Einer von vielen oder doch einzigartig?

Geht man in der Menge unter und ist man nur ein Teil einer Menge? Oder ist man etwas besonderes? (Psalm 139)

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Einleitung

Sind wir Menschen alleine im Universum? Gibt es auf anderen Planeten vergleichbar intelligente Wesen?

Was Menschen von Tieren in erster Linie unterscheidet, sind ja diese metaphysischen Fragen: Die Frage nach dem Sinn und natürlich auch die Frage nach Gott. Tiere stellen sich, nach dem, was man heute weiß, solche Fragen nicht.

Vielleicht gibt es irgendwo im Universum weitere intelligente Wesen, die solchen Fragen nachgehen. Man hat ja schon viele Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, sogenannte Exoplaneten, entdeckt. Und einige von denen könnten von der Größe her und dem Abstand von ihrem Stern auch bewohnbar sein.

Man weiß das natürlich nicht genau, weil man dass nur sehr indirekt feststellen kann, aber selbst wenn, spielt das für unser Leben tatsächlich keine Rolle. Man kann Information nicht schneller als per Lichtgeschwindigkeit übertragen und selbst wenn es am nächsten Nachbarstern intelligentes Leben geben würde, ist das immer noch 4 Lichtjahre entfernt. Kommunikation wäre dann schwierig.

OK, es ist also nicht wichtig, ob die Menschheit einzigartig im Universum ist.

Wie sieht es denn mit dem einzelnen Menschen aus? Wie einzig oder wie wichtig ist ein einzelner Mensch?

Mir fiel eine Begegebenheit aus dem Jahr 1977 ein, manche erinnern sich vielleicht, wo es Terroranschläge von der RAF gab, der sogenannte deutsche Herbst hieß diese Zeit.

Die terroristische Vereinigung RAF hat damals den damaligen Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer entführt und nachher ermordet. Auf die Details möchte ich da jetzt nicht eingehen, wenn es einen interessiert, kann er das auf Wikipedia nachlesen.

Bei der Entführung wurde auch der Fahrer und drei begleitende Polizisten ermordet.

Danach wurde ein Konzerthalle nach Hanns Martin Schleyer benannt, auch eine Stiftung und diverse Straßen.

Ich habe mich gefragt: warum wurde die Halle nicht nach dem Fahrer oder nach einem der drei Polizisten benannt: Heinz Marcisz, Reinhold Brändle, Helmut Ulmer und Roland Pieler. Diese Namen kennt niemand. Ist Schleyer wichtiger als diese Leute?

Dazu kommt, dass Schleyer während des dritten Reiches ein ziemlich strammer Nazi war. Er war z.B. ab 1943 in einem Verband zur Arisierung der tschechischen Wirtschaft und zur Beschaffung von Zwangsarbeitern für das Deutsche Reich tätig. Er ist bis zur Leitung des Präsidialbüros dieses Verbandes aufgestiegen. Dazu war er SS-Hauptsturmführer, war nach dem Krieg drei Jahre in US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft und wäre wahrscheinlich weiter im Knast geblieben, wenn er nicht im Entnazifizierungsverfahren über seinen SS-Rang gelogen hätte.

Eine Konzerthalle nach einem ehemaligen strammen Nazi benennen? Hm. Aber anders gedacht: Wenn man jetzt diese Halle z.B. nach dem Fahrer benannt hätte, hätte das irgendwie diesen Mord von damals gerechtfertigt? Das wäre ja auch falsch.

Aber trotzdem hätte ich es mir irgendwie gewünscht, wenn die Nebenfiguren, zumindest aus Sicht der Medien, einmal genauso geehrt würden, wie die scheinbar Prominenten. Also warum nicht eine Heinz-Marcisz-Halle?

Verlassen wir nun die Politik und nehmen die Fragestellung mit: Wer ist wichtig und warum?

