Einleitung
Heute geht es 'mal um einen jungen Mann aus der Bibel. Kennt ihr junge Leute, die in der Bibel erwähnt werden (kurz herumfragen)?
Wie sind eigentlich junge Leute? Können wir Älteren uns noch erinnern? Da war doch was...
Ich möchte mit Euch heute einen jungen Mann namens Elihu betrachten (Kennt den jemand?)
Er taucht nur im Buch Hiob auf; sein Name „Elihu“ taucht zwar auch in diversen anderen Aufzählungen auf, aber das ist höchstwahrscheinlich nie die Person aus dem Buch Hiob.
Kurz zur Vorgeschichte: Hiob hat wirklich schlimme persönliche Katastrophen erlebt: Seine Kinder sind alle umgekommen, seine Frau hat ihn verlassen, sein Besitz war futsch und er war voller Geschwüre. Dann besuchten ihn drei Freunde, die es gut meinten, aber nach einiger Zeit entspann sich eine ungesunde, unbarmherzige Diskussion. Hiob klagte, daß Gott ihm Unrecht tut, und seine Freunde waren fest der Meinung, daß so ein Unglück auf irgendeiner Schuld unbedingt beruhen muß, denn:
Wer alles richtig macht, dem passiert ja kein Unglück.
Das ist Unsinn, oder?
Und diesen Elihu stört dieser Unsinn, ja es regt ihn richtig auf.
Um das jugendliche Reden richtig 'rüber zu bringen, verkleide ich mich als Jugendlicher, wenn ich aus der Rede von Elihu lese. Dazu setze ich diese Baseball-Kappe verkehrt herum auf. Die anwesenden Jugendlichen mögen mir verzeihen, denn diese umgedrehte Baseball-Kappe gehörte vor 20 Jahren zu einem typischen Jugendlichen-Outfit und wenn es vor 20 Jahren schon jugendlich war, dann ist es das heute eigentlich nicht mehr. Ich könnte mir auch ein Piercing in die Wange machen (verbogene Büroklammer an die Wange klemmen), aber da kann ich nicht so gut mit sprechen und daher wähle ich die Kappe als Symbol. Und keine Angst: Ich werde nicht rappen.
Was mischt sich der junge Kerl ein!
Es geht los in Hiob 32; NL
Das ist gut: Keine Antworten geben können, aber Du bist schon 'mal schuldig. Dieses Denken kann einen schon aufregen.
Also doch ein höflicher junger Mann?
Ist das typisch jugendlich? Irgendwo schon, oder? Zwar sind nicht alle so unter Druck, wie dieser Elihu, aber oft genug müssen sie das 'raus lassen, was sie beschäftigt. Sie müssen auf Unrecht hinweisen, sie müssen ihrem Ärger Luft machen. Und wir Älteren wiegeln dann oft genug ab: Ja, ja gemach, komm' Du erstmal in mein Alter.
Manch ein Jugendlicher ist irriert von uns, weil wir trotz unserer Lebenserfahrung und unserer „Weisheit“ doch falsche Entscheidungen zu treffen scheinen, weil wir Kompromisse eingehen, die manchmal irgendwie faul wirken, und weil wir oft genug bequem geworden sind. Und manchmal sind wir Älteren ziemlich angepißt, wenn man uns darauf hinweist.
Elihus Evangelium
Hören wir ihm trotzdem weiter zu (Kapitel 33):
Das ist ja irgendwie süß, wenn ein Halbstarker so etwas zu einem sagt. Und auch dieses „Ich weiß auch etwas“ ist irgendwie auch typisch jugendlich. Manch ein Älterer hat da wenig Geduld, weil er aufgrund der vermeintlich wenigeren Erfahrung und des vermeintlich geringeren Wissens sowieso zum Großteil nur dummes Zeug erwartet.
Aber seien wir geduldig, denn wir wünschen uns auch Geduld, je älter wir werden. Viele Ältere erzählen z.B. irgendwann immer dasselbe, entweder, weil wir nichts neues mehr erleben wollen, oder weil wir uns nicht mehr so richtig erinnern, wem wir was erzählt haben. Und dann wünschen wir uns auch Geduld und keine verdrehten Augen.
