Leichlingen, 1.2.2009

Gemeinde: Gottes Plan in Ewigkeit

Einleitung

Heute ist die erste Predigt einer Reihe rund um das Thema Gemeinde.

Gott hat also die Gemeinde geplant, das ist die Behauptung dieser Predigt.

Wir finden das auch in der Bibel bestätigt:

In Matthäus 16,18 sagt Jesus Christus zu Petrus:

Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.

Jesus kündigt also noch auf Erden an, daß er eine Gemeinde bauen will.

Es geht Jesus also nicht nur im die Rettung des Einzelnen, sondern er hat schon vor seiner Kreuzigung die Gemeinschaft der Christen im Blick.
Die Geretteten gehören irgendwie zusammen.

Aber was ist Gemeinde? Wie hat sich Gott das denn vorgestellt?

Kann man das überhaupt wissen?

Ja, wenn wir Menschen entscheiden würden, wie Gottes Gemeinde gebaut werden soll, da könnte man sich schon so einiges vorstellen.

Menschen mit Sendungsbewußtsein würden vielleicht eine Partei gründen, z.B. die Reich-Gottes-Partei.
Man würde versuchen an die Macht zu kommen, um z.B. christliche ethische Normen zum Gesetz zu machen.
Oder man würde 6 Wochenstunden christliche Religionslehre ins Schulgesetz schreiben, damit ja auch alle Kinder genug von Gott hören.

Menschen mit weniger Sendungsbewußtsein würden wohl eher einen Verein gründen, um sich regelmäßig zu treffen und um Gottesdienst zu feiern. Man wäre dann mehr so unter sich, ein schöner gemütlicher Club von Gleichgesinnten.

Wir merken, daß beide Wege nicht die richtigen sind, weder die religiöse Partei noch der Kuschelclub.

Aber wie ist Gottes Plan?

Dazu möchte ich mit Euch ein paar Punkte betrachten.

Wer gehört zur Gemeinde?

In Apostelgeschichte 2 ist die Entstehung der Gemeinde beschrieben (NGÜ):

14 Jetzt trat Petrus zusammen mit den elf anderen Aposteln vor die Menge. Mit lauter Stimme erklärte er: »Ihr Leute von Judäa und ihr alle, die ihr zur Zeit hier in Jerusalem seid! Ich habe euch etwas zu sagen, was ihr unbedingt wissen müsst.

Und dann hält Petrus eine sehr ausführliche Predigt, wo er erklärt, warum der gekreuzigte Jesus der von allen damaligen Juden erwartete Messias ist.
Christus heißt ja auf Lateinisch dasselbe wie Messias auf hebräisch: Der Gesalbte.

Und diese Predigt endet mit dem Satz (NGÜ):

36 Es steht also unzweifelhaft fest, und ganz Israel soll es erkennen: Gott hat Jesus zum Herrn und Messias gemacht – den Jesus, den ihr gekreuzigt habt.«

Und dann geht es weiter:

37 Die Zuhörer waren von dem, was Petrus sagte, bis ins Innerste getroffen. »Was sollen wir jetzt tun, liebe Brüder?«, fragten sie ihn und die anderen Apostel. 38 »Kehrt um«, erwiderte Petrus, »und jeder von euch lasse sich auf den Namen von Jesus Christus taufen! Dann wird Gott euch eure Sünden vergeben, und ihr werdet seine Gabe, den Heiligen Geist, bekommen. 39 Denn diese Zusage gilt euch und euren Nachkommen und darüber hinaus allen Menschen auch in den entferntesten Ländern – allen, die der Herr, unser Gott, zu seiner Gemeinde rufen wird.« 40 Mit diesen und noch vielen anderen Worten bezeugte Petrus ihnen ´das Evangelium`; eindringlich ermahnte er sie: »Diese Generation ist auf einem verkehrten Weg! Lasst euch retten vor dem Gericht, das über sie hereinbrechen wird!« 41 Viele nahmen die Botschaft an, die Petrus ihnen verkündete, und ließen sich taufen. Durch Gottes Wirken wuchs die Gemeinde an diesem Tag um etwa dreitausend Personen.

3000 Personen haben sich von dieser Predigt überzeugen lassen, aber ich glaube, daß nicht die Redekunst von Petrus sie ins Innerste getroffen hat:
Gott hat sie angesprochen und gerufen und sie haben es gehört.

Zur Gemeinde gehören also Menschen, die zu Gott umgekehrt sind, Sündenvergebung empfangen, dabei den Heiligen Geist bekommen haben und sich haben taufen lassen.

Dabei gibt es keinerlei Ansehen anhand von Nationalität, Herkunft oder Geschlecht.

