Elihu

Elihu, ein zorniger junger Mann

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Einleitung

Heute geht es 'mal um einen jungen Mann aus der Bibel. Kennt ihr junge Leute, die in der Bibel erwähnt werden (kurz herumfragen)?

Wie sind eigentlich junge Leute? Können wir Älteren uns noch erinnern? Da war doch was...

Ich möchte mit Euch heute einen jungen Mann namens Elihu betrachten (Kennt den jemand?)

Er taucht nur im Buch Hiob auf; sein Name „Elihu“ taucht zwar auch in diversen anderen Aufzählungen auf, aber das ist höchstwahrscheinlich nie die Person aus dem Buch Hiob.

Kurz zur Vorgeschichte: Hiob hat wirklich schlimme persönliche Katastrophen erlebt: Seine Kinder sind alle umgekommen, seine Frau hat ihn verlassen, sein Besitz war futsch und er war voller Geschwüre. Dann besuchten ihn drei Freunde, die es gut meinten, aber nach einiger Zeit entspann sich eine ungesunde, unbarmherzige Diskussion. Hiob klagte, daß Gott ihm Unrecht tut, und seine Freunde waren fest der Meinung, daß so ein Unglück auf irgendeiner Schuld unbedingt beruhen muß, denn:

Wer alles richtig macht, dem passiert ja kein Unglück.

Das ist Unsinn, oder?

Und diesen Elihu stört dieser Unsinn, ja es regt ihn richtig auf.

Um das jugendliche Reden richtig 'rüber zu bringen, verkleide ich mich als Jugendlicher, wenn ich aus der Rede von Elihu lese. Dazu setze ich diese Baseball-Kappe verkehrt herum auf. Die anwesenden Jugendlichen mögen mir verzeihen, denn diese umgedrehte Baseball-Kappe gehörte vor 20 Jahren zu einem typischen Jugendlichen-Outfit und wenn es vor 20 Jahren schon jugendlich war, dann ist es das heute eigentlich nicht mehr. Ich könnte mir auch ein Piercing in die Wange machen (verbogene Büroklammer an die Wange klemmen), aber da kann ich nicht so gut mit sprechen und daher wähle ich die Kappe als Symbol. Und keine Angst: Ich werde nicht rappen.

Was mischt sich der junge Kerl ein!

Es geht los in Hiob 32; NL

1 Da wollten die drei Freunde Hiob nicht länger antworten, weil er sich für unschuldig hielt. 2 Elihu aber, den Sohn des Busiters Barachel aus der Sippe Ram, packte der Zorn. Er war zornig auf Hiob, weil er sich für gerechter hielt als Gott. 3 Und er war zornig über die drei Freunde von Hiob, weil sie Hiob nichts antworten konnten und ihn trotzdem schuldig sprachen.

Das ist gut: Keine Antworten geben können, aber Du bist schon 'mal schuldig. Dieses Denken kann einen schon aufregen.

4 Elihu hatte mit dem, was er Hiob sagen wollte, bisher gewartet, weil die drei Männer älter waren als er.

Also doch ein höflicher junger Mann?

5 Doch als er nun sah, dass sie Hiob nichts mehr entgegenzusetzen hatten, hielt er seinen Zorn nicht länger im Zaum. 6 Elihu, der Sohn des Busiters Barachel, sagte: »Ich bin jung und ihr seid alt, deshalb hielt ich mich zurück und traute mich nicht, euch mein Wissen mitzuteilen. 7 Ich dachte: ‚Die Älteren sollen sprechen, denn das Alter bringt Weisheit.‘ 8 Es ist jedoch der Geist im Menschen, der Atem des Allmächtigen, der ihn verständig macht. 9 Nicht nur die Alten sind weise, und ein betagter Mensch weiß nicht zwangsläufig immer, was richtig ist. 10 Deshalb sage ich: Hört mir zu. Lasst auch mich mein Wissen darlegen. 11 Ich habe gewartet und mir eure Argumente in der Hoffnung angehört, dass ihr die richtigen Worte findet. 12 Ich habe eure Reden aufmerksam verfolgt, doch keiner von euch konnte Hiob widerlegen und seine Argumente entkräften. 13 Und sagt nun nicht: ‚Wir haben durchaus Weisheit gefunden, aber nur Gott kann ihn aus dem Feld schlagen, nicht ein Mensch.‘ 14 Hiob hat sich bisher nicht gegen mich verteidigt und mit euren Argumenten werde ich ihn sicher nicht umstimmen. 15 Sie sind betroffen, antworten nicht mehr, ihnen fehlen die Worte. 16 Soll ich warten, weil sie nicht reden, weil sie nur dastehen und nicht mehr antworten? 17 Nein, jetzt will ich meinen Teil beitragen, auch ich will sagen, was ich weiß. 18 Denn ich bin voll mit Worten und der Geist in meinem Inneren drängt mich. 19 Ja, wirklich, es gärt in mir wie Wein in einem verschlossenen Behälter. Ich platze fast wie ein frisch gefüllter Schlauch. 20 Ich will reden, um mir Luft zu machen, ich will meinen Mund aufmachen und antworten. 21 Ich will für niemanden Partei ergreifen und keinem schmeicheln. 22 Denn ich verstehe nichts von Schmeichelei und mein Schöpfer könnte mich sonst mit Leichtigkeit wegfegen.

Ist das typisch jugendlich? Irgendwo schon, oder? Zwar sind nicht alle so unter Druck, wie dieser Elihu, aber oft genug müssen sie das 'raus lassen, was sie beschäftigt. Sie müssen auf Unrecht hinweisen, sie müssen ihrem Ärger Luft machen. Und wir Älteren wiegeln dann oft genug ab: Ja, ja gemach, komm' Du erstmal in mein Alter.

Manch ein Jugendlicher ist irriert von uns, weil wir trotz unserer Lebenserfahrung und unserer „Weisheit“ doch falsche Entscheidungen zu treffen scheinen, weil wir Kompromisse eingehen, die manchmal irgendwie faul wirken, und weil wir oft genug bequem geworden sind. Und manchmal sind wir Älteren ziemlich angepißt, wenn man uns darauf hinweist.

Elihus Evangelium

Hören wir ihm trotzdem weiter zu (Kapitel 33):

1 Wie dem auch sei, Hiob, hör meinen Ausführungen zu und leihe allen meinen Worten dein Ohr. 2 Nun, da ich angefangen habe zu sprechen, will ich auch fortfahren. 3 Ich rede mit aufrichtigem Herzen und von meinen Lippen kommt unverfälschtes Wissen. 4 Denn der Geist Gottes hat mich erschaffen, der Atem des Allmächtigen gibt mir Leben. 5 Halte mir etwas entgegen, wenn du kannst, rüste dich gegen mich, stell dich! 6 Sieh doch, du und ich, wir sind vor Gott gleich, auch ich bin aus Ton geformt. 7 Deshalb brauchst du dich nicht vor mir zu fürchten. Ich werde dir nicht zu heftig zusetzen.

Das ist ja irgendwie süß, wenn ein Halbstarker so etwas zu einem sagt. Und auch dieses „Ich weiß auch etwas“ ist irgendwie auch typisch jugendlich. Manch ein Älterer hat da wenig Geduld, weil er aufgrund der vermeintlich wenigeren Erfahrung und des vermeintlich geringeren Wissens sowieso zum Großteil nur dummes Zeug erwartet.

Aber seien wir geduldig, denn wir wünschen uns auch Geduld, je älter wir werden. Viele Ältere erzählen z.B. irgendwann immer dasselbe, entweder, weil wir nichts neues mehr erleben wollen, oder weil wir uns nicht mehr so richtig erinnern, wem wir was erzählt haben. Und dann wünschen wir uns auch Geduld und keine verdrehten Augen.

Elihu geht am Anfang schon richtig in die Vollen:

8 Du hast vor meinen Ohren gesagt - und ich habe den Ton deiner Worte noch im Ohr -: 9 ‚Ich bin unschuldig, ich habe mich nicht vergangen. Rein bin ich und ohne Schuld. 10 Gott sucht nach Gründen, um mich zu hassen, er sieht mich als seinen Feind an. 11 Er macht mich zu einem Gefangenen und beobachtet jeden meiner Schritte.‘ 12 Damit hast du Unrecht, und ich will dir auch sagen, warum: Gott ist größer als jeder Mensch.

Das hier ist auch wieder typisch jugendlich. Unsereins wäre vielleicht viel behutsamer, denn wir hätten vor Augen, was Hiob alles durchgemacht hat. Man kann seine Klage ja verstehen und es ist auch gut, daß er es herausläßt. Es wird schon wieder, usw.

Der jugendliche Elihu knallt ihm vor den Kopf: Du hast Unrecht!

12 Damit hast du Unrecht, und ich will dir auch sagen, warum: Gott ist größer als jeder Mensch. 13 Warum beschwerst du dich über ihn? Weil er dir nicht Rechenschaft gibt über alles, was er tut? 14 Aber Gott redet doch auf die eine und andere Weise, wir merken es nur nicht. 15 Im Traum, in einer nächtlichen Vision, wenn tiefer Schlaf auf den Menschen fällt, wenn er in seinem Bett schlummert, 16 da öffnet er dem Menschen das Ohr und erschreckt ihn mit seiner Warnung, 17 um ihn von falschem Handeln abzubringen und ihn vor Hochmut zu bewahren. 18 Er will seine Seele vor dem Grab retten und sein Leben vor dem Wurfgeschoss des Todes. 19 Gott erzieht den Menschen durch Schmerzen auf seinem Lager und durch ständige innere Kämpfe. 20 Sein Leben verdirbt ihm den Appetit auf das Brot, nicht einmal seine Lieblingsspeise mag er mehr. 21 Er schwindet dahin, bis er nur noch Haut und Knochen ist. 22 Er steht am Rand des Grabes und in Reichweite der Todesmächte. 23 Doch wenn ihm dann ein Engel als Mittler zur Seite tritt, einer von den Tausenden, die dem Menschen sagen sollen, was richtig ist, 24 und wenn er Mitleid mit ihm hat und zu Gott sagt: ‚Lass ihn frei, damit er nicht ins Grab hinabfährt, ich habe ein Lösegeld gefunden‘, 25 dann gewinnt sein Körper die jugendliche Frische zurück und er wird wieder wie ein junger Mensch sein. 26 Wenn er zu Gott betet, wird der ihn gnädig annehmen. Er wird Gott ins Gesicht sehen und vor Freude jubeln. Und Gott wird dem Menschen seine Gerechtigkeit wiedergeben. 27 Dann wird er vor den Menschen ein Lied anstimmen und erklären: ‚Ich hatte gesündigt und gegen das Recht verstoßen, aber er hat es mir nicht heimgezahlt. 28 Gott hat mich vor dem Grab gerettet, und nun ist mein Leben wieder hell.‘ 29 Ja, Gott tut dies alles zwei, drei Mal für einen Menschen, 30 um sein Leben vor dem Grab zu bewahren und ihm das Licht des Lebens zu schenken.

Eigentlich könnte man diesen Abschnitt das Evangelium des Elihu nennen.

Wir finden hier folgende Punkte:

31 Höre aufmerksam zu, Hiob, sei still und lass mich fortfahren. 32 Doch wenn du etwas zu sagen hast, dann widersprich mir, denn ich würde mich freuen, wenn du dich rechtfertigen könntest. 33 Wenn aber nicht, dann hör mir weiter zu. Schweig, und ich will dich Weisheit lehren.«

Elihu ist noch lange nicht am Ende, er fängt gerade erst an. Was haben wohl Hiob und seine Freunde gedacht, als sie sich das von so einem jungen Spund anhören mußten.

Ist Gott ungerecht?