Psalm 139

Dazu möchte ich Euch den Psalm 139 vorlesen:

1 Für den Chorleiter: Ein Psalm Davids. Herr, du hast mein Herz geprüft und weißt alles über mich. 2 Wenn ich sitze oder wenn ich aufstehe, du weißt es. Du kennst alle meine Gedanken. 3 Wenn ich gehe oder wenn ich ausruhe, du siehst es und bist mit allem, was ich tue, vertraut. 4 Und du, Herr, weißt, was ich sagen möchte, noch bevor ich es ausspreche. 5 Du bist vor mir und hinter mir und legst deine schützende Hand auf mich. 6 Dieses Wissen ist zu wunderbar für mich, zu groß, als dass ich es begreifen könnte! 7 Wohin sollte ich fliehen vor deinem Geist, und wo könnte ich deiner Gegenwart entrinnen? 8 Flöge ich hinauf in den Himmel, so bist du da; stiege ich hinab ins Totenreich, so bist du auch da. 9 Nähme ich die Flügel der Morgenröte oder wohnte am äußersten Meer, 10 würde deine Hand mich auch dort führen und dein starker Arm mich halten. 11 Bäte ich die Finsternis, mich zu verbergen, und das Licht um mich her, Nacht zu werden - 12 könnte ich mich dennoch nicht vor dir verstecken; denn die Nacht leuchtet so hell wie der Tag und die Finsternis wie das Licht. 13 Du hast alles in mir geschaffen und hast mich im Leib meiner Mutter geformt. 14 Ich danke dir, dass du mich so herrlich und ausgezeichnet gemacht hast! Wunderbar sind deine Werke, das weiß ich wohl. 15 Du hast zugesehen, wie ich im Verborgenen gestaltet wurde, wie ich gebildet wurde im Dunkel des Mutterleibes. 16 Du hast mich gesehen, bevor ich geboren war. Jeder Tag meines Lebens war in deinem Buch geschrieben. Jeder Augenblick stand fest, noch bevor der erste Tag begann. 17 Wie kostbar sind deine Gedanken über mich, Gott! Es sind unendlich viele. 18 Wollte ich sie zählen, so sind sie zahlreicher als der Sand! Und wenn ich am Morgen erwache, bin ich immer noch bei dir! 19 Gott, wenn du doch nur die Gottlosen vernichten wolltest! Fort mit euch aus meinem Leben, ihr Mörder! 20 Sie verhöhnen dich und lehnen sich gegen dich auf. 21 Sollte ich die nicht hassen, Herr, die dich hassen, und sollte ich die nicht verachten, die sich dir widersetzen? 22 Ja, ich hasse sie von ganzem Herzen, denn deine Feinde sind auch meine Feinde. 23 Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz, prüfe mich und erkenne meine Gedanken. 24 Zeige mir, wenn ich auf falschen Wegen gehe, und führe mich den Weg zum ewigen Leben.

Was hat das denn jetzt eigentlich mit der Geschichte aus den 70ern zu tun?

Der Psalmist beschreibt hier seine persönliche Nähe zu Gott. Er erlebt, dass er für Gott unheimlich wichtig ist, der allmächtige Gott kümmert sich um ihn persönlich. Aber er ist nicht nur wichtig als einer von vielen, sondern geradezu einzigartig für Gott.

Und ich glaube, das gilt für jeden von uns.

Gehen wir die einzelnen Punkte doch einmal durch:

Gott kennt mich genau

Er hat mein Herz geprüft, das heißt, er kennt meine Einstellung, meine Gesinnung, er weiß, wie ich wirklich bin.

Er kennt meine Gedanken und Pläne, meine Ziele und auch meine Träume.

Egal, was wir sagen oder tun, er versteht, warum wir es tun.

Das hört sich jetzt vielleicht so ein bißchen überwachungsmäßig an, aber es geht eher darum, dass er sich positiv für uns interessiert und uns deshalb genau kennt.

Hier ist auch noch keine Wertung über das Handeln und Denken drinnen. Es geht erst einmal nur um das Verstehen.

Und grundsätzlich ist der Psalmist davon überzeugt, dass Gott ihn beschützen möchte.