Bevor Jesus hier auf Erden war, also zur Zeit des alten Testaments, war Israel Gottes auserwähltes Volk und Gott hat in erster Linie sich Israel gezeigt und mit ihm Kontakt aufgenommen.

Israel ist heute immer noch Gottes Volk, auch wenn sie politisch vielleicht vieles falsch machen – was ich aber nicht so richtig beurteilen kann –, aber sie haben keinen Exklusivstatus mehr vor Gott:

Epheser 3, 5.6 (NGÜ)

5 Den Menschen früherer Generationen hatte Gott keinen Einblick in dieses Geheimnis gegeben, doch jetzt hat er es den von ihm erwählten Aposteln und Propheten durch seinen Geist offenbart. 6 Die Nichtjuden – ´darin besteht dieses Geheimnis` – sind zusammen mit den Juden Erben, bilden zusammen mit ihnen einen Leib und haben zusammen mit ihnen teil an dem, was Gott seinem Volk zugesagt hat. Das alles ist durch Jesus Christus und mit Hilfe des Evangeliums Wirklichkeit geworden.

Und mit „Nichtjuden“ sind alle Völker außer den Juden gemeint.

So eine Gemeinde kann also eine sehr gemischte Gruppe sein.

Das gilt auch für unsere persönliche Sicht:
Wir werden in der Gemeinde Menschen finden, die uns sympathisch sind, Menschen, mit denen wir es vielleicht nicht so gut können, Menschen, mit denen wir nichts anfangen können und auch Menschen, die wir vielleicht seltsam finden.

Wie vorhin deutlich wurde, hat Gott die Menschen zu seiner Gemeinde gerufen und daraus kann sich eine große Vielfalt ergeben.

Kommen wir zur nächsten Frage:

Wie wird Gemeinde praktiziert?

Wenn man sich mal so ganz naiv die vorhandenen Glaubensgemeinschaften ansieht, die sich christlich nennen, dann fallen einem so manche Parallelitäten zur Wirtschaftswelt ein.

Z.B. wirken manche Kirchen wie z.B. eine Warenhauskette.

Die einzelnen Filialen sehen alle sehr ähnlich aus, das Angebot ist in jeder Filiale sehr ähnlich und eine Zentrale bestimmt, was es in der Filiale gibt.

So ein Vergleich wirkt vielleicht etwas böse, aber ich meine es nicht bezogen auf Botschaft oder Glaubwürdigkeit, sondern einfach im Blick auf Äußerlichkeiten und Erscheinungsbild.

Z.B. ist die katholische Kirche sehr zentral organisiert und auch wenn die Gebäude oft unterschiedlich sind, erkennt man doch an der Dekoration in den Kirchengebäuden eher leicht, daß es sich um einen katholische Kirche handelt.
Auch das Gottesdienstprogramm, die Liturgie, ist sehr festgelegt und hat einen hohen Wiedererkennungswert.

Bei den meisten protestantischen Kirchen gibt es nicht so diese zentrale Ordnung.
Viele protestantischen Kirchen haben zwar Bischöfe, die den örtlichen Gemeinden Dinge auch vorschreiben können, aber eine einzelne Gemeinde ist doch recht selbstständig.

Hier würde also nicht das Bild der Warenhauskette passen, sondern es erinnert eher an ein Franchise-Unternehmen.

Franchising, für die, die es nicht kennen, bedeutet, daß jemand ein Unternehmen hat und andere dieses Unternehmen kopieren dürfen und dafür zahlen.

Der Franchise-Geber schreibt dem Franchise-Nehmer einiges vor, Warensortiment, verwendete Werbung, usw. und der Franchise-Nehmer hat den Vorteil, ein erprobtes Geschäftskonzept verwenden zu dürfen.
Dafür muß der Franchise-Nehmer einen gewissen Betrag oder einen gewissen Anteil vom Umsatz an den Franchise-Geber zahlen.

Der bekannteste Franchise-Geber ist wohl McDonalds.
Die meisten McDonalds-Restaurants sind selbstständig und müssen sich genau an die Vorgaben vom McDonalds-Konzern was Werbung und Produktauswahl betrifft halten.

Viele Gemeinden einer protestantischen Kirche sind sich sehr ähnlich und alle träumen davon, der Franchise-Nehmer der wahren Gemeinde, so wie sie in der Bibel beschrieben ist, zu sein.

Das ist natürlich utopisch, denn wir sind doch ganz schön von unserer Tradition geprägt.
Oft sind wir wohl eher der Franchise-Nehmer der baptistischen Tradition, wobei Tradition nicht unbedingt schlecht sein muß.

