Interessensgemeinschaft? Versammlung? Gemeinde?

Ein Ort, wo man Gott begegnet: Was macht das mit unserem Miteinander?

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Einleitung

Was bedeutet eigentlich „Gemeinde“? Was unterscheidet uns von einem Verein oder einer Interessensgemeinschaft?

Das Wort „Gemeinde“ kommt ja aus dem Griechischen, „ekklēsía“ und heißt wörtlich: „die her[aus]gerufene [Versammlung]“.

Für einen Außenstehenden kann der Gottesdienst hier wirklich wie eine Versammlung wirken, wo man sich trifft, singt und einer Rede zuhört.

Das könnte auf den ersten Blick genauso bei einem Verein oder einer Interessensgemeinschaft so stattfinden.

Es gibt auch Gemeinden, die sich selbst „Versammlung“ nennen. Da steckt der Gedanke dahinter, dass hier ein Ort ist, zu dem Christen aus der Umgebung von Gott zusammengerufen werden.

Mir persönlich gefällt der Begriff „Gemeinde“ besser, weil er etwas verbindlicher als das Wort „Versammlung“ auf mich wirkt. Aber das ist eher Geschmackssache.

Ich möchte nun mit Euch einen Bibeltext betrachten, wo der Unterschied von einer Gemeinde zu einem Verein oder Interessensgemeinschaft deutlich wird.

Freien Zugang zu Gott

Es ist kein einfacher Text, aber er macht die Besonderheit von Gemeinde deutlich. Die beschriebenen Bilder dabei sind zum Teil aus dem alten Testament.

Ich lese aus Hebräer 10, 19-23; NEÜ

19 Wir haben also jetzt einen freien und ungehinderten Zugang zum wirklichen Heiligtum, Geschwister. Jesus hat ihn eröffnet durch sein Blut. 20 Und durch seinen Körper hat er uns – sozusagen durch den Vorhang ‹im Tempel› hindurch – einen neuen Weg zum Leben gebahnt. 21 Wir haben auch einen Hohen Priester, dem das ganze Haus Gottes unterstellt ist. 22 Deshalb wollen wir uns ‹Gott› mit aufrichtigem Herzen voller Vertrauen und Zuversicht nähern. Unser Herz ist ja ‹mit dem Blut von Christus› besprengt. Damit ist auch das Gewissen entlastet und der Leib mit dem Reinigungswasser gewaschen. 23 Wir wollen unbeirrbar an der Hoffnung festhalten, zu der wir uns bekennen. Denn auf Gott ist Verlass; er hält, was er zugesagt hat.

Wir haben freien Zugang zu Gott. Ich glaube, das ist die wichtigste Besonderheit der Gemeinde.

Kurz zur Erklärung: Hier wird ein religiöses Ritual aus dem alten Testament als Bild für die heutige Wirklichkeit verwendet. Irgendwo habe ich einmal gelesen, dass das alte Testament das Bilderbuch Gottes ist, weil mit Hilfe dieser wirklich passierten Geschichten und sonstigen Texte die Wirklichkeit des neuen Testaments bildhaft erklärt werden soll.

Als erstes ist die Rede vom „wirklichen Heiligtum“. Das bezieht sich auf einen Bereich im alten Tempel, der das Allerheiligste genannt wurde. Dieser Ort symbolisierte die besondere Anwesenheit Gottes und dort durfte nur einmal im Jahr der Hohe Priester hinein.

Dieses Allerheiligste war durch einen Vorhang abgetrennt.

Diese komplizierten, symbolischen Handlungen im alten Testament sollte auch deutlich machen, dass man sich als sündhafter Mensch nicht so einfach Gott nähern kann.

In dem gerade gelesenen Text steht, dass Jesus mit seinem Körper, also durch seinen Tod, durch den Vorhang im Tempel einen neuen Weg zum Leben gebahnt hat.

Wir haben durch Jesus freien Zugang zu Gott.

Dann ist zweimal die Rede von Christi Blut:

Unser Herz ist ja mit dem Blut von Christus besprengt.

Das hört sich vielleicht etwas befremdlich an, aber man kann sich das so vorstellen, dass man sich unter das Kreuz stellt, an dem Jesus stirbt. Er stirbt blutend und nimmt damit die Sünden weg. Und nur wenn man, bildhaft gesprochen, unter diesem Kreuz steht, bekommt man die Wirkung von diesem Blut mit ab, die Sündenvergebung.

Wir brauchen auch keinen Hohen Priester mehr, also einen Mittler zwischen Gott und uns. Ich gehe sogar noch weiter und behaupte, dass jeder Hohe Priester, egal welcher Religion, heutzutage nur ein sehr unvollkommenes Bild für den wahren Hohen Priester Jesus Christus ist. Aber wir brauchen sowieso keinen menschlichen Mittler mehr, denn, wie schon erwähnt, hat Jesus den Weg zu Gott frei gemacht.

Praktische Auswirkungen

Auf den ersten Blick wirkt das alles recht theoretisch, aber im Bibeltext sind auch praktische Auswirkungen beschrieben.

„einen neuen Weg zum Leben“: Mit Jesus kann unser Leben lebenswert sein, ein Leben mit Höhen und manchmal auch mit Tiefen, aber ein Leben mit Sinn und Ziel. Denn Jesus ist das Leben.

