Vorgeschichte
Heute möchte ich gerne mit Euch wieder einmal eine Person aus dem alten Testament betrachten: Elia.Vor einem halben Jahr habe ich schon einmal über Elia gepredigt und ich weiß nicht, ob Ihr davon noch etwas in Erinnerung habt.
Mir selbst geht es manchmal so, dass ich mich noch nicht einmal mehr die Predigt vom letzten Sonntag erinnern kann. Aber ich glaube, dass Gott trotz unseren manchmal löchrigen Gedächtnisses uns immer mal wieder mit dem weiterhelfen kann, was wir hier so hören. Und das ist hoffentlich auch heute so.
Ein paar Wiederholungen: Elia stammte aus einem Dorf im Ostjordanland mit Namen Tischbe, welches zum israelitischen Nordreich gehörte. Er lebte wohl als wandernder Prophet.
Der König Ahab dieses Nordreichs, der zu dieser Zeit herrschte, wurde in 1. Könige 16,30-33;NL als der schlimmste König von allen bezeichnet.
Seine Frau Isebel hat einen neuen Gott namens Baal in Israel eingeführt hat, der zum einen als Wettergott verehrt wurde. Zu diesem Baals-Kult gehörten Kinderopfer und dazu ließ Ahabs Frau die meisten der Propheten Gottes ermorden.
Die meisten von uns kennen ja einige der Elia-Geschichten. Er sagte eine Trockenheit voraus, die eintraf, was für Baal als Wettergott ziemlich doof war. Dann suchte Ahab ihn und irgendwann zeigte sich Elia wieder und es gab ein Showdown mit den Baals-Priestern, nach dem Elia Rache an diesen Priestern übte.
Das fand wiederum Isebel nicht so gut und daraufhin bekommt Elia Angst und flüchtet. Er war ziemlich fertig und wollte sterben, aber Gott richtete ihn wieder auf und begegnete ihm.
Ein neuer Auftrag / es geht weiter
Wir sind setzen also jetzt an dieser Stelle fort, wo Elia sich einsam fühlt und herumjammert (1. Könige 19, 14; NL)
Einsamkeit, Überforderung, ein Gefühl der Nutzlosigkeit, ein bisschen auch Hoffnungslosigkeit; es hat alles nichts gebracht. Ich bin übrig, ich bei der Einzige, der noch da ist; vielleicht kennen wir solche Situationen und Gefühle. „herumjammert“ hört sich negativ an, aber genau das macht er und das ist auch OK. Letztendlich zählt für uns, wie wir die Situation empfinden.
Wie reagiert Gott darauf (V. 15-18)?
Gott antwortet hier auf Elias Gejammer.
Ersteinmal ist Elias Aufgabe noch nicht zu Ende. Er soll noch große Taten vollbringen, Könige einsetzen. Aber er ist auch nicht der Letzte, ein anderer wird seine Aufgaben fortführen. Und auch den soll er berufen. Und er ist auch nicht der Einzige. Es gibt 7000 andere, die genauso glauben und Gott dienen, wie er.
Das sind so die Lektionen, die man so lernen muss.
Das „Das hat doch alles keinen Sinn“-Gejammer muss man ablegen. Gott zeigt hier Elia, dass er einen Plan hat. Er erklärt ihm sogar, wie er Gericht üben wird. So einen Einblick will ich gar nicht haben. Aber wenn Gott am Ruder ist, dann wird es einen Sinn haben.
In Römer 8, 28; ELB steht es so:
Das ist oft genug so schwer zu verstehen, dass man es kaum glauben kann. Es stimmt aber.
Die nächste Lektion ist: Ohne mich geht nichts. Eine Variation davon ist: Wenn ich es nicht mache, dann macht es ja keiner.
Das kann einen überfordern und andererseits pflegt es auch ein bisschen das Ego, oder? Vielleicht möchte man das ja auch von den anderen gerne hören. Und man will ja gebraucht sein. Es ist ja wiederum auch furchtbar, wenn man nutzlos ist. Das ist so, als wenn im Arbeitszeugnis stünde: Die Lücke, die er hinterließ, ersetzte ihn vollkommen.
Elia musste hier lernen: Du wirst noch gebraucht, aber es kommt jemand, der nimmt Deine Stelle ein. Wann das soweit ist, entscheidet hier Gott. Es geht also nicht darum, dass man mit 40 zu alt für alles wird, sondern es geht darum, dass Gott Dir persönlich irgendwann sagt, die Arbeit ist zu Ende oder sie wird von jemand anders übernommen. Dann fängt für Dich etwas neues an. Das kann es in jedem Alter geben. Wir sind zwar geliebt und unendlich wertvoll, aber wir sind nicht unersetzbar.