Es geht weiter mit Kapitel 34

1 Elihu fuhr fort: 2 »Ihr Weisen, hört mir zu! Ihr Kundigen, schenkt mir Gehör. 3 Denn: ‚So wie der Mund gute Speisen erkennt, so prüft das Ohr die Worte, die es hört.‘ 4 Lasst uns also herausfinden, was richtig ist, und gemeinsam erforschen, was gut ist. 5 Denn Hiob hat gesagt: ‚Ich bin unschuldig, aber Gott hat mir mein Recht genommen. 6 Soll ich lügen, obwohl ich im Recht bin? Sein Pfeil hat mich unheilbar verwundet, obwohl ich unschuldig bin.‘ 7 Wo ist ein Mann wie Hiob, für den es normal ist, gegen Gott zu lästern? 8 Er schlägt sich auf die Seite der Lumpen und hält es mit den Bösewichten. 9 Ja, er hat sogar gesagt: ‚Ein Mensch hat nichts davon, wenn er sich bemüht, Gott zu gefallen.‘ 10 Hört auf mich, ihr seid doch Männer mit Verstand! Gott mit den Bösen gleichzusetzen und dem Allmächtigen Unrecht vorzuwerfen, das ist unhaltbar! 11 Er gibt jedem Menschen das, was er für seine Taten verdient hat. So wie jeder sein Leben führt, lässt Gott es ihm ergehen. 12 Die Wahrheit ist: Gott handelt nicht gottlos. Der Allmächtige verdreht das Recht nicht.

Das sind harte Aussagen. Er kritisiert Hiob für seine Klage, für die wir Älteren aufgrund von Hiobs Erlebnissen wohl Verständnis zeigen würden. Er kritisiert insbesondere diese Aussagen Hiobs:

Auf den ersten Blick möchte man hier Hiob zustimmen und Elihu widersprechen: Wieso? Hiob hat alles richtig gemacht, war gottesfürchtig und trotzdem hat Gott zugelassen, daß ihm dieses unfaßbare Unglück widerfahren ist. Das ist doch ungerecht, oder?

Elihu macht nun nicht den Fehler der anderen Freunde Hiobs, indem er versucht, Hiobs Unglück in direkter Weise zu erklären: Du hast Unglück, also hast Du etwas falsch gemacht. So einfach ist das alles nicht. Elihu betrachtet dieses Problem in grundsätzlicher Weise:

12 Die Wahrheit ist: Gott handelt nicht gottlos. Der Allmächtige verdreht das Recht nicht. 13 Wer hat ihm die Erde anvertraut? Wer hat die Welt an ihren Platz gestellt? 14 Wenn er nur an sich selbst denken und seinen Geist und seinen Lebenshauch wieder zu sich zurückziehen würde, 15 würde alles Leben erlöschen und die Menschheit würde wieder zu Staub werden. 16 Wenn du also Verstand hast, hör gut zu und achte genau auf das, was ich sage. 17 Kann einer regieren, der das Recht verachtet? Willst du Gott, den Gerechten, den Gewaltigen, für schuldig erklären, 18 ihn, der zum König sagt: ‚Nichtsnutz‘ und zum Edelmann: ‚Du bist im Unrecht.‘? 19 Er ergreift nicht Partei für den Vornehmen, er bevorzugt den Reichen nicht gegenüber dem Armen. Sie alle sind durch ihn geschaffen 20 und sie sterben im Nu. Mitten in der Nacht werden sie niedergeworfen und gehen zugrunde. Machthaber werden beseitigt, jedoch nicht von Menschenhand. 21 Denn seine Augen wachen über die Wege des Menschen, er sieht alle seine Schritte. 22 Es gibt keine Dunkelheit, und wäre sie auch noch so finster, in der sich der Übeltäter vor Gott verstecken könnte. 23 Gott muss den Menschen nicht erst lange beobachten, bevor er ihn vor sein Gericht zieht. 24 Er lässt die Mächtigen untergehen, ohne ihren Fall vorher zu untersuchen, und stellt andere an ihren Platz. 25 Somit kennt er ihre Taten und stürzt sie über Nacht, sodass sie vernichtet werden. 26 Wie die Übeltäter werden sie auf dem Marktplatz öffentlich gezüchtigt, 27 weil sie sich von ihm abgewandt und all seine Wege missachtet haben. 28 Darum dringt der Schrei des Armen bis zu ihm und er hört den Hilferuf des Geringen. 29 Und wenn er nichts tut, wer darf ihm das vorwerfen? Und wenn er sein Gesicht nicht zeigt, wer kann ihn erkennen? - Und das gilt für ein ganzes Volk genauso wie für einen einzelnen Menschen. 30 Er verhindert, dass die Gottlosen und Volksverderber an die Macht kommen. 31 Oder soll Gott sagen: ‚Ich habe mir zu viel angemaßt, aber ich will nicht mehr verkehrt handeln. 32 Erkläre du mir, was ich nicht verstehe. Wenn ich etwas Unrechtes getan habe, will ich es nicht wieder tun.‘? 33 Soll Gott etwa so mit den Menschen umgehen, wie es deiner Vorstellung entspricht, weil du unzufrieden bist? Soll er dich an seiner Stelle entscheiden lassen? Dann sag, was du weißt! 34 Jeder, der Verstand hat und jeder Weise, der mir zuhört, wird mir bestätigen: 35 ‚Hiob redet ohne Erkenntnis und seinen Worten fehlt die Einsicht.‘ 36 O, wegen seiner boshaften Antworten sollte Hiob bis aufs Äußerste geprüft werden! 37 Denn nun hat er seiner Sünde noch ein Vergehen hinzugefügt: Er schlägt in unserer Mitte unwillig die Hände zusammen und macht viele Worte gegen Gott.«

