Jugendgottesdienst, Leichlingen, 26.4.2002
Du hast die Wahl
1. Teil
X-Point, was bedeutet das?
Das Logo erinnerte mich an einen Stimmzettel, wie man bei Wahlen ausfüllen muß.
Man muß ja in seinem Leben oft eine Wahl, eine Entscheidung treffen, auch wenn man noch nicht 18 ist und bei politischen Wahlen teilnehmen darf.
Ganz früh wählt
man sich z.B. schon seine Freunde aus, das fängt schon im
Kindergarten an. Mit manchen kommt man eben besser aus, während
man andere eher doof findet.
Warum man lieber mit dem einen als
mit dem anderen spielt, weiß man oft gar nicht so genau.
Dann darf man auch recht früh schon im gewissen Rahmen wählen, was man zum Geburtstag und zu Weihnachten bekommt und je älter man wird, desto weitreichender werden die Entscheidungen. Man kann je nach Schulart und -klasse bestimmte Fächerkombinationen wählen, die u.U. Auswirkungen auf die spätere Berufswahl haben.
Wenn man älter wird, entscheidet man immer mehr selbst, wie man seine Zeit verbringt, meistens immer weniger Zeit zu Hause und immer mehr Zeit mit seinen Freunden und Freundinnen. Von daher wird auch immer wichtiger, was für Menschen man sich als Freunde auswählt und von welchem man als Freund ausgewählt wird.
Die Wählerei geht noch weiter, es kommen immer weitere Entscheidungen. Ab 14 hat man Religionsfreiheit und man kann sich seinen Glauben aussuchen.
Später kommt dann die Berufswahl, die Wohnortwahl, die politischen Wahlen, usw.
Das hört dann auch nicht auf. Man muß sein ganzes Leben hindurch Entscheidungen treffen und das alles endet irgendwann mit der Wahl des Altersruhesitzes und des Friedhofs. Allerdings werden wir diese letzte Wahl wahrscheinlich nicht selber treffen ;-)
Da das heute Abend hier ein Jugendgottesdienst ist, geht es natürlich auch um die Bibel und in der Bibel ist auch öfters davon berichtet worden, daß Menschen tlw. sehr wichtige Entscheidungen treffen mußten
Ein Beispiel ist eine Episode, die vor knapp 3000 Jahren in Israel
stattfand. Damals glaubten eigentlich alle Israeliten, daß es
Gott, so wie es ihnen von ihren Vorfahren erzählt wurde,
wirklich gibt. Dieser Gott wurde als HERR bezeichnet. Und sie und
ihre Vorfahren hatten immer mal wieder tolle Sachen mit diesem Gott
erlebt. Allerdings hatten sich die Völker um sie herum
Götzenbilder gemacht, z.B. eine Statue aus Holz, und haben zu
dieser Holzstatue gebetet. Die damalige Königin in Israel war
nun auch eine Anhängerin so einer Religion die Religion
hieß Baal und war der Meinung, daß auch ihr Volk
diese Religion gut finden muß. Anderseits wußte Israel
auch immer noch von den Erlebnissen mit Gott, dem HERRn, die ihre
Eltern und Vorfahren hatten.
Damals lebte ein Mann Elia, der die
Situation so beschrieb (1. Kön 18, 21):
Und Elia trat zum ganzen Volk hin und sagte: Wie lange hinkt ihr auf beiden Seiten? Wenn der HERR der [wahre] Gott ist, dann folgt ihm nach; wenn aber der Baal, dann folgt ihm nach! Aber das Volk antwortete ihm kein Wort.
Hm, das ist aber
auch eine schwere Entscheidung. Wenn ich mich für Baal
entscheide, dann macht das einen besseren Eindruck bei der Obrigkeit,
ich will ja vielleicht auch mal Karriere machen. Allerdings könnte
das auch mit dem Gott von Israel richtig sein, mit dem möchte es
mir ja auch nicht verscherzen.
Was werden meine Freunde sagen?
Was werden meine Eltern sagen?
Ich möchte ja auch nicht, daß
man über mich lacht.
Ich leg' mich besser gar nicht fest. Ich muß mich ja auch noch nicht entscheiden. Wieso auch? Zwingt mich ja keiner. Ich gucke mal hier, mal da. Ich habe ja noch Zeit. Ob Baal oder Gott, was macht das schon?
Schwierig, schwierig.
Ich möchte noch
ein zweites Beispiel zum Thema Entscheidung anführen, welches
sich vor knapp 2000 Jahren abspielte.