„mit aufrichtigem Herzen voller Vertrauen und Zuversicht“: Wir können von Gott verändert werden, so dass wir Aufrichtigkeit immer mehr lernen können. Wir können Vertrauen und Zuversicht bekommen. Hier muss man einmal in sich gehen, ob man das überhaupt will, aber ich glaube, dass sich jeder Mensch danach sehnt.

„das Gewissen entlastet“: Einerseits wird man seine Schuld vor Gott los, andererseits hilft Gott auch, Dinge mit dem Nächsten zu bereinigen. Das ist natürlich nicht immer leicht, aber man macht sich auf den Weg der Gewissensentlastung.

Und dann ist da noch die Hoffnung, denn auf Gott ist Verlass. Er hält, was er zugesagt hat. Hoffnung kann etwas sehr Heilendes sein.

Gott ist dabei

Nun könnte man fragen: Was hat das mit Gemeinde zu tun? Das betrifft doch nur den persönlichen Glauben.

In dem Bibeltext steht in jedem Satz „wir“ oder „uns“. Dieser freie Zugang zu Gott ist zwar einerseits eine sehr persönliche Sache, andererseits können wir gemeinsam vor Gott treten. Und das macht Gemeinde aus.

Es geht sogar darüber noch hinaus (Matthäus 18, 20; NEÜ):

Denn wo zwei oder drei in meinem Namen zusammenkommen, da bin ich in ihrer Mitte.

Das bedeutet, dass nicht wir uns gemeinsam auf den Weg zu ihm machen, sondern dass er da ist, wenn wir uns in seinem Namen versammeln. Jesus Christus ist heute hier.

Ich glaube, dass muss man sich immer wieder klarmachen.

Religion wird üblicherweise so verstanden, dass es irgendwo eine Gottheit gibt, die man suchen und über irgendwelche Rituale, Tempel, Priester kontaktieren soll.

Aber Gott hat Jesus Christus zu uns geschickt und durch seinen Kreuzestod hat er den Weg zu ihm selbst frei gemacht, und Gott wartet nicht, bis wir ihn rufen, sondern er ist da, wenn wir in seinem Namen versammelt sind.

Gemeinde bedeutet: Gott ist dabei.

Aufeinander achten

Darauf können wir uns verlassen, wie ja auch in dem vorhin gelesenen Vers aus Hebräer 10, 23; NEÜ deutlich wird:

23 Wir wollen unbeirrbar an der Hoffnung festhalten, zu der wir uns bekennen. Denn auf Gott ist Verlass; er hält, was er zugesagt hat.

Aber dieser Text geht noch weiter (Hebräer 10, 24.25; NEÜ):

24 Und lasst uns aufeinander achten und uns gegenseitig zur Liebe und zu guten Taten anspornen. 25 Deshalb ist es wichtig, unsere Zusammenkünfte nicht zu versäumen, wie es sich einige angewöhnt haben. Wir müssen uns doch gegenseitig ermutigen, und das umso mehr, je näher ihr den Tag heranrücken seht, ‹an dem der Herr kommt›.

Der letzte Vers wurde früher gerne mal dafür benutzt, um Leute zum Besuch des Gottesdienstes zu motivieren, oder sogar unter Druck zu setzen.

Keine Frage, der Besuch des Gottesdienstes ist immer sinnvoll.

Aber betrachten wir diese Verse mal mit dem Hintergrund, dass Gott in unserer Mitte ist.

Mit „aufeinander achten“ ist nicht „kontrollieren“ gemeint, sondern gucken, wie es dem anderen geht, sich miteinander auszutauschen, connecten, wie man heutzutage sagt.

Und sich gegenseitig zur Liebe und guten Taten anzuspornen, bedeutet nicht „Mach mal!“, sondern sich untereinander durch gegenseitigen liebevollen Umgang zu motivieren.

Wir finden das auch in Johannes 13, 34.35; NEÜ:

4 Ich gebe euch jetzt ein neues Gebot: Liebt einander! Genauso wie ich euch geliebt habe, sollt ihr einander lieben! 35 An eurer Liebe zueinander werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid."

Und Gott ist Liebe (1. Johannes 4, 8) und ist in unserer Mitte, logisch schließt sich so der Kreis. Lasst uns darum beten, dass Gottes Liebe sich in uns immer mehr auswirkt und sichtbar wird.

Und mit dieser Perspektive ist es wichtig, unsere Zusammenkünfte nicht zu versäumen, denn wir müssen uns doch gegenseitig ermutigen.

Dazu habe ich länger über den Gebets-und Anbetungsabend am Mittwoch nachgedacht, wo die vielen Geschwister aus Erkrath da waren.

Ich fand den Abend, wie wohl die meisten Anwesenden auch, sehr positiv und am meisten haben mich die Ermutigungen durch das Gebet und die Gespräche berührt. Gott möchte hier in Leichlingen weiter Gemeinde bauen.

Wenn ich den Bibeltext richtig verstehe, dann ist diese gegenseitige Ermutigung ein sehr wichtiger Punkt bei den gottesdienstlichen Versammlungen.

In Liebe zueinander und zu anderen offen zu sein, die Hoffnung, die wir durch Gott haben, miteinander zu teilen, dazu lasst uns jeden Sonntag immer wieder neu einander ermutigen.

Zusammenfassung

Ich fasse zusammen: