Campingplatz Leichlingen-Wersbach, 13.8.2000

Bibeltext

1 Auch euch [hat er auferweckt], die ihr tot wart in euren Vergehungen und Sünden, 2 in denen ihr einst wandeltet gemäß dem Zeitlauf dieser Welt, gemäß dem Fürsten der Macht der Luft, des Geistes, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirkt. 3 Unter diesen hatten auch wir einst alle unseren Verkehr in den Begierden unseres Fleisches, indem wir den Willen des Fleisches und der Gedanken taten und von Natur Kinder des Zorns waren wie auch die anderen.
4 Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, hat um seiner vielen Liebe willen, womit er uns geliebt hat, 5 auch uns, die wir in den Vergehungen tot waren, mit dem Christus lebendig gemacht - durch Gnade seid ihr errettet! 6 Er hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in der Himmelswelt in Christus Jesus, 7 damit er in den kommenden Zeitaltern den überschwenglichen Reichtum seiner Gnade in Güte an uns erwiese in Christus Jesus. 8 Denn aus Gnade seid ihr errettet durch Glauben, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; 9 nicht aus Werken, damit niemand sich rühme. 10 Denn wir sind sein Gebilde, in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.“

Tot in Sünden und Vergehungen

Ich möchte mit Ihnen heute einen Bibeltext aus dem Epheser-Brief betrachten, aus dem wir aus Zeitgründen nur einige Gesichtspunkte betrachten können.

Paulus schrieb damals aus dem Gefängnis, wo er zu Unrecht eingesperrt war, einen Brief an die Gemeinde in Ephesus.

Epheser 2, 1-3 (sprachlich angepasst):

Ihr wurdet von Gott auferweckt, die ihr tot in euren Vergehungen und Sünden wart. In diesen lebtet ihr einst gemäß dem Zeitlauf dieser Welt, gemäß dem Fürsten der Macht der Luft, des Geistes, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirkt.

"Wir alle gehörten früher dazu und lebten in den Begierden unseres Fleisches, indem wir den Willen des Fleisches und der Gedanken taten und von Natur aus Kinder des Zorns waren.

Das ist nicht einfach zu verstehen.

Was aber als erstes auffällt, ist die Aussage, dass die Epheser anscheinend früher, bevor sie zur Gemeinde in Ephesus gehörten, tot in ihren Vergehungen und Sünden waren.

Wie kann man „tot in seinen Vergehungen“ sein ? Die Worte „Vergehen“ und „Sünde“ wirken ja etwas altmodisch und scheinen je nach Zusammenhang eine unterschiedliche Bedeutung zu haben. Bei „Umwelt“-Sünden ist sofort Entrüstung da, jeder sieht das zurecht als etwas schlimmes an. Bei „Verkehrs“-Sünden hängt die allgemeine Entrüstung davon ab, wie schlimm man mit seinem Auto die Umgebung traktiert. Bei moralischen Sünden im Beziehungsbereich, wie z.B. Ehebruch, wird statt Entrüstung eher ein peinliches Lächeln erzeugt.

Nun wird in dem Bibeltext deutlich, daß es hier nicht um einzelne Taten geht, sondern daß es sich um den Lebensstil handelt. Es steht hier, daß alle aus Ephesus früher in den Begierden des Fleisches lebten. Damit ist nicht in erster Linie das gemeint, was gemeinhin als Fleischeslust bekannt ist, sondern mehr die Tatsache, daß man so lebt, wie man will. Der eigene Wille ist der Maßstab.
Damit ist nicht gemeint, daß die Epheser damals alle pflichtvergessene Egoisten waren. Die haben damals auch ihre Maßstäbe gehabt, nach denen sie zusammenleben und haben sicherlich auch ihre Pflichten erfüllt. Aber sie hatten ihr Leben selbst im Griff und haben nach eigenen Vorstellungen gelebt. Und so ist das sicherlich auch bei den meisten von Ihnen der Fall.

Aber was hat das alles noch mit „tot in seinen Sünden und Vergehungen“ zu tun?

Wir leben in unserer Gesellschaft ordentlich zusammen und halten uns an die Regeln, nicht weil wir als gute Menschen zu anderen gut sein wollen, sondern weil es uns selber nützt.
Wenn es verboten ist, andere zu berauben und die Polizei aufpaßt, daß das nicht zu häufig passiert, dann können wir selbst auch sicher leben.

