Christen die Glieder eines Leibes, der Gemeinde Jesu. 26 Wenn ihr zornig seid, dann macht es nicht noch schlimmer, indem ihr unversöhnlich bleibt. Laßt die Sonne nicht untergehen, ohne daß ihr euch vergeben habt. 27 Gebt dem Teufel keine Chance, Unfrieden zu stiften. 28 Wer früher gestohlen hat, der soll sich jetzt eine ehrliche Arbeit suchen, damit er auch Notleidenden helfen kann. 29 Redet auch nicht schlecht voneinander. Was ihr sagt, soll für jeden gut und hilfreich sein, eine Wohltat für alle. 30 Sonst beleidigt ihr den Heiligen Geist, den Gott euch gegeben hat. Er ist doch euer Bürge dafür, daß der Tag der Erlösung kommt. 31 Mit Bitterkeit, Jähzorn, Wut, gehässigem Gerede oder anderen Gemeinheiten sollt ihr nichts mehr zu tun haben. 32 Seid vielmehr freundlich und barmherzig, immer bereit, einander zu vergeben, so wie Gott euch durch Jesus Christus vergeben hat.“ 

Das sind ja nun hier ethische Ansprüche, die die meisten hier wohl unterschreiben würden. 

Wahrheit sagen, einander vergeben, nicht klauen, nicht schlecht voneinander reden, usw. das ist doch generell richtig, nicht nur für Leute, die zu Jesus gehören. 

Bloß wenn man ins Detail geht, dann merkt man, daß das gar nicht so einfach zu leben ist.
Immer die Wahrheit sagen, immer bereit sein, zu vergeben, keine Gemeinheiten. Aber was ist, wenn jemand anders auch zu mir gemein ist?

Ich persönlich glaube, daß man das so aus eigener Kraft gar nicht leben kann. 

Glaubt ihr, daß man das kann?  

Von heute auf morgen sicherlich nicht, aber vielleicht in einem Jahr? 

Man fängt heute an, trainiert fleißig, und in einem Jahr hat man es geschafft; dann erfüllt dann die ethischen Normen der Bibel, oder? 

Wir schaffen es ja noch nicht mal, irgendwelche Sylvestervorsätze über den Januar hinaus durchzuhalten. 

Außerdem, wir wollen doch eigentlich gar nicht so leben. So ein bißchen gehässiges Gerede tut doch manchmal gut, nicht wahr? Oder: „Rache ist süß“. Was soll denn dann der Unsinn mit dem „einander vergeben“? 

Wir schaffen es doch gerade mal so zu leben, daß wir nett zu unserer Familie und unseren Freunden sind, nicht ins Gefängnis kommen und nicht zu viel Ärger mit dem Finanzamt bekommen. 

Alles, was darüber hinaus geht, ist doch unrealistisch, oder? 

Vielleicht habe ich jetzt auch etwas übertrieben und uns zu negativ dargestellt.
Aber ich merke oft, wenn ich persönlich solche biblischen Texte lese, daß ich das eigentlich nur zu einem kleinen Teil leben kann, was da steht.

Ich hätte ein Problem, wenn mein Christsein nur das Halten von Geboten ausmachen würde. 

Nun möchte ich ein Bibeltext vorlesen, der erklärt, was Christsein wirklich ausmacht (Johannes 1, 9-13): 

9 Christus ist dieses wahre Licht, das für alle Menschen in der Welt leuchtet. 10 Doch obwohl er unter ihnen lebte und die Welt durch ihn geschaffen wurde, erkannten die Menschen nicht, wer er wirklich war. 11 Er kam in seine Welt, aber die Menschen nahmen ihn nicht auf. 12 Die ihn aber aufnahmen und an ihn glaubten, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu sein. 13 Das wurden sie nicht, weil sie zu einem auserwählten Volk gehörten, auch nicht durch menschliche Zeugung und Geburt. Dieses neue Leben gab ihnen allein Gott. 

Wer Jesus Christus aufnimmt und an ihn glaubt, der wird zum Kind Gottes. 

Man fängt bei seiner Entscheidung für Jesus in vielerlei Hinsicht von vorne an, als Kind Gottes.
Man bekommt dann eine Beziehung zu Gott und ist nicht mehr nur ein Geschöpf Gottes sondern ein Kind.