Gott ist immer bei mir

Man kann Gottes Gegenwart nicht entrinnen. Oben im Himmel oder unten im Totenreich, Gott ist da. Am äußersten Meer oder auch in der Finsternis, vor Gott kann man sich nicht verstecken. Ganz oben, ganz unten, ganz weit weg oder ganz im Dunkeln, dies ist eine sehr poetische Beschreibung dafür, das Gott bei Dir ist, egal, wo Du Dich gerade befindest.

Der negative Blick wäre, dass man Gott nicht entkommen kann, der positive ist, dass man Gott nicht verlieren kann und darüber bin ich froh.

Der Psalmist ist sich gewiss, dass Gott ihn führt, selbst, wenn er in der Ferne ist. Und auch in jedem Dunkel strahlt noch Gottes Licht.

Ein Mensch als Gottes Plan

Und jeder Mensch ist Gottes Plan. Das lese ich noch einmal vor:

13 Du hast alles in mir geschaffen und hast mich im Leib meiner Mutter geformt. 14 Ich danke dir, dass du mich so herrlich und ausgezeichnet gemacht hast! Wunderbar sind deine Werke, das weiß ich wohl. 15 Du hast zugesehen, wie ich im Verborgenen gestaltet wurde, wie ich gebildet wurde im Dunkel des Mutterleibes.16 Du hast mich gesehen, bevor ich geboren war. Jeder Tag meines Lebens war in deinem Buch geschrieben. Jeder Augenblick stand fest, noch bevor der erste Tag begann.

Und hier sind wir wieder bei dem einzigartig.

Jeder Mensch ist es wert, dass eine Konzerthalle nach ihm benannt wird, ja sogar einen Planeten könnte man nach jedem Menschen benennen, denn er ist herrlich, ausgezeichnet und wunderbar gemacht, einzigartig.

So fühlen wir uns natürlich nicht. Vielleicht haben wir irgendwelche Gebrechen, vielleicht haben wir in unserem Leben schon so einiges vor die Wand gesetzt. Man ist doch nichts besonderes.

Doch, jeder von uns ist etwas besonderes, einzigartiges und zumindest Gott weiß es.

Gottes Gedanken

Der Psalmist sinniert auch über Gottes Gedanken.

17 Wie kostbar sind deine Gedanken über mich, Gott! Es sind unendlich viele. 18 Wollte ich sie zählen, so sind sie zahlreicher als der Sand! Und wenn ich am Morgen erwache, bin ich immer noch bei dir!

Dieser Ausdruck „über mich“ wird in anderen Übersetzungen auch als „für mich“ angegeben. Das hebräische Ursprungswort erlaubt beide Übersetzungen.

Zu wissen, was Gott denkt, dass scheint doch absurd zu sein, oder? Wie kommt man darauf? Es geht hier nicht um ein Wissen oder eine Analyse, sondern um das Bewusstsein, dass Gott an einen denkt, dass Gott mit seinen Gedanken dabei ist.

Und Gott ist auch mit seinen Gedanken bei Dir. Denn Du bist wichtig und einzigartig.

Zorn und Hass?

Und dann kommt ein etwas unpassender Abschnitt in diesem Psalm.

Zorn und Hass, wie passt das?

„Gott, wenn du doch nur die Gottlosen vernichten wolltest!...“

Wir merken hier, dass so ein Psalm kein Lehrtext oder kein juristischer Text ist. Es gibt ja Leute, die glauben, dass Christen alles tun müssen, was in der Bibel steht. Die stellen sich die Bibel als ein Gesetzbuch vor und Christen sind willenlose Zombies, die alles ohne nachzudenken befolgen.

Dieser Psalm macht ja deutlich, dass das nicht so ist. Der Psalmist sinniert ja intensivst über alles nach.

Aber er kriegt einen dicken Hals über Leute, die Gott ablehnen, er ist sauer. Damit wird auch deutlich, dass solche Psalmen eigentlich Lieder sind, wo Gedanken und auch Gefühle ausgedrückt wurden und manchmal hat man Aggressionen und Zorn in sich, das geht wohl jedem so.

Im neuen Testament wird übrigens recht deutlich, dass solche Gefühle nicht unbedingt richtig und sicherlich nicht hilfreich sind.

