Leichlingen, 8.2.2009
Gemeinde als Bauwerk
Wir finden ja in der Bibel viele Bilder für die Gemeinde und in der zweiten Predigt unserer Predigtreihe über „Gemeinde“ betrachten wir die Gemeinde einmal als Bauwerk.
Wie letzte Woche schon erwähnt, hat Gott diese Gemeinde geplant und er baut auch heute daran.
Ich möchte dazu noch einen Vers von letzter Woche wiederholen, wo das deutlich wird (Matthäus 16,18):
Und ich (Jesus Christus) sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.
Und Jesus baut auch heute noch die Gemeinde auf und baut an ihr jeden Tag weiter.
Ich möchte mit Euch zuerst einmal einen Hausbau betrachten und diesen mit uns, der Gemeinde, vergleichen.
Als erstes muß man sich beim Hausbau um das Fundament kümmern.
Es gibt ja den Bibelvers, der ja auch zur Redensart geworden ist, daß ein Haus, das auf Sand gebaut ist, nicht hält (Matthäus 7, 26).
Das ist ja auch logisch, weil Sand sich bewegt und daher das Haus keinen Halt hat.
Alternativ dazu legt man das Fundament direkt auf gewachsenen Boden, denn der bewegt sich nicht und gibt dem Haus Halt.
Wir haben unser Haus auf einen vorhandenen, 30 Jahre alten Keller gebaut und wir mußte zusätzliche Stützen anbringen lassen und für diese Stützen mußte wir ein Loch in den Kellerboden stemmen und dort 50 cm tief ausschachten.
Unter dem Beton war es braun und ich habe damals mit einer geliehenen Hilti hineingestemmt, um diese braune Masse zu lockern.
Das ging erst ziemlich einfach, aber ab einer gewissen Tiefe würde es sehr mühselig.
Da bin ich dann in den gewachsenen Boden hinein gekommen.
Mit etwas Erfahrung sieht man den Unterschied zwischen angeschüttetem und gewachsenem Boden, aber so im Halbdunkel im Keller ohne Erfahrung habe ich den Unterschied nur deswegen bemerkt, weil der gewachsene Boden einfach viel fester war.
Ich denke, daß ist im geistlichen Bereich ähnlich.
Es gibt viele Lehren und Religionen, die sich als Lebensfundamente anbieten und auf den ersten Blick ist es schwierig, die Festigkeit und Tragfähigkeit dieser Lehren und Religionen zu beurteilen.
In 1. Korinther 3, 11 steht:
Das Fundament ist bereits gelegt, und niemand kann je ein anderes legen. Dieses Fundament ist Jesus Christus.
Wer sein Lebenshaus auf Jesus gründet, kann tragfähig bauen.
Ich möchte noch 1. Korinther 3, 10, also den Vers davor noch lesen.
Hier sagt der Apostel Paulus:
10 Weil Gott mich in seiner Gnade dazu befähigt hat, habe ich als ein kluger und umsichtiger Bauleiter das Fundament gelegt; andere bauen jetzt darauf weiter. Aber jeder soll sich sorgfältig überlegen, wie er die Arbeit fortführt.
Paulus war jemand, der Gemeinden gegründet hat und der vielen Menschen von Jesus erzählt hat.
Das ist sehr wichtig und das wird immer unser Auftrag als Gemeinde und dein und mein Auftrag als Christ sein, je nach dem, wo Gott uns hingestellt hat.
Aber andere bauen jetzt auf dem gelegten Fundament weiter und jeder soll sich sorgfältig überlegen, wie er die Arbeit fortführt.
Das gilt zum einen für jeden persönlich, da jeder die Verantwortung für sein Leben hat, aber es gilt auch für uns als Gemeinde.
Gemeinde hat natürlich nur Sinn, wenn jedes Mitglied Jesus als sein Fundament hat und wenn das, was hier gelehrt wird, auch auf Jesus Christus fundiert.
Als nächstes kommen die Mauern.
Ich weiß nicht, wer hier schon einmal gemauert hat.
Ich habe eine einzige Mauer in meinem Leben hochgezogen und die ist furchtbar geworden.
Ich habe zwar ganz richtig unten die erste Reihe genau ausgemessen und sorgfältig gelegt, aber bei den folgenden Reihen habe ich mich auf mein Augenmaß verlassen und so wurde es krumm und schief.
Ich habe dann mit einer Lattung Platten draufgemacht und daher kann man nicht mehr so genau sehen, wie schief sie ist.