Also, Elihu, jetzt denk doch mal bitte daran, was Hiob erlebt hat! Wir erleben hier, daß Jugendliche manchmal etwas über das Ziel hinauszuschießen scheinen. Sie urteilen oft hart gegen andere, aber mit sich selbst haben sie allerdings meist viel mehr Verständnis, was sie allerdings mit uns Älteren oft gemeinsam haben.

Aber: Hat er Recht oder Unrecht?

Schauen wir uns wieder die Kernaussagen an:

Was habe ich davon, daß ich nicht sündige?

Kommen wir zu Kapitel 35:

1 Und Elihu fuhr weiter fort: 2 »Hältst du es für richtig zu behaupten: ‚Ich bin gerechter als Gott‘ 3 und gleichzeitig zu fragen: ‚Was nützt es mir? Was habe ich davon, dass ich nicht sündige?‘?

Das ist doch eine zentrale Frage für Christen: Warum eigentlich nicht sündigen? Warum nicht einmal etwas neues probieren und dabei Grenzen überschreiten? Ehebruch, Drogen, sich illegal fremdes Geld aneignen? Einmal sich etwas leisten können. Was hatte ich denn bisher davon, daß ich mich an Gottes Gebote gehalten habe? Ich muß immer noch jeden Cent umdrehen, habe Schicksalsschläge erlebt, mein Leben ist eingefahren, immer dasselbe, wofür denn?

Dazu möchte ich ein Erlebnis erzählen: Ich habe noch ein Wertpapierdepot, wo schon seit 15 Jahren keine Papiere mehr drauf sind. Ich hatte damals im Rahmen des Hausbaus alles verkauft und weil dieses Depot ohne Aktivitäten nichts kostet, habe ich es behalten. Nun bekam ich vor ein paar Monaten Post von der Bank, wo drin stand, daß jemand Wertpapiere (Aktien, Fondanteile, usw) im Wert von über 100.000 Euro auf mein Depot übertragen hat. Der Name des Übertragenden war mir völlig unbekannt und es mußte sich um einen Fehler handeln. Ich habe zwei Tage mit meinem Gewissen gerungen, mir dabei ausgemalt, daß ich das Haus damit abbezahlen könnte, daß es sich um einen mir unbekannten Spender handelt, der unserer Familie etwas gutes tun will, oder das der gewünschte Besitzer ja sowieso Multimillionär ist und gar nicht bemerkt, falls diese Wertpapiere nicht da sind. Nach diesen zwei Tagen habe ich die Bank angerufen, auf den Irrtum hingewiesen und dann war der Reichtum wieder futsch. Ich habe noch einen Anruf bekommen, wo sich eine Mitarbeiterin der Bank persönlich für meinen Hinweis bedankt und sich für diesen Fehler entschuldigt hat.

Ich habe das später einem Kollegen erzählt und der fuhr mich darauf überraschend an: „Glaubst Du, daß Du deswegen in den Himmel kommst?“. Ich war so perplex, daß ich gar keine richtige Antwort geben konnte.

Ja, was habe ich davon, nicht zu sündigen? Was sagt Elihu dazu?