In Römer 12, 17-21; NL steht das sehr schön beschrieben:

17 Vergeltet anderen Menschen nicht Böses mit Bösem, sondern bemüht euch allen gegenüber um das Gute. 18 Tragt euren Teil dazu bei, mit anderen in Frieden zu leben, so weit es möglich ist! 19 Liebe Freunde, rächt euch niemals selbst, sondern überlasst die Rache dem Zorn Gottes. Denn es steht geschrieben: »Ich allein will Rache nehmen; ich will das Unrecht vergelten«, spricht der Herr. 20 Handelt stattdessen so, wie es in der Schrift heißt: »Wenn dein Feind hungrig ist, gib ihm zu essen. Wenn er durstig ist, gib ihm zu trinken, und er wird beschämt darüber sein, was er dir angetan hat.« 21 Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse durch das Gute!

Tolle Verse, aber wirklich schwer. Oft genug möchte man lieber mit dem Psalmisten ausrufen: Gott, gib ihnen eins drüber.

Aber der Psalmist bleibt nicht bei seinem Zorn und Hass stehen.

Erforsche mit Gott und erkenne mein Herz

23 Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz, prüfe mich und erkenne meine Gedanken. 24 Zeige mir, wenn ich auf falschen Wegen gehe, und führe mich den Weg zum ewigen Leben.

Möchten wir uns wirlich von Gott hinterfragen lassen?

Oder gefällt uns „Ich will so bleiben, wie ich bin“ besser? Oder verkürzt: „Ich bin halt so!“

Ich glaube, es ist falsch so zu leben, man bereitet damit sich selbst und anderen oft genug Kummer.

Das Problem ist natürlich, wer sagt einem denn, was richtig ist? Es gibt ja genügend Beispiele, wo die Wahrheit an Personen oder Gruppierungen festgemacht wird. Das ist schön bequem. Das gibt es ja auch in der Gesellschaft, wo manche Leute stolz behaupten, dass sie selber denken, aber sich letztendlich nur auf seltsame Youtube-Videos von seltsamen Menschen verlassen.

Wie ist denn der Weg zum ewigen Leben? Darin mündet ja die Fragestellung, wie es richtig geht.

Und damit kommen wir zu Jesus Christus. Über ihn wird am Anfang des Johannes-Evangeliums gesagt, dass er das wahre Licht ist, das alle Menschen erleuchtet (Johannes 1, 9). Bei Jesus finden wir den Weg zum ewigen Leben. Er sagt das auch selbst (Johannes 14, 6; NL):

Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich.

Es wäre natürlich einfacher zu sagen, hier in unserer Gemeinde gibt es die Wahrheit, nur hier auf unserem Youtube-Channel. Aber das wäre nicht richtig.

Wir machen diese Gottesdienste nach bestem Wissen und Gewissen als natürlich unvollkommene und fehlerhafte Menschen. Sicherlich waren auch in deser Predigt manche Punkte so klar, vielleicht war auch der Vergleich mit Schleyer am Anfang ein blöder Einstieg, er schien mir halt irgendwie passend.

Aber wir als Gemeinde möchten mit vielen zusammen von dieser Wahrheit, von diesem Jesus Christus, weitersagen und dazu auch Menschen praktisch helfen.

Menschen praktisch helfen und von Jesus weitersagen, das gehört zusammen. Eine Kirche, die auf eines von beiden verzichtet, bekommt Schlagseite und verliert letztendlich ihre Existenzberechtigung.

Auch hier müssen wir uns als Christen hinterfragen: Was ist unsere Absicht und unser Ziel?

Wenn da draußen jemand ist, der mit Ideen und Tatkraft mitmachen will, von Jesus weiterzusagen und Menschen zu helfen, der kann Kontakt zu uns aufnehmen.

Wir wissen ja nur ungefähr, wieviele zusehen, wir wissen aber nur zum Teil, wer das ist.

„Zeige uns, wenn wir auf falschen Wegen gehen, und führe uns den Weg zum ewigen Leben.“

Zusammenfassung

Ich fasse zusammen.