Paulus, ein Anhänger
von Jesus, war in Athen: (Apostelgeschichte 17, 17b-21)
17b
Er unterredete sich auf dem Markt an jedem Tag mit denen, die gerade
herbeikamen. 18 Aber auch einige der griechischen
(epikuräischen und stoischen)
Philosophen griffen ihn an; und einige sagten: Was will wohl dieser
Schwätzer sagen? andere aber: Er scheint ein Verkündiger
fremder Götter zu sein, weil er das Evangelium von Jesus und der
Auferstehung verkündigte. 19 Und sie ergriffen ihn, führten
ihn zum Areopag (eine
öffentliche Versammlungsstätte) und sagten:
Können wir erfahren, was diese neue Lehre ist, von der du
redest? 20 Denn du bringst etwas Fremdes vor unsere Ohren. Wir
möchten nun wissen, was das sein mag. 21 Alle Athener aber und
die Fremden, die sich da aufhielten, brachten ihre Zeit mit nichts
anderem zu, als etwas Neues zu sagen und zu hören.
Das waren also ganz eigenartige Leute in Athen. Sich für Neues zu interessieren ist ja ok. Aber immer nur Neues sagen und hören zu wollen, klingt in meinen Ohren schon ziemlich eigenartig.
Paulus
hält dann auf dem Areopag eine Predigt. Da es damals noch keine
Zeitungen, Fernsehen oder Internet gab, spielte sich viel
Kommunikation auf öffentlichen Plätzen ab. Von daher war
eine Predigt dort nichts ungewöhnliches. Er sprach unter anderem
über die Auferstehung von Jesus.
Die Reaktion der Menschen
aus Athen war folgende (V.32):
Als sie aber von Toten-Auferstehung hörten, spotteten die einen, die anderen aber sprachen: Wir wollen dich darüber auch nochmals hören.
Die
einen entschieden sich dafür, zu spotten. Das ist eine häufige
Reaktion.
Die anderen wollten mehr hören. Diese zweite
Gruppe will auf einmal nicht mehr am nächsten Tag etwas Neues
hören, sondern sie will mehr über das von Paulus gesagte
hören. Sicherlich hat diese Entscheidung einige auch etwas
gekostet, da ja sicherlich nicht nur Paulus sondern auch die, die
sich für seine Botschaft interessierten, nun dem Spott anderer
ausgesetzt waren. Aber anscheinend kosten manche Entscheidungen immer
etwas, und wenn es nur Spott von anderen ist. Und je nachdem, im
welchen Umfeld man lebt, kann Spott schon ganz schön schmerzhaft
sein.
Wir haben nun zwei Beispiele für eine Entscheidung betrachtet, die irgendwie mit Gott und Jesus zu tun hatte, aber was das genau bedeutet, ist bisher noch nicht klar geworden.
Wofür soll ich mich überhaupt entscheiden?
Wer mit Christen häufig zu tun hat, hat vielleicht auch schon mal den Ausdruck gehört, daß man sich für Jesus entscheiden soll. Interessanterweise wird das in der Bibel nirgendwo so direkt ausgedrückt: Entscheide Dich für Jesus. Die Aussage ist nicht falsch, aber was soll das bedeuten?
Es gibt einen Satz in der Bibel, der vielleicht klarer macht, was es mit der Entscheidung auf sich hat: (2.Kor. 5, 20): Laßt euch versöhnen mit Gott.
Was damit gemeint ist, davon hören wir im 2. Teil mehr.
2.Teil: Versöhnung mit Gott
Versöhnen mit Gott? Habe ich Krach mit ihm? Habe ich ein Problem mit ihm?
Was könnte das für Problem sein? Halte ich vielleicht Gottes Regeln nicht vollständig ein? Ist das das Problem?
Es geht nicht um einen Haufen Regeln und Gesetze, den wir schlucken und einhalten müssen.
Ich möchte mal ein paar Tests machen:
Wer würde nichts sagen, wenn er in einem Kaufhaus an der Kasse zu viel Wechselgeld zurückbekommen würde? Meldet Euch mal.
Ich kann mich noch an diverse Cliquen erinnern, wo ich früher war, wo teilweise volle Kanne über Leute gelästert wurde, die oft auch noch dabei standen und sich das anhören mußten. Ich gehörte selber zu den Tätern. Wer macht bei solchen Lästereien gerne mit? Wer zieht gern über andere her, möglichst noch in deren Beisein?
Wer fährt hin und wieder schwarz in Bus oder Bahn?
Wer hat illegal kopierte Software auf seinem Computer?
Es gäbe da sicherlich noch unzählige weitere Fragen in dieser Art.
Ich könnte ja jetzt Gottes großes Regelbuch hervorholen und sagen: Seht ihr, ihr handelt alle falsch. und das müßt Ihr ändert. Bei vielen Fragen würde dabei sicherlich Widerspruch auftreten und es würde andere Meinungen geben.
So ein Regelbuch gibt es auch gar nicht die Bibel ist in dem Sinne kein Regelbuch, auch wenn einige Regeln drinstehen und von daher wird Gott irgendwie einen anderen Weg gehen.
Ich will noch eine Frage stellen: Wer hatte in dieser Woche mal ein schlechtes Gewissen?