Und in diesem Pool der 7000 gibt es genügend Leute, die auch fähig sind, Gottes Werk zu tun.
Und von diesem Nachfolger wird auch als Erstes nach dieser Begebenheit berichtet: (1. Könige 19, 19-21; NL)
Elisa verabschiedet sich von seinen Eltern und er feiert mit seinen Leuten. Interessant ist dabei auch, dass er einen Schlussstrich unter sein bisheriges Leben setzt. Er schlachtet seine Rinder und verbrennt seinen Pflug. Dieses alte Leben war nicht schlecht, aber es war vorbei, und anscheinend war ihm bewusst, dass es kein Zurück mehr geben wird. Und dann wurde er Elias Diener. So ein bisschen ist das mit einer Lehre vergleichbar. Allerdings lernte er keine Fertigkeiten, sondern er lernte durch das Zusammenleben, durch Abgucken von Elia. Das war sicherlich viel intensiver als so eine heutige Lehre.
Nabots Weinberg
Im nächsten Kapitel folgt eine Episode, da kommt Elia nicht drin vor, deshalb überspringen wir dieses Kapitel heute.
In Kapitel 21 muss Elia das tun, was man so üblicherweise mit einem Propheten verbindet. Aber hören wir erst die Vorgeschichte dazu: (1. Könige 21, 1-4; NL)
Im Prinzip ist das kindisch. Ja, dann lege ich mir den Gemüsegarten halt etwas weiter weg an. Ich bin König, ich habe einen Wagen, ich habe Leute, die mir das Gemüse anbauen. Lieber mache ich große Politik, löse die Wirtschaftsprobleme meines Landes, verhandele mit großen Herrschern, verändere das Land, ich mache mich mit meiner guten Politik unsterblich im Gedächtnis meines Volkes.
Aber nein: Ich kriege meinen blöden Gemüsegarten nicht, ich mach' ein Schippchen.
Manchmal setzen wir vielleicht auch falsche Prioritäten. Gibt es so etwas bei uns auch? Etwas völlig unwichtiges, was wir gerne hätte und nicht kriegen und was uns dann tierisch ärgert?
Wie gehen wir damit um? Manchmal muss man wieder neu lernen, erwachsen zu werden.
Ganz übel ist, was dann passiert. Ahab hatte, wie schon erwähnt, eine Frau mit Namen Isebel.
Gruselig, oder? Das erinnert ein bisschen an die Inquisition.
„Hm, ich hätte ja gerne dieses Grundstück. Ach ich weiß. Ich denunziere ihn als Hexer, der verbrannt werden muss!” Das hat es oft genug gegeben.
Oder man in manchen islamischen Ländern ist es auch schon vorgekommen, dass Christen Papierfetzen mit Koranversen untergejubelt und dann werden sie wegen Missachtung des Korans angeklagt wurden.
Man könnte ja auch einmal darüber nachdenken, wie wir uns verhalten würden, wenn wir die Rolle Ahabs oder Isebels oder die Vornehmen und Ältesten der Stadt einnehmen würden. Vielleicht sind man die noch mehr Söhne der Bosheit als die falschen Ankläger. Ich habe nur Befehle befolgt, ich habe nur meine Pflicht getan. Vielleicht hatten die auch Angst. Wenn ich nicht mitmache, dann bin ich der nächste.
Doch nun kommt Elia ins Spiel:
Das verbinden doch viele mit einem Propheten: Gerichtsbotschaften, unbestechlich, und es soll besonders diejenigen treffen, die sich aufgrund ihrer Macht über jedes Recht und Gesetz hinwegsetzen.
Ahab und Elia kannten sich ja schon von dieser Trockenheitsgeschichte aus 1. Könige 17, die ich am Anfang kurz erwähnt hatte.
Tja, wie gehen wir mit solchen Gerichtsbotschaften um? Der allerwichtigste Gesichtspunkt dabei ist, dass Gericht und auch Rache Gottes Sache ist. Das steht schon in 5. Mose 32, 35 und in Römer 12, 19 wird es für uns erklärt, dass wir nicht selbst Rache üben, auch keine gerechte Rache, sondern es Gott überlassen sollen. Wir können als Menschen keine gerechte Rache üben, dass kann nur Gott.
Schauen wir uns die Strafe hier an. Es ist die ganze Familie von Ahab vom Gericht betroffen und auch wenn Ahab bisher der schlimmste von allen war, gibt es eigentlich für diese erweiterte Strafe keinen Grund. Denn Sippenhaft oder Sippengericht ist nicht im Sinne Gottes. In Hesekiel 18, 2 wird folgendes Sprichwort, dass es später in Israel gab, von Gott kritisiert:
Lest einmal in Hesekiel 18, wie Gott gegen diese Haltung, die hinter diesem Sprichwort steht, vom Leder zieht. Jeder ist für sich selbst verantwortlich, die Kinder werden nicht für die Sünden ihrer Eltern gerichtet. So hat Gott sich das gedacht.