4 Ich selbst will widerlegen, was du und deine Freunde gesagt haben. 5 Schau nach oben zum Himmel und sieh, wie hoch die Wolken über dir sind. 6 Was kannst du Gott anhaben, wenn du sündigst? Welchen Schaden kannst du ihm zufügen, wenn du viele Verfehlungen begehst? 7 Und wenn du vor Gott gerecht bist, was schenkst du ihm damit? Hat er denn etwas davon? 8 Nein, deine Sünden können nur deinen Mitmenschen schaden, und deine guten Taten kommen bestenfalls anderen Menschen zugute. 9 Unter der Last der Unterdrückung schreien die Menschen auf. Sie rufen nach Rettung vor der Gewaltherrschaft der Mächtigen.

Hier muß man ein bißchen differenzieren.

Zum einen stimmt es: Gott ist nicht auf unsere Taten angewiesen. Er ist nicht auf unsere Leistung angewiesen und man kann ihm auch nicht schaden, wenn man sündigt. Es trennt einen nur selbst von Gott. Man kann sich das Wohlwollen Gottes nicht mit guten Taten verdienen. Diese Aussage entlarvt viele Religionen dieser Welt als Lüge. Aber unsere Taten haben sehr wohl Auswirkungen auf unsere Mitmenschen, entweder direkt oder indirekt. Auch wenn man keinem direkt etwas tut, ist man doch in irgendeiner Form durch sein Leben Vorbild, gut oder schlecht. Das ist eine Verantwortung, der sich jeder stellen muß.

Zum andern fehlt aber in Elihus Argumenten eine neutestamentliche Komponente, die er natürlich noch nicht haben kann: In Johannes 15, 14.15 sagt Jesus Christus:

14 Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. 15 Ich nenne euch nicht mehr Diener, weil ein Herr seine Diener nicht ins Vertrauen zieht. Ihr seid jetzt meine Freunde, denn ich habe euch alles gesagt, was ich von meinem Vater gehört habe.
Hier wird deutlich, daß Jesus dieses „Gott ist oben und wir sind unten“ durchbrochen hat. Er bezeichnet seine Jünger nicht mehr als Diener sondern als Freunde. Und wie immer auch diese Freundschaft mit Gott im Detail persönlich gelebt wird: Freundschaft bedeutet, daß man sich öffnet, sich anvertraut und sich gegenseitig verletzbar macht.

Man darf jetzt natürlich nicht in diese Pseudo-Pädagogik zurückfallen, nach dem Motto „Also, wenn Du jetzt nicht artig bist, dann ist Gott total traurig.“ Es geht nicht darum, mit Gottes Verletzbarkeit andere auf den Pfad der Tugend zu zwingen. Gott ist immer noch der allmächtige Gott, aber in der persönlichen Beziehung zu Gott, als Freund Jesu, muß einem bewußt sein, daß er ein Interesse an uns persönlich hat, an dem, was wir denken, fühlen und tun. Sünde trennt uns von Jesus, blockiert diese Beziehung und alleine darüber ist Jesus traurig, da er uns liebt.

Niemand fragt nach Gott?

Aber kehren wir wieder zurück zu Elihu (Kap. 35)

10 Aber niemand fragt: ‚Wo ist Gott, mein Schöpfer, der uns in der Nacht Loblieder schenkt, 11 der uns von den Tieren der Erde lernen lässt und durch die Vögel des Himmels weise macht?‘ 12 Da schreien sie nun. Doch er antwortet nicht, weil die bösen Menschen sich so überheben. 13 Ganz gewiss wird Gott die nichtigen Klagen nicht erhören. Er lässt sie unbeachtet. 14 Auch wenn du sagst, dass du ihn nicht siehst, liegt ihm deine Sache doch vor und du sollst auf ihn warten. 15 Dass sein Strafgericht bisher nicht stattgefunden hat, heißt noch lange nicht, dass er die bösen Taten nicht sehr wohl bemerkt. 16 Hiob reißt seinen Mund zu leerem Geschwätz auf und aus Unwissenheit macht er viele Worte.«

Niemand fragt wirklich nach Gott, sondern nur wenn es den Menschen wirklich dreckig geht, schreien sie, aber Gott hört sie wegen ihrer Bosheit nicht.