Wenn Ihr Euch für Jesus entscheidet, und jetzt greif ich das Wort Entscheidung wieder auf, dann kann Euch das mit dem schlechten Gewissen noch öfter passieren, denn Gott gibt uns nicht eine lange Liste von Regeln, sondern er gibt demjenigen, der sich für Jesus entscheidet, ein neues Herz, einen neuen Geist und da sind u. a. seine Regeln drin. In einem Bibelvers ist das so ausgedrückt: Hebr. 8, 10b; Meine Gesetze gebe ich in ihren Sinn und werde sie auch auf ihre Herzen schreiben; und ich werde ihnen Gott und sie werden mir Volk sein.
Gottes Regeln und Gesetze werden einem dann nicht alle auf einmal klar, sondern das geht Schritt für Schritt. Von daher sind sich Christen in manchen Fragen auch nicht immer ganz einig, weil sie eben alle noch auf dem Weg sind.
Nach einer Entscheidung für Jesus wird Euch manches passieren:
Bei bestimmten Sachen, die Ihr bisher immer selbstverständlich so gesehen habt, wird Euch auf einmal ein großes Unwohlsein überkommen. Hm, neh, eigentlich kann ich das so nicht mehr machen. Es werden Situationen kommen, wo Eure Freunde ganz irritiert sind, weil Ihr bestimmte Sachen nicht mehr machen wollt. Vielleicht könnt Ihr sogar über manche Witze nicht mehr lachen.
Euer Gewissen wird mit der Zeit immer sensibler, immer feinfühliger werden.
Wie hört sich das für Euch an?
Hört sich das horrormäßig an?
Wie gesagt, man
muß sich nicht an einen umfangreichen Regelkatalog halten, aber
das neue Herz, das neue Gewissen, treibt einen mit der Zeit zu einem
neuen Leben.
Seid übrigens bitte nicht zu streng mit Euren christlichen Freunden; wir Christen sind alle auf dem Weg und wir bleiben unser ganzes Leben lang Lernende. Aber wir haben den Weg begonnen.
Ich möchte Euch bitten, nicht bei der Frage stehen zu bleiben, ob das wirklich wahr sein kann, sondern Euch erst einmal zu fragen: Will ich das?
Will ich ein neues Herz, ein neues, feinfühliges Gewissen? Ist das überhaupt erstrebenswert? Lebt es sich mit weniger Gewissen nicht viel unbeschwerter und glücklicher? Ist doch leichter, wenn man sich nicht so viel Gedanken macht, oder? Vielleicht hat man auch Angst, sich selbst verrückt zu machen, wenn man, was richtig und falsch angeht, zu empfindlich wird.
Dieses neue, feinfühlige Gewissen, das - wie schon erwähnt - in einem wächst, ist eine Folge davon, wenn man sich und jetzt greife ich die Überschrift vom 2. Teil auf mit Gott versöhnen läßt.
Denn man bekommt den neuen Geist, das neue Gewissen nicht als
Selbstzweck, sondern es hat einen ganz bestimmten Grund. Es hört
sich vielleicht eigenartig an, aber dieser neue Geist ist die
Bedingung dafür, daß man mit Jesus reden kann und auch
sein Reden hören kann.
Wie gesagt, es geht nicht darum
besonders gut zu werden, sondern es geht darum, sich mit dem neuen
Geist, mit dem neuen Gewissen, auf den Weg zu machen, dann kann man
tatsächlich mit Jesus reden und er hört dann oft auf so ein
Gebet, daß es wirklich spürbar ist. Und er redet auch oft
spürbar zu uns.
Man lebt dann wirklich ein neues Leben, natürlich mit Höhen und Tiefen, denn ein immer feinfühliger werdendes Gewissen ist nicht immer leicht, aber man lebt mit dem Wissen und immer wieder mit dem Erleben, daß Jesus einem beisteht und Dinge im persönlichen Leben wirklich in Ordnung bringt und Gutes schenkt, so daß man manchmal nur noch staunen kann.
Angenommen, man interessiert sich für das neue Leben, das ich zu skizzieren versucht habe. Wie fängt man das an?
Der Anfang liegt darin, daß man erkennt, daß man das neue Leben nötig hat.
Brauchst Du einen neuen Geist, ein neues Gewissen? Geht Dir zu viel einfach am Arsch vorbei?
Oh, es ist leicht, sich über das Unrecht in der Welt aufzuregen, über Armut, Ausbeutung, korrupte Politiker, usw.? Das regt mich auch oft auf. Aber wann hat Dich zuletzt unruhig gemacht, was in Deinem Leben nicht stimmt? Oder stimmt in Deinem Leben alles? Glückwunsch, ich habe in meinem Leben an vielen Punkten zu arbeiten.
Wenn Du merkst, daß Du diesen neuen Geist brauchst, diese Versöhnung mit Gott, dann hat Jesus Dich gerufen und Du kannst darauf antworten.
Du hast die Wahl!