Aber wie passt jetzt dieses Urteil über Ahab und seine Sippe dazu?
Man darf nicht den Fehler machen, diesen Text als ein Gesetz zu sehen. Es ist kein Gesetz, sondern ein Bericht, wie Gott in dieser konkreten Situation gehandelt hat.
Ich bin nicht Gottes Pressesprecher, aber ich kann ein paar Erklärungsversuche abgeben.
Zum einen dient diese Geschichte für uns heute, um Prinzipien von Gottes Reich zu erklären. Dafür ist das alte Testament in erster Linie da. Es ist quasi das Bilderbuch für Gottes Kinder, für uns.
Ich denke, dass Ahab hier ein Symbol für ein von Gott abgewandtes Leben ist. Er war offen für Götzendienst und daraus kamen dann weitere Verbrechen
Wenn man z.B. Geld als seinen Götzen hat, also sein Leben an der Anhäufung von Eigentum ausrichtet, dann wird irgendwann die eigene Ethik immer schlimmer werden und man wird irgendwann krumme Dinge tun, um noch mehr Geld anzuhäufen und es wird immer schlimmer.
Und Ahab und seine Nachkommen könnten hier ein Symbol für Götzendienst und nachfolgenden Verbrechen sein und deshalb verurteilt Gott Ahab und auch seine Nachkommen zum Tode.
Ein weitere Punkt ist, dass Gottes Handeln im alten Testament natürlich auch auf die Situation damals zugeschnitten war. Wenn Gott Ahab und seine Dynastie durch eine neue Dynastie ersetzen wollte, bestand natürlich die Möglichkeit zum Bürgerkrieg, weil die Nachkommen sich das wahrscheinlich nicht gefallen lassen wollten. Und das würde das ganze Volk belasten.
Das sind nur mögliche Erklärungen meinerseits. Mir ist dabei besonders wichtig, dass solche Gerichte wirklich Gottes Sache sind, und nicht unsere. Diese Episode ist nämlich noch nicht zu Ende:
Wie jetzt? Jetzt wird dieser Verbrecher doch nicht gerichtet? Nur weil der so ein bisschen betroffen tut? Wenn wir das Sagen hätten, wäre er damit nicht durch gekommen, oder?
Ahab hat es offensichtlich ernst gemeint. Und Gott hat das Recht, ihn zu begnadigen und das Gericht aufzuschieben oder sogar aufzuheben. Und wenn so ein verbrecherischer Herrscher umkehren kann (was bei ihm leider nicht dauerhaft war), dann hat jeder die Chance dazu.
Im nächsten Kapitel kommt Elia wieder nicht vor, aber Ahab stirbt in einer Schlacht und sein Sohn Ahasja wird König.
Elia und König Ahasja
Und dieser Ahasja hatte jetzt nicht so viel Glück (2. Könige 1, 2):
Warum befragt er den Gott von Ekron? Das ist eine gute Frage.
Wo stellen wir unsere Fragen? Unsere Fragen in Bezug auf unser Verhalten, unsere Ethik, Fragen wie Berufswahl, Partnerwahl oder auch im Umgang mit unserem Nächsten, z.B. auch mit Erziehung, usw.? Wo stellst Du Deine Fragen, wo suchst Du Antworten.
Findet man in der Bibel nicht alle Antworten, die man braucht? Das ist, wie ich finde, eine sehr interessante Frage. Welche Antworten findet man in der Bibel und welche nicht? Wo von hier aus der nächste Eisenwarenladen ist, das finde ich nicht in der Bibel, aber wie ich mit schwierigen Kollegen auf der Arbeit umgehen sollte, da finde ich schon Hinweise und Antworten in der Bibel.
Und dann hat Elia wieder die unangenehme Nachricht zu übermitteln.
Ist das Urteil nicht zu hart? Wir haben hier wieder die selbe Fragestellung wie vorhin. Das ist kein Gesetz hier, sondern Gott entscheidet in diesem konkreten Fall.
Vielleicht wäre Ahasja verschont worden, wenn er wie sein Vater Ahab sich vor Gott gedemütigt und sich entschuldigt hätte.
Außerdem kann es wirklich den Tod bringen, wenn man die Antworten für seine zentralen Lebensfragen an der falschen Stelle sucht. Vielleicht soll dieses Urteil für uns heute das deutlich machen.