Und dieses Kind wächst und lernt. 

Ich sehe das an meinen Kindern, was ein Kind alles lernt.
Dinge, die für das Kind erst unmöglich zu sein scheinen, weil es noch so klein ist, lernt es im Laufe der Zeit ganz selbstverständlich, während es heranwächst.

Und in einem Leben mit Jesus wächst man auch heran und lernt vieles ganz selbstverständlich. Und das ist weitgehend unabhängig vom leiblichen Alter.
Oft merkt man auch gar nicht, wie man sich verändert.

Ich möchte das mit einem Baum vergleichen. 

Ich habe früher, vor ca 30 Jahren, am Büscherhof nah am Rathaus gewohnt und da standen mehrere Bäume herum.
Ein Baum war ca 2 Meter hoch und war etwas eigenartig gewachsen, so ähnlich wie ein Turnbock.
Ich konnte da als 8-9 Jähriger draufklettern und Pferd-reiten spielen.

Mir war damals nicht bewußt, daß dieser Baum wächst, ich habe es jedenfalls, in den Jahren, wo ich da wohnte, nicht gemerkt.  

Heute ist dieser Baum 7-8 Meter hoch, so hoch wie ein Haus. 

Genauso bemerkt man oft die Veränderung von Menschen, die mit Jesus begonnen haben, erst nach längerer Zeit, wenn man es dann mit dem Anfang vergleicht. 

Ich möchte noch ein bißchen bei dem Beispiel mit dem Baum bleiben: 

Was trägt denn der Baum dazu bei, daß er wächst? Drückt er irgendwie: „Ich muß wachsen!“? ;-) 

Nein. Er macht zwei Sachen: Er streckt seine Wurzeln in der Erde zum Wasser aus und er dreht die Blätter, so weit es geht, zum Licht. Das Wachsen kommt dann von alleine. 

Und so ist es auch bei uns: Man kann das Wachstum nicht erzwingen. Man kann nur die richtigen Voraussetzungen schaffen und dann kommt das Wachstum von alleine. 

Kolosser 2, 6.7;  

6 Ihr habt Christus als euren Herrn angenommen; nun lebt auch mit ihm und tut seinen Willen. 7 Wie ein Baum in der Erde, so sollt ihr in Christus fest verwurzelt bleiben, und nur er soll das Fundament eures Lebens sein. Haltet fest an dem Glauben, den man euch lehrte, und dankt Gott für alles, was er euch geschenkt hat. 

Jesus Christus muß das Fundament sein.
Hier geht es nicht darum, daß man Gesetze lernt und versucht zu halten, man muß in Jesus Christus verwurzelt sein.

Wie geht das?  

Bereit sein, auf Gott zu hören, durch Lesen in der Bibel, durch Hören von Predigten, auch durch den Austausch mit anderen Christen. 

In Römer 10,17 steht: So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi.

Es geht hier nicht darum, daß man ungeprüft alles schluckt, was von hier vorne gesagt wird, im Gegenteil, in einer anderen Bibelstelle wird das deutlich (Apg. 17, 11): 

Doch die Juden in Beröa waren eher bereit, Gottes Wort anzunehmen, als die in Thessalonich. Sie hörten sich aufmerksam an, was Paulus und Silas lehrten, wobei sie täglich nachforschten, ob dies mit der Heiligen Schrift übereinstimmt.

Sie haben aufmerksam zugehört und aber auch geprüft, ob es stimmt. 

Die Bibel ist nun einmal die Hauptleitung, über die Gott mit uns spricht.
Deshalb nimmt sie eine ganz zentrale Rolle ein, wenn man in Jesus Christus verwurzelt sein möchte.

Aber da man nicht alleine die Weisheit mit Löffeln gefressen hat, ist der Austausch mit anderen Menschen, die zu Jesus gehören, wichtig. Das ist ein Geben und ein Nehmen 

Kommen wir zum Baum zurück.
Wir hatten also das Ausstrecken der Wurzeln in der Erde zum Wasser.

Außerdem wendet der Baum seine Blätter zum Licht, so gut es geht. 

Wenn man z.B. eine Zimmerpflanze vom Licht weg dreht, dann haben sich die Blätter in ein paar Tagen wieder zum Licht hingedreht. 