Wenn man mit einem Hausbau beginnt, dann fängt man meines Wissens nach mit einem Stein an, an dem man alle anderen Steine ausrichtet.
Wir finden in der Bibel einige Stellen, wo Jesus mit so einem Eckstein verglichen wird.
Da wir alle ja nicht so viel mauern, ist vielleicht der Vergleich mit dem Fliesenlegen präsenter:
Je nach dem, was für ein Muster man legt, muß ein eine Startfliese sehr genau in der Mitte des Raumes legen und an der richten sich alle anderen Fliesen aus.
Jesus Christus ist also nicht nur das Fundament, sondern er gibt auch die Ausrichtung der Gemeinde vor.
Ich möchte aus 1. Petrus 2, 4-8 lesen:
4 Zu ihm kommend als zu einem lebendigen Stein, von Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt, kostbar, 5 lasst euch auch selbst als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum, um geistliche Schlachtopfer darzubringen, Gott hochwillkommen durch Jesus Christus! 6 Denn es ist in der Schrift enthalten: "Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten, kostbaren Eckstein; und wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden." 7 Euch nun, die ihr glaubt, bedeutet er die Kostbarkeit; für die Ungläubigen aber gilt: "Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, dieser ist zum Eckstein geworden", 8 und: "ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses". Da sie nicht gehorsam sind, stoßen sie sich an dem Wort, wozu sie auch bestimmt worden sind.
Es kann also Ärger mit anderen geben, wenn man sich an Jesus ausrichtet.
Interessanterweise kann man statt „Eckstein“ hier auch „Schlußstein“ übersetzen.
(Schlußstein-Grafik anzeigen)
Der Schlußstein wird man Ende gesetzt und hält den Bogen in der Form.
Diese doppelte Bedeutung trifft auch auf Jesus Christus und die Gemeinde zu.
Einerseits sorgt er für die Ausrichtung der Gemeinde und andererseits hält er sie zusammen und gerade so eine Gemeinde ähnelt manchmal so einem fragilen Bogen, der ohne Schlußstein überhaupt nicht halten würde.
Dann finden wir hier im Text noch ein interessantes Bild über die Gemeinde:
1. Petrus 2, 5;
lasst euch auch selbst als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum, um geistliche Schlachtopfer darzubringen, Gott hochwillkommen durch Jesus Christus!
Bei dem Bild „Haus aus Stein“ haben wir vielleicht so eine Mauer wie hier bei uns vor Augen (auf Klinkerwand zeigen), wobei das wahrscheinlich gar keine Steine sondern nur Klinker sind, das weiß ich aber nicht.
Als Petrus den Brief damals geschrieben hat, gab es aber noch keine industrielle Fertigung von genormten Kalksandsteinen, sondern es wurden Natursteine verwenden, die natürlich auch bei Bedarf von Hand behauen wurden.
Das sah dann vielleicht so aus. (Nächste Grafik „Wand“ anzeigen)
Das ist zwar ein altes Foto aus Südfrankreich, aber so kann es ausgesehen haben.
Wir haben hier kleine, große, dünne, dicke, spitze, runde Steine, alles was man sich vorstellen kann.
Man hat genommen, was man so gefunden hat und hat natürlich auch einige Steine passend gemacht.
So ist die Gemeinde auch.
Wir sind eine Ansammlung von verschiedenen Menschen und diese Vielfalt bleibt auch in der Gemeinde deutlich sichtbar, genau wie in dieser Mauer.
So ein bißchen schaben wir auch manchmal aneinander.
Wenn so ein Stein so gerade eben nicht so richtig paßt, dann kann es schon einmal passieren, daß der Maurer den Stein mit ein wenig Gewalt hineindrückt, und dann schleifen die anderen Steine den Neuling ein bißchen zurecht oder auch umgekehrt.
Auch wir reiben uns manchmal ein bißchen aneinander, aber das ist gut für uns, wir lernen dadurch.
Der Maurer wird aber nicht einen völlig unpassenden Stein mit Gewalt in die Mauer kloppen, denn dann geht die Mauer kaputt.
Und auch wir müssen nicht die anderen Steine umgestalten, das können wir auch nicht, dafür ist der Maurer, Jesus Christus, zuständig.
Er wird verändern, umgestalten und passend machen, ohne aber, daß wir alle so wie die Steine einer modernen Wand aussehen.