Die Geschichte geht aber noch weiter. Der kranke König hat irgendwie kein Problembewusstsein mit seinen eigenen Haltung und ist mit dem bisherigen Verlauf nicht zufrieden.
Für mich ist das nicht ganz leicht zu verstehen. Auf alle Fälle war der König nicht gewohnt, dass man ihn einfach so aus der Ferne informierte. „Du kommst hierher!“ so wollte er Elia antanzen lassen. Letztendlich kostete das 102 Menschen das Leben. Richtig finde ich nicht, was Elia hier gemacht hat, aber Gott hat sich zu seinem Propheten gestellt und es wird auch hier ganz deutlich, dass nicht der König sondern Gott die Macht hat. Der König kann noch so oft „Jetzt aber flott!“ sagen, Gott hat immer das letzte Wort.
Und Elia hatte offensichtlich auch Angst vor den Soldaten, denn sonst hätte Gott ihm keinen Mut zusprechen müssen.
All das ändert auch nichts: Ahasja starb, wie der Herr es durch Elia vorausgesagt hatte. Die menschliche Macht ist begrenzt. Ich bin sicher: Hätte sich Ahasja vor Gott gedemütigt, sich Gott untergeordnet, dann hätte es eine Möglichkeit zur Rettung gegeben. Aber das kann man für ihn anscheinend ja nicht in Frage.
Elias Himmelfahrt
Ja, jetzt fehlt nur noch Elias Himmelfahrt in 2. Könige 2. Er teilt einmal den Jordan, so dass er mit seinem Schüler und Diener Elisa trockenen Fußes durch den Fluss hindurch gehen kann. Und dann kommt ein Wagen aus dem Himmel und Elia wird von einem Wirbelsturm in den Himmel getragen. Vorher setzt er Elisa als seinen Nachfolger ein.
Zusammenfassung
Ich komme zum Schluss.
Wir haben uns heute wieder einmal intensiv mit Elia beschäftigt. Manche seiner Taten kommen uns zurecht fremd vor. Ich glaube, dass die alttestamentarischen Propheten grundsätzlich das Problem hatten, dass sie noch keine Vergebung in Jesus erleben konnten und deshalb oft recht hart und unbarmherzig waren. Dazu hatten sie häufig den Auftrag, schlechte Nachrichten, Gerichtsbotschaften, übermitteln zu müssen. Trotzdem konnten sie oft genug die Nähe Gottes erleben, erleben, dass er da ist und handelt und auch wenn Jesus Christus noch nicht da war, ließ Gott oft genug seine Barmherzigkeit durchschmimmern.
Noch einmal die Hauptpunkte aus der Predigt:
- Elia kam aus einer schwierigen Situation und fühlte sich von allen verlassen und allein. Und Gott reagiert auf diese Haltung: „Ohne mich geht nichts!“ „Ich bin der Letzte, der durchhält!“ „Keiner sonst ist da!“
- Elisa verabschiedet sich von seinem bisherigen Leben und lässt sich auf den Dienst mit Elia, mit Gott, ein.
- Dann kommt die Geschichte mit Nabots Weinberg. König Ahab setzt völlig falsche Prioritäten in seinem Leben und aus seinem Götzendienst entstehen dann auch kriminelle, verabscheuungswürdige Handlungen.
- Elia wird zu einer Gerichtsbotschaft beauftragt. Diese Gerichte und auch die sogenannte gerechte Rache sind Gottes Sache, das wird in Römer 12, 19 schön erklärt: Mein ist die Rache, spricht Gott. Es werden hier Ahabs Nachkommen mit verurteilt, was kein grundsätzliches Gesetz in der Bibel ist. Gott entschied in dieser konkreten Situation so, um uns heute etwas beizubringen und um für die damalige gesellschaftliche Situation die richtige Entscheidung zu treffen. Aber Gott reagiert auch auf Ahabs Schuldeingeständnis und Umkehr.
- Dann muss Elia noch einmal eine Gerichtsbotschaft überbringen, weil Ahasja, Ahabs Sohn, krank ist und einen anderen Gott befragen lässt. Wo stellen wir unsere wichtigen Lebensfragen? Nur bei Jesus Christus werden wir gute Antworten finden.
- Ahasja entschuldigt sich nicht bei Gott, sondern will mit seiner menschlichen Macht eine Lösung herbeiführen, aber das bringt überhaupt nichts.
Er gibt ihm neue wichtige Aufträge (Könige salben), er zeigt ihm, dass es noch 7000 weitere wie ihn gibt und er beauftragt ihn, einen Nachfolger mit Namen Elisa auszuwählen. Und so muss sich auch Elia seiner Nicht-Unersetzbarkeit stellen.