Als wir z.B. im theologischen Grundkurs über Gottesdienstelemente sprachen und mal so gesammelt haben, dann kamen so die üblichen Sachen zusammen wie „Predigt, Gesang, Bekanntmachungen, Segen, usw.“; das war in allen Gemeinden sehr ähnlich.
Allerdings hatten wir Leichlinger ein Alleinstellungsmerkmal:
„Ergänzungen zur Predigt“ kannte außer uns niemand.

Trotzdem machen wir vieles so, weil wir es schon immer gemacht haben.

Wie gesagt, ich halte Tradition nicht pauschal für schlecht, aber ich finde es wichtig, hin und wieder Traditionen von den Grundlagen der Gemeinde her neu zu betrachten.

Wir finden in Apostelgeschichte 2, 42 die vier Grundlagen der gelebten Gemeinde in einem Vers zusammengefaßt (NGÜ):

42 Was das Leben der Christen prägte, waren die Lehre, in der die Apostel sie unterwiesen, ihr Zusammenhalt in gegenseitiger Liebe und Hilfsbereitschaft, das Mahl des Herrn und das Gebet.

Das wären also

Jeder dieser vier Punkte geben schon Stoff für eine eigene Predigt und wir werden im Rahmen der Predigtreihe über Gemeinde noch einiges dazu hören.

Das Zentrum dieser vier Punkte ist Jesus Christus.

Jesus macht uns fähig, Dinge des Reiches Gottes zu begreifen, denn ohne Jesus würden wir das Meisten nicht verstehen oder es würde sogar wie eine Dummheit auf uns wirken.
Dazu beruft er Menschen, um uns diese Dinge begreifbar zu machen.

Jesus verändert uns, daß wir in Liebe leben können.
Wir wissen aus der Bibel, daß das eigentlich nicht so unser Ding und wir eigentlich nur die lieben können, die uns sympathisch sind.
Durch Jesus ist hier Veränderung möglich.

Das Abendmahl macht uns das Opfer Jesu immer wieder neu deutlich, deswegen praktizieren wir es ja regelmäßig.

Und im Gebet können wir mit Jesus sprechen und wir dürfen durch Jesus „Vater“ zu Gott sagen.
Wir dürfen nie vergessen, was das für eine gewaltige Tatsache ist.

Diese vier Punkte machen eine Gemeinde aus, oder sollten sie ausmachen.
Sie sollten das Erkennungszeichen sein.

Diese vier Punkte sind auch die Grundlage für jegliches Handeln der Gemeinde nach außen, für Evangelisation und Diakonie.
Ansonsten wirken solche Aktivitäten nicht glaubwürdig.

Und was unsere Traditionen und Gewohnheiten angeht, müssen wir uns immer mal wieder selber prüfen, ob sie noch diesen vier Grundlagen dienen, denn sonst haben sie ihre Existenzberechtigung verloren.

Wir wollen ja nicht nur irgendetwas aus der Vergangenheit kopieren, sondern wir wollen ja lebendige Gemeinde Jesu sein.

Werfen wir noch einen Blick in die Zukunft:

Was erwartet Gemeinde?

Ich möchte einen Vers aufgreifen, den ich vorhin in dem Text über die Entstehung der Gemeinde mit gelesen habe (Apostelgeschichte 2, 40b):

»Diese Generation ist auf einem verkehrten Weg! Lasst euch retten vor dem Gericht, das über sie hereinbrechen wird!«

Das hört sich jetzt ganz rabiat an und wirkt auch ein bißchen altmodisch.

Aber es ist trotzdem eine Aussage, die auch noch heute gilt.

Jede Generation hat ihre eigenen verkehrten Wege und wenn wir die Geschichte studieren, dann finden wir viele solcher Irrwege.

Ich nennen mal ein paar:

Sicherlich ist diese Aufzählung nicht vollzählig und nicht alle Irrwege waren gesellschaftlich gesehen gleich schlimm.

Auch heute gibt es Irrwege, mit denen wir uns auseinander setzen müssen.

Ein häufiger Irrweg ist heute, zu glauben, daß alle irgendwie recht haben.

Das ist ja im religiösen Bereich besonders verbreitet und ist sicherlich vor dem Hintergrund von kriegerischen Auseinandersetzungen durch feindliche religiöse Gruppen gefördert worden.

„Man kann ja gar nicht wissen, wie das mit Gott wirklich ist, und deshalb haben alle ein Stück von der Wahrheit und alle irgendwie recht.“

In so einem Klima macht man sich u.U. keine Freunde, wenn man behauptet, daß Jesus Christus der einzige Weg zu Gott ist, so wie es eindeutigerweise in Johannes 14, 6 steht.

Hierbei ist es natürlich wichtig zu betonen, daß nicht unsere Gemeinde der einzige Weg zu Gott ist, sondern Jesus Christus ist der einzige Weg zu Gott.