Wenn Jesus einen Menschen verändert, geht nie die Einzigartigkeit eines Menschen verloren, sondern es wird immer mehr deutlich, wie Gott sich diesen einzigartigen Menschen gedacht hat.
Gucken wir uns dieses Mauerbild noch einmal an.
Die Steine hängen ja ganz schön aufeinander und selbst wenn man davon ausgeht, daß der Maurer alle Steine schon bewußt an ihren Platz gesetzt hat, kann es schon sein, daß man sich untereinander pickt und stört und sich gegenseitig auf die Nerven geht.
Ich mogel mal ein bißchen und modernisiere mal das Bild aus der Bibel und bringe noch den Mörtel mit ins Spiel, den hier auf dem Foto verwendet wurde, den es aber zu biblischen Zeiten noch nicht gab.
Ich denke, der Mörtel ist ein Bild für die Liebe, zu der uns Jesus Christus befähigt und dadurch kann das manchmal pickige, manchmal auch nervenaufreibende Zusammenleben in der Gemeinde nicht nur erträglich sondern auch sehr schön werden.
Und der Mörtel hält ja auch die Steine noch mehr zusammen und nur gelebte Liebe, zu der uns Jesus befähigt, hält die Gemeinde zusammen.
Oberhalb der Mauern kommt das
Das Dach ist natürlich ein Symbol für Schutz.
Wir finden z.B. in 1Mo 19,8 die Sitte, daß Gästen, die „unter den Schatten meines Daches gekommen sind“, nichts passieren darf.
Dieses Gastrecht wird im Orient, so weit ich weiß, heute immer noch ähnlich ausgeübt.
Dann finden wir in Jesaja 4, 5.6 ein Bild dafür, daß Gott über die zukünftige Herrlichkeit Israels in dieser Weise wachen wird:
5 dann wird der HERR über der ganzen Stätte des Berges Zion und über seinen Versammlungen eine Wolke schaffen bei Tag und Rauch sowie Glanz eines flammenden Feuers bei Nacht; denn über der ganzen Herrlichkeit wird ein Schutzdach sein. 6 Und ein Laubdach wird zum Schatten dienen bei Tag vor der Hitze, und als Zuflucht und Obdach vor Wolkenbruch und Regen.
Ich denke, daß Gott genauso heute über unsere Gemeinde wacht.
Hier sind zwei Schutzfunktionen angesprochen:
Schutz vor Hitze
Schutz vor Regen
Zuviel Hitze kann einem die Lebensgeister rauben.
Das ist sehr schön in Jona 4, 8 beschrieben:
die Sonne stach Jona auf den Kopf, so dass er ermattet niedersank. Und er wünschte, dass seine Seele stürbe, und sagte: Es ist besser, dass ich sterbe, als dass ich lebe!
Und Regen steht für Kälte, denn wenn es hineinregnet und die Sachen alle naß werden, dann wird einem kalt, weil nasse Kleidung nicht mehr wärmt.
Außerdem gehen alle Möbel kaputt.
Was bedeutet das nun geistlich?
Die Gemeinde kann Schutz gegen Ermattung bieten.
Alleine die wöchentliche Neuausrichtung auf Gott im sonntäglichen Gottesdienst kann einen wieder aufrichten.
Weiterhin kann Gemeinde Schutz gegen Kälte geben, wenn man sich allein gelassen fühlt.
Ich hoffe, auch das kann man in unserer Gemeinde finden.
Natürlich liegt das nicht an unserem schönen Gebäude und auch nicht daran, weil wir so tolle Hechte sind.
Sondern Gott wirkt es: Psalm 5, 12
Doch mögen sich freuen alle, die sich bei dir bergen, und jubeln allezeit. Du beschirmst sie, darum jauchzen in dir, die deinen Namen lieben.
So eine Gemeinde ist ja nicht so statisch wie normales Haus, sondern es ist gelebte Beziehung zu Gott und er wird das Dach über uns dicht halten, wenn wir uns bei ihm bergen.
Er wird uns beschirmen.
Bisher haben wir unsere Gemeinde mit dem Bau eines Hauses verglichen.
Nun werfen wir auch einen Blick auf die Wartung des Hauses.
Fangen wir im
an.
Etwas, was nahezu alle Keller gemeinsam haben, ist die Tatsache, daß sie immer voller werden.
Es sammelt sich immer mehr an und manche bekommen irgendwann einen Rappel und werfen alles weg, aber oft müssen die Erben den Rappel bekommen.
Wir haben in unserem Leben sicherlich auch so einen Keller, wo wir vielleicht Dinge vor uns herschieben, alte Angelegenheiten, wo wir denken, daß wir eigentlich etwas klären müßten, wir aber nicht wissen, wie wir das machen sollen.
Das ist genauso wie in unserm echten Keller, weil wir oft gar nicht mehr wissen, was das Ding in dem Karton ist und wo es herkommt.
Auch unter Gemeindegliedern kann es solche ungeklärten Dinge geben und das wäre dann unser Gemeindekeller.
Ich möchte Mut machen dazu, auch alte Dinge zu klären, wenn sich die Gelegenheit ergibt, bzw. die Gelegenheit zu suchen, wenn man darauf stößt.
Gehen wir etwas höher und kommen wir zu den
die, wie wir ja gehört haben, aus lebendigen Steinen, nämlich aus uns, bestehen.
Hier müssen wir den Vergleich zu einem Steinhaus ein bißchen verlassen, denn die Wartung der lebendigen Steine soll durch gegenseitige Erbauung passieren.
Grundlage dafür ist gelebte Liebe (1. Korinther 8, 1b-3):
Die Erkenntnis bläht auf, die Liebe aber erbaut. 2 Wenn jemand meint, er habe etwas erkannt, so hat er noch nicht erkannt, wie man erkennen soll; 3 wenn aber jemand Gott liebt, der ist von ihm erkannt.
Das Kernthema des Glaubens an Jesus ist nicht die Anhäufung von Erkenntnis oder Wissen sondern die gelebte Liebe, der Dienst am Nächsten.
So ist das in Galater 6, 10 beschrieben:
Solange wir also noch Gelegenheit dazu haben, wollen wir allen Menschen Gutes tun, ganz besonders denen, die wie wir durch den Glauben zur Familie Gottes gehören.
Oder Römer 14, 19
So lasst uns nun dem nachstreben, was dem Frieden, und dem, was der gegenseitigen Erbauung dient.
Kann man das wirklich leben?
Es geht, aber man kann von vorne nicht sagen, wie, denn das muß jeder für seine Lebenssituation selbst mit Gottes Hilfe entdecken.
Man kann auch nur schlecht für andere beurteilen, ob sie es ausreichend leben, denn gerade in dieser Hinsicht ist jeder seinem Herrn selbst verantwortlich.
Aber das gegenseitige Erbauen geht noch weiter.
Gott hat uns geistliche Gaben gegeben, die einen Sinn haben:
1. Korinther 14, 12
So auch ihr, da ihr nach geistlichen Gaben eifert, so strebt danach, dass ihr überreich seid zur Erbauung der Gemeinde.
Oder 1. Korinther 14, 26
26 Was ergibt sich aus dem allem für eure Zusammenkünfte, Geschwister? Es steht jedem frei, etwas beizutragen – ein Lied oder eine Lehre oder eine Botschaft, die Gott ihm offenbart hat, oder ein Gebet in einer von Gott eingegebenen Sprache oder dessen Wiedergabe in verständlichen Worten. Aber jedem soll es darum gehen, dass ´alle` einen Gewinn ´für ihren Glauben` haben.
In der neuen Genfer Übersetzung wird das, was in älteren Bibelübersetzungen mit „Erbauung“ wiedergeben wird, durch „Gewinn für ihren Glauben“ übersetzt.
Das finde ich gut.
Den Nutzen des anderen im Blickfeld zu haben, das ist der richtige Weg.
Wir brauchen das richtige Fundament, welches Jesus Christus ist.
Die Gemeinde muß an Jesus als Eckstein ausgerichtet werden und wird von Jesus als Schlußstein zusammengehalten.
Die Gemeinde besteht aus lebendigen Steinen, die vielleicht auf Anhieb nicht immer gut zueinander passen, die aber von Jesus, dem Maurer, liebevoll eingepaßt werden, ohne daß dabei die Einzigartigkeit eines jeden Steins verloren geht.
Und Gott beschützt die Gemeinde auch von oben durch ein Dach gegen Hitze und Kälte, wenn wir uns bei ihm bergen.
Dann muß so eine Gemeinde auch „gewartet“ werden.
Das heißt für den Keller, daß man den Mut aufbringt auch alte Angelegenheiten zu klären.
Für die lebendigen Steine ist es die wichtigste Aufgabe, den Glaubensgewinn der anderen zuerst im Auge zu haben.
AMEN