Elihu geht am Anfang schon richtig in die Vollen:
Das hier ist auch wieder typisch jugendlich. Unsereins wäre vielleicht viel behutsamer, denn wir hätten vor Augen, was Hiob alles durchgemacht hat. Man kann seine Klage ja verstehen und es ist auch gut, daß er es herausläßt. Es wird schon wieder, usw.
Der jugendliche Elihu knallt ihm vor den Kopf: Du hast Unrecht!
Eigentlich könnte man diesen Abschnitt das Evangelium des Elihu nennen.
Wir finden hier folgende Punkte:
- Gott erzieht durch Schmerzen. Das ist natürlich schon etwas jugendlich extrem formuliert, aber es ist nicht verkehrt. Manchmal läßt Gott richtig dunkle und schmerzhafte Zeiten zu, aber immer mit dem Ziel der Erziehung und Rettung. Elihu sieht Hiobs Unglück nicht als Folge oder Bestrafung seiner Schuld, sondern als diese Erziehung Gottes. Das ist für uns Ältere eine sehr einfache Sichtweise und echt harter Tobak, aber wenn man es 'mal rein sachlich sieht, ist es richtig. Das bestätigt auch der Schluß des Buches Hiob.
- Elihu spricht von einem Mittler, der Lösegeld gefunden hat. Er weist auf Umkehr und Vergebung hin. Wenn das kein Hinweis auf Jesus Christus ist! Weder Hiob noch seine ach so weisen Freunde haben dies im Blick gehabt, bzw so klar gesehen.
- Dann sind da noch die zwei, drei Mal, wie oft ein Mensch die Chance zur Umkehr hat. Das habe ich früher mal wörtlich aufgefaßt, aber mit solchen Zahlen tue ich mich heute schwer, auch damit, daß es ein endgültiges „Vorbei“ hier auf Erden gibt. Aber wahrscheinlich hat Elihu recht, nur ich muß das nicht für einen Menschen beurteilen, das liegt allein in Gottes Hand.
Elihu ist noch lange nicht am Ende, er fängt gerade erst an. Was haben wohl Hiob und seine Freunde gedacht, als sie sich das von so einem jungen Spund anhören mußten.
Ist Gott ungerecht?
Es geht weiter mit Kapitel 34
Das sind harte Aussagen. Er kritisiert Hiob für seine Klage, für die wir Älteren aufgrund von Hiobs Erlebnissen wohl Verständnis zeigen würden. Er kritisiert insbesondere diese Aussagen Hiobs:
- Hiob ist unschuldig.
- Gott behandelt Hiob ungerecht.
- Gott ist es völlig egal, ob sich ein Mensch nach Gottes Willen ausrichten will.
Auf den ersten Blick möchte man hier Hiob zustimmen und Elihu widersprechen: Wieso? Hiob hat alles richtig gemacht, war gottesfürchtig und trotzdem hat Gott zugelassen, daß ihm dieses unfaßbare Unglück widerfahren ist. Das ist doch ungerecht, oder?
Elihu macht nun nicht den Fehler der anderen Freunde Hiobs, indem er versucht, Hiobs Unglück in direkter Weise zu erklären: Du hast Unglück, also hast Du etwas falsch gemacht. So einfach ist das alles nicht. Elihu betrachtet dieses Problem in grundsätzlicher Weise:
Also, Elihu, jetzt denk doch mal bitte daran, was Hiob erlebt hat! Wir erleben hier, daß Jugendliche manchmal etwas über das Ziel hinauszuschießen scheinen. Sie urteilen oft hart gegen andere, aber mit sich selbst haben sie allerdings meist viel mehr Verständnis, was sie allerdings mit uns Älteren oft gemeinsam haben.
Aber: Hat er Recht oder Unrecht?
Schauen wir uns wieder die Kernaussagen an:
- Wenn Gott kein Interesse an uns hätte, würde die Erde und alles Leben erlöschen. Dem kann man sicherlich zustimmen.