Diese Auseinandersetzungen mit Irrwegen bleiben der Gemeinde, bleiben uns nicht erspart und es kann sein, daß in 10 Jahren es wieder ganz anders aussieht und uns andere Irrwege begegnen.

Nun geht es aber bei solchen Auseinandersetzungen nicht darum, recht behalten, sondern es geht darum, Menschen zu retten.

Es darf halt nicht der Spruch gelten, „ich habe die Diskussion gewonnen, aber den Menschen verloren.“

Rettung gibt es nur in Jesus Christus und das ist die konstante Botschaft der Gemeinde durch die Geschichte.

Rettung, wovor?
Es gibt in der Bibel den Begriff des Verloren-Seins und ich möchte auch hier einmal den Begriff „Hölle“ benutzen, den es natürlich auch in der Bibel gibt.

Die Bilder, die man so üblicherweise mit dem Begriff „Hölle“ verbindet, treffen es nicht, ebensowenig wie die Roboterhölle aus der Serie „Futurama“.

Hölle bedeutet die endgültige Trennung von Gott:
Das Bewußtsein, daß man eigentlich Gott braucht und dazu das Wissen, daß Gott sich endgültig von einem abgewandt hat, weil man eben nichts von ihm wissen wollte.

Zum Glück müssen wir nicht beurteilen, bei wem Gott das gemacht hat und wer verloren oder gerettet ist.

Unser Auftrag ist es nur, auf Jesus Christus als Ausweg aus der Verlorenheit hinzuweisen.

Und wenn wir von der Zukunft der Gemeinde reden, dann ist es ganz klar, daß auch in Zukunft genau das unser Auftrag ist.

Dieser Auftrag ist der wichtigste der Gemeinde, aber es gibt noch einen weiteren, den man nicht so richtig vom ersten trennen kann.

In Johannes 12, 8a sagt Jesus:

Arme habt ihr allezeit bei euch.

Diakonie scheint ein selbstverständlicher Auftrag der Gemeinde zu sein, der in der Bibel meist nur so nebenbei erwähnt wird, aber dadurch, daß Jesus Menschenherzen verändert, ergibt sich ein Blick für andere und das wird auch in Zukunft immer ein selbstverständlicher Auftrag für unsere Gemeinde sein, egal in welcher Form wir es durchführen.

Kommen wir zum

Ende der Gemeinde

Wann ist die Gemeinde zu Ende?

Wir finden in der Bibel ein positives und ein negatives Ende.

Ich möchte kurz zuerst das negative Ende betrachten (Offenbarung 2, 4.5; NGÜ):

4  Doch einen Vorwurf muss ich dir machen: Du liebst mich nicht mehr so wie am Anfang. 5  Erinnerst du dich nicht, wie es damals war? Wie weit hast du dich davon entfernt! Kehr um und handle wieder so wie am Anfang! Wenn du nicht umkehrst, werde ich mich gegen dich wenden und deinen Leuchter von seinem Platz stoßen.

Dies ist ein Zitat aus dem Sendschreiben an die Gemeinde in Ephesus.

Was wird hier angedroht?
Ich denke, „den Leuchter von seinem Platz stoßen“ bedeutet, daß die Gemeinde aufhört zu existieren.

Ohne gelebte Liebe wird sich eine Gemeinde auflösen und das ist sicherlich ein negatives Ende.

Es gibt aber auch ein positives Ende: (1. Thessalonicher 4, 16.17; NGÜ):

16  Der Herr selbst wird vom Himmel herabkommen, ein lauter Befehl wird ertönen, und auch die Stimme eines Engelfürsten und der Schall der Posaune Gottes werden zu hören sein. Daraufhin werden zuerst die Menschen auferstehen, die im Glauben an Christus gestorben sind. 17 Danach werden wir – die Gläubigen, die zu diesem Zeitpunkt noch am Leben sind – mit ihnen zusammen in den Wolken emporgehoben, dem Herrn entgegen, und dann werden wir alle für immer bei ihm sein.

Irgendwann wird Jesus Christus uns in den Himmel holen und dann werden wir alle für immer bei ihm sein.

Dann ist die Zeit der Gemeinde hier auf Erden vorbei.

Wann das sein wird, weiß niemand.

Viele haben schon spekuliert, wann das sein kann und viele glauben, daß es nicht mehr lange dauert.

Ich persönlich tue mich da schwer und vielleicht dauert es noch ein paar Jahrhunderte, aber wir können uns über eines sicher sein:
Irgendwann kommt die Zeit, wo Jesus seine Leute zu sich holt und darauf dürfen wir uns freuen.

Zusammenfassung

AMEN

Segen:

Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem werde ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, welcher in dem Paradies Gottes ist.