Bei einem alten Baum ist das erheblich schwieriger, aber auch da kann es noch Änderungen geben. 

Was bedeutet nun das Licht? 

Jesus wurde in einem vorhin gelesenen Vers als das wahre Licht, das für alle Menschen leuchtet, bezeichnet. 

Ein Mensch kann am Leben von Jesus Christus sehen, wie Gott sich das Leben eines Menschen so vorstellt. Und er kann versuchen, auch so zu leben. 

Bibeltexte, wo beschrieben, wie man als Christ leben soll, sind also nicht nutzlos, auch wenn wir die Maßstäbe oft nicht erfüllen können. 

Wenn man aber in Jesus Christus verwurzelt ist, dann kann man versuchen gottgemäß zu leben und man wird es immer mehr lernen.
Der Baum dreht sich nur – begrenzt – zum Licht, mehr kann er nicht.
Aber wenn er gut verwurzelt ist, dann wird er in die richtige Richtung wachsen.

Wir können versuchen, gottgemäß zu leben und wir werden oft genug versagen. 

Aber wenn wir dabei in Jesus verwurzelt sind, dann werden wir in die richtige Richtung wachsen und uns immer mehr zum Guten verändern, wenn wir das wollen. 

Wir werden natürlich hier auf Erden niemals perfekt werden, aber das ist nicht wichtig:
Hauptsache, wir sind mit Jesus unterwegs.

 

Vielleicht ist das jetzt hier manch einem zu sehr auf Jesus Christus fixiert, aber das ist nun einmal so. Ohne Jesus wäre das hier alles nutzlos.
Da könnte man in diesen Räumen ein Museum oder eine Lagerhalle einrichten.

Das Kennzeichen unseren neuen Lebens ist die Verbindung mit Jesus Christus. 

Unterschied altes und neues Leben

Nun möchte ich noch einige Unterschiede zwischen altem und neuen Leben betrachten. 

Manch einer denkt vielleicht so ein bißchen an Sekte, wenn er das hier so alles hört und sieht. 

Ich habe mal vor Jahren einen Film über die Moon-Sekte gesehen, wo halt beschrieben wurde, wie ein junger Mensch Kontakt zu dieser Sekte bekam und dann – wie in einem Spinnennetz – immer tiefer da hineinrutschte. 

Dabei war ein wichtiges Kennzeichen dieser Sekte, daß die neuen Mitglieder den Kontakt zu ihren bisherigen Verwandten und Freunden abbrechen sollten. Das war quasi vorgeschrieben.
Man sollte nur noch Kontakte und Beziehungen zu anderen Sektenmitgliedern haben.

So ist das bei Jesus nicht. Er selbst hat das schon anders vorgelebt. 

Jesus wurde von seinem Umfeld als der Freund der Zöllner und Sünder bezeichnet, wobei Zöllner hier keine heutigen Zollbeamten sondern korrupte Beamte waren. Und mit „Sünder“ waren Leute gemeint, die ganz unten im gesellschaftlichen Ansehen waren.  

Er hatte mit Leuten zu tun, womit der „normale“ Bürger vielleicht nicht so gern etwas zu tun hat. 

Neues Leben in Jesus bedeutet nicht „neue Beziehungen“ sondern ein neuer Lebensstil. Die bisherigen Kontakte und Beziehungen bleiben. 

Es kann natürlich mal sein, daß sich Freundschaften auseinander entwickeln, auch weil sich durch das Leben mit Jesus Interessen verlagern. 

Aber das kann auch so passieren: Wer hat hier noch Kontakt zu seinem Sandkastenfreund? 

Oft ist es auch so, daß sich Beziehungen verbessern.
Wenn z.B. viel Streit in einer Familie war, und ein Familienmitglied Jesus kennenlernt und lernt zu vergeben, dann kann sich das sehr positiv auswirken.

Ich möchte zuletzt noch einen faszinierenden Text vorlesen (1. Kor. 6, 9-11); 

9 Oder wißt ihr nicht, daß Ungerechte das Reich Gottes nicht erben werden? Irrt euch nicht! Weder Unzüchtige noch Götzendiener, noch Ehebrecher, noch Lustknaben, noch Knabenschänder, 10 noch Diebe, noch Habsüchtige, noch Trunkenbolde, noch Lästerer, noch Räuber werden das Reich Gottes erben . 11 Und das sind manche von euch gewesen; aber ihr seid abgewaschen, aber ihr seid geheiligt, aber ihr seid gerechtfertigt worden durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes.