- „Kann einer regieren, der das Recht verachtet?“ Na ja, hier auf Erden geht das schon, aber Gott, der die ganze Welt in seiner Hand hat, das erscheint Elihu undenkbar, und mir auch, auch wenn ich nur einen winzigen Bruchteil von dem verstehe, was hier auf Erden so passiert. Nach meiner Wahrnehmung verhindert Gott auch nicht immer, daß Gottlose und Volksverderber an die Macht kommen. Trotzdem ist er gerecht, auch wenn das unseren Horizont überfordert.
- Gott durchschaut jeden Menschen, er erkennt den Übeltäter sofort. Und auch unsere bösen Gedanken und Taten sind nicht vor ihm verborgen, ganz klar. Und er sieht auch die Not der Menschen, auch unsere.
- Aber der entscheidene Punkt in diesem Abschnitt ist für mich die Aussage: „Soll Gott etwa so mit den Menschen umgehen, wie es deiner Vorstellung entspricht, weil du unzufrieden bist? Soll er dich an seiner Stelle entscheiden lassen?“ Genauso wie Hiob und seine Freunde damals versuchen wir uns die Welt zu erklären, zu verstehen, warum Gott so vieles zuläßt, was wir vielleicht verhindern würden, wenn wir könnten. Und wir kommen natürlich meistens zu keiner Lösung, aber dieses jugendliche Vertrauen, daß Gott den Durchblick hat, alle Probleme durchschaut, das ist die richtige Sichtweise.
Was habe ich davon, daß ich nicht sündige?
Kommen wir zu Kapitel 35:
Das ist doch eine zentrale Frage für Christen: Warum eigentlich nicht sündigen? Warum nicht einmal etwas neues probieren und dabei Grenzen überschreiten? Ehebruch, Drogen, sich illegal fremdes Geld aneignen? Einmal sich etwas leisten können. Was hatte ich denn bisher davon, daß ich mich an Gottes Gebote gehalten habe? Ich muß immer noch jeden Cent umdrehen, habe Schicksalsschläge erlebt, mein Leben ist eingefahren, immer dasselbe, wofür denn?
Dazu möchte ich ein Erlebnis erzählen: Ich habe noch ein Wertpapierdepot, wo schon seit 15 Jahren keine Papiere mehr drauf sind. Ich hatte damals im Rahmen des Hausbaus alles verkauft und weil dieses Depot ohne Aktivitäten nichts kostet, habe ich es behalten. Nun bekam ich vor ein paar Monaten Post von der Bank, wo drin stand, daß jemand Wertpapiere (Aktien, Fondanteile, usw) im Wert von über 100.000 Euro auf mein Depot übertragen hat. Der Name des Übertragenden war mir völlig unbekannt und es mußte sich um einen Fehler handeln. Ich habe zwei Tage mit meinem Gewissen gerungen, mir dabei ausgemalt, daß ich das Haus damit abbezahlen könnte, daß es sich um einen mir unbekannten Spender handelt, der unserer Familie etwas gutes tun will, oder das der gewünschte Besitzer ja sowieso Multimillionär ist und gar nicht bemerkt, falls diese Wertpapiere nicht da sind. Nach diesen zwei Tagen habe ich die Bank angerufen, auf den Irrtum hingewiesen und dann war der Reichtum wieder futsch. Ich habe noch einen Anruf bekommen, wo sich eine Mitarbeiterin der Bank persönlich für meinen Hinweis bedankt und sich für diesen Fehler entschuldigt hat.
Ich habe das später einem Kollegen erzählt und der fuhr mich darauf überraschend an: „Glaubst Du, daß Du deswegen in den Himmel kommst?“. Ich war so perplex, daß ich gar keine richtige Antwort geben konnte.
Ja, was habe ich davon, nicht zu sündigen? Was sagt Elihu dazu?
Hier muß man ein bißchen differenzieren.
Zum einen stimmt es: Gott ist nicht auf unsere Taten angewiesen. Er ist nicht auf unsere Leistung angewiesen und man kann ihm auch nicht schaden, wenn man sündigt. Es trennt einen nur selbst von Gott. Man kann sich das Wohlwollen Gottes nicht mit guten Taten verdienen. Diese Aussage entlarvt viele Religionen dieser Welt als Lüge. Aber unsere Taten haben sehr wohl Auswirkungen auf unsere Mitmenschen, entweder direkt oder indirekt. Auch wenn man keinem direkt etwas tut, ist man doch in irgendeiner Form durch sein Leben Vorbild, gut oder schlecht. Das ist eine Verantwortung, der sich jeder stellen muß.