Aber wie oft haben wir in Gedanken diese Gesetze überschritten und haben in Gedanken ja sogar gemordet ? In Gedanken leben wir oft das Schlechte aus, was wir im echten Leben aufgrund der Gesetze nicht können. In Gegenden, wo niemand solche Gesetze aufstellt und kontrolliert, herrscht Gesetzlosigkeit, jeder macht, was er will, und das Böse wird nicht nur in Gedanken sondern offen ausgelebt.

Inwiefern kann man nun „tot“ sein, in seinen Sünden und Vergehungen?

Man fühlt sich doch normalerweise quicklebendig, auch wenn man Böses tut oder denkt.

Das Wort „tot“ bezieht sich auf eine Beziehung.
Sie kennen sicherlich die Redensart „der ist für mich gestorben.“ Die Beziehung ist abgebrochen, man will nichts mehr mit dem anderen zu tun haben.

Ähnlich ist es mit der Beziehung zu Gott. Gott ist gut und mit dem Leben in Sünden und Vergehungen drückt man aus, daß Gott für einen gestorben ist. Sicherlich glaubt man immer noch an einen Herrgott oder an irgendein höheres Wesen und vielleicht besucht man ja auch zu Weihnachten eine Kirche, aber das ist ja vergleichbar mit der Tatsache, daß man Leute, mit denen man nichts zu tun haben möchte, aus Höflichkeit auch noch grüßt, wenn man sie zufällig in der Stadt trifft.
Mehr als ein entfernter Nachbar darf Gott nicht sein, mehr möchte man ja nicht mit ihm zu tun haben.

Laut Bibel respektiert Gott diese Haltung und zwingt keinem den Kontakt auf.

Von daher ist man tot für Gott, tot in seinen Vergehungen und Sünden.

Paulus schreibt in unserem Bibeltext, daß das grundsätzlich für alle Menschen gilt (Wir alle gehörten früher dazu).

Gott möchte aber nicht, daß ein Mensch tot für ist, er möchte, daß wir leben, daß wir mit ihm eine Beziehung haben und darum geht es im zweiten Teil.

Mit Christus lebendig gemacht

Dieser zweite Teil der Predigt wird kürzer als der erste, obwohl er wichtiger ist.
Das Problem liegt darin, daß, wenn ich im ersten Teil das Thema „tot in Sünden und Vergehungen“ nicht richtig deutlich gemacht habe, der zweite Teil wenig Sinn macht, denn wozu sollte man in Christus lebendig werden wollen, wenn man gar nicht der Meinung ist, tot zu sein ?

Eph. 2, 4-10;

4 Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, hat um seiner vielen Liebe willen, womit er uns geliebt hat, 5 auch uns, die wir in den Vergehungen tot waren, mit dem Christus lebendig gemacht - durch Gnade seid ihr errettet! 6 Er hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in der Himmelswelt in Christus Jesus, 7 damit er in den kommenden Zeitaltern den überschwenglichen Reichtum seiner Gnade in Güte an uns erwiese in Christus Jesus. 8 Denn aus Gnade seid ihr errettet durch Glauben, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; 9 nicht aus Werken, damit niemand sich rühme. 10 Denn wir sind sein Gebilde, in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.“

Das erste was deutlich wird, ist, daß Gott barmherzig ist und uns liebt. Er liebt uns auch, wenn wir ihn ablehnen oder nicht wahrnehmen wollen. Er will nicht, daß wir für ihn tot sind.
Deshalb möchte er uns für ihn lebendig machen, er will eine Beziehung zu uns.

Dann taucht hier mehrfach das Wort „Gnade“ auf.
Kein Mensch hat es verdient, Gott kennen zu lernen. Normalerweise ist er tot für uns und damit sind wir auch tot für ihn.

Aber Gott hat einen Ausweg geschaffen, unverdient, aus Gnade.

Jesus ist am Kreuz gestorben, um unser „Tot“-Sein hinwegzunehmen. Unsere Sünden und Vergehungen bezahlte er und damit schuf er die Möglichkeit, lebendig zu werden.

Im Text steht: „Aus Gnade seid ihr errettet durch Glauben, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme.

Als gute Deutsche wollen wir ja nichts geschenkt, wir wollen uns ja alles erarbeiten.

Arbeit ist auch gut und wichtig, damit man selbst und seine Lieben was zu beißen und ein Dach über dem Kopf haben kann.

Aber das Leben in Christus kann man nur geschenkt bekommen, das können wir uns nicht erarbeiten.

Ich wünsche Ihnen und bete dafür, daß Sie es erkennen, daß Sie glauben können, daß Sie lebendig für Gott werden.

AMEN