Elihu, der junge Mann, sieht die Bosheit in der Welt und leidet darunter. Hier kann man eine Parallele zu Römer 3 finden, wo ausführlich über die Schlechtigkeit des Menschen im Allgemeinen geschrieben wurde. Klar, der Mensch hat es oft nicht verdient, daß Gott sein Schreien in der Not erhört, aber Gott liebt jeden Menschen trotzdem und daher gilt auch Römer 3, 24-26; NL

24 Doch Gott erklärt uns aus Gnade für gerecht. Es ist sein Geschenk an uns durch Jesus Christus, der uns von unserer Schuld befreit hat. 25 Denn Gott sandte Jesus, damit er die Strafe für unsere Sünden auf sich nimmt und unsere Schuld gesühnt wird. Wir sind gerecht vor Gott, wenn wir glauben, dass Jesus sein Blut für uns vergossen und sein Leben für uns geopfert hat. Gott bewies seine Gerechtigkeit, als er die Menschen nicht bestrafte, 26 die in früheren Zeiten gesündigt haben. Er handelte so, weil er Geduld mit ihnen hatte. Und er ist auch jetzt, in dieser Zeit, vollkommen gerecht, indem er die für gerecht erklärt, die an Jesus glauben.

Gottes Macht

Es kämen jetzt noch eigentlich zwei Kapitel von Elihus Rede, aber das würde jetzt doch zu lange dauern, zumal er sich in den letzten beiden Kapiteln auch etwas wiederholt. Ihr könnt die Rede zu Hause ja einmal zu Ende lesen.

In Hiob, Kapitel 36, malt er noch einmal Gottes Gerechtigkeit aus und in Kapitel 37 beschreibt er Gottes Größe und davon möchte ich euch noch den Schluß vorlesen.

14 Hör dir das an, Hiob! Steh still und betrachte, was Gott Wunderbares tut! 15 Begreifst du, wie Gott all diese Dinge regelt und wie er den Blitz aus den Wolken hervorzucken lässt? 16 Durchschaust du, wie die Wolken am Himmel dahinschweben? Kannst du die Wunder fassen, die Gott in seiner vollkommenen Weisheit tut? 17 Du verschmachtest in deinen Kleidern, wenn sich die Schwüle des heißen Südwinds über das Land legt - 18 kannst du wie er das Himmelsgewölbe ausbreiten und hart machen wie einen gegossenen Spiegel? 19 Bring uns doch bei, was wir zu Gott sagen sollen. Wir können selbst nichts vorbringen, denn wir tappen im Dunkeln. 20 Soll man sich bei Gott anmelden, wenn man etwas sagen will? Da kann man sich ebenso gleich wünschen, von ihm vernichtet zu werden! 21 Wir können nicht in die Sonne sehen, denn sie strahlt hell am Himmel, wenn der Wind die Wolken verjagt. 22 Von Norden her kommt goldener Lichtglanz. Gott ist von Furcht erregender Hoheit umgeben. 23 Der Allmächtige ist unerreichbar. Seine Macht ist groß. Das Recht und die Gerechtigkeit in ihrem ganzen Umfang beugt er nicht. 24 Deshalb sollen die Menschen ihm Ehrfurcht erweisen. Ihrer Weisheit aber schenkt Gott keine Beachtung.«

Und dieser Gott hat uns in Jesus Christus vergeben und wir dürfen Vater zu ihm sagen.

Zusammenfassung

Ich komme nun zum Schluß und möchte ein paar Kernaussagen noch einmal auflisten.

Segen

Hiob 33

Gott spricht:

Ich habe ein Lösegeld für dich gefunden, du bekommst jugendliche Frische zurück. Wenn du zu Gott betest, wirst Du gnädig angenommen werden. Du wirst Gott ins Gesicht sehen und vor Freude jubeln und deine Gerechtigkeit zurückbekommen. Dann wirst du vor den Menschen ein Lied anstimmen und erklären: ‚Ich hatte gesündigt und gegen das Recht verstoßen, aber er hat es mir nicht heimgezahlt.‘