Zum andern fehlt aber in Elihus Argumenten eine neutestamentliche Komponente, die er natürlich noch nicht haben kann: In Johannes 15, 14.15 sagt Jesus Christus:
Man darf jetzt natürlich nicht in diese Pseudo-Pädagogik zurückfallen, nach dem Motto „Also, wenn Du jetzt nicht artig bist, dann ist Gott total traurig.“ Es geht nicht darum, mit Gottes Verletzbarkeit andere auf den Pfad der Tugend zu zwingen. Gott ist immer noch der allmächtige Gott, aber in der persönlichen Beziehung zu Gott, als Freund Jesu, muß einem bewußt sein, daß er ein Interesse an uns persönlich hat, an dem, was wir denken, fühlen und tun. Sünde trennt uns von Jesus, blockiert diese Beziehung und alleine darüber ist Jesus traurig, da er uns liebt.
Niemand fragt nach Gott?
Aber kehren wir wieder zurück zu Elihu (Kap. 35)
Niemand fragt wirklich nach Gott, sondern nur wenn es den Menschen wirklich dreckig geht, schreien sie, aber Gott hört sie wegen ihrer Bosheit nicht.
Elihu, der junge Mann, sieht die Bosheit in der Welt und leidet darunter. Hier kann man eine Parallele zu Römer 3 finden, wo ausführlich über die Schlechtigkeit des Menschen im Allgemeinen geschrieben wurde. Klar, der Mensch hat es oft nicht verdient, daß Gott sein Schreien in der Not erhört, aber Gott liebt jeden Menschen trotzdem und daher gilt auch Römer 3, 24-26; NL
Gottes Macht
Es kämen jetzt noch eigentlich zwei Kapitel von Elihus Rede, aber das würde jetzt doch zu lange dauern, zumal er sich in den letzten beiden Kapiteln auch etwas wiederholt. Ihr könnt die Rede zu Hause ja einmal zu Ende lesen.
In Hiob, Kapitel 36, malt er noch einmal Gottes Gerechtigkeit aus und in Kapitel 37 beschreibt er Gottes Größe und davon möchte ich euch noch den Schluß vorlesen.
Und dieser Gott hat uns in Jesus Christus vergeben und wir dürfen Vater zu ihm sagen.
Zusammenfassung
Ich komme nun zum Schluß und möchte ein paar Kernaussagen noch einmal auflisten.
- Auch junge Menschen haben Weisheit und haben oft einen sehr klaren Blick. Sie sind manchmal ziemlich hart, haben aber noch ein deutliches Verständnis für falsch und richtig.
- Gott möchte erziehen, und das kann manchmal schmerzhaft sein. Aber er hat Interesse an Umkehr und Vergebung, denn dazu hat er den Mittler Jesus zu uns geschickt.
- Gott ist gerecht und er hat den Durchblick. Er kann das Problemgeflecht der Welt durchschauen und er durchschaut auch dich und mich persönlich.
- Was habe ich davon, nicht zu sündigen? Auf Gott hat Sünde an sich keine Auswirkungen, aber sie schadet unseren Mitmenschen und sie trennt uns von Jesus, was ihn traurig macht.
- Der Mensch an sich ist böse und deshalb braucht der Mensch die Vergebung und die Erneuerung in Jesus Christus.
- Gott ist allmächtig, doch in Jesus Christus dürfen wir ihn Vater nennen.
Segen
Hiob 33
Gott spricht:
Ich habe ein Lösegeld für dich gefunden, du bekommst jugendliche Frische zurück. Wenn du zu Gott betest, wirst Du gnädig angenommen werden. Du wirst Gott ins Gesicht sehen und vor Freude jubeln und deine Gerechtigkeit zurückbekommen. Dann wirst du vor den Menschen ein Lied anstimmen und erklären: ‚Ich hatte gesündigt und gegen das Recht verstoßen, aber er hat es mir nicht heimgezahlt.‘