Es geht hier nicht darum, daß hier die richtig Bösen aufgezählt werden, die garantiert nicht in den Himmel kommen. Das wäre hier auch ein bißchen problematisch. 

Ein Knabenschänder oder allgemeiner – Kinderschänder –, klar da sind sich die meisten einig, gehört nicht in den Himmel.
Bei einem Trunkenbold würden viele sagen, daß das ja mehr eine Krankheit ist oder bei einem Götzendiener würde man sagen, wir haben ja Religionsfreiheit und die gemeinsame Aufzählung mit den anderen Bösewichten ist hier nicht so ganz fair.

Aber es geht hier eher darum, was für Auswüchse ein Leben ohne Jesus haben kann. Und das reicht vom Götzendiener bis eben zum Kinderschänder. 

Aber faszinierend finde ich diesen Text wegen des letzten Verses: 

11 Und das sind manche von euch gewesen; aber ihr seid abgewaschen, aber ihr seid geheiligt, aber ihr seid gerechtfertigt worden durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes.

Ein Kinderschänder, der ein neues Leben hat und nie mehr Kinder mißhandelt und trotzdem frei herumläuft?

Ich gebe zu, das ist ein Extrembeispiel und ich will nicht dem leichtfertigen Freisetzen von psychisch-kranken Gewaltverbrechern – denn Kinderschändung ist ein Gewaltverbrechen – das Wort reden.

Aber hier wird deutlich, wie stark die neu machende Kraft Jesu ist.

Ein Trunkenbold, der frei vom Alkohol wird, ein Ehebrecher, der sich mit seinem Ehepartner versöhnt und treu bleibt, ein Habgieriger, der lernt zu teilen, ein Räuber, der nicht mehr klaut, usw.
Menschen können neu werden, egal, aus was für einen Lebenshintergrund sie kommen.

Wie vorhin erwähnt, geht das nicht von heute auf morgen, sondern es braucht Wachstum und auch Hilfe von anderen.

Ihr lieben Täuflinge, ich glaube nicht, daß ihr hier zu diesen Extremfällen gehört, aber es wird hier deutlich, daß für Jesus nichts unmöglich ist, auch in Eurem Leben.

Ich habe hier schon mal erzählt, daß ich vor über 10 Jahren oft bei Veranstaltungen der Gefährdetenhilfe Scheideweg war.
Das ist eine christliche Organisation, die sich um Strafgefangene kümmert und sie in eigene Familien aufnimmt und dann hilft, ins normale Leben zurückzukommen.

Da habe ich auch Extremfälle kennen gelernt, die von Gott verändert wurden. 

Ich kenne sonst solche Extremfälle gar nicht. 

Einer der Leiter der Gefährdetenhilfe hat seine Oma als junger Mann beklaut, hat das ganze Konto von ihr leergeräumt und davon Highlife gemacht. Er hat auch viele andere Menschen betrogen.
Er hatte auch nie einen richtigen Job und hat sich immer irgendwie durchgemogelt.

Dann hat er Jesus kennen gelernt und hat angefangen als Maurer zu arbeiten. 

Er ist zu allen Leuten hingegangen, die er betrogen hatte, und hat angefangen, seine Schulden abzustottern, so viel, wie sein Gehalt eben hergab. 

Dann hat er zusammen mit seiner Frau auch ehemalige Häftlinge in seiner Familie aufgenommen und hat mit ihnen zusammengelebt und vielen von denen zum ersten Mal so etwas wie ein Familienleben gegeben. 

Auch andere waren da, die eine ähnliche Biographie hatten. 

Aber wir wollen nicht so viel auf andere gucken: 

Neues Leben mit Jesus Christus ist auch mit Dir möglich und, das kann ich bezeugen – und auch viele andere hier –, es lohnt sich. 

Und, liebe Täuflinge, ich freue mich, daß Ihr es getan habt und daß Ihr es jetzt gleich hier öffentlich bezeugt. 

AMEN